Gotye am 21.02.2012 live im Astra/ Berlin

  • Der Fluch des Nummer- Eins- Hits und der ewigen Vergleiche.


    Das scheint im Astra Kulturhaus so zu sein. Dass sich kleine, Umhängetaschen- tragende Mädchen einen Weg zu mir suchen, um dann ihr Abendlager vor mir aufzuschlagen. Um mir dann mit ihren beschissenen Smartphones vor der Nase rumzufuchteln. Auf der Bühne des ausverkauften Saals gibt sich Opener "Kimbra" nur mit Stimme, Gitarre und Loopmachine bereits ordentlich Mühe und macht das ganz interessant und ordentlich- dagegen gilt es von Hippchenseite aus blüllend laut gegen anzuschreien. Ist doch auch schöner, sich über den neuesten Bürokram auf einem Konzert zu unterhalten, geht man nicht deswagen dahin? Mit 99,99 %iger Wahrscheinlichkeit kennen sie ohnehin nur den Superhit, der seit Wochen im Radio rauf und runterläuft und der aber auch sowas von untypisch für diesen Künstler ist, wenn man sich mal die Mühe macht und sich das ganze Album "Making Mirrors" anhört. Am besten mehrmals, dann entwickelt es sich zu einem echten Erlebnis. Auf dem der "Superhit" die allerschwächste Nummer ist. Für mich zählt es jetzt schon zu meinen Jahreshighlights. Ich befürchte allerdings, dass nicht sehr viele Leute aus dem Publikum das Album überhaupt kennen.


    Dann kommt er auf die Bühne, der ruhige, sympathisch wirkende Mann aus Australien, ein bisschen müde wirkt er auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick lässt er seine Musik für sich sprechen, anstatt das Publikum anzuheizen. Was auch ganz und gar aufgesetzt wäre.


    Es geht los mit "Eyes Wide Open", die Atmosphäre ist vom ersten Ton an da. Alles groovt und lebt, ist in Bewegung. Seine vier Mitmusiker wechseln Keyboards, Sampler, Schellen, Schlagzeuge einfach untereinander ab, was so locker und ungezungen wirkt, als würden sie grade vor ein paar Freunden auf einer Party spielen. Eine Videoleinwand im Hintergrund zeigt das Outback, den weiten Himmel. Dort wurden die verschiedenen Geräusche und Klänge aufgenommen, die Gotye im Laufe des Abends noch ordentlich durch seine Samplemaschine jagen wird. Wenn er jemals aus seiner Percussionburg herauskommen sollte, die er unglaublich gut beherrscht.


    Und ja- Gotye erinnert mit seiner Stimme sehr an den jungen Sting. Ja- er wirkt auf der Bühne mit seinen Percussioneinlagen manchmal wie Peter Gabriel, als dieser noch bei Genesis spielte. Und nein- er ist nichts von dem. Ich scheue diese Vergleiche. Er ist Gotye, etwas ganz Eigenes, er lässt sich in keine einzige musikalische Schublade stecken, was wohltuend ist.


    Die Musik ist schwer zu beschreiben, lässt sich eigentlich gar nicht in einen Stil fassen. Mal dominieren coole Elektrobeats, Reggaeelemente, Folk, grooviger Soul, Dub, rockige Beats, mal ist es herrlich melancholisch, sogar fast sogartig Tranceartig. Immer untermalt mit diesen eigenartigen, abgesampleten Geräuschen. Alles ist durcheinander und doch harmonisch. Die Bilder im Hintergrund passen großartig.


    Schon nach etwa zanzig Minuten wird der Hit "Somebody That I Used To Know" verheizt, von Gotye mit "This is Livin' on a Prayer- Bon Jovi" :rofl angekündigt und zum ersten und letzten Mal an diesem Abend brennt die Hütte. Ich sehe mal wieder alles durch Smartphonesdisplays, zudem spüre ich sie im Nacken. Vielleicht sollte ich mal aus Versehen meine Cola drüberkippen. Naja. Der Song wird im Duett mit Kimbra runtergerotzt, ich kann es ihm nicht verübeln und wir beide (Gotye und ich) sind froh, als es endlichendlich vorbei ist. Dann geht es noch eine halbe Stunde sehr schön weiter, mein absoluter Höhepunkt "Smoke and Mirrors", aber eigentlich ist alles toll, bevor nach gut einer Stunde Spielzeit auch schon Schluss ist.


