Inhalt:
Der einzelgängerische, ehemalige Militär-Cop Jack Reacher übernachtet auf der Durchreise in einem Motel in einem gottverlassenen Flecken Land mitten im landwirtschaftlich geprägten Nebraska. Der einzige andere Gast ist der lokale Arzt, der außerdem Alkoholiker ist und zum Trinken an die Motel-Bar kommt. Das Telefon klingelt, eine Frau hat Nasenbluten, der Arzt lehnt erst ab, zu ihr zu fahren - bis Reacher ihn drängt, es doch zu tun. Er fährt den Arzt raus zu der einsamen Farm, es stellt sich heraus, dass die Frau - die Gattin von Seth Duncan, einem Angehörigen des scheinbar allmächtigen Duncan-Clans in der Gegend - verprügelt worden ist. Er bricht Seth Duncan zum Ausgleich die Nase. Und schlittert über diesen scheinbar belanglosen Zwischenfall in einen abgrundtiefen Konflikt, dem ein fünfundzwanzig Jahre altes Verbrechen zugrunde liegt, das nie aufgeklärt wurde.
Meine Meinung:
Dies ist mein erster Roman von Lee Child um den Serienhelden Jack Reacher - und wie ich gerade gesehen habe, der mittlerweile 12. Roman um den knüppelharten Einzelkämpfer. Bedingt dadurch habe ich kaum Hintergrund-Informationen über den Charakter des Jack Reacher bekommen, d.h. die näheren Gründe seiner Durchreise sind nicht bekannt, bis auf Andeutungen. Andererseits tut das der Spannung und dem Unterhaltungswert des Romans keinen Abbruch - und beides hat ein hohes Niveau.
Tatsächlich hat mich das Buch sogar ganz besonders fasziniert durch die Art und Weise, wie der Autor über seine Erzählweise das Tempo und damit die Spannungskurve moduliert. Ich weiß kaum, wie ich es beschreiben soll - aber er hat es einfach drauf, mit Worten die Stimmung zu malen. Durch jeden seiner Sätze sickert förmlich die eisige, winterliche Ebene endloser Felder und schnurgerader einsamer Straßen im Mittelwesten. Außerhalb der Action-Szenen erzählt er in geradezu behäbigen, gemächlichen Details, schafft fast nebenbei eine ungeheuer bedrückende Atmosphäre, in der die Bewohner der umliegenden Farmen verharren - unterwürfig, devot und voller Angst vor den übermächtigen Duncans und ihren Schlägern.
Explosiv und in einem Maschinengewehrfeuerstil dagegen die Momente, in denen Gewalt und Kämpfe explodieren: ein faszinierender Kontrast, der einen atemlos durch die Abschnitte rasen und Sätze überspringen läßt, um nur endlich zu erfahren, wie es ausgeht.
Die Geschichte selbst ist kunstvoll, mit zahlreichen Verwicklungen und fein gezeichneten Psychogrammen aller Beteiligten gestrickt: Jeder Einzelne in dieser verzwickten Story handelt zutiefst logisch, und gerade diese lineare, unausweichliche Logik führt zu so grandios absurden Verkettungen, dass man mitten in der atemlosen Spannung dann doch Momente plötzlich aufflackernder Ironie erlebt, in denen man in sich hineinkichern möchte.
'Worth Dying for' ist ein grandios geschriebener Thriller, der Tiefe und explosive Action geschickt unter einen Hut zu bringen weiß, und den man nicht aus der Hand legen kann, hat man sich erstmal festgelesen.
Ich fürchte, jetzt muss ich all die anderen Jack Reacher Bücher lesen ...
Unbedingt empfehlenswert!
Edit: Deutscher Titel und ISBN eingefügt, damit die dt. Ausgabe im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe