Bücher? Aus Papier? Nur nicht sentimental werden!(welt.de)

  • Leider ein völlig oberflächlicher Artikel, der nichts aussagt, außer dem Bestreben der Verfasserin (Cora Stephan, muß ich mehr sagen :rolleyes), billigen Populismus pro ebook zu wecken.
    Schade.


    Babsbara


    persönliche Erfahrungen mit einem ebook sagen immer noch viel zu wenig darüber aus, ob sich die Benutzung von Lesegerät und dazugehörigen Daten nun ausbreitet oder nicht.
    Ich könnte eine gegenteilige persönliche Erfahrung dagegenhalten:
    ich wohne in Berlin und benutze oft und regelmäßig die öffentlichen Nahverkehrsmittel, Bus, Straßenbahn, U-Bahn, S-Bahn, zu unterschiedlichsten Tageszeiten, quer durch die Stadt.
    Zu meiner Freude hat das Lesen in den Öffentlichen in den letzten Jahren wieder zugenommen und zwar das Lesen von Büchern.
    Aber: ich sehe nur Papierexemplare, TBs, sehr dicke darunter, und auch HCs.
    Lesende: vornehmlich weiblich, zwischen Ende zwanzig bis Mitte fünfzig.
    In den letzten vier Monaten habe ich exakt zwei Lesegeräte in den Händen von Lesenden gesehen, und diese Leser waren in beiden Fällen junge Männer.
    Was soll ich daraus schließen?


    Möglichst wenig, ehrlich gesagt, weil es eben nur und ausschließlich ein persönlicher Eindruck ist.


    Ebook und Lesegerät sind einfach nur ein neues Mittel, um zu lesen. Niemand kann sagen, ob das die Zukunft des Buchs ist.
    Es auf Teufelin kommt raus herbeizureden - und eben das tut Stephan - ist falsch. Einseitig, undurchdacht. Und natürlich sentimental. Zukunftsschwärmerei. Träume von perfekten Welten. Vom digitalen Schlaraffenland.
    Wenn ich das will, kann ich Märchen lesen, gleich, in welcher Form.
    :rolleyes



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Bouquineur


    nein, eben nicht. Stephan war einmal eine gute Journalistin, aber das ist fünfundzwanzig Jahre her, Minimum. Früher hätte sie sich für so etwas nicht hergegeben, wie den albernen Welt-Artikel.
    Inzwischen ist sie leider berüchtigt für Oberflächlichkeit und Populismus.
    Dein verlinktes Buch ist ein prima Beispiel eben dafür.
    Grausiges Ding, ehrlich. Ich war bei der Buchvorstellung (*schauder*), Voltaire hat es hier im Forum auch besprochen.


    Aber der Weltartikel hätte von jeder/jedem anderen auch stammen können, der das digitalisierte Buch herbeireden will. Bloßes Schwärmertum.


    Es gab vorgstern oder gestern im Wirtschaftsteil von Welt online ein Interview mit dem Leiter von Sony Music, Edgar Berger. Der Artikel ist weit aufschlußreicher, was das Thema Digitalisierung betrifft, weil er differenziert. Stephan plappert nur.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Ebook und Lesegerät sind einfach nur ein neues Mittel, um zu lesen. Niemand kann sagen, ob das die Zukunft des Buchs ist.
    Es auf Teufelin kommt raus herbeizureden - und eben das tut Stephan - ist falsch. Einseitig, undurchdacht. Und natürlich sentimental. Zukunftsschwärmerei. Träume von perfekten Welten. Vom digitalen Schlaraffenland.


    :write Sag' ich doch. Und eben diese andauernde Stimmungsmache nervt.
    Nicht etwa die Nutzer und Befürworter der eBooks an sich.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Nun ja, ich finde diesen Artikel nicht sonderlich überzeugend.


    Zitat

    Und doch - es sind die Schriftsteller, die das Thema meiden, das die Branche umtreibt. Entweder reagieren sie verschmockt: Das Buch! Die Haptik! Der Duft! Oder sie werden sentimental: Die kleinen, feinen, unabhängigen Verlage! Die Buchhandlung um die Ecke mit den vielen ungehobenen Schätzen!


