Mehrere Versuche bei einer Agentur?

  • Liebe Autoren-Eulen, :wave


    vor Ewigkeiten (und damit meine ich wirklich Jahre) hatten wir hier mal eine Diskussion, wo es darum ging, dass manche Agenturen jemanden erst drei Mal ablehnen.


    Jetzt zu meiner Frage: Meint ihr, man kann einer Agentur, wenn man denkt, man hat sich verbessert, die gleiche Idee noch einmal präsentieren, oder sollte man darauf tunlichst verzichten und drei unterschiedliche Ideen einreichen (sofern man etwas Neues zu bieten hat)?


    Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen / Aussagen / Gedanken. :-)

  • Ich bin zwar nicht vom Fachbereich, finde die Frage aber sehr interessant.


    Im Rahmen meiner eigenen Berufstätigkeit habe ich mich vor Jahren bei einem Arbeitgeber beworben und erhielt prompt eine Absage. Vier Wochen (!) später schickte ich meine identische Bewerbung nochmals an denselben Arbeitgeber, wurde zu einem Vorstellungegespräch eingeladen und eingestellt.


    Warum solltest Du also nicht noch einmal Dein Glück bei derselben Agentur versuchen?
    If you don't succeed at first ... siehe unten.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Agenturen unterliegen dem gleich kaufmännischen Prinzip, wie Verlage. Sie haben IHR Marktsegment und dafür IHRE Verbindungen zu Verlagen.


    Das Problem für die Agenturen ist, dass sich der Markt verändert. Mal ist SF, dann Fantasy, und dann wieder History der Renner. (Krimi/Thriller gehen immer)


    Da gibt es nur eine Möglichkeit, ständig dranzubleiben und es immer wieder zu versuchen, oder mit einem neuen Projekt "in den Markt" zu stossen, und zu hoffen... mehr kann ich dir aus Erfahrung nicht raten

  • Ich würde ein Projekt nach gründlicher Überarbeitung noch mal anbieten, ja. Ich würde dazu schreiben, dass und in welchen Punkten das Projekt überarbeitet wurde.
    Ich würde aber auch gleichzeitig im selben Schreiben ein weiteres Projekt anbieten, denn Autoren, die sich Jahre an einem Manuskript festbeißen, sind für Agenten verhältnismäßig uninteressant.


    Dass Agenturen immer erst drei Mal ablehnen, halte ich allerdings für ein Gerücht. Warum sollten sie das tun?

  • Ehrlich gesagt:
    Ich wuerde das nicht machen. Wenn eine Agentur grundsaetzlich Interesse an einem Projekt hat und lediglich behebbare Schwaechen feststellt, wird sie das klar sagen: "SO gefaellt uns das nicht - aber wenn Sie aus dem Hansi eine Hannelore machen und noch drei Hunde und drei Katzen reinschreiben, melden Sie sich doch wieder bei uns."
    Die Chance, dass ein wieder eingereichtes Manuskript, das nicht mit einem Vermerk dieser Art noch einmal "bestellt wurde", gar nicht gelesen wird, ist recht gross. Und der von Jennifer genannte Gedanke spielt auch eine grosse Rolle. Der Agent koennte denken: Ist der besessen von dem Projekt? Hat der nix anderes auf der Pfanne?


    Wenn ich von dem ueberarbeiteten Text hundertprozentig ueberzeugt waere (ehrlich gesagt ist mir das noch nie passiert), wuerde ich ihn liegen lassen und mich mit einem ganz neuen Projekt bewerben. Kommt der Vertrag dann zustande, wird das Projekt vermittelt, ist die Agentenbeziehung etabliert, wuerde ich eventuell das alte Projekt aus der Tasche ziehen (so ich immer noch davon ueberzeugt bin und der Zeitpunkt sich anbietet) und sagen: Ich haette da uebrigens noch XYZ, das ich ganz neu bearbeitet habe - wuerden Sie noch einmal einen Blick drauf werfen?


    So sind meiner Ansicht nach die Chancen groesser, dass der Agent offen fuer neues Potential des Projektes ist.


    Viel Erfolg wuenscht Charlie

  • Zitat

    Original von JASS
    vor Ewigkeiten (und damit meine ich wirklich Jahre) hatten wir hier mal eine Diskussion, wo es darum ging, dass manche Agenturen jemanden erst drei Mal ablehnen.


    so ein Verhalten ist vielleicht eine persönliche Marotte, aber keine allgemeingültige Aussage über das Verhalten von Agenten/Lektoren.


    Zitat

    Meint ihr, man kann einer Agentur, wenn man denkt, man hat sich verbessert, die gleiche Idee noch einmal präsentieren,


    wenn man das tut, muss auf alle Fälle ein "Beweis" dabeisein. Also etwa eine ganz frische (nicht nur überarbeitete) Leseprobe (ein komplettes Manuskript erst auf Nachfrage), auf das man im Anschreiben extra hinweist.


