Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, ein Buch zu schreiben?

  • Wegen dieser Frage habe ich mich gestern mit einem Kollegen im Büro etwas gestritten. Er liest nur Fachliteratur und belächelt mich immer dafür, wenn ich meine Thriller lese.


    Ein Bekannter von ihm hat jetzt nebenbei angefangen ein Buch zu schreiben. Keine Ahnung, worum es geht, ist inhaltlich auch egal. Mein Kollege meinte nur, das wäre ja gar nicht so einfach und der Bekannte hätte auch Kurse besucht und man könnte ja gar nicht das schreiben, was man wollte, sondern müsste das schreiben, was der Lektor lesen möchte.


    Die finale Bemerkung, die mich dann auf die Palme gebracht hat war: Leute, die neben ihrem Beruf noch ein Buch schreiben, sind total unzufrieden oder frustriert in/mit ihrem Job, sonst würde man doch kein Buch schreiben...


    Keine Ahnung von Büchern und keine Ahnung von Autoren und eine andere Perspektive als seine eigene akzeptiert er nicht. Ich kann es mit ihm nicht diskutieren, fand die Fragestellung aber mal spannend hier im Forum zu stellen und zu diskutieren.


    Was ist Eure Meinung? Wo sind die Autoren, die außerdem noch einen anderen Beruf ausüben oder vielleicht so ihre Autorenkarriere gestartet haben?


    BJ, wo bist Du? Ich erwarte Schützenhilfe von Dir :grin

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Zitat

    Original von Toebi
    Die finale Bemerkung, die mich dann auf die Palme gebracht hat war: Leute, die neben ihrem Beruf noch ein Buch schreiben, sind total unzufrieden oder frustriert in/mit ihrem Job, sonst würde man doch kein Buch schreiben...


    ...und Leute, die neben ihrem Beruf noch fernsehen, wissen nichts mit ihrem Leben anzufangen?


    Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Frag Deinen Kollegen doch einfach mal, ob er kein Hobby hat (und Hobby ist in diesem Sinne nicht nur als "Beschäftigungstherapie" gemeint!).

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich vermute schon, dass Menschen, die sich neben ihrem Broterwerb hinsetzen und Texte fabrizieren, die sie an die Öffentlichkeit bringen wollen, in gewissem Maß nicht ihre alleinige Berufung im ausgeübten Beruf sehen.


    Ein Großteil der Menschen treibt sich in relativ unspektakulären Bürojobs herum, und daher ist es nicht abwegig, wenn über die Schiene "Schreiben" versucht wird, ein Gegengewicht herzustellen.


    Und wer träumt nicht heimlich davon, mit dem Hobby, der liebgewonnene Freizeitbeschäftigung auch Geld oder sogar Anerkennung verdienen zu können?


    Wer hat sich nicht schon als Kind ausgemalt, einen kreativen Beruf einzuschlagen? Schauspieler, Maler, Sänger oder auch SChriftsteller zu werden? Die meisten dieser Träume zerplatzen an der Realität und der Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, was häufig in kreativen Berufen nicht ohne das Risiko, am Existenzminimum zu krabbeln einhergeht.
    Also versucht man, zumindest nebenbei den Traum zu leben. Und das ist in Bezug auf die erträumte Schriftstellerkarierre sicher leichter zu bewerkstelligen als in Bezug auf eine Bühnenkarierre.


    Wer neben dem Beruf ein Buch schreibt, muss deswegen nicht gleich mit seinem Beruf unglücklich sein, er hat aber mit Sicherheit noch Interessen, Talente und/oder Ambitionen, die er in seinem beruflichen Umfeld nicht realisieren kann.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich frage mich gerade, was mich mehr befremden würde: jemand, der so in seinem Job aufgeht, daß er daneben keine Hobbies, Träume und Ziele hat, oder jemand, der sich abends, wenn ihn sein Job annervt, hinsetzt und sich schreibend eine Auszeit gönnt ...


    Es schreiben ja erstaunlich viele Menschen, wenn auch die wenigsten professionell. Ich halte es eher für ein sehr weit verbreitetes Interesse und ein häufiges Hobby (wenn auch oft sicher heimlich betrieben). Wenn du schon sagst, daß dein Kollege außer Fachbüchern nichts liest, dann fehlt ihm in diesem Punkt wahrscheinlich einfach grundlegend das Verständnis. Da hilft aber vermutlich auch Diskutieren nichts; wenn jemand kein musikalisches Gehör hat (ich zum Beispiel ^_^), kann man es ihm auch nicht eintrichtern. Vielleicht ist das mit dem Interesse für Literatur so ähnlich: Wenn man keinen Spaß daran hat, sich Geschichten erzählen zu lassen, hat man sicher auch keinen Spaß daran, sich selbst welche auszudenken. Ist schade, aber ist so.


