"Charaktere" wtf ?!

  • Zitat

    Original von Dori
    So drastisch sehe ich das überhaupt nicht.


    Du bist ja auch nicht ich.


    Zitat

    Keiner hat gesagt, dass sich hier irgendwer irgendetwas verschließt und keiner hat irgendetwas literaturpäpstlich... was auch immer.


    Zitat

    Original von Mikke
    Charaktere oder Figuren, mein gesunder Menschenverstand hält mich nicht davon ab Anglizismen zu verwenden, die ich sinnvoll finde und häufig verwendet werden, auch wenn sie formal noch nicht anerkannt sind.


    Wir sind doch hier keine Literaturpäpste und die rezensierten Bücher haben in den seltensten Fällen Nobelpreisniveau, dass hier bei den Rezensionen auf solche Spitzfindigkeiten geachtet werden muss.:cry


    Interessant auch der Gedanke, daß man beim Abfassen eigener Meinungen über nicht 'niveauvolle' Bücher auch Sprachregelungen nicht besonders beachten muß.


    :lache


    Von allen hinreißenden Argumenten, die ich je in solchen Diskussionen gehört und gelesen habe, ist das eine der ulkigsten. Und am niederschmetterndsten.


    Zitat

    Der Tenor der ersten Beiträge dieses Threads war allerdings, dass "Charakter" als Bezeichnung für die Figur eines fiktiven Textes aber absolut falsch wäre und auf keinen Fall so zu gebrauchen sei.


    Stimmt. Weil es ein falscher Gebrauch eines deutschen Begriffs in einem deutschsprachichgen Text ist.


    Zitat

    Und schwammig ist "Charakter" schonmal gar nicht, sonst würden es die Anglophonen Literaturwissenschaftler nicht verwenden. Dass es im Deutschen noch eine andere Bedeutung hat, ist doch völlig egal. Das tun viele Worte, woher kommt sonst das Teekesselchen-Spiel?


    Anglophone Literaturwissenschaftler? :gruebel
    Willst Du sagen, daß LiteraturwissenschaftlerInnen, die englisch sprechen, in deutschsprachigen Texten das Wort 'Charakter' verwenden wie das englische Wort 'character'?
    Wenn das gemeint war, liegt des Rätsels Lösung auf der Hand: sie verwenden einen Anglizismus. Sie sind dem Englischen näher als dem Deutschen. Das passiert ganz leicht, wenn man in zwei Sprachen hantiert und sich nicht klar macht, in welcher man gerade arbeitet.
    Deswegen macht es aus der falschen Verwendung eines deutschen Begriffs noch keine richtige. Sie behersrchen einfach ihre Muttersprache nicht gut genug. Oder gehen nicht sorgfältig mit ihr um.
    Passiert jeder und jedem. Schande über uns, die wir uns mit Sprache beschäftigen. :grin



    Mit 'character' und 'Charakter' ist kein Teekesselchen entstanden. Es sind Wörter aus zwei verschiedenen Sprachen, nicht aus einer.


    Hier werden doch zwei Wörter verwechselt. Das englische 'character' heißt auf deutsch auch 'Figur'.
    Das deutsche 'Charakter' heißt nie 'Figur'. In keiner Sprache.
    Sprachschluderei.



    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ Dori: Weitermachen sollen sie. Die Inuit benennen schließlich 50 unterschiedliche Arten von Schnee, sorgen also - ganz im Gegenteil zu den Charakteren - für eine präzise Begrifflichkeit. :-)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ist schon eine interessante Diskussion hier, fuer mich eben auch, weil ich es von aussen betrachte. Bekomme ja nur indirekt die Sprachentwicklung in D mit und bin nicht selten ziemlich verwundert. Es faellt mir da schwer zu unterscheiden zwischen


    * falschen Freunden (z.B. wie hier diskutiert Charakter)
    * Anglizismen, die in die Sprache aufgenommen werden (z.B. Software)
    * Denglisch, also Worte, die sich englisch anhoeren aber in der englischen Sprache meist gar nicht mal so existieren (z.B. Handy oder die Soccerhalle)


    Gerade bei der dritten Gruppe schuettelt es mich immer. Warum kann man eine Halle, in der Fussball gespielt wird, nicht Fussballhalle nennen??? Warum muss man ausgerechnet da einen amerikanischen Begriff mit einem deutschen kombinieren, wenn die Amis noch nicht mal gut im Soccer sind :rolleyes

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich hab was Schönes für Dich, Beatrix:


    was sich in den letzten Jahren durchgesetzt hat hierzulande, ist der 'Coffee to go', beim Bäcker, in den Cafés, in Schnellrestaurants.


