'Krieg und Frieden' - Band 2, Teil 2 - Kapitel 12 - 21

  • Rostows Zarenliebe ist übertrieben, aber auch notwendig oder hilfreich, um sich auf dem Schlachtfeld emotional zu pushen. Er kämpft dadurch für höhere Ziele und erniedrigt sich und sein Leben selbst. Sein potentieller Tod ist unwichtig, wenn dadurch dem großen Ganzen gedient werden kann.

    Vermutlich ist es leichter, sich an Hand einer Person mit höheren Zielen zu identifizieren, als mit abstrakten Begriffen wie Heimat etc.

    Ich denke, diese Verehrung des Zaren ist für ihn selbst in dieser Lage auch nicht einfach. In Friedenszeiten mag das anders sein. Da ist er auch daran gewöhnt. Aber im Krieg spürt er vermutlich durchaus die Erwartung selbst die Armee anzuführen. Auf mich wirkt er schon etwas überfordert.

    Vielleicht ist das auch mit ein Grund, dass er Kutosow in manchem widerspricht.

  • "Zum erstenmal nach Austerlitz erblickte er wieder jenen hohen, ewigen Himmel, den er gesehen hatte, als er auf dem Schlachtfeld von Austerlitz lag, und ein längst eingeschlafenes, gutes Gefühl, das in seiner Seele ruhte, erwachte plötzlich wieder freudig und jugendfrisch."


    Ein schönes Zitat, finde ich. Interessant finde ich auch Andreis Schuldgefühle gegenüber seiner Frau:


    "Überzeugt fühlt man sich, wenn man sieht, wie ein liebes, teures Wesen, mit dem man eng verbunden war, dem gegenüber man eine Schuld auf sich geladen hatte, eine Schuld, die man wiedergutzumachen hoffte" (die Stimme begann ihm zu zittern, und er wandte das Gesicht ab), "...und nun muss man sehen, wie dieses Wesen auf einmal leidet, entsetzliche Qualen leidet und aufhört zu sein..." :gruebel


    Schön finde ich, dass der alte Bolkonski den Pierre so mag:


    " (...) 'Na, mein Sohn', fuhr er fort, 'dein Freund ist ein braver, junger Mann' (er klopfte Pierre auf die Schulter), 'ich habe ihn liebgewonnen! Er macht mich warm. Ein anderer redet vernünftig, und doch mag man ihm nicht zuhören; aber dieser hier schwatzt dummes Zeug und macht mich alten Mann warm. (…) Freunde dich nur auch mit meiner närrischen Tochter, Prinzessin Marja, an', rief er dem fortgehenden Pierre noch aus der Tür nach." :):)

  • Peter bei den Freimaurern - Tolstoi lässt aber auch nichts aus ... Auch hier scheint mir Peter eher hineingeraten zu sein, als selbst gehandelt zu haben. Und von seinem Verwalter lässt er sich übertölpeln, dieser Mann ist nur bedingt lebenstüchtig ...


    Auch von Boris lesen wir, der sich karrieremäßig gut entwickelt hat, als Mensch aber weniger gut.


    "Typisch" scheint mir schon fast, dass man bei der Armee Menschen verhungern lässt, obwohl genug da wäre, und wenn jemand aufbegehrt, wird dieser verurteilt, und nicht der, der die Nahrung unterschlägt. Ich habe gerade eine Queen-Victoria-Biografie gelesen, dort stand z. B. über den Krimkrieg, dass man sich keine Gedanken gemacht hat, über Verwundungen, und deswegen nicht entsprechend vorgesorgt hat. Ich finde so etwas einfach unglaublich ... Auch den Lazaretten hier scheint man eher aus dem Weg gehen zu sollen.


    Wie Rostow unter diesen Bedingungen den Alten und seine Familie unterhalten konnte, kann ich allerdings nicht nachvollziehen.

  • Die Zustände in den Lazaretten waren wirklich katastrophal:


    "Wer ins Lazarett kam, dem war der Tod so sicher, dass die Soldaten, welche an Fieber oder an Anschwellungen litten, die von der schlechten Nahrung herkamen, lieber den Dienst weiter ertrugen und sich mit übermenschlicher Anstrengung in Reih und Glied fortschleppten, als dass sie ins Lazarett gingen."