    Wobei ich mein mangelndes Interesse für Musik immer als Schwäche an mir empfunden habe, nicht als Schwäche der Anderen. Dein Kollege scheint das ja anders zu sehen, wenn er dich fürs Lesen "belächelt". (Oder er versteckt dahinter seine Unsicherheit, weil er auf diesem Gebiet nicht mitreden kann.)


    Ich würde (auch wenn ich nur Hobby-Schreiberin bin) dem Klischee übrigens zum Teil entsprechen. Wobei ich an meinem langweiligen Bürojob sehr hänge und mich dafür auch durchaus über das verlangte Pensum hinaus engagieren kann. Obwohl mein Job mich regelmäßig "total frustriert". ;-)

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

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  • Genauso könnte man doch auf fragen:


    Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, im Garten zu arbeiten?


    Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, sich aktiv in einem Verein oder in einer politischen Partei zu engagieren?


    Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, ein Bild zu malen, zu bildhauern oder sich sonstwie künstlerisch zu betätigen?


    Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, in einem Chor zu singen?


    Was treibt Menschen an, neben ihrem eigentlichen Beruf, sich intensiv dem Fotografieren zu widmen?


    Sehr viele Menschen gehen neben ihrem Beruf doch noch einem Hobby, einer sonstwie gearteten Nebenbeschäftigung nach. Und da ist das Schreiben genaugenommen nur eine unter sehr vielen verschiedenen anderen "Nebentätigkeiten".
    Die Fragestellung erweckt den Eindruck, das Schreiben wäre etwas Herausragendes, etwas ganz Besonderes. Ist es das aber wirklich? :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Die Fragestellung erweckt den Eindruck, das Schreiben wäre etwas Herausragendes, etwas ganz Besonderes. Ist es das aber wirklich? :wave


    Nein, ist es nicht.


    Ein Unterschied zu anderen Hobbys besteht nur darin, dass erstaunlich viele Menschen Hobby- mit Profiliga verwechseln und sehr früh Star-Ruhm wittern, aus mannigfaltigen Gründen, die hier und andernorts schon hundertmal diskutiert worden sind und die ich jetzt nicht wieder alle aufzählen will.
    Ein weiterer Unterschied ergibt sich beim Roman-Schreiben (im Gegensatz zu kürzeren Textformen) - dass dies nämlich ein langwieriger und zeitaufwändiger Prozess ist. Wer Fußball spielt, verbringt auf diese Weise auch fünfzig oder mehr Manntage im Jahr damit, aber man sieht am Ende nicht ein einziges, zusammenaddiertes Ergebnis (außer dass sein Spiel sich verbessert).
    Der Schreiberling hat am Ende (wie z.B. auch ein Modellbauer) ein gewaltiges Ergebnis zusammengetragen, auf das andere Leute mit Ehrfurcht starren und der Frage: Hat der eigentlich nichts Besseres zu tun?


    Um aus meiner eigenen Perspektive die ursprüngliche Frage zu beantworten:
    Ja, ich glaube, dass es bestimmt -auch- Menschen gibt, die mit der Befriedigung aus dem Schreiben mangelnde Befriedigung im Hauptjob kompensieren. Nein, das ist sicher nicht bei allen so. Die Triebfedern sind vermutlich vielfältig.
    Aus eigenem Erleben kann ich nur sagen, dass es ein Prozess ist, wie vieles andere auch. Man fängt damit an, findet Spaß daran, entwickelt Ehrgeiz ... und spielt plötzlich bei den Semi-Profis. Der Ehrgeiz wächst weiter, man verschiebt das eigene Zeitkontingent (wenn die Finanzen es erlauben), man versucht, einen Teil des Lebensunterhalts damit zu verdienen, denn es ist ja ein Ideal, Geld mit Dingen zu verdienen, die man besonders gern macht.
    Was nicht heißt, dass man den anderen Job nicht auch gerne macht. Ich zum Beispiel arbeite mit Begeisterung in meinem Haupterwerb, aber Bücher schreibe ich noch ein bisschen lieber und letzteres ist weniger stressig ... also tendiere ich ganz natürlich dazu, mehr vom Lebensunterhalt aus den Bücher und weniger aus dem anderen zu verdienen.



