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'Die Frau in Weiß' - Seiten 652 - Ende
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Nun ist es soweit: Ich habe das Buch ausgelesen!
Leider? Ich habe diesen Roman sehr genossen.Es ist bis zum Schluss spannend geblieben, alle Rätsel wurden aufgeklärt, Stück für Stück.
Ich hoffe, dass hier niemand reinliest, der noch nicht so weit ist und sich damit die Spannung verdirbt.Auch diesen letzten Abschnitt schreibt Walter für uns nieder. Enthalten ist auch ein Brief, der die Aussage Foscos enthält, der in dem ihm ganz eigenen Ton geschrieben ist. Die Szene in dessen Haus fand ich so bezeichnend für ihn und seine Art, die Dinge zu handhaben. Allein wie er seine Aussage niederschreibt, das Vorbereiten der Papierstreifen und sein exaktes Planen. Er handelt moralisch verwerflich und sieht keine Ursache für Skrupel, ist sich seiner selbst so sicher - das beeindruckt wider Willen schon.
Nun ist alles aufgeklärt: Die Ähnlichkeit zwischen Anna und Laura kommt von des Vaters Seite her, was ich nie vermutet hätte, zumal mir Lauras Vater von den Erzählungen her immer eher wie ein Mann hoher Moral vorkam, vielleicht weil Laura erzählte, die ihren Vater sicher nur so kannte. Obwohl, ein Bisschen suspekt war Mr Fairlies Freundschaft mit Sir Percival ja immer.
Pesca taucht wieder auf und spielt eine wichtige Rolle, wenn auch "nur" als Druckmittel gegen Fosco. Dass ein Geheimbund eine Rolle spielen würde, war auch nicht zu erwarten.
Walter bekommt alle Beweise zusammen, um Laura wieder an den ihr angestammten Platz zu bringen. Es gibt sogar ein Happyend...Er hat sie inzwischen geheiratet. Ich frage mich nur, wie das möglich gewesen sein sollte, da sie ja eigentlich gar keinen Namen mehr hatte Wer würde sie so getraut haben? Darüber erfähren wir aber nichts.
Habe ich es richtig verstanden? Eine von Foscos Bedingungen war, dass Walter ihm irgendwann wird Genugtuung gegen müssen, will heißen ein Duell? Aber dazu kann es ja nicht mehr kommen, denn der Vollstrecker des Geheimbundes hat Fosco schließlich in Paris gefunden.
Der Roman war spannend bis zum Schluss. Jemand von euch erwähnte, dass der Roman als durchkomponiert beschrieben wurde, und ich denke, das trifft es auch, aber ich empfinde es nicht als negativ.
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Leider bin ich auch durch - das Buch wirkt wie ein Magnet.
ZitatOriginal von Clare
Auch diesen letzten Abschnitt schreibt Walter für uns nieder. Enthalten ist auch ein Brief, der die Aussage Foscos enthält, der in dem ihm ganz eigenen Ton geschrieben ist. Die Szene in dessen Haus fand ich so bezeichnend für ihn und seine Art, die Dinge zu handhaben. Allein wie er seine Aussage niederschreibt, das Vorbereiten der Papierstreifen und sein exaktes Planen. Er handelt moralisch verwerflich und sieht keine Ursache für Skrupel, ist sich seiner selbst so sicher - das beeindruckt wider Willen schon.
Als er seine Verehrung für Marian zum Ausdruck brachte, hatte ich ja noch ein winziges kleines bisschen Hoffnung für ihn - um mich mal so auszudrücken -, aber dann erklärte er am Ende des Briefes ziemlich kaltblütig, er wäre auch zum Letzten (also zum Mord) entschlossen gewesen. Nach seiner Definition vom "weisen Verbrecher" diverse Abschnitte vorher: Nein, dass war er nicht, denn der Weise weiß, dass es Dinge gibt, die manche Zufall nennen.ZitatNun ist alles aufgeklärt: Die Ähnlichkeit zwischen Anna und Laura kommt von des Vaters Seite her, was ich nie vermutet hätte, zumal mir Lauras Vater von den Erzählungen her immer eher wie ein Mann hoher Moral vorkam, vielleicht weil Laura erzählte, die ihren Vater sicher nur so kannte.