    Boris hat sich tatsächlich menschlich nicht gut entwickelt; wahrscheinlich möchte Tolstoi ihn als Typus des Karrieremenschen darstellen. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Tolstoi in "Krieg und Frieden" verschiedene Menschentypen dargestellt hat; ich hab die Internetseite aber gerade nicht wiedergefunden.


    "so war es für jemand, dem es auf eine gute Karriere ankam, eine sehr wichtige Sache, bei der Kaiserzusammenkunft in Tilsit anwesend zu sein, und jetzt (...) fühlte Boris, dass seine Stellung von nun an eine völlig gesicherte sei. Man kannte ihn nicht nur, sondern man beachtete ihn auch und hatte sich daran gewöhnt, ihn zu sehen."


    Rostow hat wahrscheinlich einfach durch seinen Offizierstatus dafür gesorgt, dass der Alte und seine Familie bei der Nahrungsausgabe jeweils eine Portion mit abgekommen haben und ihnen ein paar Lumpen als Kleidung besorgt; das hat wohl gereicht, um für die Erholung des Alten zu sorgen.


    Gefreut hat mich, dass Denisow seinen Stolz überwinden konnte und das Gnadengesuch hat abschicken lassen.


    " 'Ich sehe ein: man kann nicht mit dem Kopf durch die Mauer rennen', sagte er (...) und reichte seinem Freund Rostow einen großen Brief. Es war das von dem Auditeur verfasst, an den Kaiser gerichtete Bittgesuch, in welchem Denisow, ohne die Vergehungen der Provinzbeamten zu erwähnen, einfach um Gnade bat."


  • Rostow hat wahrscheinlich einfach durch seinen Offizierstatus dafür gesorgt, dass der Alte und seine Familie bei der Nahrungsausgabe jeweils eine Portion mit abgekommen haben und ihnen ein paar Lumpen als Kleidung besorgt; das hat wohl gereicht, um für die Erholung des Alten zu sorgen.



    Die Soldaten waren am (ver)hungern, wo sollte da noch Nahrung für zusätzliche Esser sein?

  • Eine gute Frage. Vielleicht ist einigen Soldaten in so einer existenziellen Notlage eine gute Kameradschaft so wichtig, dass man nicht so egoistisch erscheinen möchte, dass man mehr isst, während andere noch akuter am (Ver)Hungern sind. Ich hatte mal einen Bericht von jemand gelesen, der über 10 Jahre in einem kommunistischen Gefängnis in Rumänien war; er hat von großer Kameradschaft berichtet und behauptet, dass einmal ein Gefangener sein Essen nicht essen konnte und niemand der anderen der "Egoist" sein wollte, der eine zweite Portion bekommt; sie ging dann im Kreis herum, und niemand wollte sie essen.


    Tolstoi hat in jungen Jahren das Soldatenleben erlebt; vermutlich hat er Vieles aus eigenen Erlebnissen und Beobachtungen geschildert. Zwei Seiten zuvor schreibt er:


    "Alles war aufgezehrt und die Einwohner fast sämtlich geflüchtet; die wenigen zurückgebliebenen waren ärmer als Bettler, und es war ihnen nichts mehr zu nehmen; ja, statt von ihnen etwas zu bekommen, gaben die sonst so wenig zum Mitleid geneigten Soldaten ihnen oft noch das Letzte, was sie selbst hatten."


    Und zuvor:


    "Im Regiment war einem all und jedes bekannt: wer Leutnant und wer Rittmeister war, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch, und vor allem, wer ein guter und wer ein schlechter Kamerad war."


    Insgesamt kann ich mir es vorstellen, dass so etwas manchmal vorkommt, auch wenn es sehr erstaunlich ist.