    Weiter unten in der Liste sehe ich Voltaires Fotografie-Beispiel.
    Da kenne ich mindestens zwei Leute, die das als Hobby begonnen und irgendwann zum Beruf gemacht haben. Die waren auch nicht frustriert von ihrem Job ... sie haben nur eines Tages entschieden, dass sie auf etwas anderes noch ein bisschen mehr Lust haben.
    Menschliche Interessen sind vielfältig. Na ein Glück, sage ich mal.

  • Hier muß mal wieder jene Tatsache angeführt werden, die offenbar eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt ist, obwohl dauernd davon gesprochen wird:


    die wenigsten Autorinnen und Autoren können vom Schreiben ihrer Bücher leben, obwohl sie regelmäßig veröffentlichen.
    Heißt: die meisten Profi-AutorInnen schreiben zusätzlich zu ihrer vollen Berufsarbeit.


    Wie so oft, ist die Realität voll krass. :grin



    Eine erkleckliche Zahl der Schreibenden hat einen 'schreibnahen' Beruf, Jounalismus, Lektorin, Bibliothekarin, Buchhändler, Lehrerin, eine Tätigkeit im weiten künstlerischen Bereich.
    Viele aber nicht. Sie gehen allen möglichen Tätigkeiten nach.


    Natürlich ist 'Autorin' ein Beruf. Das heißt aber nicht, daß man sich hinsetzen kann, losschreiben und dann am Monatsende einen Gehaltsscheck dafür bekommt. Von wem denn?
    De facto kann man mit Schreiben eher arm werden als reich. Es ist lebensnotwendig, daß man irgendwie für das nötige Polster sorgt.


    Dann natürlich ist Schreiben ein Hobby, wie jedes andere auch. Die Leute singen machen Steptanz, laufen Schlittschuh und basteln gotische Kathedralen aus Streichhölzchen. Ist das nicht mehr normal heutzutage?


    Ich glaube nicht, daß es eine Tätigkeit gibt, die einen Menschen vollständig ausfüllt. Wäre ein bißchen wenig, oder? Menschen haben so viele Facetten, Fähigkeiten, Talente. Sie können auch auseinanderstreben, man ist doch keine gußeiserne Einheit.


    Übrigens haben auch Profi-AutorInnen Hobbies, die sie durchaus intensiv betreiben. Heißt das jetzt, daß sie mit ihrem Beruf nicht glücklich und ausgefüllt sind?





    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat von magali:


    Ich glaube nicht, daß es eine Tätigkeit gibt, die einen Menschen vollständig ausfüllt. Wäre ein bißchen wenig, oder? Menschen haben so viele Facetten, Fähigkeiten, Talente. Sie können auch auseinanderstreben, man ist doch keine gußeiserne Einheit.


    :write :write


    Gruß tweedy :wave

  • Zitat

    Original von magali
    Ich glaube nicht, daß es eine Tätigkeit gibt, die einen Menschen vollständig ausfüllt. Wäre ein bißchen wenig, oder? Menschen haben so viele Facetten, Fähigkeiten, Talente. Sie können auch auseinanderstreben, man ist doch keine gußeiserne Einheit.


    Doch, die gibt's. Meine Oma war vollständig glücklich, wenn sie sich um buchhalterische Dinge kümmern konnte. Auch mein Vater übte seinen Beruf mit Leib und Seele aus.


    Ich schätze, es ist auch eher ein Massenphänomen unserer Zeit, sich nicht nur mit einer Sache zufriedenzugeben, sondern immer das Gefühl zu haben, sich irgendwo gestalterisch oder sonstwie verwirklichen zu müssen.
    Frühere Generationen haben sich leichter mit ihrer Lebens- und Berufssituation beschieden oder darin Glück und Zufriedenheit gefunden. Vielleicht, weil noch nicht alles so stark wettbewerbsorientiert und hecktisch war. :gruebel

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  • Zitat

    Original von agu


    :rofl :write


    Stimmt. Bei mir ist des die Mittagspause von 18.00 - 20.00 Uhr. Da gehe ich spazieren und treffe mich mit Freunden, diskutieren über Gott und die Welt...sonst geht mir vor lauter Schreibe der soziale Kontakt verloren

  • @AliceThierry


    Deine Großmuter brachte ihr Tage noch mit anderen Dingen zu außer Buchhaltung. Haushalt? Kinder? Sie hatte das Glück, ein eigenes kleines Spektrum zu haben, innerhalb dessen sie wählen konnte.


