Josef Kelnberger - Bullen und Schweine

  • Gleich vorab:
    Ich habe das Buch NICHT zu Ende gelesen, weil es mir gargargar nicht gefallen hat... Nur falls sich jemand daran stören sollte, dass meine Meinung allzu einseitig ist oder spätere Handlungsumschwünge nicht berücksichtigt sind ;-)


    Kurzbeschreibung (amazon.de)
    Der Münchner Kommissar Konrad Wolf ist zwar ein Eigenbrötler und wird von diversen Neurosen gequält, aber er hat so etwas wie einen siebten Sinn für Menschen. Vielleicht traut er sich deshalb zu, einen Mord aufzuklären, der überhaupt nicht in seine Zuständigkeit fällt. Als er in der Zeitung liest, dass der Mann seiner Exfreundin Klara ermordet worden ist, nimmt er Urlaub und fährt zurück in seine Heimat Niederbayern. Entschlossen, sich seinen Schuldgefühlen gegenüber Klara zu stellen, nimmt er Kontakt mit dem zuständigen Ermittler Hubert Hartmann auf. Zusammen wollen sie herausfinden, wer für Richard Plochingers Hinscheiden verantwortlich ist. Doch die Chemie stimmt nicht zwischen den beiden Kommissaren, die alte Heimat setzt Wolf zu, und auf einmal gibt es eine weitere Leiche, die es ohne sein Eingreifen vielleicht nicht gegeben hätte. Bald ist klar, dass er es mit einem skrupellosen Mörder zu tun hat, der gegen die niederbayerische Provinz und die Menschen darin mindestens genauso große Vorbehalte hat wie Wolf selbst. Er dringt tief in die Psyche dieses unheimlichen Landstrichs ein – tiefer, als ihm lieb sein kann.


    Über den Autor (amazon.de)
    JOSEF KELNBERGER, geboren 1961 in Straubing, ist als Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung angestellt. «Bullen und Schweine» ist sein erster Roman. Er lebt mit seiner Familie in München.


    Meine Meinung
    Ich habe das Buch von vorablesen und war von der Leseprobe nicht 100 %ig angetan, hatte schon die ein oder andere Stelle in der Leseprobe ausgemacht, die mich eigentlich verleitet hätten, das Buch nicht zu lesen.... und so ist es nun auch gekommen, ich habe versucht, mich tapfer durchzukämpfen, aber schlussendlich habe ich das Buch nun abgebrochen.


    Krimis sind eigentlich die Bücher, die ich am liebsten mag, Regionalkrimis fallen auch absolut in diese Kategorie und auch die Kauzigkeit der Niederbayern ist mir durchaus ein Begriff und bekannt - somit beste Voraussetzungen für Josef Kelnbergers Buch.


    Leider macht er mich so gar nichts daraus: Allein schon die ellenlangen Kapitel ohne jegliche Absätze darin fand ich unerträglich. Ein Buch mit drei Kapiteln bis Seite 60 sollte zumindest einige logische Sprünge haben, an denen man auch aufhören kann zu lesen. Das hat sich bei mir nämlich gezogen, denn ein Lesen des Buchs "mal kurz vor dem Einschlafen" oder "zwischendurch am Sofa, wenn ich eine Stunde Zeit habe" funktioniert nicht so richtig - man muss stets hinterblättern und nachsehen, ob denn nun bald ein Kapitel endet, oder ob man noch weitere 20 Seiten vor sich hat, bis man wieder einen Break machen kann ohne am nächsten Tag zig Seiten wiederholen zu müssen. Sorry, das geht gar nicht und sollte einem Journalisten auch durchaus geläufig sein.


    Sein Kommissar Wolf ist mir zudem äußerst unsympathisch, unprofessionell und mit einem "leichten Schatten" versehen. Seine Vermischung von uraltem Privatleben mit einem Fall, der außerhalb seines Münchner Heimatgebiets liegt - für mich einfach nur unglaubwürdig.


