"Gefährten" (Steven Spielberg)

  • Gerade eben komme ich aus dem neuen Steven-Spielberg-Film “Gefährten” und muss erst einmal alles sackenlassen.


    Der Inhalt ist wohl mittlerweile jedem klar, denn es gibt momentan kaum ein Werbeplakat, das ohne das oben gezeigte Bild auskommt.
    Der Farmerjunge Joey bekommt ein Fohlen, um welches er sich liebevoll kümmert und das er für seinen Vater trainiert, denn der steckt in großen Geldsorgen. Mit viel Liebe und Geduld wächst Joey zu einem willensstarken und kraftvollen Pferd heran, doch die Zeit des 1. Weltkrieges naht. Der Vater verkauft Joey gewinnbringend an “die Front” und erntet somit den Hass seines Sohnes. Die Geschichte von Joey nimmt seinen Lauf – unterwegs kommt er zu allen möglichen Menschen, die jedoch alle eines gemeinsam haben: Sie sehen in dem Pferd etwas besonderes. Und das rettet Joey nicht nur einmal das Leben. Dass am Ende wieder alle zusammen kommen und glücklich sind, ist logisch.


    Des Öfteren hatte mich der Verlauf der Story sehr an “Black Beauty” erinnert – wobei der ja nicht immer das Glück hatte in guten Händen zu sein. Aber die Parallelen sind doch schon sehr auffällig. Die geliebte Leila (in diesem Fall hier der schwarze namenlose Pferdefreund) stirbt gegen Ende des Films und Baclk Beauty (hier also Joey) mobilisiert nochmal die letzten Kräfte, um zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Ja, der Film ist wirklich nett und auch sehenswert, aber einfach irgendwie zu vorhersehbar. Das komplette Ende des Films konnte ich meinem Begleiter schon nach 30 Minuten verraten, obwohl ich “Gefährten” heute zum ersten Mal gesehen habe.


    Wer also eine Pferdestory mit viel Action und ohne viel Hintergrund sehen und einfach nur genießen (und mitleiden) will, der ist mit “Gefährten” auf jeden Fall auf dem richtigen Dampfer.

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Danke für deine Meinung. :wave
    Wie sehr muss man denn "mitleiden" - oder anders gesagt, kommen viele sehr traurige Szenen mit dem Pferd vor? Oder ist es "erträglich"? ) Ich hab immer so meine Probleme mit Szenen in denen Tiere leiden müssen............der Film an sich würde mich ( trotz der Vorhersehbarkeit ) schon interessieren.

  • @ Rosenstolz: Ich weiß GENAU, was du meinst. Ich bin auch immer eher skeptisch bei sog. "Tierfilmen", denn man weiß ja, dass das Pferd nicht nur gute Tage erlebt. Allerdings ist es alles so kitschig, dass Joey eben nur auf Gutmenschen in seinem Pferdeleben trifft, die ihm immer und überall, wo sie können, helfen. Ziemlich unrealistisch wie ich finde. Aber genau deshalb leidet man so wenig mit, weil man eh groß weiß, wie der Film endet und dass er gut endet und sich das Mitleid (zumindest meins) eher in Grenzen hält, eben weil ja alles gut wird. Ich selbst bin wirklich sehr, sehr empfindlich, was Tiere und Misshandlungen angeht, aber ich konnte den Film wirklich gucken, ohne eine Träne zu vergießen und das will bei mir schon was heißen :-]
    Außerdem sieht man deutlich, dass ziemlich viel mit Computer gemacht wurde, z.B. das ganze Rumgehopse auf dem Minenfeld, den Stürzen und und und. Ich hoffe, ich konnte dir einigermaßen weiterhelfen! :wave


