"Charaktere" wtf ?!

  • Vielleicht bei mehreren Protagonisten, wie zum Beispiel bei Twilight, der Prota, der am meisten auftaucht/ aus dessen Perspektive erzählt wird, wie bei Twilight Bella? ?(

  • Wieso? Wenn es mehr als eine Figur im Buch gibt, was doch meistens der Fall ist, wird mit dieser Bezeichnung doch deutlich, um wem es hauptsächlich geht. Oder um welche Personen. Nicht jeder mag Bücher mit zig Personen, die ganz akribisch beschrieben werden. ;-)

  • Der Hauptprotagonist ist der Coffee to go zum mitnehmen.


    Protagonist kann nur einer sein. Wir können noch einen Antagonisten haben. Held/Gegner.


    Es gibt Geschichten mit zwei wichtigen Figuren, die nicht im Verhältnis Held-Gegner stehen. Das muß man dann anders bezeichnen. 'Zwei Figuren im Mittelpunkt' oder ähnliches.
    'Zwei Protagonisten' ist mir auch schon passiert, ist aber daneben. :grin


    'Hauptprotagonist' ist eine unschöne Wortschöpfung, die nur dazu beiträgt, daß Wortgebrauch und Bedeutungen verschwimmen, vage werden. Sprache ist dazu da, einen Sachverhalt möglichst genau wiederzugeben. Sich darauf zu verlassen oder gar darauf zu berufen, daß 'man schon weiß, was gemeint ist', ist falsch.


    Kritiken schreiben ist schwer, wirklich. Die eigene Meinung zu einem Buch formulieren reicht als Aufgabe auch schon. Das Problem ist, daß professionelle KritikerInnen oft ebensowenig Ahnung von ihrer Fachterminologie haben, wie Laien. So schwappt Falsches, falsch Verstandenes, falsch Gemeintes munter hin und her.


    Nun warte ich gespannt auf die Geburt des 'Nebenprotagonisten'.
    :grin




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Vielen Dank, magali...der Terminus wird also trotz inflationärer Verwendung nicht "richtiger"...


    Coffee 2 go zum Mintnehmen, der ist gut...



    :lache :lache :lache

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • In der Literaturwissenschaft ist die synonyme Verwendung von Figur und Charakter durchaus üblich, sofern den Personen im Text selbst spezifische Eigenarten zugeschrieben werden, aus denen sich eben die "individuelle Prägung" ergibt. Im Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft wird Charakter definiert als: "Figur in einem Drama (oder auch einem narrativen Text) mit individuellen Zügen." Will man angesichts dieser Definition streng unterteilen, so könnte man vermutlich sämtliche im Text auftauchende Personen als Figuren bezeichnen; und sofern ihr Verhalten, ihr Denken und Handeln Rückschlüsse auf ihre individuellen Wesenszüge ermöglicht, auch als Charaktere. Auch das ist aber nicht so einfach: ist der Radfahrer, der auf Seite 721 erwähnt wird, Figur oder Charakter? Ist das Radfahren ein individueller Zug? Brauchen wir für die Unterscheidung Namen?


    Solche Diskussionen können zwar interessant sein, aber sind sie sinnvoll? Wer auf die Verwendung, oder bloße Möglichkeit von "richtiger" bzw. "falscher" Sprache pocht, begibt sich auf dünnes Eis (!!), vor allem wenn man dann im "richtigen" Umgang mit Sprache nicht konsequent ist.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Für mich gibt es nur eine sinnvolle Reaktion auf diese Diskussion:


    Beiträge im Eulenforum dürfen nur noch Eulen mit abgschlossenem Sprachwissenschaftsstudium und (mind.) Doktortitel schreiben!!! Allen anderen wird höchstens Leseberechtigung erteilt!


    Wo kommen wir denn hin, wenn Hinz und Kunz hier mit ihren völlig falschen Begriffen hantieren, die Sprache verwässern und sogar ihre eigene, völlig unprofessionelle Laienmeinung zu einem Buch kundtun ???? Und dann nicht mal verstehen , was denn an "Charakteren" und "Hauptprotagonisten" unklar sein soll. Nee, also das geht gar nicht!


    Da oben genannte Kriterien auf mich nicht zutreffen, werde ich also die Flucht ergreifen und mir lieber ein Forum suchen, in dem ich mit meiner unvollkommenen sprachlichen Reife willkommen bin!


    Und tschüß :schnellweg


    P. S. Alle Tipp-, Rechtschreib-, Grammatik- und sonstige Sprachfehler sind mir momentan wurscht!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021


  • :write :write :write


    Professionalität schön und gut, aber irgendwo muss man auch mal eine Grenze ziehen. Ja, "Hauptprotagonist" tut auch mir in den Augen weh, aber alles andere ist meiner Meinung nach Erbsenzählerei. Wir sind hier schließlich nicht an der Uni oder im Deutsch-Unterricht, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden muss, sondern in einem Forum, das sich der Freizeitbeschäftigung Lesen verschrieben hat. Und solange in den Rezis keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler auftauchen, werde ich persönlich keine Wortklauberei anfangen.

  • Voland: ... Solche Diskussionen können zwar interessant sein, aber sind sie sinnvoll? ...


    Das ist die richtige Frage!
    Wenn sie begriffliche Klarheit schaffen, ohne doktrinär zu werden, finde ich derlei Diskurse durchaus anregend. Wenn sie aber dazu führen, dass Leute beleidigt dem Forum den Rücken kehren, sind sie nicht mehr wert als drei Löcher im Kopf ... :nono



  • Ich drehe das mal um und behaupte, daß in diesem Forum Denkverbot herrscht. Es darf nichts infrage gestellt, da sich sonst jemand unwohl fühlen könnte, ohne daß die Betreffende überhaupt angesprochen wurde. Hier soll man sich wohlfühlen, deswegen muß Harmonie herrschen, alles muß schön sein, Probleme haben draußen zu bleiben.
    Es gilt: es darf nur über freundliche Freizeitgestaltung gesprochen werden, über das Einkaufen schöner Dinge, die schöne Gestaltung der Wohnung und des Gartens, über schöne Bücher, über schöne Kochrezepte. Ecken und Kanten kommen nicht vor, man darf nicht einfach mal ins Blaue hinein reden. Auch nur in Verdacht zu kommen, daß man irgendetwas weiß, was über die Preisgestaltung für Frühjahrsmode hinausgeht, ist ganz schlimm.
    Her mit den Maulkörben, aber in rosa, bitte.


    Und tschüß.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich persoenlich mag den Schluss, den Dieter Neumann zieht.
    Selbstredend steht's jedem frei, zu Figuren Neben-, Ueber- oder Unterprotagonisten, Charaktaere oder Characteri, Kaffee zum Dalassen, Sueppchen zum Ausloeffeln oder Jacke zum Anziehen zu sagen.
    Genauso frei steht's jedem, sich darueber zu freuen oder zu aergern, beim Herumgondeln im Netz was dazugelernt zu haben.


    Ich hab nicht Medizin studiert. Wenn ich zu was, was Husten heisst, Schnupfen sage, macht mich das ja nicht zu einem boesen - oder zwangsweise bildungslosen - Menschen. Meinen Arzt, wenn der mir im Vorbeigehen steckt: Uebrigens - Schnupfen ist das, was aus der Nase kommt, aber auch nicht.


    Ich find's nicht tragisch. Und halt's auch nicht fuer ein Spezifikum dieses Forums, sondern fuer ein Phaenomen, dem ich in Deutschland auf jedweder Ebene begegnet bin: Sooft ein Naturwissenschaftler einen Nicht-Naturwissenschaftler auf einen Irrtum hinweist, wird gejubelt und sich bedankt. Von der Natur haben wir alle freiwillig keine Ahnung und schliesslich lernen wir ja alle gern dazu, gell?
    Sooft ein Geisteswissenschaftler dasselbe tut, wird aufgeschrien: Dieser Besserwisser! Dieser Korinthendurchdendarmausscheider! Was masst der sich an, mir was beizubringen, Geist haben wir doch schliesslich alle selber. Da muessen wir doch wohl nix dazulernen.


