Young Sherlock Holmes 01: Der Tod liegt in der Luft - Andrew Lane

  • Der junge Sherlock Holmes soll seine Sommerferien auf dem Land verbringen bei Tante Anna in Farnham. Stundenlang dauert die Reise und nichts als Gerstenfelder weit und breit. Noch öder geht es ja wohl kaum, Sherlock ist stocksauer. Doch dann kommt alles ganz anders und plötzlich ist er mittendrin in seinem ersten Fall. Mysteriöse Todesfälle, prügelnde Muskelprotze und ein böser Baron das erste Abenteuer des jungen Meisterdetektivs beginnt.


    Da ich ein sehr großer Fan von Sherlock Holmes bin, war dieses Buch für mich ein Muss. Die Idee, Geschichten über sein jüngeres Ich zu verfassen, ist wirklich gut, da man so gut wie nichts über diese Zeit weiß. Andrew Lane hat es geschafft, eine spannende Geschichte zu erschaffen, die mit großer Sicherheit Arthur Conan Doyle gefallen würde. Die Handlung ist spannend konstruiert und ziemlich actionreich. Man stürzt von einer gefährlichen Situation in die nächste und kommt nach und nach dem Geheimnis auf die Spur. Auch die Zeit, in der dieses Abenteuer spielt, ist realistisch nachempfunden. Zwar sind einige Fehler zu finden, u.a. fand Sherlock Holmes erster Fall viel später statt, dennoch ist es ein jugendgerechtes Abenteuer, das unterhaltsame Stunden beschert und über diese Fehler hinwegtäuscht.


    Der junge Sherlock besitzt hier noch nicht die Raffinesse für die er in späteren Jahren bekannt ist, zeigt aber bereits Ansätze dieser Gabe. Auch weist sein Charakter noch andere Wesenszüge auf, denn hier in seiner Jugend ist er offener und fröhlicher. Seine Raffinesse erlernt er von Amyus Crowe, der einen sehr interessanten Charakter darstellt und von dem man hoffentlich noch einiges mehr erfährt. Weitere wichtige Charaktere sind Virgina und Matty, welche beide ein Teil von Sherlocks Abenteuer werden und sich anfreunden.


    Andrew Lane bedient sich einer sehr bildhaften und flüssigen Sprache. Detailreich und informativ erfährt der Leser einiges über die Gegend, in der sich Sherlock jeweils befindet und über politische Hintergründe.


    Das Cover ist sehr passend und spiegelt den viktorianischen Aspekt gut wieder.

  • Danke danke für diese Rezi!
    Kennst du die Bücher von Doyle? Würdest du sagen, dass dieser Sherlock dem Original entspricht? Oder ist das eine komplette Neuerfindung, der nur der berühmte Name aufgeklebt wurde?

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Ja, ich kenne die Bücher von Doyle.
    So ab dem ersten Band kann man das schlecht sagen, ob das Originalgetreu ist, denn hier ist er ja erst in der Findungsphase. Aber ich persönlich würde schon sagen, dass das Sherlock Holmes in seiner Jugend sein könnte, mit ein paar neuen Ideen vielleicht. Man muss halt sehen, wie sich das in den weiteren Bänden entwickelt, um sich ein genaueres Bild machen zu können.

  • Danke für die Rezi, ich hab das Buch hier auch schon liegen und freue mich richtig darauf :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Dann wanderts gleich auf die Wunschliste. Ich glaube ich höre mit dem Bücherfasten auf, es gibt zu viel zu kaufen. :rolleyes

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Ich hab's vor einigen Tagen zu Ende gelesen und mir hat es leider überhaupt nicht gefallen... das Ende war so an den Haaren herbei gezogen, dass ich den 2. Band überhaupt nicht lesen will (obwohl ich ihn mir schon gekauft habe).