    Zitat

    oder sollte man darauf tunlichst verzichten und drei unterschiedliche Ideen einreichen (sofern man etwas Neues zu bieten hat)?


    Neue Ideen sind immer eine gute Idee ;-)
    Wie von den anderen Postern schon erwähnt, kann ein neues Projekt ein Türöffner sein, und auch den alten Roman beizeiten wieder ins Boot holen.


    Die Entscheidung, ja oder nein würde ich daher generell eher von der Aktualität und Vermittelbarkeit des Projektes abhängig machen, als von seiner Historie. Ist das Thema gerade im Aufwind, und stimmt die Schreibe, kann das der entscheidende Faktor für die Agentur sein.
    Und ja - es ist auch viel Glück und Zufall dabei, dass man den richtigen Zeitpunkt für eine Idee trifft. Diese Unwägbarkeiten gehören einfach zum Geschäft.

  • Zuerst einmal sollte der Autor ungeschminkt analysieren, warum es beim ersten Mal nicht geklappt hat. Er versucht in die Rolle des Ablehners zu schlüpfen und nachzuvollziehen, weshalb er abgelehnt wurde (nicht immer wird eine Absage begründet, insofern spielt Selbsteinschätzung und Selbstkritik eine wesentliche Rolle).


    Als nächstes sollte er sich die Frage beantworten, ob er in der Lage ist, sein Werk auf die Anforderungen der Agentur abzustimmen.

    Falls möglich, spricht er Autoren der Agentur an, die er kennt, um herauszufinden, wer die Entscheider sind, d.h. wer ist für was verantwortlich, wer betreut welches Genre, nach welchen Kriterien wird entschieden usw.


    Glaubt der Autor nun, dass er sein Werk auf den Bedarf der Agentur zuschustern kann, dann sollte er es erneut versuchen; vorher sollte er auf jeden Fall das persönliche Gespräch mit seinem potentiellen Ansprechpartner suchen, denn vielleicht sind die Chancen, aus welchen Gründen auch immer, inzwischen noch schlechter geworden).


    Das bedeutet, dass der Autor wie ein Feldherr eine Strategie ausarbeiten muss, die er in operative Pläne umsetzt und ggf. immer wieder modifiziert.


    Eine Alternative wäre der direkte Weg: einen Verlag ansprechen, der exactement das Genre bedient, das man produziert.

  • Man kann und darf alles - alleine der Erfolg zählt. Wenn man sich bei einer Agentur zum dritten Mal mit dem gleichen oder doch sehr ähnlichen Projekt "bewirbt", und sie entscheidet, es zu vertreten, ist der Drops in feiner Weise gelutscht. Es gibt keine Regeln oder gar Gesetze, die in dieser Situation relevant wären: Autoren versuchen, Agenturen von sich und ihren Projekten zu überzeugen, und wie das gelingt, ist völlig egal, so lange es gelingt. Ich würde allerdings nicht die veränderte Fassung hinschicken und im Begleitschreiben erwähnen, dass das Manuskript schon x Male bei denen auf dem Schreibtisch lag, sondern es vielleicht in einem Nebensatz verstecken ("... erhalten Sie die mehrfach überarbeitete Fassung ..."). Ich habe noch nie von "schwarzen Listen" gehört, auf denen Autoren landen, die sich häufig "beworben" hätten (es ist keine Bewerbung, sondern eine Geschäftsanbahnung). Allerdings halte ich es grundsätzlich für empfehlenswerter, gleich mit richtig guten Sachen vorstellig zu werden. ;-)


  • Ich denke, dass ein solches Vorgehen unsinnig ist, weil die Agenturen "Bewerbern" wohl kaum eine Absage mit ausführlicher Begründung schicken, weshalb genau sie den Text nicht mochten oder was damit nicht in Ordnung ist, und eine objektive Einschätzung eigener Texte ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit ist.


    Auch ein aktives Nachbohren, etwa den Verantwortlichen für die Ablehnung ausfindig machen und nach Gründen löchern, halte ich für alles andere als clever.


    So etwas führt schon auf dem Arbeitsmarkt selten zu etwas und hinterlässt zudem einen schlechten Eindruck.


    Dann lieber dreimal im Kreis hüpfen und ein paar Räucherstäbchen abbrennen für mehr Glück beim nächsten Mal. ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    (Danny Kaye) :flowers

  • Liebe Alice,
    ich hatte bereits geschrieben, dass eine Absage nicht immer begründet wird.


    Manchmal kann man zwischen den Zeilen lesen und manchmal bekommt man auch eine Antwort, wenn man den Hörer in die Hand nimmt und anruft. Auch dann ist es schwierig, mehr herauszufinden, deshalb sollte das Telefonat gut vorbereitet sein, man sollte vor Charme sprühen und kurz und bündig zum Punkt kommen, z.B:


    Autor: Sie hatten geschrieben, dass mein Konzept nicht überzeugend war, lag es daran dass ...
    Agentur: Dazu sage ich nichts.
    Autor: Ihr Mitbewerber, Agentur xy, der ich das Manuskript auch vorgelegt habe, meinte ... Können Sie das bestätigen?
    Agentur: Ja, das und jenes war schlecht ... Mir ist xy noch aufgefallen.
    Autor: Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen auf meinem Weg, ein guter Autor zu werden.


