Der erste Teil der Trilogie „Daughter of Smoke and Bone“
Originaltitel: Daughter of Smoke and Bone (2011)
FJB Verlag 2012, 491 S.
Über den Inhalt:
Auf der ganzen Welt erscheinen mysteriöse schwarze Handabdrücke an Türen. Geflügelte Fremde, die durch einen Spalt im Himmel geschlüpft sind, brennen sie in Holz und Metall.
In einer düsteren, unterirdischen Werkstatt hortet ein Wunschhändler menschliche Zähne.
In den engen Gassen von Prag füllt sich eine junge Kunststudentin mit blauen Haaren ihr Skizzenbuch mit Monstern.
In der pulsierenden Altstadt von Marrakesch trifft sie einen Fremden mit feuerfarbenen Augen – und eine Liebe beginnt, deren Wurzeln tief in eine gewälttätige Vergangenheit reichen.
Über die Autorin:
Laini Taylor hat bereits drei Romane veröffentlicht. Sie hat Literatur und Kunst studiert und lebt in Portland, Oregon mit Ehemann und Tochter Clementine.
Meine Meinung:
„Es war einmal, da verliebten sich ein Engel und ein Teufel ineinander. Es ging nicht gut aus.“ So beginnt eines der besten Fantasybücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe.
Auf den ersten Blick wirkt Karou wie eine normale 17-jährige, trotz ihrer blauen Haare. Sie lebt in Prag, "einer Stadt der Alchemisten und Träumer", und ist Kunststudentin. Höchst ungewöhnlich dagegen ist ihre Familie. Für ihren nichtmenschlichen Ziehvater muss sie rund um den Globus Besorgungen machen. Bei einem dieser Aufträge trifft sie auf den Engel Akiva und die Folgen dieser ersten Begegnung sind zugleich schön und schrecklich für beide.
Laini Taylors schöne, bildhafte Sprache und ihr üppiger Einfallsreichtum machen dieses Buch zu einem Lesegenuss und für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Ihre unglaubliche Phantasie und die von Beginn an vorhandene Spannung sorgen dafür, dass sich „Daughter of Smoke and Bone“ nur schwer aus der Hand legen lässt. Die Autorin hat ihre eigene Mythologie entwickelt, die sich nicht auf die bekannten jüdisch-christlichen Überzeigungen stützt. Ihre phantastische Welt wird bevölkert von Seraphim und Chimären, die in einer Art himmlischem Reich einen grausamen Krieg gegeneinander führen. Nach und nach entfaltet die Autorin diese Welt der Magie mit ihren ungewöhnlichen Kreaturen, die so detailreich und farbig beschrieben werden, dass sie vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden. So fremdartig und gefährlich sie auch wirken, teilen sie doch mit den Menschen die gleichen Gefühle wie Hass, Liebe oder Neid und wir begegnen hier unseren eigenen Vorurteilen wieder. Die reale und die surreale Welt greifen wie selbstverständlich ineinander.
Während der erste Teil hauptsächlich in der Gegenwart in Prag spielt, verbinden sich die verschiedenen Schauplätze und Zeitebenen des zweiten Teils nach und nach miteinander und lüften das Geheimnis um Karous Vergangenheit und Herkunft. Und hier bekommt auch der Buchtitel Sinn.
Laini Taylor hat mit ihren Protagonisten ein einzigartiges Paar geschaffen: Karou, das wilde, geheimnisvolle Mädchen mit großer innerer Stärke und Akiva, der einsame, mächtige Engel mit der verlorenen Liebe. Karou ist eine wunderbare, starke Heldin, die von Anfang an große Sympathie weckt. Das gelingt der Autorin auch mit vielen ihrer lebendigen und schillernden Nebenfiguren.
Das ist Fantasy genau nach meinem Geschmack. Eine wunderbare Heldin, eine spannende, phantasievolle Geschichte, romantisch und melancholisch, traurig und heiter, angefüllt mit sinnlichen Gesten und lebendigen Bilder. Taylor bettet sozusagen ihre blutigen Geschichten auf einem samtigen Teppich in einem Roman über die Liebe, über Verlust und Selbstfindung, wobei die herzzerreißende Liebesgeschichte frei ist von jeglichem Kitsch.
Das Ende entlässt die Protagonisten mit einem dicken Cliffhanger in die Ungewissheit und ich sehne die Fortsetzung mit Ungeduld herbei.
Ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus und gebe 10 Punkte mit dickem Sternchen.
Ach ja: Universal Pictures hat die Filmrechte gekauft.