    Hier meine Rezi:


    Inhalt
    So hat sich der vierzehnjährige Sherlock Holmes seine Sommerferien nicht vorgestellt. Anstatt unbeschwerte Wochen auf dem Familiensitz seiner Eltern zu verbringen, bringt ihn sein Bruder Mycroft ins ländliche Farnham zu seinem Onkel Sherrinford und seiner Tante Anna. Zudem wird ihm der aus den USA stammende Amyus Crowe als Lehrer an die Seite gestellt. Als sich Sherlock mit dem gleichaltrigen Herumtreiber Matthew Arnett anfreundet, erzählt ihm dieser von einer seltsamen schwarzen Wolke, die er in Farnham gesehen hat, nachdem ein Mann gestorben sei. Kurz darauf entdeckt Sherlock die Leiche eines Angestellten seines Onkels und sieht die dunkle Wolke mit eigenen Augen.
    Sofort beginnt er nachzuforschen und stößt dabei auf den mysteriöse Baron Maupertuis, der seine Finger im Spiel hat. Zusammen mit Amyus Crow, dessen Tochter Virginia und Matthew Arnett setzt Sherlock alles daran das Geheimnis der Todeswolke zu lüften.


    Eigene Meinung
    Mit "Der Tod liegt in der Luft" erscheint der erste Roman von bisher fünf Bänden der "Young Sherlock Holmes" Reihe von Andrew Lane, der bereits durch etliche Romane und seiner Mitarbeit an der britischen Fernsehserie Doctor Who" und Torchwood" bekannt geworden ist.


    Wie der Titel schon sagt, steht ein jugendlicher Sherlock Holmes im Zentrum der Geschichten, doch im Vergleich zu dem gleichnamigen Film von Steven Spielberg, ist Sherlock zwar clever und intelligent, aber bei weitem nicht so kombinatorisch und arrogant. Andrew Lane zeichnet einen Sherlock, der noch kilometerweit vom späteren, allwissenden Detektiv entfernt ist. So ist Sherlock zu Beginn des Buches ein normaler Junge, der mit Mathematik und Chemie gar nichts anfangen kann. Erst im Laufe der Geschichte entwickelt er sich weiter und entdeckt mit Hilfe seines Lehrmeisters Amyus Crowe, sein Interesse für Logik, Verbrechen und schwierige Fälle. Amyus Crowe wirkt hierbei wie ein Vorgänger des bekannten Sherlock Holmes, der mittels Verstand und Kombinationsgabe an Probleme herantritt. Dank seiner Vergangenheit und der Arbeit ist er einer der interessantesten Charakter des Romans und läuft hin und wieder dem jungen Sherlock den Rang ab. Crowes Tochter Virginia und der Herumtreiber Matty Arnett wirken leider ein wenig unausgereift, auch wenn sie aktiv am Geschehen beteiligt sind. Über Matty erfährt der Leser fast nichts und auch Virginias Hintergründe werden nur angedeutet. Das ist schade, da hier einiges an Potenzial verschenkt wird.


    Die Geschichte selbst ist am Anfang spannend und gut aufgebaut. Der Leser deckt mit Sherlock die Hintergründe der Todeswolke auf und stößt auf die ersten Probleme, die ihm die Handlanger des Barons Maupertuis bescheren. Doch schon ab der Hälfte des Buches schleichen sich die ersten unlogischen Aspekte in die Handlung ein. Das beginnt bei Kleinigkeiten, die historisch nicht ganz stimmig sind und über die man als Leser durchaus hinwegsehen kann. Doch spätestens bei einem Feuer in dem unterirdischen Markt in London, wird deutlich wie viele offenkundige Dinge der Autor vergisst oder nicht beschreibt. Da fliehen hunderte von Ratten, aber keine panischen Menschen. Sherlock scheint der einzige zu sein, der den Ausgängen entgegen strebt.
    Besonders auf den letzten hundert Seiten verzettelt sich Andrew Lane so sehr in Logiklöchern und falschen Tatsachen, dass man sich kopfschüttelnd durch die letzten hundert Seiten quält. Da gerade die Auflösung des Falles unlogisch ist und auf falschen Tatsachen beruht, wirkt die gesamte Lösung des Falls konstruiert und haarsträubend. Da werden Wesen ins Rennen geschickt, die erst 100 Jahre später gezüchtet wurden, es kommt zu Explosionen, die auf diese Art nicht funktionieren können und zu einem Finalkampf der jeglichen physikalischen Grundgesetzen trotzt. Hinzu kommen jede Menge "Special Effects" wie ein Großbrand, eine Megaexplosion und jede Menge Fluchtversuche und Kämpfe, die man getrost hätte streichen können. Andrew Lane konzentriert sich leider so sehr auf die Action, dass er die Handlung und die Logik, die einen Sherlock Holmes ausmachen sollen, vollkommen vergisst. Es ist schade, wie viel Spannung und Handlung das Buch allein auf den letzten fünfzig Seiten verliert.


    Stilistisch versteht Andrew Lane sein Handwerk. "Der Tod liegt in der Luft" ist gut geschrieben, hält sich weitestgehend an die historischen Gegebenheiten und erweckt die 1860er durchaus zum Leben. Dank seines lebendigen und detailverliebten Schreibstils fällt es dem Leser leicht in die Zeit des jungen Sherlock Holmes zu tauchen, zumindest solange man nicht zu genau nachforscht. Allerdings zieht sich der Roman dank inhaltlicher Wiederholungen und der übertrieben Actionszenen ziemlich in die Länge. Hier hätten Streichungen und Kürzungen dem Roman gut getan.


    Fazit
    Mit "Der Tod liegt in der Luft" versucht sich Andrew Lane an einem jungen Sherlock Holmes, der erst mit Hilfe eines Mentors wie Amyus Crowe zu dem genialen Detektiv entwickelt, den wir alle kennen. Die Grundidee ist durchaus interessant, doch es hapert ganz massiv an der Ausarbeitung. Trotz seines guten Schreibstils gelingt es Andrew Lane nicht bis zum Ende zu fesseln, was jedoch auch an den vielen Logiklücken und absolut haarsträubenden Erklärungen liegt. Schade ...


    1,5 von 5 Sternen

  • KLAPPENTEXT:
    Der junge Sherlock Holmes soll seine Sommerferien auf dem Land verbringen – bei Tante Anna in Farnham. Stundenlang dauert die Reise und nichts als Gerstenfelder weit und breit. Noch öder geht es ja wohl kaum, Sherlock ist stocksauer. Doch dann kommt alles ganz anders und plötzlich ist er mittendrin in seinem ersten Fall. Mysteriöse Todesfälle, prügelnde Muskelprotze und ein böser Baron – das erste Abenteuer des jungen Meisterdetektivs beginnt.

    ZUM AUTOR:
    (Quelle: FJB )


    Andrew Lane ist der Autor von mehr als zwanzig Büchern, unter anderem Romanen zu bekannten TV-Serien wie ›Doctor Who‹ und ›Torchwood‹. Einige davon hat er unter Pseudonym veröffentlicht. Andrew Lane lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einer riesigen Sammlung von Sherlock-Holmes-Büchern in Dorset.


    EIGENE MEINUNG:
    Sherlock Holmes hat mich schon immer gereizt, dennoch habe ich bisher noch keins der Bücher über ihn gelesen (aber einen Film angeschaut). Zum Glück ist mir nun "Young Sherlock Holmes" in die Finger geraten. Keine der Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle, aber sicher annähernd so spannend. Geschrieben von einem seiner größten Fans, dem Autor Andrew Lane, der nicht versucht "das Original" zu kopieren, sondern sich in Sherlock Holmes hinein zu versetzen. Was ihm, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen ist.


    Für seine Geschichte hat Lane die Jugendjahre des Detektivs gewählt. Sherlock Holmes Bekanntheit ist mittlerweile so groß, dass sich manchmal ein bisschen Fiktion und Historie vermischen und es sicher einige Menschen gibt, die denken, dass er eine historische Figur aus der Realität ist. Liest man Lanes Roman, der etwa Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts spielt, kann man diesem Glauben auch nur allzu leicht verfallen, denn sehr schnell findet man sich tief verwurzelt in einer Geschichte wieder, die atmosphärisch dicht und sehr bildlich geschrieben ist und sich gut auch in einem Rutsch weg liest.


    Andrew Lanes Held, der junge Sherlock Holmes, ist ein sympathischer und sehr gewitzter junger Mann, der mit seinem findigen Verstand leider unter seinen Mitschülern auf wenig Verständnis trifft. Während seinem Aufenthalt bei seiner Tante Anna und Onkel Sherrinford trifft er endlich auf Gleichgesinnte und hat zum ersten Mal in seinem Leben Freunde. Und was wahre Freunde wert sind, lernt er nur allzu schmerzlich kennen. Auch Matty, Virginia und sein Lehrer Amyus Crowe gehören zu dem Holz aus dem Helden eines solchen Romans geschnitzt sein sollten. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Beobachtungs- und Kombinationsgabe der jungen Leute.