    Wenn jemand acht bis zehn Stunden/Tag hinter an einem Schreibtisch sitzt, Papiere hin - und herschiebt oder stundenlang die immer gleichen Telefongespräche mit KundInnen führen muß, wenn jemand am Band irgendwelche Gegenstände zusammensetzt, wenn eine unablässig Säume zusammennähen, ja, selbst wenn jemand Schulstunde um Schulstunde vor den immer gleichen ungezogenen Gören stehen muß, treten im Lauf der Zeit Abnutzungserscheinungen auf, die durch eine andere Beschäftigung gemildert werden. Deswegen haben Menschen Hobbies.


    Daß das heutzutage hin und wieder in Richtung 'berühmt werden' ausgestaltet wird, ist tatsächlich ein Zeitphänomen und liegt an den Medien, die die Botschaft: 'Tanz vor und werde berühmt' nahezu unablässig ausschreien. Trotzdem ist es ein Minderheiten-Phänomen.


    Sich künstlerisch/gestalterisch zu betätigen, ist in meinen Augen ebenfalls kein Massenphänomen, sondern immer noch vornehmlich innerhalb der Bildungselite anzutreffen. Das hat neben anderen Gründen aber auch damit zu tun, daß eine gewisse Befähigung in irgendeinem Bereich der Kunst - und sei es bloß, daß man darüber sprechen kann - unverändert als Ausweis eines gebildeten Menschen gilt.


    Rückschlüsse auf vergangene Zeiten ziehen würde ich eher nicht. Menschen mußten sich, je nach Zeit und Gegebenheiten, mit den bestehenden Zuständen abfinden. Das heißt nicht, daß sie zufrieden waren, sie konnten oft einfach nichts ändern.


    Ich habe schon oft mit Menschen im Alter zwischen Mitte sechzig bis Mitte neunzig gesprochen. Und noch jede und jeder hat irgendwann angefangen zu erzählen, daß sie 'eigentlich lieber' etwas anderes gelernt oder gearbeitet hätten, 'aber die Zeiten waren halt nicht danach'. Künstlerische Tätigkeiten waren selten darunter. Sehr selten.
    Am Ende erklärten sie aber trotzdem, daß sie mit ihren Leben zufrieden gewesen seien. Ein Quentchen Resignation schwang immer mit.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von hef


    Stimmt. Bei mir ist des die Mittagspause von 18.00 - 20.00 Uhr. Da gehe ich spazieren und treffe mich mit Freunden, diskutieren über Gott und die Welt...sonst geht mir vor lauter Schreibe der soziale Kontakt verloren



    So.
    Und was sind für Dich die Eulen? Kein sozialer Kontakt?
    :cry




    ;-)


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Stimmt. Bei mir ist des die Mittagspause von 18.00 - 20.00 Uhr. Da gehe ich spazieren und treffe mich mit Freunden, diskutieren über Gott und die Welt...sonst geht mir vor lauter Schreibe der soziale Kontakt verloren



    So.
    Und was sind für Dich die Eulen? Kein sozialer Kontakt?
    :cry





    Unter soziologischen Aspekten....NEIN. Es ist eine Platform von Gleichgesinnten, und somit fachorientiert, aber back to topic


    Ich hätte mir im Berufsleben (außer in meinem Journalistenleben) nicht vorstellen können, woher ich jemals die Zeit zum Schreiben hätte nehmen sollen :gruebel
    Aber...eins hatte ich mir vorgenommen: wenn du in Ruhestand gehst und die Kinder aus dem Haus, dann wird Schreiben zu deinem Hauptberuf, den du genauso ausübst, wie deinen ehemaligen Job, fulltime.


    Hat also jemand, neben seinem Butterbrotjob, das Schreiben als Hobby erkoren, kann ich denjenigen nur bewundern und mich tief vor ihm verbeugen :anbet

  • Zitat

    Original von magali
    Übrigens haben auch Profi-AutorInnen Hobbies, die sie durchaus intensiv betreiben. Heißt das jetzt, daß sie mit ihrem Beruf nicht glücklich und ausgefüllt sind?


    Zitat

    Original von hef Stimmt. Bei mir ist des die Mittagspause von 18.00 - 20.00 Uhr. Da gehe ich spazieren und treffe mich mit Freunden, diskutieren über Gott und die Welt...sonst geht mir vor lauter Schreibe der soziale Kontakt verloren


    Zitat

    Original von magali So. Und was sind für Dich die Eulen? Kein sozialer Kontakt? :cry


    Zitat

    Original von hef Unter soziologischen Aspekten....NEIN. Es ist eine Platform von Gleichgesinnten,



    In your dreams ....



    :chen

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali


    Ja, wahrscheinlich hast Du Recht was die Tagesbeschäftigungen zu Großmutters Zeiten angeht.


