Titel: Reise durch einen einsamen Kontinent: Unterwegs in Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile
Autor: Andreas Altmann
Verlag: rororo
Erschienen: März 2009
Seitenanzahl: 272
ISBN-10: 3499248212
ISBN-13: 978-3499248214
Über den Autor (Amazon):
Andreas Altmann war Dressman, Schauspieler am Residenztheater München und am Schauspielhaus Wien, Jura- und Psychologiestudent, Gärtner, Taxifahrer, Privatchauffeur, Spüler, Kellner, Anlageberater, Straßenarbeiter. Er lebt heute als Auslandsreporter und Reiseschriftsteller in Paris. Unter anderem ist er ohne Geld von Berlin nach Paris gelaufen ("34 Tage/33Nächte"), durch Indien ("Notbremse nicht zu früh ziehen") und durch Südostasien ("Der Preis der Leichtigkeit") gereist. Zudem hat er Storys aus der weiten wilden Welt unter dem Titel "Getrieben" vorgelegt. Er war unterwegs in Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile ("Reise durch einen einsamen Kontinent"). Andreas Altmann wurde mit dem 'Egon-Erwin-Kisch-Preis', dem 'Weltentdecker-Preis' und dem 'Seume-Literatur-Preis' ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung (Amazon):
Ob Señora Botero de Mejía, eine Greisin, die durch die Straßen von Bogota zieht und Nahrungsmittel an die Ärmsten verteilt, ob der Schuhputer Xavier in Ecuador, der sich für die Geheimnisse der Sprache interessiert, ob eifersüchtige Rentner oder strenggläubige 16-jährige Mütter: Andreas Altmann destilliert aus ihren Lebensgeschichten ein unsentimentales Porträt des heutigen Südamerika und zeigt, dass Gier und Zerstörung nur eine Handbreit von Barmherzigkeit und Liebe entfernt sind. „Reise durch einen einsamen Kontinent“ wurde mit dem REISEBUCH-PREIS 2008 ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Ich habe mich auf dieses Buch lange gefreut, auch wenn ich nicht so genau wusste, was mich erwartet. Ich lese eigentlich keine Reiseberichte und über Andreas Altmann wusste ich auch so gut wie nichts. Im Vorwort wurde ich bereits gewarnt, was ich NICHT zu erwarten habe, nämlich keinen Reiseführer - aber gut, das war mir eigentlich klar. Was mir vielleicht nicht klar war, ist, dass bei einem "Reisebericht" sehr viel von der Persönlichkeit des Autors zu spüren ist. Und wenn man mit einigen Facetten dieser Persönlichkeit nicht klar kommt, könnte es schwer werden...
Andreas Altmann hat einen sehr interessanten, einen sehr besonderen und einen auf seine eigene Art und Weise tiefgründigen Reisebericht verfasst. Er zeigt dem Leser Aspekte von Südamerika, die man als gewöhnlicher Tourist so nicht kennt oder nicht sofort sieht. Er ist nicht nur ein einfacher Reisender, nein, er ist ein sehr neugieriger und an Menschen und ihren Geschichten interessierter Reisender und kommt so an viele Personen ran, die ihm etwas aus ihrem Leben und dem von ihnen Erlebten erzählen. Man blickt hinter die Kulissen von Südamerika, aber auch hinter die Kulissen der vielen Menschen, die ihm begegnen. Das macht dieses Buch sehr lesenswert und eben "anders". Oft hat man sogar das Gefühl, dass Altmann keine Reise durch einen Kontinent, sondern eine Reise "durch" die Menschheit macht.
Die Leichtigkeit, mit der auf die Menschen zugeht und sie zum Sprechen bringt, hat mir sehr imponiert. Ich schätze, neben einem gesunden Selbstbewusstsein und der Beherrschung der Landessprache (denn zumindest meiner Erfahrung nach ist das Englisch der Südamerikaner nicht immer so leicht zu verstehen) gehört eine gewisse Portion Neugier und Interesse am Menschen dazu - diese besitzt Altmann zweifellos.
Das zu den positiven Aspekten des Buches, die mich durchaus begeistert haben. Allerdings muss ich leider auch sagen, dass ich mit vielen Sachen in dem Buch überhaupt nicht klar kam und diese meine Lesefreude gemindert haben. Ich kenne Andreas Altmann nicht, aber an vielen Stellen im Buch musste ich mit meiner Abneigung seiner Person gegenüber kämpfen. Vor allem im ersten Teil des Buches, als er in Kolumbien unterwegs war, fand ich manche Dinge, die er als "witzig" beschrieb, überhaupt nicht komisch, sondern einfach nur traurig. Auch seine wiederholte Erwähnung von "dreisten Betrügern" (meist Bettler oder ähnliches), deren Tricks er oft bewundernswert fand, ging mir (aufgrund der Häufigkeit) irgendwann auf den Geist. Was mich am meisten aber geärgert hat bzw. einfach genervt hat, waren die ewigen Seitenhiebe auf den Glauben und die Gläubigen. Kein Mensch muss den Glauben praktizieren, jedem das Seine, aber wenn ich einen Reisebericht schreibe, muss ich auch nicht dauernd raushängen lassen, was ich davon halte. Da wäre ein Buch zu dem Thema angebrachter als diese subtilen oder weniger subtilen negativen Meinungsäußerungen - zumal ich oft das Gefühl hatte, Altmann macht sich über den Glauben der Menschen bzw. über diese Menschen lustig.
Das ist auch der Grund, wieso das Buch von mir letztendlich "nur" 7 Punkte (statt der geplanten 8 von 10) bekommt.
Ansonsten kann ich das Buch aber mit gutem Gewissen weiterempfehlen.