Und ich war mir so sicher, dass beide nur denselben Vater haben konnten, weil in dieser Richtung so gar nichts von Collins erwähnt wurde, dass ich mir, je weiter die Handlung fortschritt, ebenso sicher wurde, dass es ganz anders sein würde.
ZitatDass ein Geheimbund eine Rolle spielen würde, war auch nicht zu erwarten.
Den Punkt fand ich zunächst überflüssig, ja fast schon störend. Aber letzten Endes doch fast schon genial gelöst, weil ich glaube erkannt zu haben, dass Walter sich eben nicht "die Finger schmutzig machen" durfte und für einen Mann wie Fosco ein simpler Unfall einfach zu wenig gewesen wäre.
Zitat
Er hat sie inzwischen geheiratet. Ich frage mich nur, wie das möglich gewesen sein sollte, da sie ja eigentlich gar keinen Namen mehr hatte Wer würde sie so getraut haben? Darüber erfähren wir aber nichts.Vermutlich ein Friedensrichter? Und fragten die immer so ganz genau nach, besonders bei Personen, die nicht "von Stand" waren?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, habe es aber abgehakt unter dem einzigen Punkt, der nicht einer gewissen Zwangsläufigkeit geschuldet war - vielleicht war das aber auch für Collins derart klar, dass er dazu keine weiteren Erklärungen glaubte anführen zu müssen.ZitatHabe ich es richtig verstanden? Eine von Foscos Bedingungen war, dass Walter ihm irgendwann wird Genugtuung gegen müssen, will heißen ein Duell?
Ja.
ZitatDer Roman war spannend bis zum Schluss. Jemand von euch erwähnte, dass der Roman als durchkomponiert beschrieben wurde, und ich denke, das trifft es auch, aber ich empfinde es nicht als negativ.
Und mit einer bemerkenswerten Konsequenz durchgehalten - das muss man auch erst einmal können. -
Zitat
Original von Lipperin
Als er (Fosco) seine Verehrung für Marian zum Ausdruck brachte, hatte ich ja noch ein winziges kleines bisschen Hoffnung für ihn - um mich mal so auszudrücken -, aber dann erklärte er am Ende des Briefes ziemlich kaltblütig, er wäre auch zum Letzten (also zum Mord) entschlossen gewesen. Nach seiner Definition vom "weisen Verbrecher" diverse Abschnitte vorher: Nein, dass war er nicht, denn der Weise weiß, dass es Dinge gibt, die manche Zufall nennen.
Fosco hat ja immer mal fallen lassen, dass Marian ihn beeindruckte durch ihre Unabhängigkeit, ihren Mut, ihre Art "wie ein Mann zu sprechen", aber dass seine Gefühle zu ihr für ihn doch so etwas wie eine späte Liebe waren, hätte ich in der Heftigkeit dann doch nicht vermutet. Er weist sogar darauf hin, dass selbst die Gräfin, die er verehrt, nie Gefühle in diesem Ausmaß in ihm geweckt hat. Wer hätte das gedacht...
Was den Geheimbund betrifft: irgendwer musste Fosco ja zur Strecke bringen. Großer Aufwand für einen großen Mann!
Zur Heirat: Welchen Namen der Braut werden sie angegeben haben? Laura war offiziell tot. Sie unter anderem Namen zu heiraten, ging ja aber wohl auch schlecht. Oder meinst du, der Friedensrichter, wie du sagst, hätte sie einfach so getraut, egal unter welchem Namen?
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Zitat
Original von Clare
Zur Heirat: Welchen Namen der Braut werden sie angegeben haben? Laura war offiziell tot. Sie unter anderem Namen zu heiraten, ging ja aber wohl auch schlecht. Oder meinst du, der Friedensrichter, wie du sagst, hätte sie einfach so getraut, egal unter welchem Namen?Was ich mir vorstellen könnte: Offiziell verstorben war Lady Glyde. Wusste derjenige, der sie traute, dass die Lady mit Laura Fairlie identisch war? Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie so etwas damals in Großbritannien ablief, aber ich kann mir nicht recht vorstellen, dass damals der gleiche hohe Standard, was (Abstammungs-)Urkunden etc. betrifft, einzuhalten war wie das heute bei uns ist.
