Ich habe gestern mit diesem hier begonnen. Leider gingen die ersten 100 Seiten doch etwas zäh. Es sind so viele Namen und es zieht mich leider nicht sonderlich in den Bann.
Im Alter von acht Jahren verliert die Waskonierin Maite ihren Vater nach einem bitteren Verrat im Kampf. Danach wird sie in die „Obhut“ des asturischen Grafen Roderich gegeben, der ihren Vater getötet hat. Hier muss das nicht gerade hübsche Mädchen dessen Tochter, der schönen „Rose von Asturien“ Ermengilda, als Sklavin dienen. Dann wird Ermengilda von Maite auf ihrem Hochzeitszug verschleppt. Aber der Rachefeldzug, der die Herrschaftsverhältnisse zwischen den Frauen umkehrt, wird zum gefährlichen Abenteuer, das die beiden Erzfeindinnen einander näher bringt. Nur so wird es ihnen möglich sein, die Gefahren, die überall auf sie lauern, zu überstehen...
In ihrem Roman Die Rose von Asturien projiziert jenes Münchner Schriftstellerpaar, das sich hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt, ein bekanntes psychologisches Phänomen ins beginnende Mittelalter: das so genannte Stockholm-Syndrom nämlich, bei dem das Opfer eines Entführungsfalls ein emotionales Verhältnis zu dem Täter oder den Tätern aufbaut. Aber in Die Rose von Asturien geht es um noch mehr: Es geht um Liebe und Verrat, Machtspiele und Intrigen, um männliche und weibliche Logik – und darum, wie erstere in Fällen des Verliebtseins aussetzt und durch letztere ersetzt werden muss. So ist es zum Beispiel im Fall des Konrad von Birkendorf, einem stattlichen Mann, der erfolgreich Feldzüge führt und mit Bären kämpft, in der Gegenwart der liebreizenden Ermengilda aber zum handlungsunfähigen Idioten mutiert. Gut, dass es da Maite gibt, die die Situationen immer wieder zurecht zu rücken versteht.
Alles in allem ist Die Rose von Asturien von Iny Lorentz etwas zu lang geraten. Die Beschreibungen von Landschaften und die Schilderungen eines sinnlos durch die Lande schwadronierenden Heeres hätte man sich etwas kürzer gewünscht. Und trotzdem ist es erstaunlich, wie gut es dem Autorenpaar gelingt, seine Leserinnen (und vielleicht auch Leser) ins Asturien des 8. Jahrhunderts zu entführen. Das ist schon aller Ehren wert.