  • Auch die Fortsetzung von dem ersten Zitat in #28 ist ziemlich erschreckend:


    "[die Soldaten] zerstreuten sich über die Wiesen und Felder, um diese süße Marienwurzel (die sehr bitter schmeckte) zu suchen, gruben sie mit den Säbeln aus und aßen sie, obwohl der Genuss dieser schädlichen Pflanze verboten war. Im Frühjahr war bei den Soldaten eine neuartige Krankheit aufgetreten, Anschwellungen der Hände, der Füße und des Gesichtes, und die Ärzte betrachteten als die Ursache dieser Krankheit den Genuss jener Wurzel. Aber trotz des Verbots nährten sich die Pawlograder Husaren von Denisows Eskadron hauptsächlich von der süßen Marienwurzel" :wow


    Rostows Sichtweise über das Lagerleben ist auch erstaunlich; er empfindet die "Qual der Wahl" anscheinend besonders stark:


    "Nachdem er (...) sich von neuem an des Gefühl gewöhnt hatte, der Freiheit beraubt und in einen engen, starren Rahmen eingeschmiedet zu sein, da hatte Rostow dieselbe Empfindung wie unter dem Dach des Elternhauses: ein Gefühl der Beruhigung, ein Gefühl, dass er hier einen festen Stand habe, und das freudige Bewusstsein, hier zu Hause, an dem ihm zukommenden Platz zu sein. Hier war nicht jener Wirrwarr der freien Welt (…); hier war keine Sonja, der gegenüber man sich aussprechen oder auch nicht aussprechen musste. Hier kam man nicht in die Lage, zu überlegen, ob man da- und dahin fahren solle; hier hatte man nicht die Möglichkeit, den ganzen Tag nach Belieben auf die mannigfaltigste Weise auszufüllen (…)"

    :pferd

    (Rostow bei den Husaren)

  • Eure Beiträge habe ich noch nicht gelesen.


    Ich bin noch Mitten in diesem Abschnitt, aber ich lache mich gerade kringelig. :rofl


    Kapitel 17; so gegen Ende: ""Zu Befehl, Ew. Hochwohlgeboren", schrie der Soldat mit fröhlichem Lächeln[...]."


    Weil ich mir schwer vorstellen kann, dass jemand mit einem fröhlichen Lächeln schreit und ernst dabei sein kann, musste ich das ausprobieren und fand es mega komisch lustig. :lache

    Der Soldat macht sich doch total zum Affen. Schon sein Auftreten.


    Ich frage mich, wie diese Stelle bei euch übersetzt wurde. Ben   PMelittaM und wer noch so Lust hat nachzuschauen. :-)

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Bei Röhl steht das ein bisschen anders:


    " 'Wünsche Gesundheit, Euer Hochwohlgeboren!', schrie dieser Soldat mit lauter Stimme und blickte, die Augen herauspressend, Rostow starr an (…).

    'Schaff' doch diesen Mann fort, und gib ihm Wasser' (…)

    'Zu Befehl, Euer Hochwohlgeboren', erwiderte der Soldat mit vergnügtem Gesicht; er verwandte noch größere Anstrengung darauf, die Augen herauszudrücken und strammzustehen, rührte sich aber nicht vom Fleck."


    Ich hab's auch ausprobiert und kann zur zustimmen, dass das ziemlich lustig ist. Hast du auch schon probiert, gleichzeitig die Augen mehr und mehr herauszudrücken...? :lache:lache


    Erstaunlich finde ich auch, dass sein Regiment für Rostow wie eine Familie ist:


    "als Lawrenti erfreut seinem Herrn zurief: 'Der Graf ist gekommen!' und der zottige Denisow (…) aus der Erdhütte herausgelaufen kam und ihn umarmte und die Offiziere den Ankömmling umringten: da hatte Rostow dieselbe Empfindung wie damals, als ihn seine Mutter, sein Vater und seine Schwestern umarmten, und die Freudentränen, die ihm in die Kehle kamen, hinderten ihn zu sprechen. Auch das Regiment war ein Haus, ein unwandelbar liebes, teures Haus, ebenso wie das Haus seiner Eltern."

  • Ich hab's auch ausprobiert und kann zur zustimmen, dass das ziemlich lustig ist. Hast du auch schon probiert, gleichzeitig die Augen mehr und mehr herauszudrücken...?

