24 hour party people

  • "24 hour party people" erzählt die Geschichte des Labels Factory Records von 1976 bis 1992 aus der Sicht ihres Gründers Tony Wilson (Steve Coogan), wobei der - in direktem Kontakt mit dem Zuseher - offen zugibt, dass durchaus nicht alles, was man hier sieht, wahr ist. Wahr ist, dass dies eine Phase war, in der die Musikszene von Manchester ("Madchester") offenbar explodiert ist, geprägt von zwei bzw. drei Bands, Joy Division und ihrem Nachfolger, wenn man so will, New Order und Happy Mondays.


    In den Specials zu dieser DVD meint einer der Verantwortlichen des Films, dass er dann funktioniert, wenn auch Leute, die mit dem Thema genau nichts am Hut haben, die Geschichte verstehen, ihren Spaß daran haben und nicht zuletzt die Musik genießen. Stimmt. Ich hatte von Wilson und Factory Records noch nie in meinem Leben etwas gehört, kannte gerade mal "Love will tear us apart" von Joy Division und wusste von den anderen Bands, dass sie existieren.
    Und war und bin hingerissen von diesem Film und habe mich hier rettungslos verliebt in die geniale Musik von Joy Division und erkunde nun New Order. Die Mondays lasse ich erst mal aus, ich glaube, die sind nichts für mich, oder vielleicht ein anderes Mal.


    Dieser Film ist definitiv einer der merkwürdigsten, die ich je gesehen habe, aber höllisch unterhaltsam. Die Besetzung ist eine faszinierende Mischung aus tollen Schauspielern, für mich speziell Sean Harris als Ian Curtis, aber auch Andy Serkis, John Simm, Paddy Considine, Shirley Henderson, etc. und Cameoauftritten verschiedenster echter Leute, deren Geschichten hier erzählt werden und die dem Film offenbar ihre Unterstützung gewährt haben, selbst wenn sie mit der Darstellung nicht grenzenlos glücklich sind. Höchst spannend ist es, sich den Film mit den Kommentaren des echten Tony Wilson anzusehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass das für ihn keine rechte Freude gewesen sein mag, aber er hat wohl tapfer in den sauren Apfel gebissen, um das zu promoten, was er auch früher getan hat, die Musik und die Musiker. Allerdings finde ich Coogans Darstellung von ihm unglaublich liebenswert und verrückt gleichzeitig.


    Der Film mag eine andere Wirkung auf Leute haben, die diese Zeit und Musik selbst miterlebt haben. Auf mich hatte er eine sehr begeisternde. Dies ist ohne jeden Zweifel mein filmisches Highlight 2011.


    Ich besitze die u.a. Special Edition, zu deren Specials u.a. ein paar Featurettes gehören, so viele geschnittene Szenen, dass man daraus locker einen zweiten Film hätte drehen können, höchst interessante Interviews, ein Porträt des Regisseurs Michael Winterbottom, Audiokommentare von Wilson, Coogan und dem Produzenten Eaton und ein etwas skurriles Video von "Here to stay", in dem John Simm noch einmal Bernard Sumner sein Gesicht leiht. Wobei der mit Simms Darstellung nicht unglücklich gewesen zu sein scheint, existiert doch ein Konzertmitschnitt auf yt, wo New Order John Simm ans Mikrophon bitten, um ihnen bei "Digital" Gesellschaft zu leisten. Und es war John Simm, der die Aufnahme von Joy Division und New Order in die UK Music Hall of Fame präsentiert hat.


    Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Untertitel Deutsch sind, womit ich aber auch leben kann. Der Film ist nicht synchronisiert, würde auf Deutsch aber auch nicht funktionieren.
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  • Da ich das hier schon mal hochgeschubst habe, um einen peinlichen Tippfehler (Sumner, nicht Summer!) zu korrigieren, nutze ich das gleich, um u.a. Buch zu erwähnen, das ich gerade lese. Das ist quasi der Roman zum Film, geschrieben von Tony Wilson selbst. Da ich den Film mag - sehr! - bin ich komplett hingerissen von dem Buch, was zu erwarten war.


    Edit: Und ich pushe schon wieder. Entschuldigung dafür, aber ich musste den Link zur Rezension nachtragen.
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  • Zitat

    Original von rienchen
    Den wollte ich auch schon immer mal sehen, hach ja. Der Tag müsste hundert Stunden haben.


    Au fein, dann hat das Hochpushen ja was gebracht. :-]
    Ich schwöre, das war keine Absicht, aber den Tippfehler wollte ich dann doch nicht stehen lassen. Lohnt sich, gelegentlich seine Texte noch mal kritisch zu prüfen.