    Inzwischen wird er aber immer häufiger so bestellt:


    Einen Coffee to go zum Mitnehmen, bitte.


    Ich könnte mich jedesmal kringeln. :lache



    Sprachlich gesehen finde ich die Entwicklung hochspannend. Es wird immer behauptet, gerade Anglizismen dienten der Verkürzung, des Einsparens von Wörten, seien griffiger und schneller.
    Hier aber findet sich eine Redundanz, es wird zuviel gesagt.
    Ein neues Rätsel, herrlich.


    Sprache ist einfach wunderbar!



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • In der Nähe meines Arbeitsplatzes gibt es auch einen Kaffeeladen (Neudeutsch: Coffeeshop) wo Folgendes angepriesen wird:


    Einen Coffee to go zum hier trinken.......

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • @Beatrx


    Schön, gell?


    :lache


    Ich frage mich, ob die Leute 'Coffee to go' für eine Kaffeesorte halten.
    :grin



    Voltaire


    es gibt nichts, was nicht noch übertroffen werden kann. :rofl


    Ich hoffe, daß ich das nicht mal miterlebe, sonst breche ich zusammen. Ich muß jetzt schon immer weggucken, weil ich kichere.



    :wave


    magali

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    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Ich frage mich, ob die Leute 'Coffee to go' für eine Kaffeesorte halten.


    Nein, eher für eine Herkunftsbezeichnung - grobe Richtung zwischen Ghana und Benin.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich komme aus der Rollenspielergeneration; da hieß das "immer schon" Charakter, von daher verwendet ich das Wort schon gelegentlich, auch wenn ich Figuren oder Personal schöner finde (am Personal haben sich aber auch schon Leute gestoßen).


    Aber ich habe ohnehin das Gefühl, dass ich langsam aber sicher verdenglische - stört mich aber nicht.


    Viel schlimmer finde ich ja, dass ich erst seit gestern weiß, dass es Dilogie heißt, nicht Duologie. Ich war erschüttert! Warum sagt einem das keiner?!
    Da kann man sich nur mit der zweideutigen Bedeutung der Dilogie herausreden.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Viel schlimmer finde ich ja, dass ich erst seit gestern weiß, dass es Dilogie heißt, nicht Duologie. Ich war erschüttert! Warum sagt einem das keiner?!
    Da kann man sich nur mit der zweideutigen Bedeutung der Dilogie herausreden.


    Vielleicht, weil es niemand besser wußte :grin
    Reicht Mulle zur Sicherheit mal ein "d" :chen


  • Stimmt:


    "Morgenlatte 2,50 €"


    Edit: Nachgereichter Link:


    http://lustich.de/bilder/werbu…acher-bietet-morgenlatte/

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

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  • Zitat

    Original von Mulle
    Viel schlimmer finde ich ja, dass ich erst seit gestern weiß, dass es Dilogie heißt, nicht Duologie. Ich war erschüttert! Warum sagt einem das keiner?!
    Da kann man sich nur mit der zweideutigen Bedeutung der Dilogie herausreden.


    Warum hast Du mich nicht gefragt?
    :lache


    'Charakter' bei Rollenspielen ist unproblematisch, das gehört zum 'Slang' der betreffenden Gruppe, Insider-Sprache. Völlig okay. Ebenso 'Chara' bei Mangas und Cosplayern. In Soziolekte u.ä. mischt man sich nicht ein, das sind Spezial-Sprachen.


    SteffiB


    ich sehe, daß Du nicht chattest noch simst. wtf ist beim Austausch in solchen Medien völlig gebräuchlich.


    Ich würde das auch alles gern beherrschen, ich finde unterschiedliche Register faszinierend, aber ich habe nicht genug Zeit, all diese 'Unter-Sprachen' gründlich zu lernen.





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    SteffiB


    ich sehe, daß Du nicht chattest noch simst. wtf ist beim Austausch in solchen Medien völlig gebräuchlich.


    Stimmt :-] Vom Simsen krieg ich Sehenscheidenentzündung, und der Nutzen des Chattens hat sich mir auch noch nicht erschlossen. Gibt doch Telefon ...
    Ich gebe zu, ich bin hoffnungslos altmodisch. Ich treffe mich sogar noch mit meinen Freunden. Ich meine, so in echt. Von Angesicht zu Angesicht.

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    Kipling

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