    @ Saiya: Es kommt natürlich immer auf die "Verfassung" des Kindes an und inwieweit es abgehärtet ist. Aber das kann man ja als Eltern immer noch am besten beurteilen :-)
    Der Film kommt auf jeden Fall ziemlich ohne Blut und Gemetzel aus und das einzige Bild, was sich bei mir eingebrannt hat ist das, wo am Ende der Schlacht auf das Schlachtfeld gezoomt wird und alles voller toter Soldaten und Pferde ist. Aber es wird eher "nüchtern" dargestellt. (In irgendeinem Trailer ist aber diese Szene zu sehen, falls du es dir vor deiner Tochter mal anschauen willst) Wie gesagt, alles ohne viel Blut oder so. Wahrscheinlich auch wegen der FSK; ist ja logisch, dass man mit einem Pferdefilm auch die etwas jüngeren Besucher in die Kinos locken will. Was ich allerdings schon heftig fand ist, dass man selbst als Kinobesucher auf den letzten Reihen das Vibrieren der Bomben etc. spürt und man das Gefühl hat, als wäre man selbst mit im Schützengraben. Aber ich persönlich finde einfach, dass man Kindern diese Art des Krieges nicht vorenthalten sollte und um die Atmosphäre zu "verstehen", ist der Film eigentlich perfekt. Kein Blut, kein Gemetzel, aber richtig düstere Atmosphäre inmitten all der Bomben und der Grausamkeit. Aber das kannst du ja bestimmt besser beurteilen, ob dein Kind soetwas schon sehen möchte! :wave

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Baby_Tizz, ich danke dir für deine Einschätzung. :wave
    Ich denke, ich werde meiner kleinen Pferdeverrückten ihren Wunsch erfüllen und den Film mit ihr anschauen.


    Den Trailer haben wir uns bereits gemeinsam angesehen.


    Blut und Gemetzel hätte ich mir mit ihr nicht anschauen wollen, aber sie darf ruhig spüren, daß Krieg düster und grausam ist.

  • Gestern habe ich ihn gesehen. :-)
    Ach, mir hat er gut gefallen, und irgendwie fand ich ihn gar nicht kitschig. ;-) Sondern eher sehr, sehr gefühlvoll. Natürlich vorhersehbar, keine Frage. Aber das war hier für mich nicht das ausschlaggebende Kriterium. Der Film hat das, was mir zum Beispiel bei "Australia" gefehlt hat: er berührt, er fesselt ( die 2,5 Stunden vergingen wie im Flug ), er ist im besten Sinne ein "altmodischer" Film mit wahnsinnig schönen Bildern. :anbet
    Für mich ein Highlight: die Szene, als Joey aus dem Stacheldraht befreit wurde. "Wir brauchen noch eine Drahtschere". :grin
    Spielberg hat hier schon ein kleines Meisterwerk geschaffen. Die Bilder aus dem 1. Weltkrieg fand ich sehr authentisch und gelungen. Auch die Schauspieler passten hervorragend in ihre Rollen.


    Ein schöner Film, ein Film mit viel Gefühl und Bildern, die man nicht so schnell vergisst. :anbet


    Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass es sich hier um die Verfilmung eines Jugendbuches handelt:


    Kurzbeschreibung ( von www.amazon.de ):
    Wir schreiben das Jahr 1914 und in Europa gehen die Lichter aus. Das Pferd Joey muss den heimatlichen Hof und Albert, den jungen Sohn des Bauern, verlassen. Denn es wird an die Armee verkauft und gerät gemeinsam mit seinem Offizier mitten in die Kriegshandlungen an der Westfront. Joey wird Zeuge der grausamen Kämpfe und doch findet er inmitten all der Trostlosigkeit auch Wärme, Hoffnung und Mitmenschlichkeit, sei es von französischer, englischer oder auch deutscher Seite. Aber Joey will nur zurück nach England, zurück zu seinem beschaulichen Leben auf dem Bauernhof und zurück zu Albert. Ob er ihn je wieder sehen wird? Ob dieser schreckliche Krieg für ihn ein gutes Ende nimmt?

  • Saiya, wir haben den Film mit unserem Sohn gesehen, weil er das Buch und die Theaterauffuehrung (beides ganz gross!) so geliebt hat. Er ist neun. Vom Film waren wir enttaeuscht, weil er so kitschig und eben typisch Spielberg ist. Aber Gemetzelszenen, die ihn ueberforderten, gab es nicht. Und tolle Pferdebilder (Sohn ist begeisterter Reiter).


    Ich wuensche Dir und Deiner Tochter einen schoenen Kinoabend.


    Alles Liebe von Charlie

  • Kommt das Theaterstueck auch zu Euch? Dann duerft Ihr das nicht versaeumen. Es ist ein ganz ungewoehnliches Theatererlebnis und viel, viel besser als der Film, gar kein Vergleich.


    Euch viel, viel Spass!
    (Wir gehen so gerne ins Kino und finden gerade gar nichts mehr, das wir alle sehen wollen.)
    Charlie