Jesper Juul: Nein aus Liebe
Kösel-Verlag 2008. 128 Seiten
ISBN-13: 978-3466307760. 12,95€
Hörbuch: ISBN-13: 978-3466458271. 17,95€
Verlagstext
Viele Eltern haben Schwierigkeiten mit dem Neinsagen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie versuchen, Fehler früherer Generationen zu beseitigen, und dabei immer wieder über das Ziel hinausschießen: Früher sagten Eltern fast immer Nein – quasi sicherheitshalber. Heute neigen Eltern dazu, fast immer Ja zu sagen – auch sicherheitshalber.
In seinem lebendigen und mit vielen Beispielen gespickten Elternbuch – gut lesbar und auf den Punkt gebracht – plädiert Bestsellerautor Jesper Juul für die Kunst, Nein zu sagen. Dabei räumt er mit der falschen, aber unausrottbaren Vorstellung auf, es ginge vor allem darum, Kindern „Grenzen zu setzen“. Vielmehr ist es Aufgabe der Eltern, ihre eigenen Grenzen zu wahren.
Nein zu sagen, wenn wir Nein meinen, heißt vor allem, Ja zu sich selbst zu sagen und die eigene Persönlichkeit und seine Überzeugungen und Werte zu schützen. Gleichzeitig zeigt Jesper Juul, dass ein Nein durchaus als zugewandte und sogar liebevolle Antwort verstanden werden kann, wenn die Authentizität erhalten bleibt. Ein echtes Ja und ein echtes Nein sind letztlich zwei Seiten derselben Medaille: Beide haben dieselbe natürliche Existenzberechtigung, und beide sollten stets mit derselben inneren Überzeugung und Wahrhaftigkeit ausgesprochen werden. Sind wir dazu nicht in der Lage, hat das weitreichende Konsequenzen: Wir untergraben unsere eigene Integrität, verlieren unser Selbstbewusstsein, schwächen das Vertrauen und die Nähe zu unserem Partner oder unseren Kindern und versäumen etwas ganz Wichtiges: unseren Kindern ein Vorbild darin zu sein, wie man für sich selbst und das, was man für richtig hält, eintritt.
Inhalt
Wer hat sich nicht schon vorgenommen, mit den eigenen Kindern einmal alles ganz anders zu machen. Jesper Juul ist Jahrgang 1948. Seine Kindheit bestand hauptsächlich aus NEINS und seine Eltern konnten sich in ihren Erziehungszielen der Unterstützung von Verwandten, Nachbarn und Lehrern sicher sein. Heute ist Erziehen komplizierter; denn wir wollen unseren Kindern zeigen, dass wir sie lieben, wollen ihnen alles geben - und möglichst oft JA sagen. Sollten wir stattdessen in unserer Konsumgesellschaft nicht viel öfter NEIN sagen? Kinder wollen klipp und klar hören, was Sache ist; sie brauchen eine eindeutige Rückmeldung zu ihrem Verhalten. Halbherzige, defensive Jas belasten die Beziehung zu ihnen unnötig. Juul betont, dass ein authentisches persönliches Nein nicht kränkt, sondern von gegenseitigem Respekt zeugt. Ein klares Nein zeigt unseren Kindern, dass wir Verantwortung für sie übernehmen, sie lieben und ihnen Orientierungshilfen geben können. Juul betont, wie wichtig es ist, dass schon kleine Kinder lernen, zwischen der Liebe ihrer Eltern und dem elterlichen "Service" zu unterscheiden. Um ein Kind zu erziehen und angemessen auf seine Wünsche zu reagieren, müssen Eltern den Unterschied erkennen zwischen Wollen und Brauchen. Wie authentisch und wie selbstsicher wir unsere Elternrolle ausfüllen, bietet unseren Kindern ein wichtiges Rollenvorbild. Wie sollen sie selbst Entscheidungskompetenz erwerben, wie Erziehen lernen, wenn sie ihre eigenen Eltern als unentschlossen erleben? Juul stellt negative und gelungene Beispiel vor für die aufrichtige Kommunikation in der Familie. Wer schlecht Nein-sagen kann, der hat diese Problem meist nicht nur in der Erziehung, sondern auch in anderen Situationen. Der Autor geht ausführlich auf die stürmischen Zeiten vor und während der Pubertät ein, wenn Kinder als kaufkräftige Konsumentengruppe entdeckt werden und sich in das Wertesystem ihrer Clique einzunorden beginnen. Eines der zwölf Kurzkapitel befasst sich mit dem Unterschied zwischen erziehenden Müttern und Vätern. Väter sollten sich stets der besonderen Bedeutung ihres Vorbilds als Rollenmodell für ihre Kinder bewusst sein. Juul betont, dass "Benehmen" nur die Oberfläche einer Person zeigt, während eine zeitgemäße Erziehung den Einklang von Worten, Taten und dem eigenen Selbstbild anstrebe. Der dänische Familientherapeut beendet seine leicht verdauliche Einführung in sein Erziehungskonzept mit den von ihm geprägten vier Säulen der Erziehung: Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung.
9 von 10 Punkten