Magma schwingt grad selbstbeweihräucherungsweihrauchkübel für alternde selbstbeschäftigungs-goths
Also da muss ich jetzt wieder mal weiter ausholen – seit gut elf Jahren – seit dem meine Tante Elisabeth verstarb, und mir abgesehen von noch immer anhaltenden zwischen die wäschekästenlagen zweicks duft und mottenschutz vorhandenen exemplaren einer nach und nach wegzuwaschenden seifensammlung einen riesigen sack mit teilweise unmöglich gefärbten wollresten hinterlassen hat, häkel ich, wie mir meine damalige eingebung einsagte, für mein schlafzimmer an einem quilt-plaidt.
(plaidt nenn ichs weil ichs aus wolle – und wie man sehen wird aus anderem - häkel und quilt, weils so aussieht wie eine quilt-decke)
also mit 11x11 kleinen normalen häkelmaschen häkle ich mich gelegentlich durch die wolle, und anfangs hab ich das so gemacht, dass ich mir die wollen und auch häkelgarne nach gefälliger farb aufgelegt habt, und irgendwelche musterfleckern gehäkelt hab, die hab cih dann zusammen gehäkelt, und dann wieder weg gelegt, weil auch eigene wollresteln nicht soo gut farblich nebenan passten, die wollresterln der oma auch nicht, aber dann ist meine 106 jährige großtante verstorben und hinterliess mir einen sack – sie hatte mehr geschmack – mit grauen und braunen und schwarzen wollresteln, und ich hab wieder material und drum häkel ich gelegentlich so ein, zwei 11x11 maschenkästchen, gelegentlich trenn ichs auch wieder auf, wenn’s mir nicht passt, weil ich maschen vergaß, mir was anders überleg, kurz gesagt, es ist fast penelopes odysseusleichentuch, ein lebenswerk, das man bestenfalls über meinen sarg breiten kann... weil dann ist zumindest mein teil der arbeit dran getan, und es soll danach aufnehmen, wer will...
und heut ward meine kapazitätsorientierte arbeitskraft nicht gebraucht, dacht ich mir: mei, s’häkelzeug liegt grad da, buch ist fad, zweites bcuh ist auch fad, drittes buch ebenso, viertes kann isch schon, fünftes... nö ist mir zu schwer, sechstes... ah liegt am bett im andern haus... naja, no harm done: häkelst halt weiter....
nur war die woll aus, mit der ich arbeitete, hab auch keine ähnliche mehr, kann an dem fleck also erst wieder weiterabeiten, wenn wer verstirbt, der mir einen wollknäuel in richtiger farbe hinterlässt, also geh ich ans andere eck meines plaidt, und mach dort ein paar kasteln...
hmmm - na ans graue von der tant mitzi und das weisse von der oma passt nicht unbedingt das braune von der tant mitzi, vor allem oben ist das dunkelviolette von der tant elisabeth, das macht sich mit dem braunton gar nicht...naja, da liegen noch schwarze mitzi-knäuel, der da, der ist groß genug, mit dem könnt sich die kastelreihe und anschliessend ums eck da ausgehen, irgendwie ist der schwarze knäul da aber wahnsinnig dünn... die woll ist nur halb so dick wie das benachbarte häkelgarn...und die wolle ums eck und schwarz ist auch nicht grad schön, da sind lauter ruhige farben, da bräuchten wir wieder mal so was richtig scheussliches, knalliges, orange etwa.
Naja, kann man nichts machen, da liegt ein grausilberblaues kreuzsstichstickgarn, nehmen wir das zur dünnen schwarzen wolle, ist’s zumindest im weiss-grau-schwarzen eck grausilberblau-schwarz-gefleckt.
Nun ist das grausilberblaue keuzzstichstickgarn aber aus, und das nahc grad mal zwei 11x11 kasteln, naja, hat was, wieder ein knäuel weg.