    Nun ja, wirklich viel Material ist auch noch nicht da, sind auch nur drei Alben bis jetzt, wovon die ersten beiden nicht an "Making Mirrors" heranreichen. Insgesamt wäre es ausbaufähig gewesen, aber alles in allem war das ein kleines, feines, stimmiges, mitreißendes Konzert. Was im Publikum leider nicht viele Menschen verstanden haben. Glaube ich.


    Der Saal leert sich sehr schnell, wir stehen noch ein bisschen versonnen vor der Bühne rum, als uns jemand fragt, wie wir es denn fanden. Auf den zweiten verdutzen Blick erkennen wir den Gitarristen. "Great", sagen wir synchron, was nicht gelogen ist und wir alle müssen lachen.


    Eigentlich sollte man einem Künstler ja Erfolg wünschen, diesem hier wünsche ich es auch, aber vor allen Dingen wünsche ich ihm tolerante Musikfreunde, die sich das anhören, was er mitzuteilen hat. Eine ganze Menge. Ich hatte einen fantastischen Abend.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Es lohnt sich wirklich, Sabine.


    Hat man das Album drei-viermal gehört, ist "Somebody that I Used To Know" zwar natürlich immer noch ein toller Song, aber mit rieeesigem Abstand der schwächste. Der Rest ist ein innovatives, frisches Musikerlebnis.:-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Toller Konzertbericht. :wave
    Gibt es von dieser Gruppe evtl. auch eine Live-CD? Ich kannte die Gruppe bisher nicht und finde gerade Live-Aufnahmen immer sehr authentisch. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Huhu, Voltaire! :wave


    Hm, ich habe jetzt mal ein bisschen rumgesucht..er hat ja bisher nur drei Alben. Auf You Tube kann man sich einige Songs von einem großen Open Air (On John Kimmel Live) ansehen, die überzeugen mich aber deshalb nicht, weil es eine riesengroße Bühne ist und die Atmosphäre nicht stimmt. Im Astra war es genau richtig- der Saal war komplett dunkel, so wirkten Videos und geheimnisvolle Sounds fantastisch.


    Na ja, vielleicht kannst Du in den nächsten Tagen eventuell einen Mitschnitt von diesem Konzert dort finden, irgendwer stellt bestimmt was ein. Über den Hit wird es wahrscheinlich aber eher nicht hinausgehen. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Kennt ihr eigentlich die "Verarsche" von Somebody that I used to know"? Einfach bei youtube diesen Titel eingeben. Die Interpreten nennen sich y-Titti.


    Oder einfach auf diesen Link klicken: http://www.youtube.com/watch?v=IzRkiFh7Rj8 - geht leider nicht :-(


    Also ich find es einfach genial gemacht!! Schaut einfach mal rein. Lohnt sich wirklich! Ich habe mich einfach nur be*** vor Lachen!! :chen

  • Ja.


    Wen sonst noch was von diesem wirklichen tollen Musiker interessiert, kann sich hier noch was ansehen. Dieser Song hier erinnert mich voll an Sting. Besonders der Gesang. State Of The Art :grin


    Diese hier kam am Anfang:


    Eyes Wide Open


    So. :-]

