Ein Sommer wie dieser - Annette Hohberg

  • Die Autorin:


    Annette Hohberg hat Linguistik, Literaturwissenschaften und Soziologie studiert. Heute ist sie Journalistin und arbeitet als Ressortleiterin bei einer großen Publikumszeitschrift.
    Annette Hohberg lebt in München. Sie liebt Literatur, Jazz, gutes Essen und französische Filme und reist, wann immer Zeit dafür bleibt.


    Das Buch:


    Schon vom Erstlingswerk Annette Hohbergs „Alles was bleibt“ war ich sehr begeistert. Mit ihrem zweiten Roman „Ein Sommer wie dieser“ hat es die Autorin nun endgültig geschafft sich als eine meiner Lieblingsautorinnen zu etablieren.


    Die Handlung von „Ein Sommer wie dieser“ beginnt im Jahr 1982. Klara, Studentin der Literaturwissenschaften, reist zum ersten Mal allein nach Italien. Am Strand lernt sie den smarten Sonnenschirmverleiher Stephan kennen. Stephan studiert ebenfalls Literaturwissenschaften in Deutschland und träumt von der großen Freiheit. Südamerika ist das Traumziel, das er nach seiner Magisterarbeit bereisen will. Schnell kommen sich Klara und Stephan unter der warmen Sommersonne Italiens näher. Es folgen verliebte und unbeschwerte Tage und Nächte. Doch schon nach einer Woche muss Klara weiterreisen, da sie in Südfrankreich einige Gastvorlesungen besuchen will. Stephan verspricht innerhalb weniger Tage nachzukommen, doch Klara wartet vergebens.


    Mehr als zwanzig Jahre werden vergehen, bis sich die beiden durch einen Wink des Schicksals in München wiedertreffen. Die alten Gefühle flammen sofort wieder auf und doch ist so vieles inzwischen anders. Klara, verheiratet und Mutter einer bereits erwachsenen Tochter, steckt in einer Ehe fest, die ohne echte Höhepunkte in einer endlosen Abfolge von jahrelang eingeübten Ritualen versinkt. Stephan, Professor für Literatur, versucht die Leere in seinem Leben durch belanglose Affären mit seinen Studentinnen zu füllen. Die beiden beginnen eine Affäre. Allerdings wird schnell klar, dass sich die Zeit nicht einfach zwanzig Jahre zurückdrehen lässt und sowohl Klara, als auch Stephan werden gezwungen sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinanderzusetzen.


    Wieder einmal war es mir nicht möglich, mich dem grandiosen Schreibstil von Annette Hohberg zu entziehen. Ihre Sprache ist so wunderbar plastisch, dass es mir überhaupt nicht schwer fiel, mich auf die beschriebenen Orte und Personen einzulassen. Es gibt eine Szene, in der Klara am Nachmittag ein Glas Weißwein trinkt und dabei über ihre Ehe nachdenkt. Nichts wirklich aufregendes und doch so schön geschrieben, dass mir so war, als könne ich das Licht dieses Nachmittags vor mir sehen und den Geschmack des Weines auf meiner Zunge spüren.


    Fazit: Wer wieder einmal einen zugleich mitreißenden, wie auch gefühlvollen Liebesroman lesen möchte, sollte sich unbedingt für „Ein Sommer wie dieser“ entscheiden.

  • Meine Rezension


    Ich kenne „Alles, was bleibt“ von Annette Hohberg, allerdings konnte ich mich damals nicht so recht mit dem Buch anfreunden. Die Kurzbeschreibung zu diesem Buch hat mich dann aber doch recht angesprochen und so habe ich beschlossen, der Autorin eine 2. Chance zu geben.


    Die Geschichte besteht eigentlich aus zwei Geschichten: Da ist zum einen das junge Liebespaar Klara und Stephan, die sich in Italien ineinander verlieben, doch durch widrige Umstände nicht dauerhaft zueinander finden können.


