"Charaktere" wtf ?!

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Das verstehe ich. Der Satz ist unglücklich formuliert. Die daraus ableitbare Ausgrenzung von Menschen war auch nicht beabsichtigt. Vielleicht war´s schon etwas spät gestern.
    Ich nehme diesen Satz zurück und bitte um Nachsicht.


    Kein Problem :wave


    Man lernt hier doch viel dazu, interessant :-]

  • "Hauptprotagonist" ist vielleicht entstanden, weil manche Menschen evtl.
    "Hauptperson" und "Protagonist" vermengen, fällt mir gerade ein.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Ich will das hier nur kurz klären:


    Zitat

    Original von newmoon


    Ihr Studiengang? Ich habe keine Ahnung, was sie studieren ?


    Zitat

    Original von newmoon


    Anglizismen da, wo sie vonnöten sind. Dies von einem/r AnglistIN.


    (Ich verstehe übrigens nicht, warum da "einem/r" stehen muss. Laut meines Profils hier bin ich eindeutig weiblich. :rolleyes)

    Sorry, I can't hear you over the sound of my awesomeness. :putzen

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  • Zitat

    Original von Dori
    Ich will das hier nur kurz klären:




    (Ich verstehe übrigens nicht, warum da "einem/r" stehen muss. Laut meines Profils hier bin ich eindeutig weiblich. :rolleyes)

    Ich sprach von mir, sorry. :wave

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    @ magali


    Doch, doch, "geil" wurde schon in den 80ern benutzt, wenn es wohl auch noch eine Art Geheimtipp war. Ich weiß noch, wie mir eine Freundin im Sportunterricht davon erzählte und mich fragte, ob ich wüßte, was das heißt.


    Geheimtip ? ich weiß nicht, schließlich hatten Bruce & Bongo mit "Geil" schon 1986 ein Musikvideo und waren 4 Wochen auf Platz 1 der deutschen Hitparade
    (siehe youtupe: unter Stichwort" Bruce Bonog Geil)


    Tante wiki zeigt die Bedeutungswandlung sehr schön (wird auch vom Duden bestätigt) und das das Wort jetzt wieder näher in seiner ursprügnliche Bedeutung gebraucht wird, frei nach dem Modemotto: Alles kommt leicht verändert wieder

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Hallo zusammen,


    ich bitte zu entschuldigen, wenn ich jetzt nicht alle Seiten des Themas danach durchsuchen konnte, ob die Diskussion sich überhaupt noch auf die Ausgangsfrage bezieht und ob mein Einwand vielleicht bereits zuvor gebracht wurde, aber nach sechs Seiten hatte ich einfach die Zeit nicht mehr, die übrigen noch zu lesen, bevor ich meinen bescheidenen Senf dazugebe.


    Ich befürchte nämlich, Figuren als Charktere zu bezeichnen, ist nicht ganz neu. Wie der Charakter in heutige Rezensionen gelangt, mag eine andere Frage sein, er ist aber durchaus gebräuchlich. Und zwar in der Literaturwissenschaft.


    Tatsächlich ist Charakter kein Synonym für Figur, vom literaturwissenschaftlichen Standpunkt aus ist er aber sogar der präzisere Begriff der beiden. Dort ist Figur nämlich ein Oberbegriff und man unterscheidet ihn weiter in Typen und Charaktere.


    Typen sind solche Figuren, die sich eben nicht durch einen individuellen Charakter auszeichnen, sondern allgemeingültige, unveränderliche Eigenschaften besitzen (und häufig karikieren). Sie treten also nur als Vertreter eines bestimmten Typus, nicht als Persönlichkeit auf: der Soldat, der Polizist, der Briefträger, der Wirt, der Mentor, …
    In der modernen Unterhaltungsliteratur sind Typen bestenfalls selten und dann auch meist nur Randfiguren und Statisten.


    Stattdessen treffen wir fast ausschließlich auf Charaktere, also solche Figuren, die sich durch individuelle Charaktereigenschaften auszeichnen, die häufig im Verlauf der Geschichte einer Veränderung unterworfen sind.



    Wie gesagt, sollte ich damit einen vorhergehenden Beitrag wiederholen, tut es mir leid.

  • Vielen lieben Dank! Dass es Typen gibt, war mir bekannt, und wenn diese gehäuft in der Unterhaltungsliteratur auftreten, wird wohl von Trivialliteratur gesprochen.


