'Krieg und Frieden' - Band 4, Teil 4 - Kapitel 01 - 21

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  • Ich bin mit diesem Abschnitt noch lange nicht fertig. Aber ich muss mir etwas von der Seele schreiben.

    Es nervt mich, jetzt zum xten Mal zu lesen, dass Kutusow die Vorsehung versteht und Napoleon eher ein kleiner Wicht ist.

    Ich finde, er überhöht ihn fast.

    Zitat

    Die Quelle dieser ungewöhnlichen Einsicht in den Sinn dessen, was sich da vollzog, lag in jenem nationalen Empfinden, das er in seiner ganzen Reinheit und Kraft in sich trug.

    Nur durch die Erkenntnis, daß dieses Empfinden in Kutusow lebendig war, wurde das Volk veranlaßt, auf so seltsame Weise den in Ungnade gefallenen alten Mann gegen den Willen des Zaren zum Repräsentanten des Nationalkrieges zu erwählen. Und nur dieses Empfinden war es, was ihn auf jene höchste Höhe des Menschentums stellte, von der herab er als Oberkommandierender alle seine Kräfte nicht darauf richtete, Menschen zu töten und zu vernichten, sondern sie zu retten und zu schonen.

    Wow!

    Fragt sich Tolstoi nicht, ob er nicht den gleichen Fehler macht, den der den Historikern vorwirft, nämlich dass er im nachhinein den Ereignissen Bedeutungen unterlegt, die womöglich gar nicht da sind?

  • Jetzt ist die Zeit der Auferstehung. Moskau steht wieder auf, indem die Bewohner zurückkehren, Natascha steht wieder auf, indem sie, so seltsam es zunächst klingt, durch Petjas Tod und der notwendigen Fürsorge um ihre Mutter aus der Schockstarre nach Andrejs Tod gerissen wird.


    Auch Pierre steht wieder auf. Zuerst erlangt er seine körperlich und seelische Freiheit wieder.

    Zitat

    Trotzdem ihn die Ärzte behandelten, ihn zur Ader ließen und ihm allerlei Medizin zu trinken gaben, wurde er dennoch wieder gesund.


    :grin


    Er hat verstanden, dass es ein solches Lebensziel, wie er es bis vor kurzem gesucht hat, nicht gibt. Es ist unglaublich, wie sich seine Ausstrahlung verändert. Er nimmt die Menschen seiner Umgebung ganz anders wahr als früher und umgekehrt. Er ist ganz durchdrungen von dem Gefühl der Freiheit, die er aber bald wieder (gerne) verliert.

    Pierre und Natascha! <3 (ohne Worte)


    Und Pierre übernimmt Verantwortung für sein Leben.


    Hier wird mir auch klar, warum Tolstoi die Handlung so konzipiert hat, dass Pierre Helene heiratet und Helene sterben muss. Pierre ist die Person des Romans, die zu Beginn in vielerlei Hinsicht gefangen ist, durch die Suche nach dem Sinn des Lebens, durch seine Ehe und zuletzt durch die Franzosen. Da ist es nur folgerichtig, dass er zuletzt auch Freiheit von seiner Ehe erlangt.

  • Kutusow hat seine Aufgabe erledigt, nämlich Russland zu befreien, und stirbt.


    Ich finde das seltsam. Tolstoi stellt Kutusow im ganzen Roman als den dar, der die Vorsehung versteht und entsprechend handelt. So schafft er es gegen sämtliche Planungen von anderer Seite Russland zu befreien. Doch kaum jemand traut ihm weitere Aufgaben außerhalb Russlands zu.


    Allerdings wundert mich, dass auch Tolstoi Kutusow nicht mehr für geeignet hält. Will er sagen, dass Kutusows Verstehen der Vorsehung auf Russland beschränkt war? War es denn nicht einfach so, dass Kutusow keine Lust mehr hatte?

    So ganz nebenbei bekommt er einen Orden verliehen. Ich wundere mich, dass er sich darüber freut.

  • Das Buch ist fast zu Ende. Ist das nicht schrecklich?:cry Gibt es überhaupt ein Leben danach?

    Das habe ich mich da auch gefragt.

    Antwort: das habe ich noch nicht herausgefunden (obwohl ich vor über drei Wochen ausgelesen habe). ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Es nervt mich, jetzt zum xten Mal zu lesen, dass Kutusow die Vorsehung versteht und Napoleon eher ein kleiner Wicht ist.

    Ich finde, er überhöht ihn fast.

    Das liegt sicherlich auch daran, dass Tolstoj als Russe für Kutusow mehr Sympathien hatte als für Napoleon. Die Russen hatten den ersten vaterländischen Krieg gewonnen und den Sieg mit hohen Verlusten bezahlt. Das der Oberkommandierende da etwas verherrlicht wird, ist doch nachvollziehbar.


    Auch im Wiki-Beitrag zu Kutusow steht:

    "Kutusow gilt in Russland als Held des Vaterländischen Krieges gegen Napoleon Bonaparte."


    Wikipedia ist insgesamt natürlich sachlicher:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Russlandfeldzug_1812

    https://de.wikipedia.org/wiki/…3%A9e#Der_Weg_nach_Moskau

  • Filme nach Büchern - da hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Film ist eben viel zu kurz.

    Allerdings erinnere ich mich an eine Serie, wohl in den 70-ern. Ich habe noch die Musik des Abspanns in den Ohren. Da spielt ein Fagott oder eine Oboe. Viel später habe ich erfahren, dass das die Hymne des russischen Kaiserreichs war.

  • Ich habe jetzt einfach ohne Unterbrechung weitergelesen, weiß auch gar nicht, ob meine Mitleser überhaupt noch dabei sind, will mich aber vor dem Epilog noch mal kurz melden.


    Es wird viel gestorben unter den Protagonisten, Helene, Andre und Petja, aber dadurch auch Wege für andere Ehen freigemacht.


    Ich finde es interessant, wie Tolstoi den Krieg darstellt, wenig heroisch, oft konfus.


    Peter hat eine extreme Entwicklung durchlaufen, hat aber auch sehr viel erlebt.

  • Das Buch ist fast zu Ende. Ist das nicht schrecklich?:cry Gibt es überhaupt ein Leben danach?

    Das habe ich mich da auch gefragt.

    Antwort: das habe ich noch nicht herausgefunden (obwohl ich vor über drei Wochen ausgelesen habe). ;-)


    Und wie ist es euch diesbezüglich die letzten drei Jahre ergangen? :schuechtern




    Ich bin jetzt doch ganz froh, dass ich das Buch durch habe. Es warten noch sooo viele andere Bücher darauf, von mir gelesen zu werden. :lesend

    Sasaornifee :eiskristall

    _______________________
    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Und wie ist es euch diesbezüglich die letzten drei Jahre ergangen?

    Ich habe mir jetzt Deine Kommentare durchgelesen; antworten kann ich nicht, da ich die Details nicht mehr präsent und momentan nicht die Zeit zum Nachlesen habe.


    "Ein Leben nach Tolstoi?" Noch immer schwer zu sagen. Um es einmal so auszudrücken: derzeit überlege ich, wann ich das Buch dieses Jahr in den Leseplan hinein bekommen werde. (Ach so: das wäre dann der dritte Lesedurchgang, der zweite war im Mai 2020).


    Beantwortet das zumindest etwas die Frage?! ;-)


    Übrigens bin ich immer noch der Meinung, daß "Krieg und Frieden" eines der besten Bücher ist, die je geschrieben wurden. Wenn nicht gar das Beste überhaupt. :anbet

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")