    Und dann ist da die Geschichte von heute, in der Klara und Stephan, ebenfalls wieder durch eine Verkettung von Umständen, nach über 20 Jahren erneut aufeinandertreffen. Beide leben ihr Leben nicht so, wie sie es eigentlich gerne gehabt hätten und sie stellen sich sehr schnell die Frage, ob sie nicht ihrer Liebe von damals eine zweite Chance geben sollten. Doch Klara ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Wird sie es wagen, mit dem Mann, mit dem sie einst nur eine kurze Liaison verband, einen kompletten Neuanfang zu starten?


    Das Buch hat mir erzählerisch besser gefallen als „Alles, was bleibt“ – allerdings erschienen mir hier einige Wendungen nur zu sehr vorhersehbar.



    Fazit: ohne allzugroße Überraschungen, dennoch recht unterhaltsam zu lesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auch ich habe der Autorin noch einmal eine zweite Chance eingeräumt, ihr erster Roman konnte mich nicht wirklich überzeugen, es verlief alles viel zu glatt. Außerdem hat mich damals schon mächtig gestört, dass Seitensprünge als selbstverständlich und zum Leben dazugehörend angesehen werden - diese Einstellung kann ich so gar nicht teilen. Leider ist es bei diesem Buch nicht wirklich besser, der Plot hörte sich noch sehr interessant an - wurde meiner Meinung nach aber nicht überzeugend umgesetzt. Sehr gestört haben mich wieder die Affären und Seitensprünge, und



    Klara und Stephan hatten sie - die einzige, große Liebe. Vor zwanzig Jahren in Italien, wo sie jung und unbeschwert sich kennenlernten und ihre Liebe zueinander fanden, bis sie sich wieder trennen mussten und ihr Wiedersehen im Sand verlief. Damals glaubte man noch an Versprechen, es gab keine Handys, kein Internet - und somit auch keine Chance, an irgendwelche Informationen zu kommen, besonders dann nicht, wenn man über den anderen außer seinem Namen nicht viel weiß. Beide stürzt dieses Nichtwiedersehen in eine tiefe Krise - aber das Leben geht weiter und so richten sie sich mit dem Verlust ein. Abgehakt wird es als Lebenserfahrung, die Erinnerungen hängen allerdings nach. Stephan wird Literaturprofessor, der gegen ein näheres Kennenlernen mit seinen Studentinnen nichts einzuwenden hat. Klara heiratet und eröffnet eine Buchhandlung - bis ihre erwachsene Tochter Isabel in ihrem Studium auf Stephan trifft. Durch einen Zufall entdeckt Stephan, wer Isabels Mutter ist - und stürzt durch seinen erneuten Glauben an die große Liebe Isabel und Klara in eine tiefe Krise.


    Anfangs meint man als Leser, man wird von der Autorin an der Nase herumgeführt. Was für den Leser so offensichtlich ist, will Stephan einfach nicht sehen, ja, noch nicht einmal darüber nachdenken. Kann er wirklich so ignorant sein? Ansonsten ist er ein typischer Junggeselle, der nie wirklich erwachsen wurde und Verantwortung für andere zu tragen hatte. Seine Verhältnisse sind kurz, und werden immer jünger. Eine feste Beziehung langweilt und erdrückt ihn, wahrscheinlich hat er einfach noch nicht die richtige Frau getroffen. Schlagartig ändert sich seine Einstellung allerdings, als er Klara wiederfindet. Diese Wandlung verläuft zu schnell, sie wirkt dabei nicht glaubwürdig. Klara ist eine harte Frau geworden, zielstrebig und auf ihre eigenen Vorteile bedacht. Ständig überdenkt sie ihre Ehe und wirft ihrem Mann Sachen vor, die sie dann selber nicht einhält. Er wirkt wie eine Marionette, deren Fäden Klara vollständig in der Hand hält, man wünscht ihm eine gehörige Portion Rückgrat zusätzlich. Nicht einmal gesteht sie ihm eine eigene Meinung zu, es interessiert sie eigentlich auch gar nicht. Hauptsache, ihr Leben ist nicht bedroht, man ist sich nie sicher, ob sie überhaupt noch tiefe Gefühle für ihn hegt. Ihre Tochter lässt sie in ihrem Gefühlschaos, ohne ihr anfangs heraus zu helfen. Dabei wäre ein Gespräch mehr als angebracht gewesen.


