Fürst Wassil ist ganz schön umtriebig.
(…)
Auf dem Kriegsschauplatz erleben wir die Schlacht bei Austerlitz mit, die sog. Drei-Kaiser-Schlacht (…) Gelungen fand ich den Ritt Rostows entlang der Front, wo wir verschiedene Momentaufnahmen erlebten.
Wie Tolstoi den Wasili beschreibt, finde ich sehr interessant:
"Seine Pläne sorgsam zu durchdenken, das lag nicht in der Art des Fürsten Wasili. Noch weniger war er darauf bedacht, anderen Leuten Übles zu tun, um selbst einen Vorteil zu erlangen. (…) In seinem Kopf bildeten sich fortwährend je nach den Umständen (…) allerlei Pläne und Kombinationen, von denen er sich selbst nicht genauer Rechenschaft gab, die aber doch den ganzen Inhalt seines Daseins ausmachten. (…) In einer Art von Zerstreuung und Absichtslosigkeit und dabei doch mit der zweifellosen, instinktiven Sicherheit, dass er so handeln müsse, tat Fürst Wasili alles, was erforderlich war, um eine Heirat zwischen Pierre und seiner Tochter zustande zu bringen."
Von der Schlacht bei Austerlitz fand ich vor allem den morgendlichen Beginn im Nebel sehr spannend und stimmungsvoll beschrieben:
"In der Tiefe, wo der Kampf begonnen hatte, herrschte überall noch dichter Nebel. (…) Jetzt war es neun Uhr. In der Tiefe lag der Nebel ausgebreitet wie ein zusammenhängender Meeresarm; aber bei dem Dorf Schapanitz, auf der Anhöhe, auf welcher Napoleon, von seinen Marschällen umgeben, stand, war es völlig hell. (…) Schweigend sah er nach den Hügeln hin, welche inselartig aus dem Nebelmeer herausragten (…). Er sah durch den Nebel, wie (…) die russischen Kolonnen mit ihren blitzenden Bajonetten sich immer in derselben Richtung nach dem Tal zu bewegten und eine nach der andern in dem Nebelmeer verschwand."
Gefragt habe ich mich, warum es für die Russen überhaupt kein Vorteil war, von oben nach unten zu kämpfen? Aber vielleicht ist das gar nicht so praktisch; und wenn der Kampf ausgeglichen ist, bewegt man sich auch wenig vor- oder rückwärts.
Und Rostow ist annähernd versessen, sich ihm zu zeigen und alles für ihn zu tun. Aber er will auch Anerkennung vom Kaiser. . Er bekommt/bekam anscheinend nie genug von anderswo?
In seiner Familie bekam Rostow anscheinend schon viel Anerkennung, aber das war ihm vielleicht nicht genug... ich hab aber auch den Eindruck, dass es so beschrieben ist, dass ein Großteil des Heeres dieselbe Empfindung hatte wie Rostow, die wohl auch wieder durch das jahrelang aufgebaute "Truppengefühl" hervorgebracht worden war:
"Rostow stand in den ersten Reihen des Kutusowschen Heeres (…) und war von denselben Empfindungen erfüllt wie jeder Mann dieses Heeres: von einem Gefühl der Selbstvergessenheit, von einem stolzen Machtbewusstsein und von einer leidenschaftlichen Begeisterung für den, welcher die Ursache dieser (…) Veranstaltung war."
Einmal kam mir die Überlegung, warum sie nicht anfangen, Rauchzeichen etc. zu geben. Für mich ist es irgendwie kein Wunder, das Napoleon hier erst einmal gesiegt hat.
Rauchzeichen :--))) Wenn ich Tolstoi richtig verstehe, war das in all den Schlachten auf beiden Seiten so konfus; das merkt man später in Borodino recht deutlich.