Und an den Friedensrichter habe ich gedacht, weil nach den Umbrüchen1792 in Frankreich meines Wissens nicht nur dort, sondern zeitlich versetzt auch in vielen anderen Ländern die zivile Eheschließung bindend wurde.
Aber auch, wenn ein Pastor die Zeremonie vorgenommen hätte, gilt im Grunde das oben zu fragende: Hätte er nachgefragt, ob Lady Glyde und Laura identisch sind? Und wenn er gefragt hätte, ob sie verheiratet sei, hätte sie guten Gewissens verneinen können.Liest nicht SiCollier im Moment auch ein Buch über das 19. Jahrhundert? Vielleicht ergibt sich da ja irgendein kleiner Hinweis.
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Zitat
Original von Lipperin
Was ich mir vorstellen könnte: Offiziell verstorben war Lady Glyde. Wusste derjenige, der sie traute, dass die Lady mit Laura Fairlie identisch war? Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie so etwas damals in Großbritannien ablief, aber ich kann mir nicht recht vorstellen, dass damals der gleiche hohe Standard, was (Abstammungs-)Urkunden etc. betrifft, einzuhalten war wie das heute bei uns ist.
Und an den Friedensrichter habe ich gedacht, weil nach den Umbrüchen1792 in Frankreich meines Wissens nicht nur dort, sondern zeitlich versetzt auch in vielen anderen Ländern die zivile Eheschließung bindend wurde.
Aber auch, wenn ein Pastor die Zeremonie vorgenommen hätte, gilt im Grunde das oben zu fragende: Hätte er nachgefragt, ob Lady Glyde und Laura identisch sind? Und wenn er gefragt hätte, ob sie verheiratet sei, hätte sie guten Gewissens verneinen können.Liest nicht SiCollier im Moment auch ein Buch über das 19. Jahrhundert? Vielleicht ergibt sich da ja irgendein kleiner Hinweis.
Das wäre möglich. Gute Idee, Lipperin
Immerhin wäre Walter dann immernoch mit der gleichen Person verheiratet. -
Wow ... was für ein Buch. Das spektakuläre Ende fand ich absolut passend. Professor Pesca hat sowohl am Anfang, als auch am Ende einen Auftritt, mit dem ich so nicht mehr gerechnet habe. Ich muß gestehen, ich hatte ihn sogar irgendwie vergessen, umso genialer fand ich sein erneutes Auftreten. Normalerweise finde ich solche Auflösungen mit einem Geheimbund irgendwie an den Haaren herbeigezogen, hier jedoch fand ich es einfach passend für diese Geschichte.
ZitatOriginal von Clare
Nun ist alles aufgeklärt: Die Ähnlichkeit zwischen Anna und Laura kommt von des Vaters Seite her, was ich nie vermutet hätte, zumal mir Lauras Vater von den Erzählungen her immer eher wie ein Mann hoher Moral vorkam, vielleicht weil Laura erzählte, die ihren Vater sicher nur so kannte. Obwohl, ein Bisschen suspekt war Mr Fairlies Freundschaft mit Sir Percival ja immer.
Pesca taucht wieder auf und spielt eine wichtige Rolle, wenn auch "nur" als Druckmittel gegen Fosco. Dass ein Geheimbund eine Rolle spielen würde, war auch nicht zu erwarten.
Ich habe die ganze Zeit über komplizierte Erklärungen gegrübelt, wie diese Ähnlichkeit wohl zustande kam. Das es aber letztendlich so eine einfache sein würde ... Da der Frau Failies Brief seitens des Vaters nie beantwortet wurde und wir deshalb nichts über seine Reaktion erfahren haben, hat sich der Verdacht bei mir nie richtig durchgesetzt.ZitatOriginal von Clare
Er hat sie inzwischen geheiratet. Ich frage mich nur, wie das möglich gewesen sein sollte, da sie ja eigentlich gar keinen Namen mehr hatte Wer würde sie so getraut haben? Darüber erfähren wir aber nichts.
Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht, ich habe es einfach hingenommen. Aber du hast Recht, es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.ZitatOriginal von Clare
Habe ich es richtig verstanden? Eine von Foscos Bedingungen war, dass Walter ihm irgendwann wird Genugtuung gegen müssen, will heißen ein Duell? Aber dazu kann es ja nicht mehr kommen, denn der Vollstrecker des Geheimbundes hat Fosco schließlich in Paris gefunden.
Aaaah ... ich habe schon gegrübelt, was Fosco mit der "Satisfaktion eines Gentlemens" meinte. Ein Duell ... da hätte ich natürlich auch drauf kommen können.ZitatOriginal von Clare
Mir sind zwischendrin auch immer mal Zweifel gekommen. Ich denke auch, dass der Autor wollte, dass seine Leser mitfiebern. Mal sehen, was sich von deinen Vermutungen bestätigt (ich sage nichts :grin).
Ich sehe schon, ich verfüge einfach über eine zu blühende Phantasie.Ein wirklich wundervolles Buch, das mir viel Freude beim Lesen bereitet hat. "Die Frau in Weiß" war zwar mein erstes Buch von Wilkie Collins, aber definitv nicht mein letztes.
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Zitat
Original von -Christine-
Aaaah ... ich habe schon gegrübelt, was Fosco mit der "Satisfaktion eines Gentlemens" meinte. Ein Duell ... da hätte ich natürlich auch drauf kommen können.
...Diese ganze Geheimbund-Geschichte war mir erst etwas zu konstruiert, aber im Laufe der letzten Seiten fielen mir dann nicht mehr viele Möglichkeiten ein, wie Fosco hätte sonst noch zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Er nahm ja schon eine fast unantastbare Position ein und schaffte es dank seiner Beziehungen und seines Intellekts, sich aus jeder brenzligen Situation herauszuziehen. Es brauchte also eine Person oder Organisation, die ihm an Macht, Einfluss und Möglichkeiten die Stirn bieten konnte.
Und wer hätte sonst für Foscos Tod sorgen können, die einzige Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Walter sich nicht duellieren muss, was wahrscheinlich nicht gut ausgegangen wäre für ihn. -
Ich mag diese Geheimbund Geschichten sonst auch nicht, aber wie du schon sagst, ein anderes glaubwürdiges Ende für Fosco wäre sonst unrealistisch geworden.
Als das Datum von Lauras Abreise aus Blackwater Park zur Sprache kam, habe ich mich sehr gewundert, wie einem Genie wie Fosco solch ein dummer Fehler unterlaufen konnte. Aber auch das wurde sehr einleuchtend erklärt ... Anne ist einfach zu früh gestorben und Fosco hatte ausnahsweise einmal keinen Einfluß darauf.
Von daher fand ich eigentlich alle Auflösungen sehr stimmig.
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Zitat
Original von -Christine-
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Als das Datum von Lauras Abreise aus Blackwater Park zur Sprache kam, habe ich mich sehr gewundert, wie einem Genie wie Fosco solch ein dummer Fehler unterlaufen konnte. Aber auch das wurde sehr einleuchtend erklärt ... Anne ist einfach zu früh gestorben und Fosco hatte ausnahsweise einmal keinen Einfluß darauf.Von daher fand ich eigentlich alle Auflösungen sehr stimmig.
Ich gebe zu, dass ich eine Weile gebraucht habe, bevor ich im Laufe des Buches begriffen habe, warum Walter alle Beteiligten so permanent nach dem genauen Datum fragt. Dass Laura später nach London abfuhr als Anna, also die vermeintliche Lady Glyde starb, habe ich erst zum Schluss begriffen. War das denn so eindeutig, oder war das auch für dich ein Teil des Rätsels?
Walter kann das doch gar nicht gewusst haben, höchstens vermutet, denn das Abreisedatum Lauras aus Blackwater konnte er nicht erfahren, bevor Fosco es zugab. Oder? -
Letzten Endes war es wohl der einzige Punkt, an dem er ansetzen konnte. Alle anderen Möglichkeiten (Prozesse etc.) waren ihm ja schon deshalb verschlossen, weil ihm schlicht das Geld fehlte, wie ihm der Anwalt sehr deutlich gemacht hat.