    Wieder einmal nimmt es Annette Hohberg mit der ehelichen Treue nicht so genau. Immer mehr bekommt man den Eindruck, es gehört zum guten Ton oder ist absolut nichts Besonderes mehr, Ehebruch zu begehen, der Partner muss es ja nicht unbedingt wissen. Ob das der richtige Weg ist, einer Ehe neuen Pep zu geben, sei mal so dahingestellt. Verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen ist ein harter, steiniger Weg, der dann oft der Mühe nicht mehr wert ist, wenn erste Risse enthalten sind. Es ist von Klara schon sehr vermessen, abzuwägen, was schwerwiegender ist - die große Liebe oder zwanzig Jahre Ehe. Die Gefühle der betroffenen Personen wiegen dabei wohl nicht allzu viel. Diese unterschwellige, ständige Abwertung der Ehe und die Ignoranz des Offensichtlichen stören fast das ganze Buch hindurch, welches sich zwar recht flüssig lesen lässt, man mit den Charakteren aber nicht wirklich warm wird. Im Zweifelsfalle immer ein Ja für die Liebe, es kann einfach keine andere Entscheidung geben, denn dann wäre sie ja nicht so groß und mächtig gewesen, wie Stephan und Klara es dem Leser glauben machen wollen. Das Titelbild ist sehr stilvoll gewählt und passt hervorragend zu der Geschichte, ein Gefühl von Sommer, großen Entscheidungen und viel Gefühl stellt sich sofort ein.


    Fazit


    Gibt es die große Liebe wirklich schon nach nur einer Woche? Wird sie durch eine lange Zeit hinweg dann nicht eher glorifiziert, da man ja nie weiß, ob sie dem Alltag standgehalten hätte? Was passiert, wenn man auf einmal vor die Wahl gestellt wird? Annette Hohberg hat in ihrem Buch Ein Sommer wie dieser interessante Fragen aufgeworfen und Lebenswege gezeigt, die durch unglückliche Zufälle entstehen können. Wie mag sich wohl ein jeder entscheiden, wenn er wieder auf seine wahre Liebe trifft, von der er annahm, sie verloren zu haben.


    LG
    Patty

  • KLAPPENTEXT:


    Es ist ein herrlicher Sommer, als Klara und Stephan sich in Italien kennenlernen und ineinander verlieben – bis eine unglückliche Verkettung von Umständen sie wieder trennt. Beide kehren nach Deutschland zurück, und die Jahre vergehen. Jeder führt sein eigenes Leben.
    Durch einen Zufall begegnen sie sich wieder und entdecken, dass sie noch immer dieselben starken Gefühle füreinander haben. Doch Klara ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter, und Stephan ist Single und zieht Affären vor. Den Glauben an die große Liebe hat er aufgegeben – bis er Klara wieder trifft ...


    AUTORIN:
    (Quelle: Knaur)


    Annette Hohberg hat Linguistik, Literaturwissenschaften und Soziologie studiert. Heute ist sie Ressortleiterin bei einer großen Publikumszeitschrift. Annette Hohberg lebt in München. Ihr erster Roman „Alles, was bleibt“ war ein großer Erfolg.


    EIGENE MEINUNG:


    „Ein Sommer wie dieser“ behandelt Themen, die aus dem Alltag gegriffen von Autorin Annette Hohberg, - dank ihrer gefühlvollen Schreibe und ihrer Sprachgewalt-, zu einem wundervollen, sehr starken und berührenden Roman verpackt wurden.


