'Krieg und Frieden' - Band 1, Teil 2 - Kapitel 01 - 10

  • Bei meiner Ausgabe passen die Abschnitte perfekt. Leider komme ich derzeit aber nur alle paar Tage mal zum längeren Lesen, so dass ich nicht nur langsam vorankomme, sondern auch die einzelnen Ereignisse im Buch leicht in Vergessenheit geraten. Eben wunderte ich mich bspw. über den Namen Nikolai, den hier alle verwendet haben. Andrej ist mir klar, aber unter Nikolai habe ich den Rostow gar nicht wiedererkannt.


    Beim Lesen selbst hängt mich Tolstoi manchmal ab. Er springt mitunter in den Szenen und in den Erklärungen, so dass ich immer genau aufpassen muss, wo gerade der Kontext ist und überlegen muss, was Tolstoi nun eigentlich gerade erzählt. Beim Diplomaten Bilibin war auch gerade wieder so eine Szene. Das Buch gefällt mir aber sehr gut. Die historischen Hintergründe muss ich aber wohl auch mal nachlesen, sonst geht wohl leider vieles verloren.

  • Beim Lesen selbst hängt mich Tolstoi manchmal ab. Er springt mitunter in den Szenen und in den Erklärungen, so dass ich immer genau aufpassen muss, wo gerade der Kontext ist und überlegen muss, was Tolstoi nun eigentlich gerade erzählt.

    Ich habe mich phasenweise gehetzt gefühlt, was ich bis gerade eben meiner gekürzten Fassung zugeschrieben habe.

  • Beim Lesen selbst hängt mich Tolstoi manchmal ab. Er springt mitunter in den Szenen und in den Erklärungen, so dass ich immer genau aufpassen muss, wo gerade der Kontext ist und überlegen muss, was Tolstoi nun eigentlich gerade erzählt.

    Hm, das Problem habe ich zumindest prinzipiell eigentlich gar nicht. Nur wenn manche Figuren über lange Zeiträume (Seiten) nicht auftauchen und dann plötzlich ein Name genannt wird, muß ich bisweilen schon überlegen, wer das denn nun eigentlich ist. Ein Blick in die Personenliste klärt das dann meist recht rasch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Kapitel V (S. 173f), da bin ich mir nicht sicher, wie ich das verstehen soll. Rostow hatte das mit der gestohlenen Geldbörse doch mit Teljanin geklärt und ihm sogar eigenes Geld gegeben. Hat er sich dann später vor allen Offizieren darüber nochmals geäußert und soll sich jetzt deswegen entschuldigen, wohingegen Teljanin ungeschoren davon kommt?



    Ich habe es so verstanden, dass Rostow Teljanin den gestohlenen Beutel zurück gibt. Bei mir heißt es "Er warf ihm den Beutel zu und stürzte aus dem Wirtshause hinaus." Danach hat er die Sache wohl gemeldet. Aber anscheinend haben alle ein Interesse daran, die Sache zu vertuschen, wegen der Ehre des Regiments.

    Die Geschichte mit der Börse fand ich auch sehr interessant.


    Ich habe es ein kleinwenig anders verstanden. Was wahrscheinlich mit den unterschiedlichen Übersetzungen zusammenhängt. Rostow hat Teljanin im Wirtshaus überführt. Teljanin hat ihm die Börse von Denissow zurückgegeben. Dieser bat Rostow ihn nicht ins Unglück zu stürzen. Er habe einen alten Vater, eine Mutter. Darauf hat Rostow ihm seine eigene Börse hingeworfen und stürzte dann hinaus. Da diese Szene in der Öffentlichkeit stattfand und Offiziere Zeugen wurden, macht die Sache dann so kompliziert. Denn Rostow wird nun darauf hingewiesen, dass er lieber den Diebstahl vertuscht hätte, was Denissow auch wollte, als vor den Offizieren den Eindruck entstehen zu lassen, „Unter den Pawlogradschen Offzieren gibt es Diebe!“ (Bergengruen, dtv 19932, S.174.) Und die Schlussfolgerung ist, wie Made sagt, die Ehre des Regiments geht über alles andere.

