ZitatLena Scholl ist 25, frisch verheiratet und dennoch viel zu oft allein: Ihr Mann Lukas ist Zeitsoldat und nicht selten für Wochen unterwegs. Auch der neu begonnene Job enttäuscht sie und keine ihrer Freundinnen steht mit einer Schulter zum Ausweinen zur Verfügung. Lena flüchtet sich ins Internet, wo sie Christoph kennenlernt, der als Tauchlehrer auf Teneriffa arbeitet. Als ihr bewusst wird, dass sie beide beginnen, mehr füreinander zu empfinden, zieht Lena sich zurück, kann aber Christoph nicht vergessen. Dann erfährt Lukas von ihrer neuen Bekanntschaft und das Chaos ist perfekt. (Quelle: Klappentext)
„Tausche Brautschuh gegen Flosse“ ist ein Buch, welches mich sofort angesprochen hat. Alleine durch den Klappentext konnte ich mir schon gut vorstellen, dass mir diese Protagonistin gefallen würde. Ähnliches Alter, ebenfalls seit kurzem verheiratet und einen Mann, der beruflich viel unterwegs ist, da sollte es mir nicht schwer fallen, mich mit ihr zu identifizieren.
Der Einstieg ließ jedoch schlimmes ahnen. Die ersten Seiten wurde ich mit Lea überhaupt nicht warm. Ich verstand nicht, warum sie sich so aufregte, ihr Mann war schließlich schon lange Zeitsoldat. Trotz Rückblende der Hochzeit und dem Kennenlernen zwischen Lukas und Lena, hatte ich das Gefühl, dass mir die Hauptfiguren fremd blieben. Glücklicherweise ist dieser Zustand nicht von langer Dauer. Langsam, schleichend, aber kontinuierlich ändert sich dies. Erst macht es sich gar nicht bemerkbar, und dann plötzlich musste ich erkennen, dass mir Lena nicht mehr fremd war, sondern sehr vertraut. Das liegt hauptsächlich an der Situation, in welche die Autorin Lena und Lukas steckt.
Im ersten Moment fragte ich mich, wie kommt man auf die Idee, nur weil der Mann längere Zeit weg ist, die Arbeit auf Eis gelegt ist auf die Idee zu chatten, gerade wenn man glücklich ist!? Dies macht Lena auf den ersten Blick leicht unsympathisch. Doch dann wird diese Thematik vertieft und immer greifbarer und verständlicher. Es ist eine Situation, wie sie jeden, egal ob Männlein oder Weiblein, treffen kann. Es ist eine Minute der Einsamkeit, Frust oder gar Wut, in der ein Gesprächspartner fehlt. Man möchte reden, und in der heutigen Zeit ist das via Internet möglich. Das in dieser Situation heraus Gefühle, Hoffnungen und Wünsche geweckt werden, ist gar nicht so abwegig. Es kann aber auch in einer ganz anderen Situation passieren, ein netter Arbeitskollege, ein Blickkontakt in der Bahn oder der nette neue Nachbar. Versuchungen gibt es überall. Und diese beispielhaft und anschaulich zu präsentieren, ist der Autorin meinen Augen erstklassig gut gelungen.
In der Ich-Perspektive geschrieben, kommen Emotionen, Schuldgefühle, Wünsche und Ängste eindrucksvoll zur Geltung. Ich habe mit der Protagonistin gelitten, gehofft und immer wieder gefragt, wie ich selbst reagieren würde.
Genauso gut, wie ich die Perspektiv-Wahl fand, sieht es mit dem Stil aus. Wortgewandt, erfrischend, charaktervoll und detailliert kommt er daher. Unter ihm sind Schauplätze zum Greifen, Seiten fliegen dahin und der eine oder andere Schmunzler wird erzeugt.
Meistens ersticken solche Bekanntschaften nach wenigen Augenblicken aus Angst, oder weil man erkennt, was man am eigentlichen Partner hat. In diesem Fall wird die Situation drastisch ausgebaut und kommt zum Höhepunkt, als sich die Zwei treffen. Die Kombination aus zurückgelassenen Ehemann und der prickelnden Spannung zwischen Lena und ihrem neuen Schwarm sind ein guter Kontrast, der das Buch temporeich und keineswegs langweilig erscheinen lässt. Bis zum Schluss fieberte ich mit, wie sich Lena wohl entscheiden würde.
Anders und doch erwartet - so würde ich den Schluss beschreiben. Die Beweggründe für die endgültige Entscheidung sind nachvollziehbar und durchdacht. Allerdings hätte ich mir einen anderen Ausgangspunkt gewünscht. Vorhersehbar und ohne große Überraschung ist das Ende plötzlich da. In aller letzter Sekunde scheint dies auch der Autorin bewusst geworden zu sein, denn sie versucht mit einem Schmankerl noch Spannung aufkommen zu lassen. Es ist ein Finale wie es eigentlich fast jeder erwarten würde. Aus dem Grund ist es weder negativ, noch wirklich positiv. Lediglich die Logik sticht positiv hervor, und sorgt bei Personen in einer ähnlichen Grundsituation, für einen Denkanstoß.
Lange hab ich mit mir gefochten, ob ich auf Grund des Anfangs und des Schluss einen Punkt abziehen soll. Ich bin zu dem Resultat gekommen – nein. Betrachtet man allein die Thematik, die Protagonisten und den Stil, kann man von einer ausnahmslos guten, wenn auch leichten Frauen-Lektüre sprechen. In diesen Fällen ist das Ende meist vorhersehbar. Zudem bin ich erfreut, dass endlich mal ein interessantes und aktuelles Thema aufgegriffen wurde. Dementsprechend vergebe ich gerne fünf Sterne.