DArachart, Nadine / Wedler, Sarah: Die Muse des Mörders

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    Ein Serienmörder im Wien des Jahres 2011. Er tötet nachts mit einem Dolch und versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Chefinspektor Dominik Greve entdeckt, dass jedes Opfer ein wertvolles Schmuckstück aus der Fertigung eines Wiener Nobeljuweliers besaß. Da tritt die alternde Schriftstellerin Madeleine Scuderi auf den Plan. Durch eine missverständliche Aussage gegenüber einer Tageszeitung betrachtet sie der Täter fortan als seine Vertraute und Muse. Sie beschließt, die Morde auf eigene Faust zu klären, und setzt sich dabei einer schrecklichen Gefahr aus. Ein moderner Thriller, wie er spannender nicht sein könnte, mit der literarischen Tiefe E.T.A. Hoffmanns. (Quelle: Klappentext)


    Remakes kenn ich eigentlich nur aus der Film- und Spieleindustrie. Als großer Fan von Krimis war dementsprechend meine Neugierde groß, wie das Remake mir gefallen würde. Gerade bei Spielen wie „King's Quest“, die als VGA Remake zahlreiche Spieler begeisterten, weiß man, dass ein Remake erstklassig sein kann.


    In diesem Fall liegt das Buch dem Klassiker „Das Fräulein von Scuder“ von E.T.A Hoffmanns zu Grunde. Dessen Handlung spielt im 17. Jahrundert und wird als erster deutscher Krimi gehandelt. Verfasst wurde es 1819. Ein Buch von dem ich bis dato zwar schon mal etwas namentlich gehört hatte. Und dank einer Frage, wurde mir ein Einblick in das Original seitens der Autoren gewährt.


    Nadine und Sarah sind damit in große Fußstapfen getreten. Ihr Remake spielt nicht im 17. Jahrhundert sondern in der Neuzeit. Damit traf ich wohl auf das größte Problem bei diesem Buch. Zuerst hatte ich das Jahr 2011 überlesen, und bin davon ausgegangen, dass es sich um die damalige Zeit handle. Erst beim Lesen traten Ungereimtheiten auf, die mich auf meinen Fehler aufmerksam machten. Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn bei einem Remake nicht nur die Sprache aufgefrischt wird. Schließlich wird die Geschichte auch bei einem Film der Neuzeit angepasst, warum nicht auch hier. Die Protagonisten wurden unserer Zeit angepasst. Twitter, Drogen, Aufsässigkeit und Co. verleihen ihnen eine Art, wie sie im Moment aktuell ist. Doch nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Schauplätze wurden dem Jahr 2011 angepasst. Beides ist erstklassig umgesetzt worden. Lebendig, zeitgemäß, detailliert und modern. Jeder Protagonist ist auf seine Art einzigartig und sympathisch. Schauplätze, wie zum Beispiel Wien, wecken Erinnerungen an Urlaube im Kindesalter. Realistischer hätte es nicht umgesetzt werden können. Ein Punkt ist mir jedoch aufgefallen. Negativ würde ich ihn nicht bezeichnen, aber Besonders. Die Stimmung bzw. Atmosphäre, die die zwei Autorinnen einfangen, wirkt älter. Würden nicht neumodische Dinge wie Twitter eingeworfen werden oder der Hinweis mit 2011 sein. Ich würde von der eingefangenen Atmosphäre eher davon ausgehen, dass der Kriminalroman 18. Jahrhundert, oder auch früher spielt. Und diese Stimmung finde ich bemerkenswert schön. Dadurch kam regelmäßig der Wunsch auf, die zwei hätten sich auch zeittechnisch an dieses Jahrhundert gehalten.


    Zitat

    Ihr Hausmädchen hatte aber, soweit Madeleine wusste, noch nie Probleme gehabt, nachts Ruhe zu finden. Trotzdem kam sie sich albern vor, als sie wie ein Teenager, der sich über ein elterliches Verbot hinwegsetzt, die Treppe hinunter in die Küche schlich, wo sie einen Kessel mit Wasser aufsetzte. (Zitat aus Kapitel 2)


    Parallelen zum Original sind besonders in den Protagonisten und den Fällen zu erkennen. Der Stil und die Umgebung wurden jedoch wirklich sehr angepasst. Es lässt sich dadurch leichter lesen. Und ich finde es beeindruckend, dass sich zwei so junge Talente, an diesen schweren Klassiker herangewagt haben.


    Auch sonst ist ihnen die Umsetzung gelungen. Extrem kurze Kapitel, insgesamt 91 erwarten den Leser auf 304 Seiten, sorgen für ein besseres Verständnis, bei den ganzen Sprüngen in der Perspektive. So muss man nicht groß überlegen, wer nun berichtet oder wen man gerade begleitet. Gerade am Anfang finde ich dies ideal, da man zeitgleich drei verschiedene wichtige Protagonisten kennenlernt, und man so besser unterscheiden und nachvollziehen kann.


    Von der Spannung her ist es den beiden Autorinnen gelungen, die auf eine kontinuierliche Art und Weise einzufangen. Mit jeder Seite zittert man mit und ist von dieser Geschichte gefesselt. Für eine Krimi genau die Richtige Mischung aus Ermittlungen, Überraschungen und spannenden Momenten.