  • Andrej verstehe ich nicht ganz. Ja, seine Ehe ist nicht glücklich, aber das gab es damals sicher häufig. Irgendwie haben sich die Ehepaare arrangiert. Er verabscheut die Oberflächlichkeit der Gesellschaft. Vielleicht ist das der Grund, warum er manchmal etwas arrogant wirkt.

    Aber reicht das, um sein Leben zu riskieren? Es hätte andere Möglichkeiten gegeben.


    Gab es wirklich andere Möglichkeiten für einen Grafen? Da Andrejs Vater noch lebt, besitzt er keine Güter, um die er sich kümmern könnte. Als Adeliger darf er keiner Arbeit nachgehen! Für ihn bleibt nur das Militär, sprich die Offizierslaufbahn. Und dann ist da auch noch die Erwartung seines Vaters, es ihm gleichzutun.


    Ich finde es schön beschrieben, wie Andrej aufblüht, weil er einer Tätigkeit nachgeht, die ihn ausfüllt.


    Sehr gut gefallen hat mir die Schilderung, wie Andrejs Freude über den Sieg und seine Träume wie er die Nachricht dem Kaiser von Österreich überbringen würde, überhaupt nichts mit der Realität zu tun hatten. Wie wir Leser von Tolstoi durch den Diplomanten Bilibin die schlüssigen Erklärungen erhalten, warum dies so ist. Ja, wäre es ein österreichischer Sieg, dann ...


    Besonders aufgefallen ist mir in diesem Abschnitt der häufige Gebrauch der Adjektive "heiter", "glücklich" und "lustig". Diese werden sehr oft gebraucht, um die Stimmung zu beschreiben. Und dies nicht nur vor der Schlacht. Ich bin gespannt, wie sehr sich dies im Laufe der Geschichte ändern wird.

  • Ich habe ja jetzt drei verschiedene Übersetzungen vor mir.:lache In zweien heißt es am Ende des 4. Kapitels:

    Zitat

    " ... so nehmen Sie dieses Geld." Er warf ihm seine eigene Börse hin ...


    In der 3. hingegen steht:

    Zitat

    " ... so nehmen Sie das Geld!" Er warf ihm den Beutel zu ...

    Das ist schon ein Unterschied. Ich denke, die erste Variante ist die richtige.

  • Gab es wirklich andere Möglichkeiten für einen Grafen? Da Andrejs Vater noch lebt, besitzt er keine Güter, um die er sich kümmern könnte. Als Adeliger darf er keiner Arbeit nachgehen! Für ihnbleibt nur das Militär, sprich die Offizierslaufbahn. Und dann ist da auch noch die Erwartung seines Vaters, es ihm gleichzutun.

    Das war mir nicht bewusst.

    Ich dachte, es hätte Aufgaben im zivilen Bereich gegeben. Hätte er nicht auch reisen können oder wie sein Vater sich bilden können (oder war das nur eine Altmänneraufgabe?:lache).


    Ich weiß nicht mehr, wann das war. Aber sein Vater hat ihm doch ein Gut überschrieben. Aber ich denke, Andrej trieb Ehrgeiz und Streben nach Ruhm.

  • Ich glaube, Du denkst zu modern, made. Andrej tritt in die Fußstapfen seines Vaters. Ich denke, das ist für ihn selbstverständlich. Er wurde militärisch streng erzogen. Sein Vater ist ein bekannter, ehemaliger General, ein Waffenbruder Kutusows. Ein Grund mehr für Andrej, dem Namen seiner Familie Ehre zu machen. Der Abschied des alten Fürsten von seinem Sohn zeigt nur zu deutlich, was er von Andrej erwartet. Er sagt ihm, wie schlimm es für ihn wäre, falls Andrej fiele. Aber er schreit gleich darauf, sollte er sich anders aufführen, als es sich für Nikolai Bolkonskijs Sohn ziemt, dann wäre dies eine Schmach für ihn. Ich denke, das ist der Druck, der auf Andrej lastet. Er muss sich beweisen. Er will ruhmreich sein, um seines Vaters Anerkennung zu erlangen.

  • Die Details mit der Börse habe ich nicht mehr so präsent, ich habe diesen Teil des Buches vor über vier Wochen gelesen. Aber die Erklärung mit der Ehre des Regimentes klingt überzeugend.