    Ich fand außerdem das Buch mit den zahlreichen wirren Gedankengängen von Wolf schlecht lesbar, wenn man nicht jedes Wort mit jedem Buchstaben genau liest, geht einem vielleicht wieder was durch und man fragt sich mindestens 20 Seiten (bis zum nächsten Kapitel...), was da denn nun wieder schief gegangen ist. Zumindest ging es mir bei der Szene in der Amüsierbar so - ach, und bei der Schlägerei auf dem Gäubodenfest und bei den Berichten über seine Autofahrten mit dem Herren Kollegen....


    Auch mit Ruhe eines Urlaubs und viel gutem Willen konnte ich das Buch nicht zu Ende lesen - ich werde ihm sicherlich noch einmal eine zweite Chance geben, aber eine Empfehlung wird dieses Buch garantiert nicht von mir bekommen!

  • Da wurde jetzt aber ein Buch "handfest beerdigt". Trotzdem herzlichen Dank für diese Buchvorstellung - auch Warnungen sind wichtig und notwendig. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Da wurde jetzt aber ein Buch "handfest beerdigt". Trotzdem herzlichen Dank für diese Buchvorstellung - auch Warnungen sind wichtig und notwendig. :wave


    Ja, ich hab auch länger überlegt, ob ichs so drastisch schreiben soll, aber ich habe mich wirklich einfach die ganze Zeit nur geärgert über das Buch.
    Aber ich wäre auch jedem anderen dankbar, der das Buch lobt - denn vielleicht raffe ich mich dadurch schneller auf, es nochmals mit ihm zu versuchen :rolleyes

  • Zitat

    Original von dschaenna


    Ja, ich hab auch länger überlegt, ob ichs so drastisch schreiben soll, aber ich habe mich wirklich einfach die ganze Zeit nur geärgert über das Buch.


    Das Gefühl kenne ich - und das muss dann aber auch raus. Es gibt Bücher, da wird man beim Lesen so richtig sauer. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Also ich muss sagen, ich war stellenweise auch kurz vorm Abbruch, hab's dann aber doch durchgezogen, weil es ab ca. Seite 110 etwas besser wurde.
    Wolf ist als Antiheld aufgebaut. Weder beruflich noch privat kann er etwas nennenswertes vorweisen (außer, dass er mal einen Kollegen aus Schreck fast erschossen hätte).
    Dieser Kommissar Wolf begibt sich nun von München in seine alte Heimat, ohne offiziellen Auftrag, soweit ich das verstanden habe, hat er sich beurlauben lassen, um im Mord am Ehemann einer früheren Flamme herumzustochern. Motivation dabei ist nicht zwangsläufig den Täter zu finden. Wolf möchte hauptsächlich wissen, ob seine frühere Freundin Klara zu einem Mord fähig ist und somit auch genausogut er selbst dort liegen könnte, wenn er sie nicht vor 20 Jahren verlassen hätte. Zum anderen geht es um die Bewältigung eines Heimat-Traumas. Denn Wolf hat eine geradezu hysterische Angst vor den Orten seiner Kindheit und Jugend, als wäre es ein Sumpf, in den er zurückgezogen werden könnte. Wo er Idyll antrifft wächst in ihm der rachsüchtige Wunsch es zu zerstören.
    Damit wären wir bei einem der Probleme des Romans bzw. eher der Vermarktung. Es kommt daher wie einer der gerade sehr beliebten luftig-leichten, humorvollen Heimat- oder Provinz-Krimis. Sowohl die Aufmachung als auch der Klappentext verstärken diesen Eindruck. Nur haben wir es hier eher mit einem Anti-Heimat-Krimi zu tun. Heimat ist hier nichts positives, nichts wo man sich beschützt und wohl fühlt.
    Der Protagonist hat ein sehr gestörtes Verhältnis zur seiner Heimat, panische Angst vor fast allem, was er mit ihr verbindet. Im Laufe des Romans erfährt man noch einige andere "Störungen" des Kommissars, die das Bild einer psychischen Krankheit offenbaren (einige der Symptome kamen mir von einer Freundin bekannt vor). Das ist sicher auch ein Ansatz, wenn er denn gut gemacht wäre.