Was ich allerdings nicht so ganz verstanden habe, war, warum er sich derart sicher sein konnte, einen Beweis dafür zu finden. Aber vielleicht sollte man auch das unter "Liebe ist nicht blind, sondern hin und wieder überaus hellsichtig" abhaken. -
Zitat
Original von Clare
Ich gebe zu, dass ich eine Weile gebraucht habe, bevor ich im Laufe des Buches begriffen habe, warum Walter alle Beteiligten so permanent nach dem genauen Datum fragt. Dass Laura später nach London abfuhr als Anna, also die vermeintliche Lady Glyde starb, habe ich erst zum Schluss begriffen. War das denn so eindeutig, oder war das auch für dich ein Teil des Rätsels?
Walter kann das doch gar nicht gewusst haben, höchstens vermutet, denn das Abreisedatum Lauras aus Blackwater konnte er nicht erfahren, bevor Fosco es zugab. Oder?
Ach was ... ich komme doch bei solchen Büchern nie von alleine auf irgendetwas. Wenn mein Spicker stimmt, hat Walter schon im 6. Abschnitt erwähnt, daß es Unstimmigkeiten zwischen den Daten geben könnte. -
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat mir das Buch dann auch sehr gut gefallen. Nach dem zweiten Abschnitt habe ich doch tatsächlich überlegt abzubrechen, ich hätte echt was verpasst.
Die Geheimbundgeschichte hat mir zuerst auch nicht so gefallen, vor allem den kleinen Professor Pesca kann ich mir da gar nicht vorstellen, aber am Ende war es wirklich die beste Lösung dem Conte ein würdiges Ende zu bereiten.
ZitatOriginal von -Christine-
Ach was ... ich komme doch bei solchen Büchern nie von alleine auf irgendetwas. Wenn mein Spicker stimmt, hat Walter schon im 6. Abschnitt erwähnt, daß es Unstimmigkeiten zwischen den Daten geben könnte.Ich komme normalerweise auch nie von alleine auf so was, aber die Unstimmigkeiten bei den Daten war mir ausnahmsweise direkt klar.
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Ich habs das Buch auch durch und das mit einem zufriedenem Gefühl.
Die Sache mit dem Geheimbund wäre mir wohl auch irgendwie als unpassend aufgestoßen, aber dank der Kommentare hab ich dann erfahren, dass der italienische Geheimbund der "Carbonari" (=Köhler) zu jenen Zeiten sehr aktiv und auch gefürchtet war. Für jemanden der damals lebte, war das also alles andere als weit hergeholt. Auch die Zeitungsberichte von unerklärlichen Todesfällen die Walter erwähnt, haben reale Vorbilder in der Times (einmal wurde einer sogar zusammen mit seinem Neufundländer ertränkt Sie ruhen bei den Fischen... *mafiavoice off*)
Die Eheschließung hat mir wiederum mehr Kopfschmerzen bereitet. Ich hab mich auch gefragt: Wie soll denn jetzt das gegangen sein? Unter welchem Namen? Ist die Ehe dann überhaupt noch gültig wenn sie wieder sie selbst ist? Die Idee, dass sie unter dem Namen "Fairlie" geheiratet hat finde ich sehr gut, da bin ich gar nicht drauf gekommen. Und dass man bei einer Heirat die nur zwischen normalen Bürgern stattfand wo es auch nicht um irgendwelche Erbschaftssachen geht vermutlich nicht so genau auf Papier geschaut hat ist durchaus möglich.