    Kann man also "Charaktere" in Rezensionen schreiben oder nicht? ?(


    Wenn man z.B. einen Roman von Stephenie Meyer rezensiert, deren Figuren recht schablonenhaft agieren, müsste man dann strenggenommen schreiben: "Die Vertreter eines Typus blaba" statt "Charaktere" ? Wäre es in diesem Fall besser, von "Figuren" zu sprechen? Fragen über Fragen! Und da Du vom Fach bist - kann man von "Hauptprotagonisten " sprechen ? Danke im Voraus! :wave

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  • Philipp


    nein, nein, tust Du nicht. Etwas wiederholen, meine ich.
    In der literaturwissenschaftlcihen Fachterminologie gibt es natürlich den Begriff 'Charakter' als Unterbegriff von Typus. Ursprünglich kommt das alles aus dem Drama, keine Frage.


    Hier ging es aber darum, wie 'Charakter' in Meinungsäußerungen von Leserinnen einzuordnen ist, und da wird der Ausdruck eben synonym für 'Figur' gebraucht und seine Herkunft ist weniger aus der Fachliteratur als als Anglizismus zu erklären.


    Dein Beitrag ist spannend und, da sich hier ein wirklich böser Streit entwickelte, insofern äußerst komisch, weil Du damit ganz unschuldig erklärst, daß all die, die auf 'Charakter' bestehen, verkappte LiteraturwissenschaftlerInnen sind. Die anderen, die 'Charakter' nicht für 'Figuren' haben wollen, sind also die eigentlichen Laien.
    :rofl :rofl



    Danke für den Beitrag, Du konntest nicht wissen, daß das hier ein Minenfeld ist.
    :lache


    Beatrix


    witzig!
    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Nun ja, liebe magali, ich fürchte, das gestaltet sich dann für mich zu schwierig.


    Angenommen, ich schriebe in einer Rezension von Charakteren, weil ich eben weiß, was damit gemeint ist, woher soll nun der Leser meiner Rezension wissen, dass ich das weiß? Möglicherweise würde er nicht weiterlesen, weil er glaubt, ich verwende einen falsch angewandten Anglizismus, der die Sache nicht trifft, obwohl er die gleiche Form hat wie der literaturwissenschaftliche Begriff, der die Sache sehr wohl trifft. Er würde mich als dumm und unfähig beschimpfen, bis ich ihm nachweisen könnte (falls ich dazu die Gelegenheit bekäme), dass ich vom wissenschaftlichen Hintergrund an die Sache gegangen bin.
    Möglicherweise würde ich aber auch glauben, dass derjenige meine Rezension deshalb nicht weiterliest, weil er der literaturwissenschaftlichen Begrifflichkeiten nicht mächtig ist, und ihn nun seinerseits als dumm bezeichnen. Welch großes Missverständnis!


    Da unterstelle ich einem Rezensenten, der eigentlich korrekte Begriffe aus vermeintlicher Unkenntnis vermeintlich nur zufällig korrekt verwendet, lieber gar nicht erst, dass er solches tut, sondern erfreue mich einfach an einer hoffentlich ansonsten gut geschriebenen Rezension, die möglicherweise auch noch inhaltlich etwas zu bieten hat. Zumal ja, wenn auch vielleicht nur zufällig, gar kein Fehler vorliegt.


    Im Übrigen wollte ich weder der einen Seite noch der anderen unterstellen, sie seien verkappte LWler oder aber Laien. Ich sage lediglich, dass Charakter durchaus der korrekte Terminus ist. Und zwar letztlich vollkommen unabhängig davon, von wem er verwendet wird. Eben als Unterbegriff des literaturwissenschaftlichen Begriffs der Figur (nicht des Typus!!!).


    Und selbst diejenigen, die nicht wirklich wissen, wie sich ein Charakter von einem Typus unterscheidet, dürften in den allerseltensten Fällen falsch liegen, weil Typen nun mal in der gängigen Literatur kaum noch vorkommen.



    Zitat

    Vielen lieben Dank! Dass es Typen gibt, war mir bekannt, und wenn diese gehäuft in der Unterhaltungsliteratur auftreten, wird wohl von Trivialliteratur gesprochen.


    Nein, so kann man das nicht sagen, Newmoon. Klischee ist nicht gleich Typus und Typen zu verwenden alles andere als trivial. Ich darf mal einen Text von meinem Alter-Ego BennoP zitieren:


    Zitat

    Der Ältere und der Jüngere


    Ein Mann hatte zwei Söhne. Er liebte sie beide. Der Ältere war ihm wohlgeraten, der Jüngere aber zeigte sich schon früh als Sorgenkind. Als dieser es wieder einmal gar zu arg getrieben hatte, beschloss der Mann seine sparsame Zeit fortan vor allem für ihn aufzuwenden, wusste er doch, dass der Ältere seiner kaum bedurfte, um sich den Stolz des Vaters zu verdienen.
    Viel Aufmerksamkeit schenkte er nun dem anderen, unternahm dies und jenes mit ihm, sprach lange und oft mit ihm über seine Verfehlungen und vergaß auch nicht, ihm den Bruder als Vorbild zu erwähnen. Doch gerade, als er glaubte, sein Tun zeige Wirkung, steckte man den Älteren ins Gefängnis.