    Also... was haben wir letztendlich? Einen Krimi, der versucht zynisch zu sein gegenüber dem niederbayerischen Postkarten-Idyll, der aber genauso kritisch gegenüber dem Klischee von der großen Verschwörung der "Großkopferten" sein will. Ein Krimi der verschroben sein will, wie sein Protagonist, und für mich sowohl beim einen als auch beim anderen scheitert: Ein Ermittler mit schweren Macken, der zum philosophieren neigt, sich selbst für schlau hält, aber mehr als einmal einsehen muss, dass immer wenn er, wie der Hase im Märchen, zu einem vermeintlichen Durchbruch kommt, die Kollegen von der lokalen Polizei wie der Igel rufen "Wir sind schon da." Man fragt sich mehr als einmal, wozu ist dieser Kommissar überhaupt da? Er bringt den Fall nicht vorwärts, verkompliziert einiges sogar zusätzlich und die Bewältigung seiner Traumata scheint keinen großen Fortschritt zu machen. Sonderlich sympathisch ist er außerdem auch nicht. Spannung, ein elementarer Bestandteil von Krimis und Thrillern, kam hier nur sehr schleppend auf, wenn überhaupt. Langatmigkeit überwog die meiste Zeit.
    Und zum Schluss wurde zudem noch ein Klischee hinsichtlich der schuldigen Person bemüht, von dem ich die ganze Zeit über gehofft habe, dass ich mit meiner Ahnung falsch liege.


    Übrigens, wer empfindlich ist was Tiere angeht, wird hier auch einiges finden, das ihn zum überblättern bringt. Allein der Prozess der Schlachtung der Kuh "Butzi" wird seitenweise und recht detailliert geschildert.


    Fazit: Vielleicht kann man es am besten zusammenfassen mit: Es ist ein niederbayerischer Heimat-Krimi der eigentlich mehr "Anti-Heimat" ist und gar nicht so richtig Krimi sein will. Es war nicht das, was ich mir erwartet hatte, aber auch ohne diese Erwartungshaltung bleibt für mich nicht viel lobenswertes übrig. Einige der Einblicke in psychische Störungen (sowohl beim Kommissar als auch bei einer weiblichen Figur), waren durchaus interessant es gab auch einige wenige humorvolle Ideen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, letzten Endes bleibt aber das Gefühl, dass hier versucht wurde sehr viel miteinander zu kombinieren und ein hohes Niveau anzustreben, diese Mischung aber nicht aufgeht. Sollte Kommissar Wolf weiterermitteln, wird er das zukünftig ohne mich tun.


    Von mir gibt es 4 von 10 Punkten.


    Edit: Rechtschreibfehler, wie üblich. *seufz*

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Paradise Lost ()

  • Im Gäuboden (einer niederbayrischen Landschaft) wird der Futtermittelfabrikant Plochinger tot in einem Schweinesarg gefunden. Da dieser der Ehemann seiner Jugendliebe war, mischt sich Kommissar Wolf aus München (aber gebürtig im Gäuboden) in die Ermittlungen ein. Der Straubinger Ermittler Hartmann vermutet eine großangelegte Verschwörung. Es sterben noch weitere Menschen und auch Wolf schwebt in Gefahr, bis sich endlich die Lösung des Falles abzeichnet.


    „Ein wenig eine Pietät hat auch die tote Sau verdient“, so erklärt der Bauer seinen Schweinesarg und dieser Satz ließ mich ein tolles Buch erhoffen, mit viel Humor, viel Lokalkolorit und einen spannenden Fall. Leider wurde ich enttäuscht. Das Buch ist langweilig und zäh wie Gummi. Es handelt sich weniger um einen Kriminalroman als eher um die Charakterstudie eines Kommissars, der mehr als eine Neurose und auch sonst ein paar Probleme hat. Auch einige der anderen Charaktere des Romans könnten einer Nervenheilanstalt entsprungen sein, was ja durchaus einen guten Thriller zur Folge hätte haben können, was hier aber nur viel Geschwafel und wenig Spannung mit sich bringt.