Ich kanns nicht glauben, da muss es dich irgendwo was zum einhäkeln geben... ah, ja , das ist so richtig hässlich, passt zum grau und zum violett: alt&schweinchenrosa ah nö, das hat so eine blöde schlaufen-struktur, das ist nur zum stricken, mit häkelnadel geht das nicht, da verheddert man sich bei jeder masche.
Ist da nicht irgendetwas, irgendwas oranges, das ich in die dünne schwarze wolle einhäkeln könnt. Moment mal, da war doch noch stopfgarn von der anderen oma, die ist in den siebzugern gestorben, und in den siebzugern war so eine neue kotzfarben-welle, da könnt was knalloranges dabei sein.
Nö. Drei verschiedene brauntöne von heidelbeerbrotscheisse bis zum helleren dünnschissfärbigen gestaffelt... da das wars wohl nicht, was ist denn in der nähkiste...
OH, die elisabethanischen knallfarbennähgarn, momentmal....
die subatomeren ströme verdichten im hintergrund ihr elekrisches kraftfeld... also wirklich, tante elisabeth, wer braucht sieben verschiedene gelbtöne, allein fünf spulen sonnengelb!? sonnengelb kann kein geschmackssicherer europäer tragen, ohne dass er wie frisch hingschpieben aussieht, das passt nur zu afrikanern denen stehen solche farben gut.
Die vage wabernde subatomare elektrische wolke im gehirn verdichtet sich zum funken...
Wenn’s wenigstens orange wär, orangenes nähgarn, orang... ah, vier spulen orange-braun... hm... so sehen die helleren hautstellen an der eismann-mumie aus, ist nicht wirklich der letzte schrei... - hamma da wirklich nix knalloranges? Na, der farbton da sieht eher wie die leberzirrose im glas auf der anatomie aus... ha! Auf tante-elisabeth ist verlass: eine spule hundert meter knalloranges nähgarn! Was? Nur eine?
Warum such ich eigentlich knalloranges nähgarn, ich will ja knallorange wolle, oder zumindest einen knallorangen dünnen wollfaden, den ich mit der schwarzen mischen kann... mischen... kann...
Signal springt über, trifft ein netzwerk ähnlicher signale, verdichtet sich zum gedanken:
Faden... fasern... fasern... faden... dicke fäden... dünne fäden... mischen... hässliche farben zu doppelt hässlichem mischen... schwarz, hamma, weiss&grau ist daneben ... dunkelviolett, ums eck... leichenblassgelb am gegenüber liegenden flecken... am anderen eck... warn doch ein paar kasteln sonnengelb...
Sonnengelbes nähgarn, drei unangebrauchte... nööö, wir wollten doch knallorange!... sonnengelb... Orange, hab ich gesagt! ... Sonnengelb... UND ORANGE!... Sonnenorange.... Sorangelb...
Einteil des gehirns singt während dem häkelfadengedankenproblem plötzlich: ‚pelzig und blau, ja ja wir sind pelzig und blau – und orange! - Ich und auch meine frau, wir sind pelzig und blau... – und orange! Pelzig und blau...
Sonnengelb und orange!
Die wirren funkenhagel an den neuronen sind endlich zu einem gedanken geworden, und die weisheit kam zum letzten schluss, man nehme vier sonnengelbe nähgarnrollen, einen knallorangen, lege die vier, damit sie beim abrollen quer über den wohnzimmerboden kein stolperdrahtfadenchaos auslösen, in eine der zahllosen hieisigen deckeldosen zum abspulen, und verhäkle das gemeinsam mit dem dünnen schwarzen wollfaden, um der farblichen scheusslichkeit noch ein augenvergewaltigendes eck zur vollendung hinzuzufügen.
Schauma, wie macht es sich? Yeah, genauso 70ger-jahre drogenfarbeneklig wie erwartet!
Manchmal sind die gedanken die in einem so umgehen, so abgefahren, dass sie schon wieder gut sind...
*Magma, verbleibt auch nach einer stunde noch immer den sesamstrassensong ‚pelzig und blau (UND ORANGE!)‘ singend...