    Welche Autoren bitte? Es mag den einen oder anderen aus der alten Schriftsstellergarde geben, die das Medium ebook als als kulturelle Katastrophe empfinden dürften (was angesichts des sprunghaften Anteils des Genres Schrott vielleicht nicht ganz unberechtigt ist), doch die große Mehrheit scheint sich mit unglaublicher Blauäugigkeit auf ebooks zu stürzen.


    Zitat

    Digi-Klau könnte gut und gern ein Phänomen sein, das sich auf die jüngeren Generationen beschränkt und mag ein schnelles Ende finden, wenn sich deutsche Verlage zu einem vernünftigen Preis entschließen würden. Doch die meisten bieten E-Books für gerade mal 20 Prozent unter dem Ladenpreis des gedruckten Buchs an - das und der volle Mehrwertsteuersatz (statt des ermäßigten aufs "echte" Buch) soll offenbar verhindern, was kaum aufzuhalten ist.


    Neben dem hier ja auch schon aufgetauchten Argument, was zu teuer ist, darf ruhig geklaut werden (womit es an der Zeit wäre, dass Designerläden ihre Kassen gleich abschaffen), scheint mir der Denkfehler darin zu liegen, dass die berühmten "digital Natives", die mit der freien und vermeintlich kostenlosen Verfügbarkeit von Texten, Musik und Filmen aufgewachsen ist, nicht plötzlich bereit sind, für irgendwas zu zahlen, auch wenn es sich nur um die Hälfte des Preises des gleichen Textes auf Paper handelt.


    Zitat

    Mit anderen Worten: es sind die Leser, die den Markt verändern, nicht (nur) die "übermächtigen Akteure", vor denen Jürgen Neffe warnt.


    Die Leser wussten bis vor wenigen Jahren gar nicht, dass sie ebooks brauchen. Erst als es den "übermächtigen Akteuren" gelang, gedruckte Bücher als sentimentalen Unsinn zu etablieren, fängt ein Markt für ebooks überhaupt erst an, zu entstehen.


    Zitat

    Kein "anständiger" Autor macht sich damit die Finger schmutzig. Dumm. Gewiss, auch mit dem selbsterstellten E-Book wird kein Autor automatisch reich, berühmt und glücklich. Aber es verbessert die Verhandlungsposition


    Welche Verhandlungsposition? Welcher Autor, der es noch nicht zu einer gewissen Stammleserschaft gebracht hat, sollte es erstrebenswert finden, irgendwo zwischen einer Million sofort erhältlichen epubs unterzugehen? Warum sollte eine guter Schriftsteller seine Zeit auf Facebook verdaddeln, nur um an Leser zu gelangen?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)


  • Daß Berlin entgegen seiner Selbsteinschätzung bei weitem nicht immer an der Spitze einer Entwicklung steht?
    Hier im Rhein-Main Gebiet habe ich z.B. in den Regionalzügen im Verlauf des letzen Jahres einen erheblichen Anstieg der Anzahl der Nutzer von ebook-Readern festgestellt, selbst wenn man Tablets und Smartphones hierbei gar nicht nicht einbezieht. Hinzu kommt, daß ebook-Reader mittlerweile in allen Elektronikmärkten erhältlich sind. Dort hapert es eher an der Qualifikation der Verkäufer.
    Eine Dominanz der männlichen Nutzer kann ich ebenfalls nicht erkennen.


    Wer einmal einen Blick in englischsprachige "Tauschbörsen" wagt, der wird feststellen, daß ein ganz erheblicher Teil des Angebots eindeutig weibliche Leser im Fokus hat, insbesondere auch ältere weibliche Leser, wie das gigantische Angebot an sog. "Romance"-Literatur zeigt. Von einem nennenswerten Einfluß oder gar einer dominierenden männlichen Nerd-Kultur ist da weit und breit nichts zu erkennen.


    Ebenso verhält es sich übrigens auch bei dem Angebot unserer Onleihe, die keinen männlichen Fokus bei der Literaturauswahl zeigt.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Das Thema ebook/Papierbuch wächst sich hier bei den Eulen mittlerweile zum neuen Glaubenskrieg aus, habe ich den Eindruck, und führt zu regelrechen Grabenkämpfen.