    „Entschuldige, aber das klingt wie aus einem der Romane, vor denen du mich immer warnst.“ (S.160)
    Ganz unrecht hat Ina nicht, als sie von der Geschichte ihrer Freundin Klara hört, denn diese klingt mehr als kitschig. In Wirklichkeit ist sie alles andere als das. Sie ist voller Intensität, voller Liebe, gefüllt mit starken Emotionen, undurchsichtigen Gefühlen, aber vor allem eins: problematisch. Denn manchmal nützt es nichts sich einfach nur zu lieben, manchmal muss man dafür mit all der Kraft, die man aufbringen kann, kämpfen.


    Mir gefällt es, dass die Liebe zwischen Klara und Stephan, die vom Schicksal wieder angestachelt wird, als die beiden sich mehr als 20 Jahre später wieder sehen, nicht nur in haltloser Romantik untergeht, sondern sich mit der Realität auseinander setzen muss. Mit der Realität, die darin besteht, dass Klara verheiratet ist, eine Tochter hat, Stephan einen ganz anderen Lebensstil pflegt als sie und dass im Falle, dass die beiden ihrer Liebe nachgeben, Menschen verletzt werden.


    Als die beiden sich damals im Sommer in Italien ineinander verliebt haben, da waren ihre Gefühle füreinander umschlungen vom rosarot jugendlicher Euphorie und dem zarten Licht, dass so eine Sommerliebe in einem fernen Land, weit ab jeglicher Pflichten und Verantwortung nun einmal ausmacht. Doch wie ist es so viele Jahre später? Der Zahn der Zeit nagt auch an der Liebe. Nicht nur an der eines ehemals intensiv verliebten Pärchens, sondern auch an der eines lange verheirateten Ehepaares. Was ist wichtiger: wahre Gefühle auszuleben, sich selbst zu spüren, eigenen Bedürfnissen nachgeben oder an altvertrautem Festhalten? Kämpfen für das, was einem über Jahre hinweg Halt und Sicherheit gegeben hat in Guten wie in Schlechten Zeiten? Fragen, mit denen sich die beiden Protagonisten Klara und Stephan, jeder auf seine eigene Art und Weise, auseinander setzen müssen. Mir gefällt, dass dabei nichts beschönigt, nichts verklärt wird durch den Kitsch, der Liebesgeschichten so oft anhaftet.


    Autorin Annette Hohbergs Schreibe ist wundervoll. Bezaubernd, poetisch, sanft und doch ausdrucksstark hat sie sich in mein Herz geschrieben, denn die Gefühle der Protagonisten waren so eindringlich, als wären es meine eigenen. Vor allem die Sehnsucht, die, mal auf die Eine, mal auf die andere Weise, im Mittelpunkt des Geschehens steht, war deutlich spürbar.


    „Und sein haltloses Herz vergisst einen Augenblick lang zu schlagen, um sich sofort mit erhöhter Frequenzzahl zurück zu melden. (S.167)


    Klara liebt Metaphern und ich glaube, das ist die Verbindung der Autorin, ihrer Schreibe, zur Protagonistin. Sie benutzt wundervolle Umschreibungen und einfache Worte, die von ihr zusammengesetzt Sätze voller Ausdruck und Poesie ergeben.
    „Hat meine Phantasie ausgetrieben und über Nacht Blüten gebildet?“ (S.195)


    Ein besonderes Extra, - das vermutliche alle begeistern wird, die so bibliophil sind wie ich -, ist, dass Klara und Stephan Bücher lieben und leben. Für alle Stationen und wichtigen Situationen im Leben haben sie das passende Buch. Bücher bereichern ihr Leben und unterstützen sie in allen Lebenslagen. Wundervoll!!


    FAZIT:


    „Ein Sommer wie dieser“ ist ein wundervoller Roman über die Liebe, das Leben, schicksalhafte Begegnungen und tiefe Gefühle, der sich frei macht von jeglichem Kitsch und voller Intensität und Sprachgewalt und dennoch mit leisen und zarten Worten, eine Geschichte erzählt, die authentisch ist und bezaubert. Absolute Leseempfehlung!!!