    Nein, das nicht :lache :lache :lache


    Erstaunlich finde ich auch, dass sein Regiment für Rostow wie eine Familie ist:

    Hm, ich finde es nicht ganz so erstaunlich. Meine Arbeitskollegen/-innen kamen mir auch häufig wie meine Familie vor. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, ob das unüblich ist.

    Sasaornifee :eiskristall

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  • Bei Röhl steht das ein bisschen anders:


    " 'Wünsche Gesundheit, Euer Hochwohlgeboren!', schrie dieser Soldat mit lauter Stimme und blickte, die Augen herauspressend, Rostow starr an (…).

    'Schaff' doch diesen Mann fort, und gib ihm Wasser' (…)

    'Zu Befehl, Euer Hochwohlgeboren', erwiderte der Soldat mit vergnügtem Gesicht; er verwandte noch größere Anstrengung darauf, die Augen herauszudrücken und strammzustehen, rührte sich aber nicht vom Fleck."

    Ich hab's auch ausprobiert und kann zur zustimmen, dass das ziemlich lustig ist. Hast du auch schon probiert, gleichzeitig die Augen mehr und mehr herauszudrücken...?

    Nein, das nicht :lache:lache:lache

    Und jetzt weiß ich auch warum. Da steht nichts von rausdrücken. :lache


    Krieg und Frieden - Tolstoi - Übersetzung von Bergengruen; schrieb:

    "Gesundheit wünsche ich, Ew. Hochwohlgeboren!" schrie er, die Augen starr auf Rostow geheftet [...]

    "Zu Befehl, Ew. Hochwohlgeboren", schrie der Soldat mit fröhlichem Lächeln, starrte Rostow noch eindringlicher an und reckte sich noch mehr heraus, aber ohne sich von der Stelle zu rühren.



    schrie dieser Soldat mit lauter Stimme

    Kann man eigentlich auch leise schreien? :gruebel
    Auf jeden Fall ist er ein wenig ... ungewöhnlich oder leicht beängstigend?
    :D Erstaunlich, dass Rostow nicht zurückgewichen ist.

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  • So, jetzt bin ich durch.


    Denissow hat sich hier jetzt mal von seiner andere Seite gezeigt. Ich hatte ihn als ruhigen, zurückhaltenden jungen Mann in Erinnerung. Er gefällt mir immer mehr. Hoffentlich kann er noch begnadigt werden...


    Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich habe mir alle eure interessanten Beiträge durchgelesen.

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  • Ich denke nicht dass der Soldat besonders ungewöhnlich oder beängstigend ist; wenn man jahrelang gezwungen ist, auf Befehl schreiend zu salutieren und das zur Routine wird, entwickelt man wahrscheinlich die Fähigkeit, gleichzeitig einen völlig anderen Gesichtsausdruck zu zeigen.

    Ich denke auch nicht, dass er leise geschrien hat. Leise schreien ist vielleicht, wenn man nur mit der Mundraum-Luft schreit, ohne die Luft aus der Lunge; das hat dann einen ähnlichen Ausdruck, muss aber nicht besonders laut sein. Also noch eine Variante zum Ausprobieren:

    Lächeln + Augen rausdrücken + schreien + leise :grin


    Mir ist schon klar, dass das Arbeitsumfeld, auch wenn es die Armee ist, wie eine Familie sein kann; ich fand es nur etwas erstaunlich, weil es eben das Militär und das "rauhe Soldatenleben" ist, das Rostow wie eine Familie vorkommt. Aber vielleicht ist man auf die Dauer auch gezwungen, sich dort möglichst eine familienähnliche Umgebung zu schaffen.


    Denisow am Anfang ruhig, zurückhaltend? Bei mir wird er so eingeführt:


    "Denisow (...) hatte ein rotes Gesicht, funkelnde, schwarze Augen (...). Mit finsterem Gesicht und gesenktem Kopf kam er zur Haustür.