    Eine Sherlock Holmes Geschichte wäre natürlich keine Sherlock Holmes Geschichte, wenn kein Kriminalfall darin vorkomen würde. Dabei belässt es der Autor nicht bei einfachen Morden, sondern haftet ihnen etwas mysteriöses an, dass ausgesprochen gut zum Zeitalter passt und für eine düstere Atmosphäre sorgt. Lane ist nicht blutrünstig, aber er fasst seine Figuren auch nicht gerade mit Samthandschuhen an, was bedeutet, dass Leser sich auf einige Todesfälle, gebrochene Knochen und Beulen gefasst machen können.


    Band 2 erscheint im Herbst 2012 ebenfalls bei FJB.


    FAZIT:
    "Young Sherlock Holmes 01: Der Tod liegt in der Luft" ist genau so, wie ich mir eine Sherlock Holmes Geschichte immer vorgestellt habe: eine tolle, düstere Atmosphäre, ein sympathischer Protagonist mit kleinen Macken und eine Geschichte, die spannend ist bis zur letzten Seite. Beeidruckend, wie der Autor einen Roman kreiert hat, der sich scheinbar nahtlos in die Lücke einer anderen fiktiven Geschichte einfügt. Ein Buch, das mir auch als Film sehr gut gefallen würde.

  • Titel: Young Sherlock Holmes 01: Der Tod liegt in der Luft
    Autor: Andrew Lane
    Originalsprache: englisch
    Originaltitel: Young Sherlock Holmes – Death Cloud
    Seiten: 416



    Inhalt:
    Der junge Sherlock Holmes soll seine Sommerferien auf dem Land verbringen – bei Tante Anna in Farnham. Stundenlang dauert die Reise und nichts als Gerstenfelder weit und breit. Noch öder geht es ja wohl kaum, Sherlock ist stocksauer. Doch dann kommt alles ganz anders und plötzlich ist er mittendrin in seinem ersten Fall. Mysteriöse Todesfälle, prügelnde Muskelprotze und ein böser Baron – das erste Abenteuer des jungen Meisterdetektivs beginnt.


    Fazit:
    Auch ein Detektiv von Weltformat hat einmal klein angefangen. So erzählt diese Reihe also Holmes Abenteuer und Fälle als Teenager. Das ist dem Autor insgesamt auch ganz gut gelungen, die Geschichte ist flüssig erzählt, leicht geschrieben und lässt sich sehr angenehm lesen.


    Ein wenig überraschend war für mich, dass Lane den jungen Sherlock Holmes erst beginnt seine logischen Denkprozesse zu entwickeln. Bis er den von seinem Bruder engagierten Privatlehrer trifft, ist diese Fähigkeit bei ihm zwar bereits ausgeprägt, aber noch nicht in so bestechender Manier vorhanden die man von Sherlock Holmes aus den späteren Geschichten kennt. Crowes, der Privatlehrer, beschäftigt den Jungen mit diversen Denkaufgaben und Rätseln und kurbelt damit seine Kombinationsgabe erst so richtig an. Ich bin gespannt, ob und wie diese Entwicklung in den Folgebänden dargestellt wird.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, jedoch habe ich zwei kleine Kritikpunkte. Sherlock wird in einem Brief von Mycroft darauf hingewiesen, dass die Haushälterin seiner Verwandten „keine Freundin der Familie Holmes“ ist. Worauf gründet sich das? Außer das sie Sherlock immer wieder giftige Blicke zuwirft und ihm gleich zu Beginn seines Aufenthaltes zu verstehen gibt, dass er nicht erwünscht ist, tritt sie weiter kaum in Erscheinung und diese Aussage bleibt daher lose im Raum schwebend zurück.
    Zum Schluss hätte mich zumindest noch interessiert, ob Sherlock und Matty trotz ihrer gesellschaftlichen Unterschiede weiterhin in Kontakt bleiben. Das Ende bleibt offen und man darf sich als Leser den Rest selbst dazudenken.


    Bewertung:
    9/10