Marian hat mir dabei nur so unendlich leid getan. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich zwar einerseits für Laura und Walter freut, dass es ihr aber andererseits auch das Herz bricht (als ihre Träne auf seine Wange fällt während sie ihn auf die Stirn küsst).Aber das war ja nicht die einzige (vermutliche) enttäuschte Liebe. Die Zuneigung von Fosco zu Marian ging offenbar über schiere Bewunderung ihres Geistes weit hinaus. Um seine Beschreibung aufzugreifen, er war verliebt wie ein Teenager. Seine zärtliche und schwärmerische Beschreibung von allem was mit ihr zusammenhängt wirkt schon fast wieder berührend. Wenn er nicht verheiratet gewesen wäre und ein wenig jünger, ich bin sicher er hätte Marian den Hof gemacht wie nur Fosco es kann. Und er hätte vermutlich wirklich besser zu ihr gepasst als Walter (wenn man mal die moralische Einstellung außer Acht lässt, da hätte er sich natürlich etwas ändern müssen *g*), die beiden waren einander ebenbürtig. Das war wohl das was ihn zu Beginn an ihr faszinierte, bis es immer mehr wurde. Als er sich echauffiert, wie man ihm nur unterstellen konnte, er hätte irgendetwas getan um Marians Krankheit zu verschlimmern musste ich direkt schmunzeln. Oder seine Beschreibung, als er Marian zum Gasthof folgte ("studying, [...] the poetry of motion, as embodied in her walk"). Fast schon tragisch sein Geständnis, dass sie die erste und letzte Schwäche seines Lebens sein wird. Da muss man sich mal klar machen, dass es sich um den gleichen Mann handelt, der seelenruhig zu Walter sagte, er überlege gerade, ob er sein Gehirn über den Kamin verteilen soll und der ebenso einmütig zugibt, dass er im Zweifelsfall selbst dafür gesorgt hätte, dass Anne ewig schläft. Moralisch mag man von ihm halten was man will, aber Wilkie Collins hat hier eine faszinierende und schillernde Figur geschaffen, die ich sicher so schnell nicht vergesse.
Die Morgue hat mich ziemlich erschaudern lassen. Sehe ich das richtig, dass man früher unbekannte Tote öffentlich nackt ausgestellt hat um sie identifizieren zu lassen und jeder Schaulustige konnte da rein und sich genüsslich gruseln? Collins war selbst auch ein paar mal dort und hat seinem Bruder in Briefen ausführlich den genauen Zustand der jeweiligen Leichen geschildert...
Auch kein Ende, das man jemandem wünscht. Das haben sowohl Percy als auch Fosco gemein. Es will bei mir beim besten Willen für keinen von beiden ein "Ha! Da hast Du! Du hast es verdient!"-Gefühl aufkommen. Walter ist natürlich froh, dass eine höhere Gerechtigkeit ihm die Entscheidung abgenommen hat.
Er hat sein kleines Happy End mit Frau und Sohn der auch noch das Erbe von Limmeridge antreten wird. Marian sitzt dabei und freut sich für den Rest des Lebens für andere. Sie hätte besseres verdient, verdammt noch mal! (Auch wenn sie sagt, dass sie zufrieden ist)Allgemein kann ich sagen, dass das Buch wirklich sehr angenehmer und auch spannender Lesestoff war. Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich, dass Laura über die gesamte Länge des Buches so blaß und nichtssagend blieb dass ich mich die meiste Zeit fragte, warum zum Geier jemand wegen DER so ein Heckmeck macht und solche Mühen auf sich nimmt. Walter ging mir diesbezüglich manchmal auch etwas auf den Zeiger. Mein großes Kompliment an den Autor, nicht nur für die Schaffung von so unterschiedlichen und unterhaltsamen Figuren wie Professor Pesca, Mr. Fairlie, Marian, Percival Glyde und nicht zuletzt des unnachahmlichen Fosco, sondern vor allem auch dafür jeder dieser Figuren eine eigene unverwechselbare Stimme gegeben zu haben. Das fiel vor allem in den Kapiteln auf, die aus der jeweiligen Sichtweise erzählt wurden. Naturgemäß las sich Marian anders als Fairlie oder Fosco. Aber zu jedem hat der Stil gepasst, hat die Persönlichkeit perfekt widergespiegelt. Das ist wie ich finde eine großartige Leistung!
Ich werde jetzt noch die ganzen Zusatztexte im Buch lesen und dann verlautbaren wenn noch was interessantes oder erleuchtendes dabei ist.
Edit: Ich bin grad extrem platt. Es gibt zu "Woman in White" seit 2004 ein Musical von Andrew Lloyd Webber, früher hat offenbar sogar Michael Crawford (der auch in Phantom der Oper die Hauptrolle spielte) den Count Fosco gegeben!
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Das ist der Soundtrack zum Musical:
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Zitat
Original von Paradise Lost
Ich habs das Buch auch durch und das mit einem zufriedenem Gefühl.Die Sache mit dem Geheimbund wäre mir wohl auch irgendwie als unpassend aufgestoßen, aber dank der Kommentare hab ich dann erfahren, dass der italienische Geheimbund der "Carbonari" (=Köhler) zu jenen Zeiten sehr aktiv und auch gefürchtet war. ...
Da macht sich wieder bemerkbar, dass ich keine Anhänge habe. Schade. Danke für die Information. Das komplettiert das Gesamtbild.
ZitatDie Eheschließung hat mir wiederum mehr Kopfschmerzen bereitet. Ich hab mich auch gefragt: Wie soll denn jetzt das gegangen sein? Unter welchem Namen? Ist die Ehe dann überhaupt noch gültig wenn sie wieder sie selbst ist? ...
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Marian hat mir dabei nur so unendlich leid getan. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich zwar einerseits für Laura und Walter freut, dass es ihr aber andererseits auch das Herz bricht (als ihre Träne auf seine Wange fällt während sie ihn auf die Stirn küsst).Ja, darüber habe ich mich weiter vorne auch sehr gewundert. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es selbst beim Friedensrichter so einfach möglich gewesen sein sollte zu heiraten. Für mich war der Knackpunkt auch die Frage nach der Gültigkeit der Ehe unter diesen Umständen.
Ja, Marian und Walter, die hätten ein so schönes, zu seelenverwandtes Paar abgegeben! Ich glaube, dass die Beiden auch sehr glücklich geworden wären, so gut wie sie harmonierten. Was auch immer Walter an Laura gefunden hat - überragende Geistesgaben und Das Erkennen seines Gegenstücks waren es wohl nicht. Ein schönes Gesicht und ein hilflos zitternder Augenaufschlag scheinen da gereicht zu haben. Es gab wohl Frauen zum heiraten und versorgen und Frauen, die die Seele bewegten. Laura war Letzteres eher nicht.
Zitat... Mein großes Kompliment an den Autor, nicht nur für die Schaffung von so unterschiedlichen und unterhaltsamen Figuren wie Professor Pesca, Mr. Fairlie, Marian, Percival Glyde und nicht zuletzt des unnachahmlichen Fosco, sondern vor allem auch dafür jeder dieser Figuren eine eigene unverwechselbare Stimme gegeben zu haben. Das fiel vor allem in den Kapiteln auf, die aus der jeweiligen Sichtweise erzählt wurden. Naturgemäß las sich Marian anders als Fairlie oder Fosco. Aber zu jedem hat der Stil gepasst, hat die Persönlichkeit perfekt widergespiegelt. Das ist wie ich finde eine großartige Leistung!
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Das kann ich so nur
Ich hätte im Voraus wirklich nicht erwartet, dass das Buch so sein würde und mich so nachhaltig beeindrucken könnte. -
Zitat
Original von Paradise Lost
Die Morgue hat mich ziemlich erschaudern lassen. Sehe ich das richtig, dass man früher unbekannte Tote öffentlich nackt ausgestellt hat um sie identifizieren zu lassen und jeder Schaulustige konnte da rein und sich genüsslich gruseln? Collins war selbst auch ein paar mal dort und hat seinem Bruder in Briefen ausführlich den genauen Zustand der jeweiligen Leichen geschildert...
Das hat mich auch etwas geschockt. Habe ich doch nun schon den ein oder anderen Histo-Krimi gelesen, aber solch einer öffentlichen Zurschaustellung einer Leiche bin ich noch nie begegnet.ZitatOriginal von Paradise Lost
Mein großes Kompliment an den Autor, nicht nur für die Schaffung von so unterschiedlichen und unterhaltsamen Figuren wie Professor Pesca, Mr. Fairlie, Marian, Percival Glyde und nicht zuletzt des unnachahmlichen Fosco, sondern vor allem auch dafür jeder dieser Figuren eine eigene unverwechselbare Stimme gegeben zu haben. Das fiel vor allem in den Kapiteln auf, die aus der jeweiligen Sichtweise erzählt wurden. Naturgemäß las sich Marian anders als Fairlie oder Fosco. Aber zu jedem hat der Stil gepasst, hat die Persönlichkeit perfekt widergespiegelt. Das ist wie ich finde eine großartige Leistung!
ZitatOriginal von Clare
Ja, Marian und Walter, die hätten ein so schönes, zu seelenverwandtes Paar abgegeben! Ich glaube, dass die Beiden auch sehr glücklich geworden wären, so gut wie sie harmonierten. Was auch immer Walter an Laura gefunden hat - überragende Geistesgaben und Das Erkennen seines Gegenstücks waren es wohl nicht. Ein schönes Gesicht und ein hilflos zitternder Augenaufschlag scheinen da gereicht zu haben. Es gab wohl Frauen zum heiraten und versorgen und Frauen, die die Seele bewegten. Laura war Letzteres eher nicht.
Ich schätze, unter den damaligen Gesichtspunkten war Laura aber die perfekte Ehefrau. Hübsch, vermögend, zurückhaltend, sich allen Gegebenheiten hingeben, nichts in Frage stellen ( schon gar nicht vom Ehemann ) ... -
Ich bin gerade wie gesagt noch mitten im Lesen von diversen Anhängen, einem "Hausbesuch" beim Autor der an moderne Zeitschriften denken lässt, der Einleitung, etc. und amüsire mich köstlich
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Buch zu seiner Zeit einen derartigen Eindruck in der Öffentlichkeit hinterlassen hat. Es gab (damals schon!) Fan-Artikel! "Woman in White"-Parfums, "Woman in White"-Mäntel und -Hauben und sogar "Woman in White"-Tanzmusik!!
Unmittelbar nach Veröffentlichung des letzten Teils (die Geschichte wurde erstmals wöchentlich in einer Zeitung veröffentlicht, Herausgeber war übrigens Charles Dickens) bekam Collins übrigens viele Zuschriften von ledigen Herren, die anfragten, ob er ihre Briefe nicht an das lebende Vorbild für Marian Halcombe weiterleiten könnte. Die Briefe enthielten Heiratsanträge!Das also bisher mal so in Auszügen, ich berichte weiter.
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Zitat
Original von Paradise Lost
Unmittelbar nach Veröffentlichung des letzten Teils (die Geschichte wurde erstmals wöchentlich in einer Zeitung veröffentlicht, Herausgeber war übrigens Charles Dickens) bekam Collins übrigens viele Zuschriften von ledigen Herren, die anfragten, ob er ihre Briefe nicht an das lebende Vorbild für Marian Halcombe weiterleiten könnte. Die Briefe enthielten Heiratsanträge!
Gab es denn ein lebendes Vorbild für Marian ? -
Zitat
Original von Paradise Lost
Ich bin gerade wie gesagt noch mitten im Lesen von diversen Anhängen, einem "Hausbesuch" beim Autor der an moderne Zeitschriften denken lässt, der Einleitung, etc. und amüsire mich köstlichIch hätte nicht gedacht, dass dieses Buch zu seiner Zeit einen derartigen Eindruck in der Öffentlichkeit hinterlassen hat. Es gab (damals schon!) Fan-Artikel! "Woman in White"-Parfums, "Woman in White"-Mäntel und -Hauben und sogar "Woman in White"-Tanzmusik!!
Unmittelbar nach Veröffentlichung des letzten Teils (die Geschichte wurde erstmals wöchentlich in einer Zeitung veröffentlicht, Herausgeber war übrigens Charles Dickens) bekam Collins übrigens viele Zuschriften von ledigen Herren, die anfragten, ob er ihre Briefe nicht an das lebende Vorbild für Marian Halcombe weiterleiten könnte. Die Briefe enthielten Heiratsanträge!Das also bisher mal so in Auszügen, ich berichte weiter.
Das ist wirklich interessant! Schön, dass du uns berichtest!
Ich hätte gern das "Woman in White"-Parfums