    @ made

    Ja, Übersetzungen sind so eine Sache. Ich habe vor längerer Zeit drei Bücher mit Übersetzungen alt gegen neu verglichen:

    - J. R. R. Tolkien "Der Herr der Ringe"

    - Fjodor Dostojewski "Die Dämonen"

    - Selma Lagerlöf "Gösta Berling"

    In allen drei Fällen fiel meine Entscheidung sehr deutlich und nachdrücklich für die traditionellen Übersetzungen (also die älteren) aus.


    Bei Büchern, die in in zwei Sprachen habe (kommt bei im Original englischsprachingen vor), vergleiche ich immer mal Original und Übersetzung. Da steht im Deutschen nicht immer das, was der Autor im Original geschrieben hat. Wenn es denn überhaupt in der deutschen Ausgabe auftaucht (in Micheners "Colorado Saga" fehlen in der deutschen Übersetzung gut 20% des Originaltextes, weswegen ich dann - als ich das bemerkte - mitten im Buch ins Original gewechselt habe).


    Dinge wie übermäßiger Gebrauch von Adjektiven fallen mir in der Regel nicht auf. :rolleyes Meiner Tochter schon eher, die studiert derzeit Germanistik.

    Ich dachte, es hätte Aufgaben im zivilen Bereich gegeben. Hätte er nicht auch reisen können oder wie sein Vater sich bilden können (oder war das nur eine Altmänneraufgabe?).


    Ich weiß nicht mehr, wann das war. Aber sein Vater hat ihm doch ein Gut überschrieben. Aber ich denke, Andrej trieb Ehrgeiz und Streben nach Ruhm.

    Für Adelige gab es nicht viele Dinge, die sie unbeschadet ihrer Ehre tun konnten (wo habe ich das gelernt? Bei Jane Austen. :rolleyes). Mir war nur nicht klar, daß das auch in Rußland so war.


    Ja, er hatte ein Gut, den Namen habe ich jetzt nicht im Kopf und auch nicht, in welchem Abschnitt das beschrieben wurde, weshalb ich dazu hier jetzt besser nichts schreibe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das mit der Geldbörse fand ich auch etwas verwirrend. Allerdings geht es bei mir um etwas anderes. Ich wundere mich nämlich immer noch darüber, dass Nikolai Rostow den richtigen Riecher hatte, was den Täter anging. Ich hatte absolut keine Vorstellung davon, wer das hätte sein können. Vielleicht habe ich da etwas überlesen.


    Meine Konzentration in diesem Abschnitt ist eh ziemlich schlecht gewesen, weshalb ich ihn noch einmal gelesen habe. Das hat aber eher wenig gebracht.


    Naja, Schwamm drüber. Ich versuche mich weiter im nächsten Abschnitt. Aber zuvor muss ich mir einen Handfächer basteln. Die Hitze benebelt meinen Verstand etwas zu sehr. Wahrscheinlich konnte ich mich deshalb nicht so gut konzentrieren. Ich brauche wieder einen kühlen Kopf.

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Als Rostow den Geldbeutel unters Kopfkissen steckt, sind außer Denisow sonst nur der Diener Lawruschka (der wohl das Vertrauen der beiden besitzt) und Teljanin im Raum.


    "und gleich darauf trat Teljanin, ein kleiner Offizier derselben Schwadron, ein. Rostow warf den Beutel unter das Kissen und drückte die ihm entgegengestreckte Hand Teljanins. Teljanin war vor dem Feldzug zur Strafe aus der Garde versetzt worden, er führte sich sehr gut im Regiment, war aber nicht beliebt, und besonders Rostow konnte einen unwillkürlichen Widerwillen gegen diesen Offizier weder überwinden noch verbergen. (...) Der Leutnant sah niemals jemand ins Gesicht, mit dem er sprach, beständig schweiften seine Augen umher."


    Vorgestern hab ich die Stelle bei Röhl nachgelesen, und da ist Teljanin (EDIT; ich hatte es nicht ganz korrekt in Erinnerung) schon am Eintreten, als Rostow anscheinend noch das Geldzählen abschließt und den Beutel dann unters Kopfkissen wirft.


    Ja, die Hitze ist schon schlimm. Vielleicht muss man sich nur ganz fest vorstellen, man wäre im Russland des 19. Jahrhunderts...