    Glaubenskriege haben wir wahrlich genug auf der Welt. Wir sollten froh sein, dass gelesen wird und es den Menschen Freude macht. Egal in welcher Form! Das soll dann jeder halten wie er will.

    Viele Grüße
    Thomas


    ________________________________________
    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Oblomov


    demnächst bringst Du mich wirklich zum Weinen.
    Ich habe geschrieben, daß ich 'möglichst wenig' Schlüsse aus meiner persönlichen Beobachtung ziehe. Sprich: keine allgemeinen. KEINE.


    Was englische Tauschbörsen mit Deutschland zu tun haben, entzieht sich mir.




    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Irgendwie habt ihr alle von eurem Standpunkt aus gesehen ein bisschen recht. Und das unterstreicht eigentlich nur, dass es wirklich ein Thema ist, das in erster Linie subjektiv betrachtet wird, sei es nun in Kolumnen oder vom beliebigen Forumsuser hier. Letztere sind nach meiner Einschätzung ja wohl alle Vielleser, quer durch alle Altersstufen, mehr oder weniger technikaffin (im Rahmen dessen, was man zur Benutzung eines solchen Forums eben wissen muss).


    Welches Ziel Frau Stephan mit der Kolumne verfolgt, ist mir nicht bekannt. Ich halte es aber für abwegig, diesen oder andere Artikel als Teil einer großen Werbekampagne pro Ebook anzusehen oder damit auch nur Ebook-Verkäufe zu puschen.


    LeseBär und magali:


    Ich wollte damit eigentlich auch nur andeuten, dass es für alle Behauptungen, die im Zusammenhang mit Ebooks aufgestellt werden, Beispiele pro und kontra geben dürfte. Meine Schwester hat es überhaupt nicht mit Technik (im Gegensatz zu mir), liest aber riesig viel, quer durch alle Segmente und hat bald auch ein Platzproblem. Und ich verstehe einfach nicht, warum die Ebook-Einführung so verteufelt wird ("Braucht kein Mensch usw."). Das soll doch wohl jeder selber entscheiden. Insofern sehe ich das Angebot als Freiheit an. Ich kann mir aussuchen, welches Buch ich in welchem Format lesen will.


    Im Übrigen gehöre ich auch nicht zu denen, die meinen Ebooks seien zu teuer. Für mich zählt allein der Inhalt, der geistige Wert eines Buches, den ein Autor in dieses Buch gesteckt hat. Ich zahle daher gern den Preis, der für ein gedrucktes Buch auch berappt werden muss, unabhängig davon, dass ich nicht dieselben Möglichkeiten der "Nachnutzung" habe. Die Bücher, die ich als gedruckte Version pro Jahr an andere verleihe, kann ich an einer Hand abzählen. Und diese Möglichkeit, Ebooks zu verleihen, wird sicher auch in Deutschland bald geschaffen (auf dem amerikanischen Kindle-Markt gibt es das ja schon). Vorteil: Die Bücher krieg ich sicher wieder :-)


    LG,
    Babs

  • Zitat

    Original von Babsbara
    Das soll doch wohl jeder selber entscheiden. Insofern sehe ich das Angebot als Freiheit an. Ich kann mir aussuchen, welches Buch ich in welchem Format lesen will.


    Volle Zustimmung. Und, geht das nicht jetzt schon?


    Ich habe bei dem Beitrag von Frau Stephan das Gefühl, daß sie offenbar die gedruckten Bücher vom Markt verdrängen will - allein schon der Ruf nach Dumping-Preisen für Ebooks kommt imho einem Ruf nach Kampfpreisen gleich und damit imho einem Ruf nach der Abschaffung des gedruckten Buches (zudem einer Marktzugangsbeschränkung für neue Autoren, die ein vernünftig lektoriertes Buch veröffentlichen möchten und nicht den ungeprüften Erguss in die Welt schicken wollen, aber ich schweife ab, sorry). Wenn es um gleichberechtigtes Nebeneinander geht, ist doch alles gut. Ebooks gibts jetzt schon zumeist etwas günstiger als die gedruckte Variante, zudem haben sie durchaus Vorteile (Platzsparend im Koffer wie im Bücherregal, Schriftgröße, usw), wieso muß man also immer alles über den Preis regeln statt in so einem "Pro-Ebook"-Beitrag einfach mal die echten Vorteile erwähnen und erklären, daß Ebooks ihren Preis wert sind?