    Auch Bayern spielt meiner Meinung nach nicht die zu erwartende Rolle, die Bauern könnte man auch wo anders finden und der Fall an sich ist auch kein typisch bayerischer.


    Zwischendurch gibt es ein paar Szenen, die toll geschrieben sind (z. B. Butzis Schlachtung) und auch zum Ende hin wird es ansatzweise spannend. Insgesamt hat mich das Buch gelangweilt wie selten eins und wenn ich mich nicht verpflichtet hätte, es zu lesen, hätte ich es wahrscheinlich spätestens nach 100 Seiten weggelegt.


    Von mir auch nur 4 von 10 Punkten

  • Seh ich anders! :grin


    Auf etwas eigentümliche Art und Weise, aber durchaus unterhaltsam führt und der Autor hier durch den großen Fall von Kommissar Wolf. Grundsätzlich bin ich ja ein ziemlicher Meckerfritze, wenn es um nicht realistische Polizeiarbeit geht, hier hat es mich aber irgendwie nur mäßig gestört, daß der Herr Kommissar sich doof anstellt und unbeholfen durch die Weltgeschichte polterte, weil es für sein Gepoltere immer eine recht schlüssige Erklärung gab und er sich durchaus auch selbst nicht als Helden der Ermittlungsarbeit, sondern eher als ein wenig trottelig ansieht.
    Außerdem ist der Herr Kommissar auch gar nicht wirklich dienstlich unterwegs, sondern reines privates Interesse schubst ihn mitten ins Geschehen. Dabei fand ich die zwischendurch eingestreuten leicht philosophischen Betrachtungen ziemlich gelungen, den Fall an sich aber ein wenig flach und farblos.
    Trotzdem war das durchaus unterhaltsame wenig anspruchsvolle, aber streckenweise doch ganz witzige Lektüre.

  • Dieses Buch ist kein typischer Regionalkrimi. Es werden zwar die Eigenheiten der niederbayerischen bäuerlichen „Quadratschädel“ thematisiert und die Unterschiede zu den Münchner Großstadtbewohnern immer wieder klar gemacht. Doch Kommissar Wolf gehört zu beiden Gruppen, ist er doch als junger Mann Hals über Kopf aus dem Gäuboden nach München gegangen, um dem Landleben zu entfliehen. Sein kompliziertes und von seinen eigenen Dämonen bevölkertes Innenleben mit reichlich Phobien, Ängsten und wahnhaften Ansätzen nimmt einen großen Teil dieses Buches ein, die Krimihandlung wird dadurch gerne in den Hintergrund gedrängt. Seine oft verschrobenen Gedankengänge sind manchmal anstrengend zu lesen. Auch das, was die anderen Personen tun oder meinen, ist nicht immer gradlinig und nachvollziehbar. Damit ich diese Skurrilitäten genießen könnte, hätte ich mehr – von mir aus gerne zynischen – Humor gebraucht. Leider gab es den nicht, obwohl der Einstieg ins Buch bei mir diesen Eindruck erweckte.


    Die Sprache fällt durch viel indirekte Rede auf und ist gespickt mit Adjektiven und bildhaften Formulierungen, die mir stellenweise gut gefallen haben, aber in anderen Abschnitten einfach zuviel des Guten waren. Auch hier hätte mir etwas mehr Geradlinigkeit und Konzentration auf die Handlung besser gefallen.


    Durch viele Abschweife ins Innenleben und die Vergangenheit des Kommissars wird die Handlung immer wieder gebremst und die Spannung bleibt trotz Verfolgungsjagden und mehrere Schusswechsel mäßig. Immerhin habe ich mich beim Lesen nicht direkt gelangweilt und konnte auch „dran bleiben“ an der Geschichte. Wer einen spannenden klassischen Krimi im Provinzmilieu erwartet, dem kann man nur von „Bullen und Schweine“ abraten. Wer aber etwas Ungewöhnliches sucht, sich auch auf Experimente einlassen mag und die gemächliche Gangart schätzt, der wird an diesem Buch seine Freude haben.


    Bewerung: zwiegespaltene 6 Punkte


    Edit: Rechtschreibung *grumel*