Flammenmond
Rebekka Pax
Ullstein Verlag - Taschenbuch - 460 Seiten - 8,99€
Kurzbeschreibung
In einem Kino in Los Angeles lebt einer der letzten Vampirclans der Stadt. Als ein Mitglied auf einer Reise nach Arizona entführt wird, bricht Vampirjäger Julius Lawhead auf, den Freund zu retten. Doch der Entführer, der mächtige Vampirmeister Nathaniel Coe, fordert ein anderes Clanmitglied zum Tausch. Julius willigt ein und setzt mit seinem schrecklichen Versprechen alles aufs Spiel — sogar seine große Liebe ...
Über den Autor
Rebekka Pax, 1978 geboren, war nach Abschluss eines Studiums der Skandinavistik und Archäologie mehrere Jahre sowohl in Amerika als auch in Deutschland beim Film tätig. Heute lebt sie zusammen mit ihren zwei Katzen in ihrer Geburtsstadt und arbeitet, wenn sie nicht gerade schreibt, als archäologische Zeichnerin.
Meine Meinung:
Vampir Brandon wandelt mit seiner Freundin Christina auf den Spuren seiner Vergangenheit in einem heruntergekommenen Indianerreservat, als er von seinem früheren Meister, dem tot geglaubten Nathaniel Coe, entführt wird. Als sein Meister und Freund Julius davon erfährt, tut dieser alles, um Brandon zu retten, denn er weiß um die "besondere" Beziehung zwischen Brandon und dem Rassisten Coe. Schwierig nur: Julius weilt derzeit in einem Sarg, in dem er seit Monate eine Strafe verbringen muss.
Flammenmond ist der zweite Band um den Vampirvollstrecker Julius Lawhead und seinen Clan; die Geschichten sind in sich abgeschlossen, man muss den ersten Band (Septemberblut) nicht zwingend kennen.
Wer sich aufgrund der ähnlichen Cover von Rebekka Pax eine Art „Black Dagger“ erwartet, wird vermutlich dumm aus der Wäsche gucken. Wir haben hier definitiv keinen Vampir- Liebesroman, auch wenn das Buch natürlich nicht ganz ohne Liebe daher kommt. Im Zentrum steht eine rasante Actiongeschichte um die Rettung und Befreiung Brandons.
Wie sich das für einen Blutsaugerroman gehört, wird an Blut nicht gespart, denn Julius und seine Leute zählen nicht zu den zahnlosen Vampiren, die zur Blutbank laufen oder Tiere aussaugen.
Pax‘ Vampire erinnern eher an jene aus der Zeit von Anne Rice. Gerade Julius‘ ist dabei ein Kind seiner Zeit und neigt ein wenig zur Schwermut, Melancholie und Unterwürfigkeit seinem Meister gegenüber, allerdings bereits weniger als im ersten Teil (was mich dort in der Ausprägung ziemlich störte). Julius wächst in Flammenmond sichtlich an seinen Aufgaben und trifft harte, schmerzliche Entscheidungen. Die Entwicklung ihrer Hauptfigur gestaltet Rebekka Pax langsam und darum sehr glaubwürdig, ohne ihm seine Ecken und Kanten zu nehmen. Ganz im Gegenteil.
Seine Freundin Amber ist hin und hergerissen zwischen Liebe und dem Unverständnis für Julius‘ Welt, dem Unwillen, sich diesen Regeln einfach unterzuordnen, die noch früheren Jahrhunderten entspringen. Auch hier spart sich die Autorin den Weichzeichner und lässt ihre Figuren auch den Frust durchmachen, den eine schwierige Liebe mit sich bringt.
Herzstück des Romans ist für mich aber der indianische Hintergrund Brandons mit dem Höhepunkt: der Sonnentanz – in diesem Fall eher ein Mondtanz -, ein indianisches Ritual, das die Autorin farbenfroh und mit viel Hintergrundwissen über Sinn und Zweck und Geschichte vermittelt.
Ich konnte live und in Farbe mitfühlen, wie sich ein scheinbar gebrochener Mann mit seinen Geistern und Dämonen auseinandersetzte und in seinen Wurzeln neue Kraft fand. Um es deutlich zu sagen: Hier wurde die tragische Vergangenheit mal nicht fortgepimpert, wie es in vielen dieser Romane der Fall ist – es wurden andere Kräfte aus dem Inneren der Figur bemüht. Wunderschön und berührend!
Man merkt, dass die Autorin die Kultur nicht nur aus Filmen kennt, sondern im Kreise von Indianern fast zu Hause ist und deren Probleme und Stärken kennt wie ihre eigenen.
Aufgrund des süffigen, leicht weg zu schmökernden Schreibstils lesen sich die 460 Seiten wie von selbst. Die Spannung bleibt bis zur letzten Seite enthalten, das Happy End (?) keinen Moment in sicheren Tüchern.
Absolute Leseempfehlung für alle, die mal eine Alternative zum Kuschelschmuse-Vampir suchen und eine klare Steigerung zum ersten Band.
(Und für die Eulen, die es ganz genau wissen wollen (oder das Nachwort lesen): Ja, ich bin mit Rebekka befreundet, Rebekka weiß aber selbst am besten, dass ich keine Gefälligkeitsrezensionen schreibe.)