    Kurz: Ebooks gibts jetzt schon und soweit mir als nicht-Ebook-Leser bekannt ist, kommen wohl nahezu alle Neuerscheinungen auch als Ebook raus - also wo ist das Problem (von Frau Stephan)?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Was ich an der ganzen Aufregung nicht verstehe, ist das Ziehen der Schützengräben.


    E-books sind eine gute Variante zum Prinbuch, kein Ersatz.
    Beide haben ihre Vor- und Nachteile, was nach meinem Gefühl eine friedliche Koexistenz der jeweiligen Bedürfnisse und Vorlieben ohne Probleme möglich machen sollte.


    Was den Preis betrifft wird da oftmals, nicht zuletzt auch von Frau Stephan, mit viel zuviel Halbwissen um sich geworfen.


    - Die MWST legen weder Verlage noch Autoren noch Distributoren fest, dass bleibt dem Gesetzgeber vorbehalten. Und solange der sagt, dass e-books den vollen MWST-Satz abführen sollen, ist das eben so. Die Verlage sind da die vollkommen falsche Adresse für Bashing oder Gemotze.


    - Der Ausbau und die Erhaltung einer Infrastruktur zur Distribution eines e-books kostet Geld, dass sich die Distributoren von den Verlagen bezahlen lassen. Ein Wirtschaftsunternehmen, und solche sind Verlage eben, wird solche Kosten immer auf den Endpreis umschlagen.


    - Ein lektoriertes Buch einfach einscannen oder das vorhandene Format einfach in ein anderes konvertieren, ist keine Sache aus dem Handgelenk, wenn es denn ordentlich gemacht sein soll. Jeder, der schonmal Dateien aus Word in Linux oder andere Windows-Anwendungen konvertiert hat kennt das Problem, dass Worte verschwinden, das Layout nicht mehr stimmt etc.pp.
    Hier einfach davon auszugehen, dass eine einfache 1:1 Kopie / Konvertierung reichen würde, sollte besser beim Schreiben oder Lesen bleiben und sich niemals in Sachen Programmierung / Konvertierung einmischen.


    Ein wenig erinnert mich dieser Grabenkampf an die "Weltanschauungen" aus meiner Kindheit.
    Bist du nicht für unsere Bande, bist du gegen uns und darfst nicht bei uns mitspielen.So, jetzt weißt du's aber!
    :pille


    Mannmannmann *kopfschüttel*
    Anstatt sich zu freuen, dass es eine neue Form des Lesens gibt, die ganz eigene Vorteile bietet, zofft man sich über Print und e-book wie um das Schäufelchen im Sandkasten.
    Viel wichtiger finde ich die Frage, wie sich diese neue Technik auf diejenigen auswirkt oder auswirken kann, die uns mit dem Stoff unserer Träume beliefern.
    Wird es sich in Zukunft für die ursprünglichen Produzenten unseres Stoffes noch lohnen, diesen überhaupt herzustellen?
    Wo können die Anreize für sie liegen, wie sehen sie Möglichkeiten für sie aus, sich auch weiterhin möglichst intensiv mit der Produktion von Lesefutter zu beschäftigen, damit wir in Zukunft keine 08/15 Bücher zu lesen bekommen, an denen die halbe Welt ihren Senf zu beigetragen hat (Open Source) oder die die Verfasser nur mit halbem Herz angehen konnten, weil sie sich viel dringender mit der Frage beschäftigen mussten, woher sie ihre Rechnungen begleichen (Filesharing, Kulutrflatrate, Spendenmodelle etc.pp.)?


    Nicht die Verpackung macht es, sondern die Wirkung.
    Und wenn ich demnächst zum Beispiel Heftromane nur noch per e-book bekomme, ändert das absolut nichts an der Wirkung derselben.
    Es ändert sich einzig die Darreichungsform.


