Ein besonders grausiges Szenario bildet die Ausgangssituation des mittlerweile vierten Falls von Temperance Brennan, der Frau mit dem seltsamen Namen und dem ungewöhnlichen Beruf. Die forensische Anthropologin wird an den Ort eines Flugzeugabsturzes nach Swain County in North Carolina gerufen, wo sie einige Tage lang Leichenteile einsammelt, untersucht und katalogisiert. Aber Tempe wäre nicht Tempe, wenn sie nicht wieder über etwas Ungewöhnliches stolpern würde. So konzentriert sie sich bald auf ein sehr sonderbares menschliches Fundstück, das so gar nicht zu den anderen passen mag -- und an dem noch mehr "dranzuhängen" scheint.
Auch Kathy Reichs viertes Buch zieht einen gewissen Teil seines Reizes aus dem Voyeurismus, den eine derart detaillierte Schilderung der Arbeit einer Leichenbeschauerin mit sich bringt. Der weitaus größere Teil des Lesevergnügens aber resultiert daraus, ihrer Hauptfigur über die Schulter zu blicken und sich mit ihren Lebensumständen und Problemen zu identifizieren. Als die Ich-Erzählerin Tempe anfängt, in einem Wespennest aus Korruption und Geheimniskrämerei zu stochern und schließlich selbst in die Schusslinie mächtiger Gegenspieler gerät, entwickelt sich der Roman zum Pageturner. Kundigen Kathy-Reichs-Lesern wird dabei so manches Déjà-vu-Erlebnis beschert.