    Wie gesagt, mich juckt's nicht. Ich kann weiterhin Schnupfen zu meinem Husten sagen, ist schliesslich meiner. Nur erwarten, dass deshalb mein Husten zum Schnupfen wird, kann ich nicht. Zumindest vermute ich, dass ich das nicht kann - bin kein Naturwissenschaftler.


    Froehliche Gruesse zum Karmontag.
    Charlie

  • Ich hab ja nichts dagegen, hier und da über Begrifflichkeiten zu diskutieren. Nur mittlerweile wirkt dieser Thread auf mich ein bisschen wie "Newmoons Kuriositätenkabinett", in dem sie alles sammelt, was ihr auf ihren Streifzügen durchs Forum so begegnet. :rolleyes Und man muss ja nun nicht durchs Forum gehen wie mit der Gabel über den Teller und alle Erbsen aufspießen, die ins Kröpfchen gehören.


    Die Bedeutung des Begriffs "Charakter" haben wir ja jetzt geklärt, und wenn einem so ein "Unwort" wie "Hauptprotagonist" auffällt, kann man das doch direkt dort, wo man es findet, ansprechen, und muss es nicht auf dem Silbertablett vor sich her in eine weitere "Seht mal her, wie dumm einige User sind!"-Diskussion tragen.

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Für mich gibt es nur eine sinnvolle Reaktion auf diese Diskussion:


    Beiträge im Eulenforum dürfen nur noch Eulen mit abgschlossenem Sprachwissenschaftsstudium und (mind.) Doktortitel schreiben!!! Allen anderen wird höchstens Leseberechtigung erteilt!


    Wo kommen wir denn hin, wenn Hinz und Kunz hier mit ihren völlig falschen Begriffen hantieren, die Sprache verwässern und sogar ihre eigene, völlig unprofessionelle Laienmeinung zu einem Buch kundtun ????


    Von Dori:

    Zitat

    Die Bedeutung des Begriffs "Charakter" haben wir ja jetzt geklärt, und wenn einem so ein "Unwort" wie "Hauptprotagonist" auffällt, kann man das doch direkt dort, wo man es findet, ansprechen, und muss es nicht auf dem Silbertablett vor sich her in eine weitere "Seht mal her, wie dumm einige User sind!"-Diskussion tragen.


    Ehrlich gesagt kann ich das nur unterschreiben. Ich finds ja ganz interessant sich über sprachliche Gewohnheiten zu unterhalten etc., aber dieser Thread wirkt auf mich eher wie mit-dem-Finger-auf-die-"Trottel"-zeigen und nicht wie eine sachliche Diskussion, die tatsächlich zum Informationsaustausch gedacht ist.
    Zumal dann einige noch die Keule rausholen, sich über falsch verwendete Begrifflichkeiten mokieren und dann selber nicht mal in der Lage sind Korrektur zu lesen, geschweige denn die gängige Groß- und Kleinschreibung zu verwenden.

    She crouched with her hand out. What the hell was she doing…
    “Here, kitty, kitty, kitty.”
    Oh my God, she was retarded and I was going to kill Jim.
    *Currans POV*

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Flammenkatze ()

  • Zitat

    Original von magali
    Der Hauptprotagonist ist der Coffee to go zum mitnehmen.


    Protagonist kann nur einer sein. Wir können noch einen Antagonisten haben. Held/Gegner.
    magali


    Das mag von der historischen Herleitung des Begriffes "Protagonist" (=Hauptdarsteller) her stimmen, aber sogar der Wilpert von 1989 nimmt bereits (leicht bedauernd) die Begrifflichkeit mehrerer Protagonisten in der Literaturkritik zur Kenntnis. Mit anderen Worten - bei mehreren Hauptfiguren von "Protagonisten" zu sprechen mag dem Wort nicht gänzlich gerecht werden, ist aber mittlerweile Usus.


    Coffee to go ist übrigens ein grandioses Beispiel - ein Engländer verstünde darunter einen Kaffee zum Weglaufen ...