    Derzeit ist das e-book für mich als Leser noch nicht reizvoll genug. Ich reise nicht viel, habe einen ziemlich großen SuB und bin geduldig, was die Anschaffung neuer Romane angeht.
    Alles in Allem ist das e-book für mich persönlich als Leser zwar eine schöne Alternative, aber nicht zwingend notwendig oder erstrebenswert.
    Als Kleinstautor eines Kleinverlags sehe ich e-books als eine gute Möglichkeit an, auch solche Leser anzusprechen, die ich sonst vielleicht nicht erreicht hätte. Hand aufs Herz:
    Wer schaut schon im Internet gezielt nach Kleinverlagen und ihren Publikationen?
    Da sind solche Distributoren wie amazon und andere ein sehr guter Weg dem Kunden mein Produkt anzubieten, weil er es sonst vielleicht niemals auf seinem Radarschirm gefunden hätte.


    Aber deshalb alle e-books (oder umgekehrt alle Prinbücher) direkt in Bausch und Bogen verdammen?
    Woher kommen diese verhärteten Fronten, dieses Beharren auf extremen Standpunkten?


    Ratlos,


    Dirk67

  • Zitat

    Original von Dirk67


    Nicht die Verpackung macht es, sondern die Wirkung.
    Und wenn ich demnächst zum Beispiel Heftromane nur noch per e-book bekomme, ändert das absolut nichts an der Wirkung derselben.
    Es ändert sich einzig die Darreichungsform.


    Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Gegen eine Koexistenz habe ich nichts, ich habe nur ein wenig Angst, dass es den Büchern irgendwann ergehen wird wie den Schallplatten oder den VHS-Kassetten.


    Aber meiner Meinung nach macht die Verpackung die Wirkung. Es ist ein Unterschied, ob ich z.B. einen Film im Kino sehe oder daheim auf der Couch. Derselbe Film und trotzdem hängt das "Gesamterlebnis" von mehr Faktoren ab als nur vom Inhalt des Films. Und so sehe ich das bei Büchern auch. Ich jedenfalls bin so, dass je nach "Darreichungsform" derselbe Inhalt auf mich trotzdem völlig anders wirkt. Es ist ja auch was völlig anderes, ob ich mir berühmte Gemälde online aufrufe und anschaue oder ob ich wirklich im Museum davor stehe. Selbst hochwertige Nachdrucke erzeugen nicht dieselbe Wirkung.
    Dass die Darreichungsform die Wirkung nicht beeinflusst möchte ich daher ganz unbedingt bestreiten.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Gegen eine Koexistenz habe ich nichts, ich habe nur ein wenig Angst, dass es den Büchern irgendwann ergehen wird wie den Schallplatten oder den VHS-Kassetten.


    Und jetzt mal wirklich ohne endzeitstimmungsvolles Prophetengehabe und wirklich neutral ohne jegliche Provokation
    Eben durch die Erfahrungen mit diversen Datenträgern der Vergangenheit finde ich die Angst durchaus berechtigt.


    Aber das totgesagte meist ein sehr langes Leben haben, sieht man beispielsweise am Faxgerät. Schon seit sehr langer Zeit hätte es vollständig abgelöst werden können, aber es steht noch immer in jeder Firma. Und wird auch benutzt.

  • Hallo Imsonia, hallo Frettchen :wave


    Jein ;-)
    In erster Linie interessiert mich ja der Inhalt. Die Verpackung ist ein Kauf- und eventueller Sammelreiz beim Buch und Heftroman.
    Das ist aber auch nur mein ganz persönlicher Geschmack, kein in Stein gemeißeltes Gebot ;-)


    Sicher, es macht schon einen Unterschied, ob ich einen Film im Kino sehe, nicht auf Pause drücken kann weil meine Blase kneift, ich mich in einen engen Sitz klemmen und das Geraschel der anderen Mitgucker ertragen muss :grin
    Und ja, es gibt eben wirklich Filme, die ihre volle Wirkung fast nur auf der großen Leinwand entfalten.
    Aber es gibt auch die Filme, wo man gerne einen Dialog noch einmal hören muss, damit man alle Nuancen versteht, ein Bild mehrmals ansehen möchte, damit sich die ganze Kunst des Kamermannes entfaltet ...


