Anlehnend zum vorigen Thema ein neuer Diskussionspunkt:
Ein weiterer Aspekt ist der Begriff "spannende Unterhaltung".
Dieser wird immer mehr mit "das muss richtig sein" in Verbindung gebracht.
Wer kann mir diesen psychologischen Effekt erklären?
Anlehnend zum vorigen Thema ein neuer Diskussionspunkt:
Ein weiterer Aspekt ist der Begriff "spannende Unterhaltung".
Dieser wird immer mehr mit "das muss richtig sein" in Verbindung gebracht.
Wer kann mir diesen psychologischen Effekt erklären?
ZitatOriginal von Historikus
Ein weiterer Aspekt ist der Begriff "spannende Unterhaltung".
Dieser wird immer mehr mit "das muss richtig sein" in Verbindung gebracht.
Wer kann mir diesen psychologischen Effekt erklären?
Kapier ich irgendwie nicht
Und hier meine Antwort im passenden Topic.
Ich kann mir das nicht mal selbst erklären, geschweige denn anderen. Mir ist das unverständlich, wie man in einen Roman mehr hineininterpretiert (oder herausinterpretiert), als unterhaltenden Zeitvertreib. Falls ein Thema wirklich so interessant ist, daß man sachlich fundierte Infos haben möchte, muss man sich eh anderweitig schlaumachen...nicht in einem Roman.
Gruss,
Doc
Nun,
Fakt ist nun einmal, wenn du zB im Internet Dan Brown oder "Illuminati" eingibst, oder sonstige Buchthemen, Threads in bestimmten Foren auftauchen, wo - man glaubt es kaum - angenommen wird, dass die Autoren die Wahrheit schreiben.
Auch in persönlichen Gesprächen mache ich die Erfahrung, dass als spannend bezeichnete Bücher eher geglaubt werden.
Woher kommt das?
Gruß
Ok, hab ich kapiert, allerdings habe ich weder selbst noch in meinem Umfeld die Erfahrung gemacht. Dort ist Roman Roman, Sachbuch ist Sachbuch und Verschwörungstheorien sind VerschwörungsTHEORIEN ;-).
Also entweder ist mein Umfeld speziell (was ich nicht glaube) oder dieser "psychologische Effekt" betrifft gar nicht so viele Leute.
Ich kann das nicht ganz nachvollziehen.
Wenn ich einen Roman lese, bin ich mir darüber bewusst. Ansonsten greife ich zum Sachbuch.
ZitatWenn ich einen Roman lese, bin ich mir darüber bewusst. Ansonsten greife ich zum Sachbuch.
Das ist doch der typische Standardsatz, den ich von allen höre.
Nur wie kommt es dann, dass viele dieser "Romane" von den gleichen unbewusst oder bewusst für bare Münze genommen werden und in deren Argumentation einfließen?
Irgendwie erinnert mich dieser Thread an Leute, die das Bierzelt wechseln, weil im vorigen die Schlägerei abgeebt ist.
ZitatOriginal von Rabarat
Irgendwie erinnert mich dieser Thread an Leute, die das Bierzelt wechseln, weil im vorigen die Schlägerei abgeebt ist.
his könnte das ganze oktoberfest unterhalten!
bo
ZitatIrgendwie erinnert mich dieser Thread an Leute, die das Bierzelt wechseln, weil im vorigen die Schlägerei abgeebt ist
Klasse, Rabarat!
Kleine Bitte meinerseits: Das Wort VerschwörungsTHEORIE bütte, bütte in diesem Zusammenhang nicht verwenden. Wir tun der korrekten Verwendung des Begriffs Theorie damit unrecht. THEORIEN sind was feines: Smarte, schlaue Konstrukte, die Teile der Welt beschreiben und die man geschickterweise überprüfen und testen kann. Der ganze Verschwörungskrimskrams entzieht sich ja gerade einer Falsifizierung. Könnten wir vielleicht von Verschwörungsgeschwurbel sprechen .... ????