    Liebe Alice, das war ein Beispiel aus eigener Erfahrung. Nicht immer klappt das. Bleiben wir bei meiner Erfahrung: ich hatte Tom (siehe Vorkommentar) gebeten, mir einige Agenturen für mein Genre zu empfehlen. Und er war so freundlich und hat das auch getan.


    Danach habe ich festgestellt, dass mein Manuskript nicht verlagsreif war und dass mein Genre für die Agenturen zur risikoreich war (siehe hef's Kommentar - eine Agentur ist keine Wohlfahrtsbehörde!)


    Anschließend habe ich das Manuskript verbessert und siehe da ...

  • Hallo beisswenger,


    meine Anmerkungen sollten kein Tritt vors Schienbein sein. Wenn Du es so empfunden hast, tut es mir leid.
    Deine Empfehlungen schienen mir nur etwas blauäugig, denn im Allgemeinen freuen sich Personaler nicht darüber, sich mit abgelehnten Bewerbern nochmals auseinandersetzen oder ihre Ablehnung gar detailiert rechtfertigen zu müssen.
    Es würde mich wundern, wenn das in Bezug auf Agenturen anders verhält.


    Natürlich kann es in Einzelfällen - so wie bei Dir - anders laufen. Du hast es so gemacht wie beschrieben und der Erfolg gibt Dir Recht.


    Für alle angehenden Autoren wäre es sicher schön, ein qualifiziertes Feedback von Agenturen und Verlagen zu erhalten, insbesondere, wenn sie es sich zu Herzen nehmen und versuchen, es umzusetzen.
    Aber dann wären wir eben bei der Wohlfahrtsbehörde. :wave

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    (Danny Kaye) :flowers

  • Liebe Alice,


    nein, denn mein Schienbein ist aus Edelstahl. :lache


    Grundsätzlich hast du recht, ebenso wie Tom, der geschrieben hat:


    Zitat

    Es gibt keine Regeln oder gar Gesetze, die in dieser Situation relevant wären:


    Wichtig ist nur, dass man ständig überlegt, was man wie besser machen kann und wie man mit den vielen Absagen überlebt.


    Ein Autor, der eine Agentur oder einen Verlag sucht, sollte einen Monat mit einem VORWERK-Vertreter mitfahren. :wave

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Für alle angehenden Autoren wäre es sicher schön, ein qualifiziertes Feedback von Agenturen und Verlagen zu erhalten, insbesondere, wenn sie es sich zu Herzen nehmen und versuchen, es umzusetzen.
    Aber dann wären wir eben bei der Wohlfahrtsbehörde. :wave


    Um ehrlich zu sein: Ich habe - bevor ich meinen Agenten hatte - selten eine begründete Absage eines Verlags bekommen. (Nur ein einziges Mal, und bei dem Verlag hab ich danach einen Haufen Bücher veröffentlicht.)


    Bei Agenturen hab ich das aber vollkommen anders erlebt. Die haben mir ihre Absagen alle begründet, kurz aber persönlich und meist sehr konstruktiv.
    Da hätte ich ohne schlechtes Gefühl das MS nach Verbesserung der entsprechenden Punkte nochmal angeboten.


    (Beispiel, weil es so schön war: "Ihre Leseprobe hat uns begeistert, Frau B., fantastisch! - Aber das Exposé! Das Exposé ... Bitte kommen Sie noch mal auf uns zu, wenn sie besseres Exposés schreiben. Das krude Ding können wir doch so keinem anbieten." -> Die Absage kam einen Tag nach der Zusage meines Agenten, von daher konnte ich mich darüber amüsieren. Und, ja, weil sie recht hatte.)

  • Man sollte sich ein seeehr dickes Fell zulegen (der beste Trainingsort ist ein Forum)
    Man sollte an sein Werk glauben, aber nicht beratungsresistent sein,
    Man muss sich sehr sehr gut sowohl auf den ausgeguckten Verlag, wie eine Agentur vorbereiten


    Und...es gehört eine Menge Glück dazu mit seinem Werk zum rechten Zeitpunk am rechten Ort zu sein. Aber Glück soll ja nur der Tüchtige haben


    Also I cross my fingers and good luck :wave

  • Zitat

    Original von hef
    Man sollte sich ein seeehr dickes Fell zulegen (der beste Trainingsort ist ein Forum)


    Warum brauche ich ein dickes Fell für ein Forum? :gruebel (Seit 8 Jahren bei den Büchereulen)


    Für das Problem mit den Exposés hatten wir hier ja auch schon einige Themen. :-)

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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