Kate Pullinger: Als ich Jane das letze Mal sah

  • Kate Pullinger: Als ich Jane das letze Mal sah
    dtv 1999. 274 Seiten
    ISBN-13: 978-3423241557


    Die Autorin
    Kate Pullinger wurde in Cranbrook/ British Columbia geboren und besuchte die High School in Vancouver Island. Sie studierte eineinhalb Jahre Philosophie und Literatur an der McGill University in Montreal, brach dann aber ihr Studium ab, um ein Jahr in einer Kupfermine am Yukon zu arbeiten. Anschließend reiste sie sehr viel und liess sich schließlich in London nieder. Im Jahr 1989 erschien ihr erster Roman When the Monster Dies, dem bislang sechs weitere und einige Sammlungen von Kurzgeschichten folgten. Bekannt wurde sie vor allem durch den Roman The Piano (dt. Das Piano) aus dem Jahr 1994.
    Quelle: Histocouch


    Verlagstext
    Audrey lebt in London. Ihre Wurzeln und ihre Vergangenheit hat sie in Kanada zurückgelassen und sich ganz dem anonymen Großstadtleben geöffnet. Doch ihre Beziehung zu dem schwarzen Journalisten Jack und ihre Freundschaft mit Shereen, der Anwältin indischer Herkunft, bringen Erschütterungen mit sich, die es Audrey immer schwerer machen, ihr früheres Leben zu verdrängen. Damals, als Teenager, hatten sie und ihre beste Freundin ein Verhältnis mit ihrem Lehrer...Während sie von dem, was einmal war, verfolgt wird, taucht in ihren Träumen immer wieder James Douglas auf, ihr Vorfahr, der im 19. Jahrhundert Gouverneur in Kanada war und eine Halbindianerin heiratete. Mit wachsender Faszination spürt sie seinem Lebensweg nach.


    Inhalt
    Audrey sieht sich als eine Frau ohne Vergangenheit. Sie hat ihr Geschichtsstudium an der Universität von Victoria, British Columbia abgebrochen, um in London als Journalistin zu arbeiten. British Columbia ist für viele Engländer so fern, dass sie Audrey für eine Lateinamerikanerin halten. In Rückblenden entfaltet sich Audreys Kindheit, ihre deprimierende Dreiecksbeziehung zu ihrer Freundin Jane und ihrem gemeinsamen Lehrer James. Eingeschoben in die Handlung der Gegenwart sind die Lebensgeschichten des 1803 geborenen James Douglas, der später Gouverneur von Vancouver Island wurde, seiner ersten Frau Amelia, die indianischer Herkunft war, und seiner zweiten britischen Frau Jessica. Audreys Hang zu komplizierten Dreiecksbeziehungen wiederholt sich in London in ihrem Verhältnis zu ihrer indischen Freundin Shereen und dem Schwarzamerikaner Jack, der mit beiden Frauen ein Verhältnis hat. Audrey wird auf einer weiteren Handlungsebene von ihrer Vergangenheit eingeholt. Im Auftrag von Donna, einer älteren kanadischen Autorin, forscht Audrey in Londoner Bibliotheken und Archiven über ihren (Audreys) eigenen Ahnen James Douglas. Die junge Journalistin muss sich mit Douglas Person in seiner offiziellen Funktion als Vertreter der englischen Krone gegenüber der einheimischen kanadischen Bevölkerung auseinandersetzen und mit der feigen Verleugnung seiner Ehe mit einer Mischlingsfrau. Die Herablassung der Weißen gegenüber ihren einheimischen Frauen zeigt Pullmann in all ihrer moralischen Widersprüchlichkeit. Es wird Zeit für Audrey, sich mit dem speziellen "kanadischen" Anteil ihrer Familiengeschichte zu beschäftigen und kritisch nachzufragen, welche Ziele Donna eigentlich verfolgt.


    Fazit
    Kate Pullinger verknüpft sehr geschickt auf drei Zeitebenen (Audreys Kindheit, die Gegenwart in London, die Zeit der Besiedlung Vancouver Islands um 1840) die Schicksale fiktiver und historischer Figuren. Sie vermittelt ihren Leserinnen einen anteilnehmenden Blick in Audreys Gefühlswelt und eine kritische Sicht auf den Umgang der weißen Siedler mit den kanadischen First Nations.


    8 von 10 Punkten