    Deswegen sprach ich ja auch von einem friedlichen Nebeneinander von e-book und Printbuch.
    Ich habe noch nirgendwo von solch erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Cineasten und DVD-Guckern gehört, wie sie aber in Sachen e- book vs. Printbuch geführt werden.
    Man kennt sich, man geht sich aus dem Weg und gut ist :-)


    Niemand käme auf die Idee die Kinos abzuschaffen, weil es DVD oder "Blaustrahl" gibt ;-)
    Kino und DVD ergänzen sich.
    Warum sollte das mit e-book und Print nicht auch möglich sein?
    Die Einen rennen jede Woche in die Videothek, die Anderen sind mindestens dreimal die Woche im Kino.
    Die einen wollen den Stoff ihrer Träume auf totem Baum, die anderen lieber digital.
    Zwei Wege um ein Produkt an den Mann / die Frau zu bringen.
    Keine Glaubensfrage, keine Religion, keine Vernichtungsschlacht am Bücherregal.


    Die Videorecorder wurden zwar durch DVD abgelöst, die DVD soll nach dem Willen der Industrie durch die Blue-Ray ersetzt werden ... aber Kinos gibt es immer noch, oder?
    Die einzige "Gefahr" die ich sehe, ist also eher noch schlimmeres Formatkuddelmuddel bei den e-books, als jetzt schon herrscht. Aber ein Ende des gedruckten Buches werden wir wohl nicht mehr erleben.


    Und daran ändern keine "Endzeitpropheten", keine Opensourcer und keine Autorenspendensammler irgendwas, solange sie den Printbuchliebhabern keine mafiösen Angebote unterbreiten, die diese nicht ablehnen können :grin


    Im Gegenteil, mir kommt das ganze Getöse von dieser Seite eher wie das wütende und trotzige Aufstampfen eines kleinen Kindes an der Supermarktkasse vor, weil es dort keinen Schokoriegel bekommt.


    Ole! Malte! Ihr wisst doch, dass Schokolade nicht gut für euch ist!Also hört auf den Onkel vor die Schienenbeine zu treten, der kauft euch auch keine!


    :grin

  • Ich hab nur noch ein paar kleine Anmerkungen zu dem einen oder anderen Argument, das hier gebracht wurde. Ansonsten ist das Thema für mich eigentlich durch, zu oft wurden hier schon die ewig gleichen Standpunkte ausgetauscht, durchaus von allen Seiten mit Halbwissen unterlegt - nur, um Missverständnissen vorzubeugen: auch ich verfüge über nichts anderes - und ich bin erst seit kurzem eine Büchereule.


    Zu LeSeebär (sorry, hatte deinen Nick falsch geschrieben):

    Zitat

    Und, geht das nicht jetzt schon?
    Ich habe bei dem Beitrag von Frau Stephan das Gefühl, daß sie offenbar die gedruckten Bücher vom Markt verdrängen will - allein schon der Ruf nach Dumping-Preisen für Ebooks kommt imho einem Ruf nach Kampfpreisen gleich und damit imho einem Ruf nach der Abschaffung des gedruckten Buches (zudem einer Marktzugangsbeschränkung für neue Autoren, die ein vernünftig lektoriertes Buch veröffentlichen möchten und nicht den ungeprüften Erguss in die Welt schicken wollen, aber ich schweife ab, sorry).


    Natürlich geht das im Wesentlichen jetzt schon, seit etwa einem Jahr, als Amazon den deutschen Kindle-Shop überhaupt erst eröffnete, was dem Ebook-Markt hierzulande doch erst so richtig Feuer unterm Hintern gemacht hat. Bis dahin war die Auswahl doch sehr beschränkt. Es kann aber noch besser werden, wenn man die Vorteile von Ebooks weiter ausnutzt. Onleihe ist ein Beispiel, die hier häufiger zu lesenden vielen Kopien, die sich Studenten damit sparen sicher ein weiteres. Ich persönlich würde mir für künftige Schülergenerationen auch eine leichtere Schulmappe wünschen, was sicher leicht machbar wäre. Und die erwähnte Leihfunktion für andere Readerbesitzer so bald wie möglich! Ich kann z.B. ja jetzt schon meine Tochter über ihr iPad und die App "meine" Kindle-Bücher lesen lassen, aber leider keinen weiteren Kindle anmelden, wenn der schon über ein anderes Konto läuft.


    Was ich aber im Zusammenhang mit deinem Post nicht verstehe, ist, warum eigentlich immer davon ausgegangen wird, dass ein Ebook schlecht oder gar nicht lektoriert sein muss. Das finde ich überhaupt nicht. Dafür ist der Preis für Neuerscheinungen doch auch so hoch - ich erwarte dafür natürlich auch ein qualitativ gleichwertiges Produkt. Und die Alternative zu der bisher üblichen Publikation im Verlag ist doch nicht Selfpublishing, oder seh ich da was falsch?


    Und @ Frettchen:

    Zitat

    Aber meiner Meinung nach macht die Verpackung die Wirkung. ... Ich jedenfalls bin so, dass je nach "Darreichungsform" derselbe Inhalt auf mich trotzdem völlig anders wirkt. ...
    Dass die Darreichungsform die Wirkung nicht beeinflusst möchte ich daher ganz unbedingt bestreiten.


    Natürlich akzeptiere ich deine Meinung. Und es stimmt auch bei aufwändigeren Publikationen. Z.B. die Darstellung von "Extrem laut und unglaublich nah" auf nem Kindle kann ich mir schlecht vorstellen. Was aber den Inhalt betrifft, kann ich dir nicht zustimmen. Ich hab jetzt schon mehrere Bücher auf dem Kindle gelesen und bin von einem Buch genauso gefangen wie vom gedruckten Exemplar. Das meinte ich auch damit, dass sich doch der geistige Wert egal ob analog oder digital nicht ändert.


    Und damit finde ich zum Abschluss noch Dirk67 zitierenswert:

    Zitat

    Zwei Wege um ein Produkt an den Mann / die Frau zu bringen.Keine Glaubensfrage, keine Religion, keine Vernichtungsschlacht am Bücherregal.


    Punkt.
    LG,
    Babs

  • Zitat

    Original von Babsbara
    Onleihe ist ein Beispiel, die hier häufiger zu lesenden vielen Kopien, die sich Studenten damit sparen sicher ein weiteres.


    Durch ständige Wiederholungen wird das Argument in meinen Augen nicht sinnvoller - ein Ebook in der Bibliothek muß genauso bezahlt werden wie ein gedrucktes Buch - wovon sollen also die jetzt schon finanziell mehr als ausgelasteten Uni-Bibliotheken also noch weitere Ebooks anschaffen, damit mehr Studenten versorgt sind? Die Versorgungslage kann sich höchstens durch Raubkopien verbessern -> imho kein gangbarer Weg.


    Zitat

    Was ich aber im Zusammenhang mit deinem Post nicht verstehe, ist, warum eigentlich immer davon ausgegangen wird, dass ein Ebook schlecht oder gar nicht lektoriert sein muss. Das finde ich überhaupt nicht. Dafür ist der Preis für Neuerscheinungen doch auch so hoch


    Exakt das ist der Punkt: Hier wird immer wieder angeführt, daß es doch auch Ebooks für 2,99 Euro gibt. Und gerade das sind die Werke, die sich Lektorat, Werbung etc. pp nicht leisten (können). Deshalb bin ich dafür, die aktuellen Preise beizubehalten, um ein vernünftiges Lektorat zu gewährleisten und zwar auch bei Neu-Autoren, nicht nur bei den Bestseller-Autoren, die sich vermutlich das Lektorat aufgrund der Masse auch bei billigeren Ebooks leisten könnten.


    Den Rest Deines Beitrages kann ich mehr oder weniger so unterschreiben.


    Schönes Wochenende.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Hallo Dirk,


    das friedliche Nebeneinander ist ja auch erstrebenswert finde ich.
    Dieser "Kleinkrieg" der hier herrscht, begründet sich meiner Meinung nach durch die gemachten Erfahrungen der Vergangenheit.


    Wenn die Industrie etwas mit aller Gewalt durchdrücken will, dann schafft sie es meistens auch. Wenn auch nicht von heute auf morgen, und ganz verschwinden wird nichts - ABER...