    Der Schluss ist logisch und an die vorhergegangene Geschichte angepasst, sodass dadurch der Krimi harmonisch ausklingt. Er lässt den Leser mit einem Gefühl von erlesener Unterhaltung zurück. Mir war es eine Freude unterhalten zu werden, auch wenn ich oft fand, dass die Atmosphäre und noch perfekter mit der damaligen Zeit harmoniert hätte.


    Eigentlich ein perfekter Krimi, der fünf Sterne verdient, aber diese Atmosphäre sorgt dafür, dass ich es nicht mit meinem Bauchgefühl vereinbaren kann. Vielleicht hab ich zu viele alte Krimis gelesen, vielleicht war es auch der Original-Text. Der Wunsch das Buch hätte im 17. Jahrhundert gespielt, ist zwischenzeitlich durch diese Grundstimmung einfach zu groß.



    3.2.12

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  • Chefinspektor Dominik Greve hat gerade eine spektakuläre Giftmordserie gelöst, als der nächste Serientäter zuschlägt: Der Dolchstoßmörder. An Greve werden hohe Anforderungen gestellt, möglichst schnell soll er auch diese Mordserie aufklären. Durch eine falsch verstandene Meinungsäußerung in Gegenwart der Presse wird Madeleine Scuderi, eine ältere Schriftstellerin, in das Geschehen hineingezogen, da der Mörder sie für jemand hält, der ihn versteht und nun offenbar ihre Nähe sucht. Greve gerät immer mehr unter Druck …


    Die beiden Autorinnen haben hier ein Remake von E. T. A. Hoffmanns Novelle „Das Fräulein von Scuderi“, vorgelegt. Das Original habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nie gelesen, so dass ich vollkommen unbeeinflusst an den Roman herangehen konnte.


    Zunächst, aber nur für wenige Seiten, haben mich die verschiedenen Erzählstränge etwas verwirrt, generell liebe ich es, wenn aus verschiedenen Perspektiven beschrieben wird, aber hier war für mich erst einmal kein Zusammenhang greifbar, zu unterschiedlich waren die Perspektiven. Da wird von Chefinspektor Dominik Greve erzählt, der gerade einen großen beruflichen Erfolg vorweisen kann, privat aber Probleme hat. Madeleine Scuderi muss einen großen Verlust hinnehmen, Marie, ein junges Mädchen überlegt, mit ihrem Freund durchzubrennen – und dann ist da noch jemand, der unter dem Zwang steht, töten zu müssen. Relativ schnell hat man sich dann aber doch eingelesen und ist gespannt darauf, wie sich am Ende alles zusammenfügen wird.


    Während das Original im Paris des 17. Jahrhunderts spielt, haben die beiden Autorinnen den Stoff in das heutige Wien übertragen, mir erscheint das gut gelungen, wenn auch Wien keine besonders große Rolle spielt und es in jeder anderen Stadt ebenso funktioniert hätte. Es gibt allerdings (wenige) Szenen, die etwas irritieren, weil sie nicht in die heutige Zeit zu passen scheinen, z. B. wenn ein Polizist einen Untersuchungshäftling in dessen Zelle verprügelt und das offenbar niemanden stört.


    Die Charaktere sind gut gezeichnet, vor allem Dominik Greve und Madeleine Scuderi, in deren Gedanken- und Gefühlswelt man tief eintauchen kann.


    Die Geschichte selbst ist für mich weniger Kriminalroman, auch wenn es gilt, Morde aufzuklären, stehen für mich vielmehr die Figuren (mit all ihren Emotionen) sowie deren Zusammenspiel im Vordergrund. Wer einen waschechten Kriminalroman erwartet, könnte etwas enttäuscht sein, weil die für einen solchen Roman spezifische Spannung fehlt. Ziemlich früh kann man zudem schon ahnen, wer mit den Morden in Verbindung stehen könnte, Spannung schöpft der Roman eher daraus, dass man als Leser rätselt, wer welche Beweggründe für sein Handeln hat. Auch durch die Erzählweise mit kurzen, teilweise sehr kurzen, Kapitel und Perspektivewechseln mit damit verbundenen Cliffhangern, wird Spannung erzeugt.


    Die Handlung ist sehr komplex, es lohnt sich, dran zu bleiben und die Geschichte zügig durchzulesen. Die Auflösung empfinde ich als gelungen, in meinen Augen wurden alle offenen Fragen geklärt. Gegen Ende gibt es eine vorübergehende Länge, da man den Eindruck hat, es sei schon alles erzählt, jedoch nimmt einen die Geschichte dann doch noch einmal an die Hand und am Ende entsteht der Eindruck, dass es genauso richtig war.


    Insgesamt eine gelungene Adaption des Originals. Wer etwas zum Lesen für Zwischendurch sucht, ist hier allerdings fehl am Platz, man sollte genug Muse haben, sich auf die Geschichte einzulassen und möglichst auch die Zeit, zügig lesen zu können. Da der Roman „nur“ 300 Seiten hat, sollte das aber kein großes Problem sein. Empfehlenswert für alle, die auch gerne einmal gehaltvollere Romane lesen und sich auf eine Geschichte einlassen wollen, auch wenn sie zunächst etwas verwirrend wirkt. Es lohnt sich allemal. Empfehlenswert!