Sind Sex-Szenen eine Frage des Genres?

  • Öööööhm, ohne jetzt die Landschulheim-Anbandelungen weitergehend stören zu wollen: Ich denke, ein großer (und erfolgreicher) Teil der SF-Ecke, verzichtet ganz bewusst auf Sex. Mal abgesehen vom MORDSFIGÜRCHEN von Seven of Nine spielt zwar Liebe und auch schon mal Erotik beispielsweise in den Startrek-Staffeln eine große Rolle. Auf konkreten Sex wird aber verzichtet. Ich glaub' damit bedient man eine vergleichsweise umfangreiche Gruppe an Technikfreaks, denen das Körpersaft-Menschliche auch irgendwo fremd geworden ist. Das Versprechen auf Lust genügt. Die konkrete Lust selbst ist vielen suspekt. Ist das nicht auch ein Grund dafür, weshalb für viele Sex im Internet so praktisch ist?

  • Ach, Mann, das habe ich doch alles nur in der "Bunten" beim Zahnarzt gelesen.


    Zurück zum Thema: Es gibt schon einige Genres, die einfach auf erotische Szenen angewiesen sind. Die schon erwähnten Nackenbeißer gehören dazu, aber auch die zeitgenössischen Beziehungsromane.
    Da es auch bei der Erotik bestimmte Trends gibt, lassen sich Bücher, die den aktuellen Trend bedienen, höhere Verkaufszahlen heraus schlagen. Und in einer Zeit, in der jede Supermarktkassiererin und jede normale Hausfrau ihre Handschellen im Nachtkästchen hat, muss natürlich auch die Belletristik auf diese Mode reagieren.


    In anderen Genres ist zuviel Erotik geradezu hinderlich. Es gibt richtige Marktforschungsstudien dazu, welches Buch wie viel Sex/Erotik braucht.
    Ein prima Buchtipp zum Thema Liebe ist der gerade erschienene Titel: "Das Abenteuer Liebe" - Bestandsaufnahme eines unordentlichen Gefühls. In diesem Buch wird Liebe und Erotik mal aus soziologischer, philosophischer, psychologischer und sexualwissenschaftlicher Sicht geschildert. Wenn ich es fertig habe, rezensiere ich es auch noch. Aber empfehlen kann ich es jetzt schon.
    In diesem Buch wird u.a. darauf verwiesen, dass der Liebesbegriff zwischenzeitlich durch den Begriff Erotik ersetzt wurde. Die Zeit der romantischen Liebe ist vorbei, da sie als nicht lebbar erfahren wurde. ERotik und bestimmte erotische Praktiken dienen inzwischen als Code für Liebe.

  • Boff und wow, da will einer zum Thema zurück!
    Kann es übrigens sein, daß es in manchen Büchern noch um etwas anderes gehen soll? Ferne Welten? Aliens totschlagen? Grenze des Universums finden? Einen Mord aufklären? Ein Zauberschwert erringen?
    Liebe und Sex ist zuweilen auch was ganz Alltägliches, so wie frühstücken. Und so, wie nicht dauernd beschrieben wird, daß der Held sich seinen Kaffee aufbrüht ind die frischen Brötchen buttert, so braucht man halt auch nicht ständig Knutschszenen zwischen den Rakentenstarts.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • columbo
    Ich weiß nicht. Ich halte diesen virtuellen Internet-Sex eher für eine Produkt verhinderter Psychoanalytiker und Medienmacher.


    Dass in Star Trek kein Sex vorkommt, ist wohl eher ein Zugeständnis an das prüdere und familientauglichere Vorabend-Serienprogramm UND den zu erzählenden Geschichten. In knapp 45 Minuten kannst Du neben der Erforschung fremder Welten und Alien-Kontakt nun mal kaum noch das Sexleben der Besatzung abhandeln.


    Und das Bild vom vereinsamten Technikfreak, der sich lieber am Poster von 7oN erfreut, als sich eine Frau zu suchen und richtigen Sex zu haben, ist doch ein ziemlich strapaziertes Klischee.


    Gruss,


    Doc

  • Hmm... ich lese ja hauptsächlich Fantasy, daher hab ich noch nicht wirklich viele Sex-Szene gelesen. Aber in historischen Romanen (zumindest in den meisten, die ich gelesen habe) sind sie wohl sehr beliebt - aber da muss ich sagen, alle Sex-Szenen in historischen Romanen, die ich je gelesen habe, waren richtig gut beschrieben. Also nicht, was ihr jetzt schon wieder denkt, sondern eben ein schönes Mittelmaß - nicht kitschig und nicht Sexualkundelehrer-mäßig (das Wort gibt's auch nicht wirklich, oder?).


    Wobei bei dem einzigen richtigen Schnulzenbuch, das ich je gelesen habe, schon einige Szenchen dabei waren, die zwar nett umschrieben waren, aber schon fast an Pornografie grenzten - da lobe ich mir halt doch hin und wieder, wenn "schwarz eingeblendet" wird :lache


    Und was das Fantasy-Genre betrifft - da kann ich halt nur für mich persönlich reden - finde ich, kommt man auch ganz gut ohne aus. Sicher, die eine oder andere weibliche Hauptperson wäre toll, aber das setzt sich ja eh immer mehr durch (ich kann mich zumindest nicht beschweren), aber Sex-Szenen passen halt oft nicht unter die epischen Kämpfe und schwerwiegenden Entscheidungen, die unsere Helden zu treffen haben, während sie einarmig einen Drachen erlegen :lache.


    Also Abwechslung ist immer erwünscht, aber ich bin so zufrieden, wie es ist!

  • Zitat

    Original von Ines
    In diesem Buch wird u.a. darauf verwiesen, dass der Liebesbegriff zwischenzeitlich durch den Begriff Erotik ersetzt wurde. Die Zeit der romantischen Liebe ist vorbei, da sie als nicht lebbar erfahren wurde. ERotik und bestimmte erotische Praktiken dienen inzwischen als Code für Liebe.


    Ich habe den Eindruck, daß die Herausgeber ihre Erhebungen 1970 beendet haben! :lache