Da siehste mal den Unterschied zwischen Ost- und Westsozialisation
In meinem Dorf gab es eine einzige Hollywoodschaukel. Die gehörte der Familie der örtlichen Hühnerfarm und stand dort am einzigen Pool des Dorfes.
Und da die für meine Begriffe unermesslich reich waren, habe ich verinnerlicht, dass sich nur sehr, sehr reiche Menschen eine Hollywoodschaukel leisten können
Ich war zwar mit dem Sohn der Familie befreundet, allerdings wurde bei denen streng darüber gewacht, welche Freunde wie lange darauf schaukeln dürfen, kein wirkliches Vergnügen.
Vielleicht waren aber Hollywoodschaukeln auch der Inbegriff des süßen Müßiggangs und deshalb bei den Schwaben verpöhnt. Ein guter Schwabe sitzt nicht im Garten und schaukelt, sondern hat gefälligst em Wochenende an Haus und Hof rumzuwerkeln.
Die erste größere Ansammlung von Hollywoodschaukeln habe ich erst etwas später, in der Kleingartensparte meiner Oma in West-Berlin gesehen. Da war alles ganz ordentlich, Rasen, Rosen und Gemüsebeet und dort bin ich auch dem ersten leibhaften Gartenzwerg meines Lebens begegnet. Vielleicht kommt da meine zweite Assoziation von Spießigkeit her.
Aber ich muss sagen, zu den sanften Klängen von "Biscaya" unterm Kirschbaum zu schaukeln, das hat schon was