ZitatOriginal von Historikus
Nur wie kommt es dann, dass viele dieser "Romane" von den gleichen unbewusst oder bewusst für bare Münze genommen werden und in deren Argumentation einfließen?
Nenn' mal ein paar nachvollziehbare Beispiele für die von Dir erwähnten "viele" und "gleiche" und "deren Argumentationen".
Hast Du denn persönlich in Deinem Umfeld solche Leute oder interpolierst Du einfach mal so ins Blaue hinein?
Gruss,
Doc
Ist denn hier noch eine ernsthafte Diskussion möglich?
Man, ich lege mich nun ins Bett, ihr macht mich ja schon krank.
Es ist schlichtweg ein Prinzip der Rhetorik: Was überzeugend vorgetragen wird, wird "gelernt".
Was "überzeugend" eigentlich ist darüber streiten sich die Geister seit Menschengedenken.
Um mal nur eine Theorie über die Überzeugungskraft anzuführen: Peithó ("Überzeugung", "Überredung") ist bei den alten Griechen eine niedere Gottheit im Gefolge der Aphrodite; sie personifiziert die Macht, mit der man Menschen für sich gewinnt, eine Macht, die z.B. der Schönheit zu eigen ist, da Schönheit als etwas Gewinnendes angesehen wurde ("jdn. von etwas überzeugen" ist weitgehend gleichbedeutend mit "jdn. für etwas gewinnen") -- und wird!
Platon hat sich in den Dialogen Gorgias und Phaidros sehr genau damit auseinandergesetzt, in beiden Fällen wird über die Peithó ein Bezug zwischen Schönheit und die Kunst der Rede geschaffen.
So wie Schönheit sich optisch durch harmonische Fügung der Teile zu einem Ganzen bestimme, so geschieht das in der Redekunst (ebenso wie in der Musik) auf akustischem Wege. Die Peithó wird wirksam durch die harmonische Fügung.
Bei der Rede ebenso wie in einer Geschichte besteht die harmonische Fügung in der Logik, besonders in der inneren Logik. D.h., wenn die Abfolge der einzelnen Argumente oder Schritte schlüssig und stimmig ist, wirkt die Rede überzeugend.
Ob sie auch der Wahrheit entspricht, steht auf einem anderen Blatt und ist keine Frage der eigentlichen Rhetorik, sondern der Ethik.
Nebenbei gibt es noch äußere Faktoren wie das persönliche Charisma des Vortragenden, was auch beim Lesen noch eine Rolle spielt, wenn die Leser den Roman eines berühmten Autors kaufen. Berühmtheit ist eine mögliche Form des Charisma, denn es ist etwas, das eine Person zu jemandem macht, mit dem man gerne mal Umgang hätte.
Was noch sehr wichtig ist, ist die Frage, ob das Bezugsfeld der inneren Logik des Vorgetragenen sich mit dem Bezugsfeld der Zuhörer oder Leser zumindest überschneidet. D.h. einerseits ob der Zuhörer oder Leser das Vorgetragenen überhaupt verstehen kann, oder ob es ihm abstrus erscheint, weil es keine ausreichende Überschneidung der Bezugsfelder gibt bzw. beide Bezugsfelder einander in wichtigen Punkten widersprechen. In diesen Fällen kann der Zuhörer oder leser nicht überzeugt werden.
Das geschieht in der Belletristik z.B. wenn ein hochartifizieller Roman von einem Menschen mit wenig Bildung nicht verstanden und deshalb auch nicht genossen werden kann, oder wenn ein Roman Dinge felsenfest als Tatsachen behauptet, die der Leser z.B. aufgrund seiner Vorkenntnisse entschieden bestreitet. In diesem Fall kann der Roman noch so toll geschrieben sein, Buch und Leser finden nicht zusammen, weil sie quasi aus verschiedenen Welten stammen.
ZitatOriginal von GastRedner
Wenn ich einen Roman lese, bin ich mir darüber bewusst. Ansonsten greife ich zum Sachbuch.
Da kannst aber noch tiefer ins Klo greifen als beim ordentlich recherchierten Roman. Das Kernproblem hat absolut nichts mit der Frage zu tun, ob der text fiktional ist oder nicht.
Gerade im non-fiktionalen Bereich wird aus verkaufstechnischen Gründen Blödsinn produziert, daß sich die Regalbalken biegen. Denk doch bloß mal an den ganzen Ratgeberkrempel und die Esoterik! Mag sein, daß es Perlen gibt, aber die Mehrzahl ist Betupperei.
ZitatNenn' mal ein paar nachvollziehbare Beispiele für die von Dir erwähnten "viele" und "gleiche" und "deren Argumentationen".
Beweis a)
Im Päpstin-Thread der Büchereule gab es nicht wenige, die annahmen, dass es die Päpstin wirklich gegeben hat.
Beweis b)
Wie erklärst du dir dann die ganze Diskussion um Dan Brown?
Wie erklärst du dir, dass selbst eine Studentin, die eine Diplomarbeit schreibt, annimmt, dass , dass die Kirche Beweise vernichtet hat, nur weil in einem "Roman" stand?
Beweis c)
Wie erklärst du dir, dass die römisch-katholische Kirche so arg mit Verschwörungstheorien aus stinknormalen Romanen zu tun hat?
ZitatHast Du denn persönlich in Deinem Umfeld solche Leute oder interpolierst Du einfach mal so ins Blaue hinein?
Man braucht doch nur genauer hinhören.
Gruß
ZitatOriginal von Iris
Es ist schlichtweg ein Prinzip der Rhetorik: Was überzeugend vorgetragen wird, wird "gelernt".
Wohlgemerkt: "Überzeugend", nicht: "bis zum völligen Geschmacksverlust wiedergekäut".
ZitatOriginal von Iris
...aber die Mehrzahl ist Betupperei.
Hat das was mit Tupper-Abenden zu tun?
ZitatOriginal von Historikus
Das ist doch der typische Standardsatz, den ich von allen höre.
Nur wie kommt es dann, dass viele dieser "Romane" von den gleichen unbewusst oder bewusst für bare Münze genommen werden und in deren Argumentation einfließen?
Welche Erfahrungswerte hast Du denn da ?
Gibt es so viele Leute in Deinem Umfeld, die davon betroffen sind ?
Um mal ein Beispiel zu nennen:
Ich habe kürzlich u.a. Die Asisstentin von Jeffrey Deaver gelesen. Die dort beschriebenen Methoden zur Verbrechensaufklärung kamen mir sehr fundiert vor. Ich würde jedoch nie behaupten, dass es in der Realität wirklich so ist. Ich kann höchstens auf den Roman verweisen. Mit dem Wissen...es handelt sich um Unterhaltungsliteratur ! Da würde ich doch nie behaupten, die Polizei ermittele so und so weil Deaver das so geschrieben hat !
ZitatOriginal von Doc Hollywood
Nenn' mal ein paar nachvollziehbare Beispiele für die von Dir erwähnten "viele" und "gleiche" und "deren Argumentationen".
Hast Du denn persönlich in Deinem Umfeld solche Leute oder interpolierst Du einfach mal so ins Blaue hinein?
Bitte, Doc, laß das! Auch wenn du völlig recht hast, His' Pauschalsentenzen auf den Zahn zu fühlen, grenzt es an Alzheimer, wenn du dich nicht an die Debatten um Die Päpstin ("Aber es kann doch trotzdem sein, daß ...", "Skandale werden totgeschwiegen" etc. - Zitate aus dem Gedächtnis) und jetzt wieder um Illuminati erinnerst.
ZitatOriginal von Iris
Bitte, Doc, laß das! Auch wenn du völlig recht hast, His' Pauschalsentenzen auf den Zahn zu fühlen, grenzt es an Alzheimer...
*lach* Keine Sorge! Ich hab' gerade gelesen, daß GastRedner das jetzt für uns übernimmt...
Gruss,
Doc, der sich schnell mal 'ne Chipstüte und Bier holt und dann zuguckt