    In diesem Text gibt es keine Charaktere. Keine der auftretenden Figuren hat individuelle Eigenschaften. Wir haben den Typ Vater und zwei verschiedene Typen Sohn, von denen einer dem Typ Sorgenkind entspricht.


    Typen haben wir z. B. immer dann, wenn ein Text nicht individualisieren, sondern Allgemeines zum Ausdruck bringen will. Das trifft häufig auf Märchen zu (die Hexe, der Zwerg, …) auf Sagen, aber auch auf Texte der sogenannten Ernsten oder Hochliteratur (Begriffe, die mir gar nicht gefallen).


    In Geschichten, die vor allem unterhalten wollen, finden wir sie deshalb eher als Statisten, weil wir dort ansonsten an Charakteren interessiert sind. Aber ein Bote, der nur mal eben einen Brief bringt, um dann wieder zu verschwinden, muss eben nur als Bote zu erkennen sein. Er wird daher nicht als Charakter, sondern als Typus auftreten.



    Zum Hauptprotagonisten:
    Meine Güte, die Hauptsache ist doch letztlich, dass du verstanden wirst.


    Aber ja, eigentlich bedeutet Protagonist bereits so viel wie "der Erste", er oder sie ist also die Figur, um die sich alles dreht und die alles dreht, die zentrale Figur, deren Konflikt der zentrale der Geschichte ist. Sie duldet also bestenfalls dann einen weiteren Protagonisten neben sich, wenn beide gleichermaßen an diesem zentralen Konflikt beteiligt sind. Das ist nicht nur selten, sondern auch schwer umzusetzen.


    In der Regel haben wir also den Protagonisten und mehrere Hauptfiguren.


    Wenn wir nun aber mehrere Stränge in einer Geschichte haben, würde ich es zumindest nachvollziehbar finden, in jedem Strang einen Protagonisten dieser Handlungsebene zu haben. Eigentlich nennt man die Handlungsträger, aber was solls? Wir betreiben ja hier eben keine Wissenschaft (denn dann würden wir auch andere Begriffe, wie etwa die Erzählperspektive, so nicht mehr verwenden dürfen).


    Und wenn jeder Strang einen Protagonisten hat, ist logischerweise derjenige des Haupthandlungsstrangs der Hauptprotagonist. Und wen das stört, der hat eben mehrere Handlungsträger und einen Protagonisten.


  • Philipp


    ja, danke, eben darum ging es. Schade, daß Du nicht zwei Tage früher heir warst, das hätte mir einen Haufen Ärger erspart.
    Als Dumm udn unwissend wurde hier allerdings keine bechimpft, darauf möchte ich hinweisen.
    Die Sache mit den verkappten Lit.wiss. stammt nicht von Dir, das bezog sich auf den unsinnnigen Streit hier, den Du nicht kanntest. Kein Problem.
    Du liegst genau richtig.



    Schöner Beitrag insgesamt, danke.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Philipp : Was sagt man denn statt "Erzählperspektive"? ?( (ich würde das sonst einfach umschreiben mit "auktorialer Erzähler", "Personaler Erzähler" (? - Ich kenn das nur auf englisch, da ist es der First-Person-Narrator) usw.)

  • Zitat

    Original von Dori
    Philipp : Was sagt man denn statt "Erzählperspektive"? ?( (ich würde das sonst einfach umschreiben mit "auktorialer Erzähler", "Personaler Erzähler" (? - Ich kenn das nur auf englisch, da ist es der First-Person-Narrator) usw.)


    Nichts. Man sagt es, nur meint man damit meist nicht das, was ein Literaturwissenschaftler meinen würde. Wobei auch das variieren kann, weil die Literaturwissenschaft Begriffe eben auch nicht einheitlich verwendet.


    Vielleicht darf ich einfach auf diesen Artikel verweisen:


    http://philippbobrowski.wordpr…-haltung-und-perspektive/

  • Vielleicht doch kurz zusammengefasst, falls man nicht den ganzen Artikel lesen will:


    Die Perspektive sagt eigentlich nichts über auktorial oder personal aus. Es gibt einfach die Außen- und die Innenperspektive. Sobald der Erzähler Gedanken und Gefühle der Figur erzählt, erzählt er aus einer Innenperspektive.


    Personal und auktorial sind unterschiedliches Erzählverhalten. Verhält sich der Erzähler personal, nimmt er die Sichtweise der Figur an, verhält er sich auktorial behält er seine eigene, also die des Erzählers bei.


    Diese und weitere Bedingungen des Erzählens machen in ihrer Gesamtheit die Erzählsituation aus. Und das ist das, was wir meist alles unter dem unwissenschaftlichen Begriff der Erzählperspektive zusammenfassen. Stört ja aber niemanden.