    Dennoch glaube ich, dass heute sehr viele Leute (der Begriff "Massenphänomen" ist wohl etwas übertrieben, das gebe ich zu) von einer Tätigkeit in so genannten glamourösen Bereichen - und dazu zähle ich auch die Schriftstellerei - träumen.
    Nicht nur, weil die Medien einflüstern, dass alles möglich ist, sondern auch, weil es keine standesmäßigen, gesellschaftlichen oder geschlechtsspezifischen Barrieren mehr gibt. Und weil die Leute Zeit zum Träumen haben, ihnen vielleicht auch ein bisschen der Sinn, ein Ziel im Leben fehlt.


    Schon in den 1920ern waren die Hoffnungsvollen vor den Toren der Filmstudios Legion. 50 Jahre früher sah das, mal abgesehen davon, dass es noch keinen Film gab, anders aus. Da war es sicher nur eine Minderheit und meistens mit einem gewissen Bildungshintergrund, die danach strebte, zur Bühne, zum Ballett oder zur Oper zu gehen, Maler oder Komponist zu werden oder eben Bücher zu schreiben.


    Heute durchzieht der Wunsch, eine "brotlose Kunst" auszuüben, wohl alle Schichten und die Realisierung scheint greifbarer aufgrund von Technik und Mobilität.


    Das ist zumindest mein Eindruck.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Frozzeleien, lieber hef, Frozzeleien.
    :lache





    @AliceThierry



    Du hast tendenziell nicht Unrecht.
    Aber was meinst Du mit: standesmäßigen, gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Barrieren, die fehlen? Die gibt es noch zuhauf.


    Sicher strebten mehr Leute zum Film, als vorher zum Theater, aber das neue Medium brauchte einfach mehr Menschen. Tausend StatistInnen sind auf einer Opernbühne schwer umsetzbar, im Film schon.
    Und es ging nicht in jedem Fall um den Traum einer großen Karriere, sondern überhaupt um einen Beruf. Man darf den Starrummel udn Karreirevisionen nicht den Blick dafür verstellen lassen, daß 'Film' innerhklab kürzester Zeit eine gigantische Industrie wurde, die eine große Menge Arbeitsplätze in allen Bereichen brachte.


    Geträumt haben Menschen immer, das brauchen wir zum Leben, um zu bewahren und um etwas verändern zu können. Die Frage ist, wer wie diese Träume beeinflußt. Da liegt einiges im Argen.
    Andererseits muß man die Lage dieser Gesellschaft sehen, die Arbeitsplätze werden weniger, vor allem die qualifizierten. Die ganz normalen Lebensgrundlagen, Arbeit, Broterwerb erodieren. Daß unter solchen Umständen Menschen von einer raschen Berühmtheit via Talentshow träumen, kann man ihnen nicht rundum verargen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So melde mich dann auch mal zur Wort.


    Ich fühle mich total ausgefüllt in meinem Beruf als Chemielaborantin, Sicherheitsbeauftragte, Qualitätssicherungsbeauftragte, Mutter, Hausfrau, Ehefrau usw.


    Ich schreibe nicht um Geld zu verdienen, dann wäre ich bereits verhungert. :gruebelAllerdings könnte meine Figur das gut vertragen.


    Und ja ich pflege lebende soziale Kontakte. :knuddel


    Ich mag nur nicht gerne mit meinen Mann vor der Glotze verbringen. Und Laienschauspielerin zu werden ist heute dank der vielen "Doko Serien" leichter als man glaubt. Die brauchen so viele Darsteller, das die ununterbrochen suchen. Ich habe immer sehr viel gelesen: ich mag nun mal nicht in Bücherhallen gehen. Eine Marotte, aber wenn ich nicht weiß wer dieses Buch alles in den Händen hatte, fühle ich mich unwohl. Also fleißig kaufen, dass sprengte irgendwann mein Budget. Da habe ich beschlossen, wenn ich selber etwas schreibe, dauert es länger und ich kann meine Fantasie ausleben.


    Also nichts von wegen, gelangweilte, frustriete Bürofrau, die nichts anderes im Kopf hat, als ihre Umwelt mit ihren Geschreibsel zu nerven.


    Es ist ein Hobby, nicht mehr und nicht weniger. Jedenfalls bei mir.


    Gruß
    :wave

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

  • Die Fragestellung ist doch schon in der headline vorgegeben....Was treibt...NEBEN dem Beruf....an?


    Das können eigentlich nur die beantworten, die es tun. Ich sagte schon, dass ich es nicht gekonnt hätte und weiß darauf auch keine Antwort