    'Lawrenti!', schrie er laut und zornig (...). 'So komm doch und nimm mir die Sachen ab, du Tölpel!' " (Band 1, Teil 2, IV)

  • Lächeln + Augen rausdrücken + schreien + leise

    :lache


    Ich denke nicht dass der Soldat besonders ungewöhnlich oder beängstigend ist; wenn man jahrelang gezwungen ist, auf Befehl schreiend zu salutieren und das zur Routine wird, entwickelt man wahrscheinlich die Fähigkeit, gleichzeitig einen völlig anderen Gesichtsausdruck zu zeigen.


    Dann muss ich mich wohl anders ausdrücken. :-) Auf mich macht er so einen etwas beängstigenden Eindruck. Ich würde sicher zurückweichen, wenn jemand so mit mir redet. Das Rostow nicht zurückweicht, kann ich so dann doch verstehen. Er ist es anscheinend gewöhnt, auch wenn es der erste zackige Mann ist, der mir im Buch aufgefallen ist.

    Denisow am Anfang ruhig, zurückhaltend? Bei mir wird er so eingeführt:


    "Denisow (...) hatte ein rotes Gesicht, funkelnde, schwarze Augen (...). Mit finsterem Gesicht und gesenktem Kopf kam er zur Haustür.

    'Lawrenti!', schrie er laut und zornig (...). 'So komm doch und nimm mir die Sachen ab, du Tölpel!' " (Band 1, Teil 2, IV)

    Ich habs befürchtet, dass nicht viel in meinem Gedächtnis haften geblieben ist.

    Das ist ja lustig, wie er eingeführt wurde. :lache Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast! Ich habe es selbst noch einmal nachgelesen. Davor bemerkt Lawruschka, Denissows Brusche, auch noch, dass jetzt gleich der Teufel los sei.

    Erst, als Denisow mit Sonja? getanzt hat, habe ich ihn überhaupt erst richtig wahrgenommen. Ich fand die Beschreibung einfach großartig!

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  • Ja stimmt, beim Tanz mit Natascha gelingt es mir immer noch nicht, ihn mir beim Lesen zu rekonstruieren:


    "So jagte er unhörbar auf einem Bein [!!] um die Hälfte des Saales; er sah anscheinend gar nicht die vor ihm stehenden Stühle und stürmte gerade auf sie los: aber auf einmal machte er, mit den Sporen gegen den Boden stoßend und die Beine spreizend, auf den Hacken halt, stand so eine Sekunde lang, stampfte unter gewaltigem Sporenklirren mit den Beinen auf einem Fleck umher, drehte sich schnell herum und flog, mit dem linken Bein gegen das rechte schlagend, wieder im Kreis dahin. (…) [bald sprang er] dann wieder auf und stürmte mit solchem Ungestüm vorwärts, als ob er vorhätte, ohne Atem zu holen, durch alle Zimmer hindurchzurennen (…)

    'Was war das nur?', sagte [Natascha] vor sich hin." :S :) :S


    Das wäre theoretisch wieder was zum Ausprobieren; es ist aber eine wirklich schwere Frage, welche Challenge schwieriger ist...

    Tolstoi schreibt ja meistens aus eigener Beobachtung; vielleicht war er betrunken, als er mal so einem Tanz zugeschaut hat?


    Schön finde ich auch, wie Denisow Rostow vor dem Duell bewahrt:


    "Denisow war offenbar bemüht, Rostow möglichst selten Gefahren auszusetzen und ihn nach Kräften zu behüten, und wenn Rostow aus einem Gefecht heil und unversehrt zurückkam, begrüßte er ihn mit ganz besonderer Freude."

    " Rostow (…) bekam einen roten Kopf und sagte dem Offizier so unangenehme Dinge, dass Denisow nur mit Mühe ein Duell zwischen den beiden verhindern konnte. (…)

    'Seid ihr Rostows ein närrisches Volk!', sagte er dabei, und Rostow bemerkte Tränen in seinen Augen."

  • Hast du schon mal gesehen, wie in Russland getanzt wird? Ich finde, die Beschreibung passt gut dazu. Genau so habe ich es mir vorgestellt. Früher wollte ich auch so tanzen können.

    Sasaornifee :eiskristall

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