  • Das ist richtig. Aber nur bei zwei voellig gleichwertigen Figuren in der Rolle des Protagonisten waere es noetig, auf diesen Weg auszuweichen.
    Und in dem Fall waer' dann keiner das Haupt und kein anderer der Rumpf, das Werk waere sozusagen ein Geschoepf mit zwei Koepfen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Coffee to go ist übrigens ein grandioses Beispiel - ein Engländer verstünde darunter einen Kaffee zum Weglaufen ...


    Wo wir wieder bei Body Bags, Tankstellen "On the Run" und ähnlichen Missverständnissen wären.


    Aber man muss gar nicht zum Denglischen greifen, um "Wortschändungen" aufzutun.
    Mir stellen sich die Haare hoch, wenn ich in Verträgen von "Veräußererin" lese (der Veräußerer ist an und für sich schon schlimm genug!). Behörden und Juristen haben für so etwas ein besonderes Talent.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Tilia Salix


    Das mag von der historischen Herleitung des Begriffes "Protagonist" (=Hauptdarsteller) her stimmen, aber sogar der Wilpert von 1989 nimmt bereits (leicht bedauernd) die Begrifflichkeit mehrerer Protagonisten in der Literaturkritik zur Kenntnis. Mit anderen Worten - bei mehreren Hauptfiguren von "Protagonisten" zu sprechen mag dem Wort nicht gänzlich gerecht werden, ist aber mittlerweile Usus.


    Coffee to go ist übrigens ein grandioses Beispiel - ein Engländer verstünde darunter einen Kaffee zum Weglaufen ...


    'Coffe to go' hatten wir oben schon von allen Seiten durchdiskutiert.


    zum Rest:


    ich habe niemanden verboten, andere Begrifflichkeiten zu verwenden. Ich weise nur gern auf sog. 'eigentliche' Bedeutungen hin. Es ist im Umgang mit Sprache hilfreich, wenn man sich überlegt, was man sagen will und welche Möglichkeiten es noch gibt. Aber wenn sich jemand einschränken oder wortschöpferisch tätig sein will, u.U. auch bis zur Unverständlichkeit, darf sie das tun. s. Charlies Beitrag.


    Ich befürworte eine klare Begrifflichkeit. Warum man 'Protagonist' in den Plural setzen soll, wenn man einfach Figuren meint, verstehe ich nicht. Tatsächlich schwächt man den Begriff 'Protagonist' auf diese Weise, man stuft ihn herab. Daß man dann ein neues Wort erfinden muß, wenn man eine Hauptfigur braucht, nämlich den 'Hauptprotagonisten', ist logisch.
    Ich sehe nur die Mühe nicht ein.


    Ehrlich gesagt, hat für mich die Verwendung des Worts 'Protagonist', wo man geht und steht, einen Hauch von Angeberei. Man schmückt sich mit einem fremden Wort, weil's so gebildet klingt. 'Person', 'Held', 'Figur', 'Hauptfigur', 'Nebenfigur', ach, nö, das klingt so altmodisch, bieder, so deutsch und kein bißchen hip.


    Und es tun, weil es alle tun und in Wikipedia steht's auch ...
    Meine Großmutter pflegte an der Stelle im Gespräch immer zu sagen: wenn alle in den Rhein springen, springst du dann auch?
    Hier im Forum gibt es noch eine andere Version dieses Spruchs. Sie hat mit Fliegen zu tun.


    Wenn sich jemand angegriffen fühlt, weil sie denken, ihre Beiträge seien gemeint, das ist das eben so. Wenn man so etwas ernst nähme, dann müßten dreimal täglich drei Dutzend Userinnen heulend dieses Forum verlassen, weil sie glauben, daß ihnen irgendwo irgendjemand mit irgendeiner Bemerkung auf die Hühneraugen getreten ist.


    Zur Frage, welche Threads in diesem Forum sinnvoll sind und welche nicht, fällt mir nichts ein. Das ist auch besser so.


    Um in diesem Forum zu überleben braucht man ein Stemmeisen, eine Sanduhr, drei Ziegen, einen der Trompete bläst ... :rolleyes



    :wave


    magali (mit den Fingern wedelnd)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus