Torte mit Stäbchen - Susanne Hornfeck

  • KLAPPENTEXT:
    Während der Reichspogromnacht 1938 wird auch die Konditorei des Ehepaars Finkelstein zerstört. Als Frau Finkelstein aktiv wird und es nicht nur schafft, den Vater aus der Schutzhaft zu holen, sondern auch Tickets erster Klasse für eine Schiffspassage nach Shanghai zu ergattern, macht sich das Ehepaar mit seiner Tochter Inge auf in eine ungewisse Zukunft. Was für ihre Eltern ein Schrecken ist, ist für Inge das große Abenteuer: Während die Eltern in Shanghai ums Überleben kämpfen, erobert sie mit ihrem Freund Sanmao die Stadt, die Menschen und die Sprache. Dann endlich ist der Krieg aus. Finkelsteins atmen durch und schöpfen Hoffnung. Sie zögern nicht lange und verlassen China, sobald es ihnen möglich ist, in Richtung Australien. Wieder steht Inge am Kai und winkt einem Schiff nach. Sie wird in Shanghai bleiben, zusammen mit ihrem »Halb drachen« Sanmao.


    ZUM AUTOR:
    (Quelle: DTV)
    Susanne Hornfeck, Dr. phil, ist Germanistin und Sinologin, Autorin und Übersetzerin. Fünf Jahre lebte und lehrte sie in Taipei. 2007 wurde sie mit dem renommierten C.H. Beck Übersetzerpreis ausgezeichnet.


    EIGENE MEINUNG:
    Jedes Mal, wenn ich ein Buch über den Nationalsozialismus im zweiten Weltkrieg lese, bin ich aufs neue schockiert, wie weitreichend und grausam dieser Krieg doch war. So wusste ich bspw. nicht, dass er sogar China erreichte und Deutschland 1940 einen „Dreimächtepakt“ mit Italien und Japan schloss. Japan bombardierte im Zuge dieser „neuen Ordnung“ China, wo jüdische Flüchtlinge Unterschlupf fanden, als sie in andere Länder schon nicht mehr eingelassen wurden.
    Wir schreiben das Jahr 1938: Inge Finkelstein ist mit ihren Eltern auf einem Schiff voller Kriegsflüchtlinge auf dem Weg nach Shanghai. Inges Vater ist Jude und ihre evangelische Mutter wird der „Blutschuld“ bezichtigt, da sie nicht nur einen Juden geheiratet, sondern auch noch ein Kind mit ihm bekommen hat. In Deutschland haben sie deswegen ihren Status als angesehene Konditoren Familie verloren. Mit der Aussicht auf ein besseres Leben haben sie ihr Café verkauft, um nach China reisen zu können. Doch die Arme des Nationalsozialismus sind lang und weitreichend, und so müssen sie mit allerhand Vorurteilen, Gesetzen und Wirrungen kämpfen, bis es für sie möglich ist wieder ein geordnetes Leben führen zu können.
    Mit ihrem zweiten Jugendbuch „Torte mit Stäbchen“ ist Susanne Hornfeck ein sehr lehrreiches und gutes Buch gelungen, dass die Geschichte des zweiten Weltkriegs mit der Kultur Chinas verbindet. Ich habe von Erdkunde über chinesische Namensgebung bis hin zur Unterwäsche, die man in dieser Zeit in China trug sehr viel neues und interessantes erfahren, ohne mich zu langweilen oder das Gefühl zu haben belehrt zu werden, denn Susanne Hornfeck hat dies in eine spannende Geschichte mit tollen Charakteren verpackt.
    Zum einen wäre dort Inge, die neugierig und klug, aber auch mutig und gewitzt ist. Sie lässt sich durch nichts unterkriegen, findet für alle Lösungen ein Problem und lebt nach dem Motto:“Wer fragt kommt weiter“. Ihre Eltern sind ähnlich. Auch ihre Mutter ist eine taffe Frau, die, wie man so schön sagt, aus der Not eine Tugend macht und sich für nichts zu fein ist, um ihre Familie ernähren zu können. Willi Finkelstein ist, obwohl er seine Religion nicht mal praktiziert, in Deutschland bereits in Kriegsgefangenschaft gewesen, was man ihm deutlich anmerkt, denn die Schrecken des Konzentrationslagers lasten schwer auf seinen Schultern. Er gibt oftmals sich die Schuld an der Lage der Familie, weil er ein Jude ist.
    Auf der Schiffsreise lernt Inge Max kennen. Einen vorwitzigen, aber auch netten Jungen, der, wenn er sehr aufgeregt ist seinem schwäbischen Mutterdialekt verfällt, was immer ein wenig Frische in die Geschichte bringt. In Shanghai lernt Inge den deutsch-chinesischen Jungen Simon – genannt Sanmao – kennen. Schnell verbindet sie eine innige Freundschaft und vielleicht sogar noch ein klein wenig mehr.
    Obwohl Inge von der Kultur Chinas begeistert ist und schnell lernt sich anzupassen, und auch ihre Eltern relativ gut Fuß fassen, müssen sie doch lernen, was es heißt einer anderen Kultur anzugehören und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind.
    Susanne Hornfecks Schreibe ist klar, einfach und leicht verständlich. Sie liest sich sehr flüssig, ist aber auch sehr bildlich, so dass schnell eine tolle Atmosphäre entsteht.Shanghai wirkt sehr bunt. Dort gibt es viele Nationen, viele unterschiedliche Sprachen werden gesprochen. Chinesische Kultur und ein besonderes Flair (vor allem bei Besuchen auf dem Wochenmarkt), das sehr authentisch rüber kommt, haben mich sehr begeistert.
    Die Geschichte spielt im Zeitraum 1938 – 1947, weshalb Inge nicht nur den zweiten Weltkrieg, sondern auch Japans Angriffe auf China mehr oder weniger miterlebt. Es ist eine Zeit der Armut und Not, aber auch eine Zeit des Zusammenhalts und wahrer Freundschaft. Susanne Hornfeck bringt sehr sachlich, aber eindringlich und ohne zu erdrücken, den Schrecken des zweiten Weltkriegs rüber. Verdeutlicht noch ein mal wie unsinnig die Verfolgung von Menschen ist, die eine andere Hautfarbe haben oder einer anderen Religion angehören.


    FAZIT:
    „Torte mit Stäbchen“ ist ein sehr lehrreiches, aber auch schön geschriebenes Buch für Leser jeden Alters, das die Lebensgeschichte einer Familie in China während des zweiten Weltkriegs liest. Sehr geeignet für diejenigen, die wenig darüber wissen, aber auch für diejenigen, die gern ein gutes Buch lesen.