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • War auch da, mit einem Kumpel, der für ein bekanntes Musikmagazin schreibt, als Opener für einen Abend bei ein paar Bierchen. Viel Schlagwerk auf der Bühne der seltsamen - gut gefüllten - Halle, die ich eigentlich nicht mehr betreten wollte. Eine knappe Stunde Show (den Support hatten wir verpasst), die aus Sicht des Publikums aus Warten auf den Hit und Abwarten nach dem Hit bestand. Handwerklich solide, recht unprätentiös, durchaus abwechslungsreich, dramatisch kurz und im Abgang irgendwie ... lieblos. Der Funke, der hätte überspringen können, kam nicht - es fühlte sich an, als wolle das niemand auf der Bühne, und im Publikum erst recht nicht. Warum gehen Leute in ein Konzert, obwohl sie nur ein einziges Stück des Künstlers kennen? Diese Frage stellte ich mir zum gefühlt tausendsten Mal, aber an diesem Abend schienen auch die Leute auf der Bühne mit diesem Problem beschäftigt zu sein. Klar, Gotye macht gute Musik. Irgendwie - eigentlich finde ich das Album eher zwiespältig. So, wie auch diesen kurzen Abend. Hätte ich dafür bezahlt, hätte ich mich geärgert. Aber ich hätte nicht bezahlt, denn es war klar, was geschehen würde: Achthundert Leute stehen da und warten darauf, ein einziges Stück mitsingen zu können, das sie als Klingelton auf dem Handy haben. Das tun sie dann auch: Das Davor und Danach ist Vor- und Abspann, Beiwerk, Dekoration. Der Hit lässt den Rest verkommen, wie auch das, was ein Konzert sonst ausmacht: Die Präsentation der eigenen Musik live vor einem Publikum, um eine gemeinsame Erfahrung zu kreieren. Der Gotye-Auftritt war alles mögliche, nur eben das nicht. Sondern ein simples "Bringen wir es hinter uns". Wohl wissend, dass vor der Bühne ohnehin nur Leute stehen, denen man auch eine auf sechzig Minuten ausgedehnte Version von "Somebody" vorspielen könnte. Mit gleichem Ergebnis.


    Beim Bierchen danach fragte mich der Journalist: "Was zur Hölle soll ich über diesen Abend schreiben?" - "Musst Du überhaupt? - Kopfschütteln. - "Dann lass es." - Nicken. Nächstes Thema.

  • Zitat

    es fühlte sich an, als wolle das niemand auf der Bühne


    Zitat

    ein simples "Bringen wir es hinter uns".


    Hm, das habe ich nur beim Superhit so empfunden. Hier gibt es eine Kritik:


    http://www.haz.de/Nachrichten/…otye-ueberzeugt-auch-live


    Hier ein Zitat daraus:


    Bei den gemeinsamen Trommel-Exzessen wünschte man sich, dass Gotye künftig noch mehr Mut zum Risiko hat und einfach mal loslässt. Dann kann aus einem großen Talent auch live ein Popstar mit Langzeitwirkung werden.


    Ein Popstar mit Langzeitwirkung? Ich weiß auch nicht. Da stellt sich ein Künstler ganz natürlich auf die Bühne und macht sein Ding. Der Funke springt nicht über, weil das Publikum scheiße ist und ohnehin nur einen Song kennt. Was wird eigentlich von ihm erwartet? Dass er sich wie die große Rampensau benimmt, obwohl er das irgendwie nicht ist? Sowas enttäuscht mich einfach. "Making Mirrors" ist für mich allerdings tatsächlich ein fantastisches Album, welches bei jedem Hören wächst. Vielleicht liegt es daran, dass ich an dem Abend Zugang und auch Qualität gefunden habe. Blödes Astrapublikum hin oder her, mir hat die Kunst gefallen.


    Hierzu allerdings


    Zitat

    Hätte ich dafür bezahlt, hätte ich mich geärgert. Aber ich hätte nicht bezahlt


    kann ich nur sagen, dass ich schon die UNGLAUBLICH RIESENGROßE SUMME von 20,10 Öcken für größeren Mist ausgegeben habe, zb für eine Salamipizza. :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Es ging mir bei der Anmerkung nicht um ein wie auch immer geartetes Preis/Leistungs-Verhältnis, sondern schlicht um die Tatsache, dass ich dieses Konzert ohnehin - ob zum Preis einer Salami- oder Hummer-Kaviar-Blattgoldpizza, ganz egal - nicht als zahlender Gast besucht hätte, weil mich die Musik von Gotye dafür zu wenig interessiert und ich ohnehin geahnt habe, was passieren würde - und dann auch passiert ist. Und eine Show besteht eben nicht nur aus dem Act auf der Bühne. ;-)

  • Ja, jetzt sei mal nicht wieder so kiebig. Sei Dir ja gestattet. Macht eben Spaß, Dich zu foppen. :lache


    Wirklich schlimm war die Umbaupause von ca 45 Minuten, die wir überhaupt nicht verstanden haben. War schon alles aufgebaut und Kimbra hatte ja nur Loopmachine und IPhone. Na ja. Bin trotzdem sehr gespannt darauf, wie er sich die nächsten Jahre entwickelt, hoffentlich nicht zum "Popstar mit Langzeitwirkung". ;-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Hm, das habe ich nur beim Superhit so empfunden.


    Ein Superhit, der die Kassen des Kollegen De Backer immerhin reichlich gefüllt haben dürfte. Und ohne den das Konzert - wie ursprünglich gebucht - im Neuköllner "Heimathafen" stattgefunden hätte, und eben nicht im deutlich größeren "Astra".


    Ich habe schon viele Musiker gesehen, die gerade einen ersten Hit hatten und ansonsten nur einem Fanpublikum bekannt waren. Dazu gehörten One-Hit-Wonder wie <röchel> "Deep Blue Something", die mit "Breakfast at Tiffany's" Mitte der Neunziger einen Welthit hatten (ich habe selten einen langweiligeren Abend erlebt), aber auch "Oasis", als "(What's the Story?) Morning Glory" gerade durchstartete und die halbe Republik "Wonderwall" trällerte, aber noch kaum jemand das ganze Album, geschweige denn das restliche Werk (ein weiteres Album) der britischen Band kannte. Die Dramaturgie der dazugehörigen Konzerte war oft ähnlich: Man spielte ein paar Minuten - zehn, zwanzig, höchstens dreißig - dagegen an, dass alle auf die Nummer-1-Nummer warteten, rotzte sie dann runter (Oasis: Noel Gallagher solo an der Akustikklampfe, anderthalb Minuten) und ärgerte sich anschließend sehr offensichtlich darüber, dass die meisten im Saal nur dieses einen Stückes wegen gekommen waren - und sich nun ebenfalls ärgerten. Ohne diese Leute aber wäre der Saal so gut wie leer gewesen. Ich weiß nicht, wann und wo Gotye zuletzt in Berlin gespielt hat, aber wenn es überhaupt einen Gig im Jahr 2010 oder vorher gegeben hat, dann wahrscheinlich vor fünfzig Leuten im "Magnet" oder so. Ich finde es, vorsichtig ausgedrückt, unprofessionell, wenn man den Grund dafür, warum der Saal rappevoll ist, auf diese Weise zu ignorieren versucht. Da kann man sich gleich an den Bühnenrand stellen und rufen: "All die Arschlöcher, die nur hier sind, weil ich mit dieser oder jener Nummer gerade in den verdammten Charts bin - raus mit Euch! (Aber Eure Kohle behalte ich.)"


    Ich habe Paul Simon 1986 in der Waldbühne gesehen, als das Album "Graceland" gerade weltweit abräumte. Das Set war mindestens zwei Stunden lang, enthielt auch die eine oder andere Simon & Garfunkel-Schnulze, aber mindestens die Hälfte der Waldbühnen-Besucher wollte eigentlich nur "You Can Call Me Al" hören, den tanzbaren "Hit" aus "Graceland". Simon hat es nicht weniger als drei Male gespielt. Das muss natürlich auch nicht sein (obwohl es wirklich Spaß gemacht hat - damals), aber dieses "Ich scheiße auf die Leute, die mich erfolgreich gemacht haben" ist nicht wirklich die Alternative.


    Wobei ich, um ehrlich zu sein, genau dieses Gefühl am vergangenen Dienstag eigentlich nicht hatte. "Somebody" wurde nicht heruntergerotzt, aber auch nicht überinszeniert. Es wurde gespielt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

  • Zitat

    Ich weiß nicht, wann und wo Gotye zuletzt in Berlin gespielt hat, aber wenn es überhaupt einen Gig im Jahr 2010 oder vorher gegeben hat, dann wahrscheinlich vor fünfzig Leuten im "Magnet" oder so.


    Frannz Club, wenn ich nicht irre. Letztes Jahr. Ich wünschte, ich hätte ihn dort gesehen, inmitten eines Publikums, das sich die Mühe macht, hinzuhören. War bei Robert Francis dort, sehr schön.


    Zitat

    Ich finde es, vorsichtig ausgedrückt, unprofessionell, wenn man den Grund dafür, warum der Saal rappevoll ist, auf diese Weise zu ignorieren versucht. Da kann man sich gleich an den Bühnenrand stellen und rufen: "All die Arschlöcher, die nur hier sind, weil ich mit dieser oder jener Nummer gerade in den verdammten Charts bin - raus mit Euch! (Aber Eure Kohle behalte ich.)"


    Ja, das ist wirklich eine Frechheit. Ich bin ja kein Künstler, aber ich denke, als Künstler muss man einfach funktionieren. Besonders in der Hauptstadt, in der sich Leute auf das Konzert verirren, die es


    Zitat

    nicht als zahlender Gast besucht hätte, weil mich die Musik von Gotye dafür zu wenig interessiert und ich ohnehin geahnt habe, was passieren würde - und dann auch passiert ist.


    Dieser Ignoranz sollte man als Künstler einfach mal in die Fresse hauen, indem man alles aus sich rausholt. Wie auch immer das nach Deinen Vorstellungen auszusehen hätte.


    Nun, ich komme ja aus der Provinz. Ich war gespannt auf Gotye, dass ich "Making Mirrors" großartig finde, habe ich schon mehrmals erwähnt. An diesem Abend habe ich einen leisen, sympathischen Menschen auf der Bühne gesehen, der masseninkompatible Musik macht, bzw eher Sounds produziert, sich selbstironisch als "Nerd" bezeichnet, seinen einzigen Superhit mehr oder weniger ignoriert und sich in keine Schublade stecken lässt. Der wie ein Wilder an seinen Instrumenten gearbeitet hat und dessen Hemd bereits nach zwei Nummern triefend nass am Körper klebte.


    Einen arroganten, selbstverliebten Inselaffen a la Noel Gallagher habe ich nicht gesehen, die standen im Publikum und haben auf "Somebody.." gewartet.


    Aber- ich habe auch keinerlei Ahnung von Musik, ich sage nur, was ich empfinde. Ich bin schon glücklich, Herzblut in unverbrauchter, eckiger Musik zu spüren und bunte, liebevoll produzierte Flimmerbildchen im Hintergrund zu sehen, die in mir was auslösen, weil sie durchdacht wurden. Und Potential, das sich eventuell in den nächsten Jahren zu etwas Großartigen steigern lässt, so der Musikgott will. Ich komme eben aus der Provinz und besitze (noch) nicht diese Kulturübersättigung der Hauptstädter, die ich oft beobachte, damit kann ich gut leben. :-]


    Meinetwegen hätte er seinen Hit gar nicht spielen brauchen. Beim Peter Gabriel Konzert im letzten Jahr musste ich auch grinsen, als er zur allgmeinen Entrüstung des Publikums "Sledge Hammer" einfach außen vor ließ. :grin


    Zitat

    Ich habe Paul Simon 1986 in der Waldbühne gesehen


    Ich 1991 auf der Loreley. In der Provinz. War ähnlich Deiner Schilderung. Du hast Deinen Geschmack, ist auch gut so. Lass mir einfach auch meinen.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Zitat

    Original von rienchen
    dessen Hemd bereits nach zwei Nummern triefend nass am Körper klebte.


    und...sei ehrlich! DAS hat dir am ALLERbesten gefallen! :rofl :chen

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Herr De Backer ist übrigens der Nachbar meiner australischen Freundin. Ich überlege grade, ob sich damit von meiner Seite aus irgendwie angeben lässt.


    Wow- ich kenne jemanden, der einen Superstar kennt. Das macht mich auch irgendwie zum halben Superstar.


    *KREISCH* :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)