Jesper Juul: Elterncoaching
Beltz 2011. 272 Seiten
ISBN-13: 978-3407859204. 17,95€
Der Autor
Jesper Juul, 1948 in Dänemark geboren, ist Gründer des renommierten »Kempler Institute of Scandinavia«. Er ist Familientherapeut und Bestseller-Autor, Lehrer und Konfliktberater und er leitet das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich aktiv ist. Jesper Juul entwickelte eine spezifische Beratungspraxis, die von einer natürlich vorhandenen sozialen Kompetenz des Kindes und der Gleichwürdigkeit von Kindern und Ewachsenen ausgeht. Er hat einen Sohn und einen Enkelsohn; seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.
Verlagstext
Jesper Juul bestärkt Eltern auf seine unnachahmliche Art, einen neuen, gelassenen Zugang zum alltäglichen Familienchaos zu finden. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, aber sie brauchen Eltern, die wie Leuchttürme sind: Mütter und Väter, die ihnen Orientierung bieten und die respektvoll ihre Verantwortung in der Familie ausfüllen.
Ist Gleichberechtigung der Schlüssel zu einem freundlichen Familienklima? Wie findet man im täglichen Umgang mit den Kindern sein Gleichgewicht im Leben? Besonders hebt der berühmte Familientherapeut in seinen Gesprächen mit Eltern hervor, dass nicht nur die liebevolle Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern, sondern auch die Qualität der Elternbeziehung maßgeblich zur Erziehung beiträgt.
Inhalt
In den Gesprächen, die der dänische Familientherapeut Jesper Juul in "Pubertät - wenn Erziehen nicht mehr geht: Gelassen durch stürmische Zeiten" führte, war ich beeindruckt von der Genauigkeit, mit der Juul die Familiensituation einschätzte und der Sensibilität, mit der er zwischen bestätigender Rückmeldung und tiefergehender Intervention abwägte. An den Familylab-Gesprächen waren Eltern und Kinder beteiligt. In ElternCoching geht es um Probleme mit jüngeren Kindern. Während der Treffen mit Jesper Juul spielten die Kinder im selben Raum und konnten die Gespräche mit anhören.
Die Probleme, die Eltern veranlassten, sich bei einer großen schwedischen Familienzeitschrift um ein Coaching mit Juul zu bewerben:
+ Konflikte nach der Geburt eines zweiten Kindes oder durch mehrere Kinder unter 5 Jahren, Überlastung, Unsicherheit, "verbotene Gefühle", die Kinder nicht gleich zu lieben
+ weit entwickelte, schon im Babyalter fordernde, sehr anstrengende Kinder
+ autonome Kinder mit ausgeprägtem eigenen Willen, die nicht getragen oder getröstet werden wollen
+ Kinder, bei denen es schwer fällt, ihre Persönlichkeit anzunehmen
+ Kinder, die durch Behinderung, chronische Krankheit oder als Risikogeburten einen ungünstigen Start ins Leben hatten, daraus entstehende Schuldgefühle und Belastung der Paarbeziehung
+ Aggressionen, Wutausbrüche, Eifersucht unter Geschwistern
+ Verhaltensauffälligkeiten, auf die Juul damit reagiert, dass er dem Kind Verantwortung für sein problematisches Verhalten "zurückgibt"
+ Probleme, die Verantwortung für die Familie von der Geburt eines Kindes an partnerschafltich zu teilen, wenn die Mutter keine Verantwortung abgeben kann/will
+ hartnäckige Auseinandersetzungen um die Verteilung der Familienarbeit, die eine Paarberatung erfordern
+ Umgang mit erlernten Mustern, eigene Probleme mit Autoritäten
+ chronische Krankheit eines Elternteils
+ Zusammenfinden einer Patchwork-Familie
+ Trennung der Eltern
Schwerpunkte in der Diskussion sind, wie von Juul gewohnt, Respekt gegenüber den Kindern, das Ausdrücken von Gefühlen und Wünschen, die klare Führungsrolle der Eltern in der Familie, Glaubwürdigkeit der Erwachsenen, partnerschafltiche Teilung der Verantwortung, Veränderungen umsetzen. Juul gelingt es in den Gesprächen, den Eltern Selbstvertrauen zu vermitteln, so dass sie sich nicht durch die öffentliche Diskussion von Erziehungsfragen verunsichern lassen. Die annehmende Gesprächsatmosphäre hat sich merkbar positiv auf die Kinder ausgewirkt, obwohl sie nicht direkt angesprochen wurden. "Wir machen es dann so, wie Jesper es gesagt hat" verblüffte ein Kind seine Eltern, ehe sie zu Hause überhaupt ein Gespräch mit ihm begonnen hatten. Sehr angenehm an Juuls Gesprächsführung finde ich, dass er sich intensiv mit der Rolle der Väter auseinandersetzt und von Müttern eine Veränderung ihres überbehütenden Verhaltens fordert. "Kein Kind stirbt daran, dass der Vater es ohne Mütze draußen spielen lässt, wenn er für die Kinder verantwortlich ist."
Fazit
Juuls bildhafte Sprache z. B. "Das Eisen schmieden, wenn es wieder kalt ist", "Was ist die große Frage, was die kleine?", die "Drama-Queen" und die Zusammenfassung seiner Hinweise am Ende jedes Kapitels erleichtern es, seine Botschaften aus dem Buch mit in den Familienalltag zu nehmen. Wer nicht in erster Linie an Beratungsgesprächen interessiert ist, sollte von Juul zuerst z. B. "Dein kompetentes Kind: Auf dem Weg zu einer neuen Wertgrundlage für die ganze Familie" lesen.
9 von 10 Punkten