    Meine Sorge ist einfach folgendes:
    Wenn der Marktanteil des eBooks wächst, sind theoretisch doch nur noch kleinere Auflagen des Printexemplares notwendig und kleinere Auflagen wirken sich doch eigentlich negativ auf den Preis aus, oder? Das ist jetzt eine Frage/Vermutung meinerseits, keine Behauptung. Wenn sich damit jemand besser auskennt, bin ich dankbar für Aufklärung!


    Geht also der Preis des Buches hoch und der Preis des eBooks tatsächlich irgendwann runter, was wird dann also passieren?


    Ich vermute jetzt einfach mal, darin liegt diese extreme Antipathie des klassischen Buchliebhabers gegenüber eBooks begründet.

  • Insomnia



    es geht doch auch darum, was eine eventuelle Vormachtstellung des elektronischen Buchs mit sich bringt.
    Wir haben einiges davon schon durchgemacht und leiden an den Folgen.


    Seit der Umstellung auf Computersatz sind ganze Berufsgruppen verschwunden. Die Bücher sind seither nicht schöner geworden, allein ihr Satz läßt Leuten, die etwas davon verstehen, die Haare zu Berge stehen. Das ist kein Luxusproblem, es ist eine Einbuße an Qualität.
    Das Verschwinden ordentlicher Korrektorate hatte Folgen in Büchern und Zeitungen. Texte mögen nie fehlerlos gewesen sein, aber heute sind die Fehler Legion.


    Was wird mit IllustratorInnen, DesignerInnen? Wenn nur noch ein Medium, und zwar ein elektronisches bestimmend ist, sind ihre Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. Die Entwicklung wird eine technische werden. Man sieht es an Filmen heututage. Technik grandios, Inhalt wie gehabt.


    Die Hauptbefürchtung ist weniger, daß das vertraute Gefühl zwischen den Fingern verschwindet, sondern daß Qualität schwindet. Es gibt bereits Klagen - auch hier im Forum - , daß sich unter den ebooks viel zuviel Selbstpubliziertes befindet, das einfach nur schlecht geschrieben und gemacht ist.
    Den Verkaufsstellen von ebooks ist Qualität offenbar gleichgültig, für sie zählt der reine Umsatz. Der Weg ist bereits eingeschlagen, ich sehe nicht, wie das rückgängig zu machen ist.


    Überdies ist ein ebook nicht für alle LeserInnen gleichermaßen gut zu nutzen. Ältere Menschen haben Probleme damit, etwa, wenn die Navigation nur englisch ist. Aber auch jüngere sind nicht unbedingt glücklich. Um ein gedrucktes, gebundenes Buch aufzuschlagen und mit dem Lesen zu beginnen, braucht man keine Gebrauchsanweisung. Für ein Lesegrät braucht man eine. Um ein Buch zu kaufen und zu laden, muß man im PC rumklicken. Ein Viertel dieser Bevölkerung hat keinen PC.


    Die Abhängkeit vom Internet ist ein weiteres Problem. Ich möchte nicht von einem Stromausfall von meinen Büchern getrennt werden. Und der Strom kann ausfallen. Ich verweise auf die Engpässe, die wegen Stromspekulationen vor ein paar Wochen beinahe entstanden wären.


    Dazu kommen noch die Bedenken, die hier noch keiner erwähnt: Lesegräte sind Geräte, die nicht besonders langlebig sind. Sie werden zu Elektroschrott. Dessen Entsorgung ist ein sehr strittiges Thema.
    Ein weiterer heikler Punkt sind die Bestandteile, aus denen diese Geräte zusammengesetzt sind. Und wo sie gebaut werden. Die Arbeitsbedingungen. Die Mineralien.


    Spätestens seit dem UNO-Bericht von 2007, in dem die Beziehung zwischen der massenhaften Verbreitung von Klein-Computern und Handys in den Industrieländern mit dem Krieg im Ost-Kongo hergestelt wurde, das Gebiet, in dem unter entsetzlichsten Bedingungen das notwendige Coltan abgebaut wird, ist die Werbung für ein weiteres elektronisches Gerät, das Coltan benötigt (die Akkus z.T. auch) eher zweifelhaft.



    Das ganze Thema ist tatsächlich sehr groß. Es geht nicht nur um eine beliebige technische Weiterentwicklung, sondern tatsächlich um die Frage, wie sich jede/r persönlich die Zukunft vorstellt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus