Halt auf freier Strecke - D 2011

  • Ich hab den Film auch gesehen und kenne beides - Unfall und Krankheit.


    Ich fand den Film darum so toll, weil er wirklich realistisch ist und für mein Empfinden vielleicht Verständnis schaffen kann für Menschen, die in so einer Situation sind. Denn meist kommen da ja nur blöde Sprüche.


    Ich find beides gleich schlimm, als mein Bruder durch Unfall starb, war ich geschockt und konnte es ewig nicht glauben. Als mein Vater durch Krankheit starb, wo ich ihn bei begleitet habe bis zuletzt im Krankenhaus, wo täglich der Anruf kam: kommen Sie bitte sofort, es geht jetzt zuende. Und dann hat er doch noch überlebt. Beides ist furchtbar. Ich würde da nicht sagen wollen, das eine wär besser als das andere.


    Aber an dem Film gefällt mir, dass es realistisch ist und vielleicht Verständnis schafft.


    Denn @Draper: man muss schon ein Übermensch sein. Und man ist es auch. Irgendwie kriegt das jeder hin, aber danach, wenn dann auch die Beerdigung würdevoll organisiert wurde, dann kommt oft erst mal ein tiefes Loch. Man kann sich zusammenreißen, solang es nötig ist.


    Was das verabschieden angeht - das wird überwertet und war im Film auch etwas zu kitschig. Der einzige Makel, den ich am Film finde. Oft verpasst man das auch bei Krankheiten,, weil man alles aufschiebt und trotz Krankheit sich dem Wahn hingibt: ok, er ist zwar krank und es läuft nicht gut, aber er wird schon noch eine Weile bleiben. Wenn der Tag dann wirklich gekommen ist, ist man meist trotz Krankheit schockiert. Weil man sich Hoffnung macht: Er hat doch heute noch einen klaren Moment gehabt und gesprochen mit mir, dann kann es doch wohl heute noch nicht soweit sein?!


    Aber na ja. Vielleicht bin ich da persönlich zu sehr drin.


    Aber mir hat der Film sehr gefallen in der Hoffnung, dass Menschen, die so was noch nie erleben mussten zum Glück, ein bisschen Verständnis finden und nicht nur doofe Sprüche. Und ich hab mich verstanden gefühlt.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Für mich lautete die Botschaft nicht "genieße das Leben, es kann ganz schnell vorbei sein". Es ging nicht um den Tod, sondern ums Sterben, und das ist doch nochmal eine ganz andere Nummer. Weil es heißt ja immer, dass ein solcher Tod, im Gegensatz etwa zu einem Unfall, die Möglichkeit bietet, sich zu verabschieden.
    Das klingt ja schön, ist aber eine ganz schön harte Nummer. Und das zeigt der Film ohne Schönfärberei, das hat mich schwer beeindruckt.


    ..


    So habe ich den Film auch empfunden.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Für mich lautete die Botschaft nicht "genieße das Leben, es kann ganz schnell vorbei sein". Es ging nicht um den Tod, sondern ums Sterben, und das ist doch nochmal eine ganz andere Nummer. Weil es heißt ja immer, dass ein solcher Tod, im Gegensatz etwa zu einem Unfall, die Möglichkeit bietet, sich zu verabschieden.
    Das klingt ja schön, ist aber eine ganz schön harte Nummer. Und das zeigt der Film ohne Schönfärberei, das hat mich schwer beeindruckt.


    rienchen : jetzt weiß ich nicht so genau, wie du das meinst. Ich denke nur, ich hatte bisher so viel Glück in meinem Leben, dass ich ein wenig skeptisch bin, ob das immer so weiter geht...


    Eine Warnung. Mein Post gleich wird nicht ohne.



    Und zwar deshalb, weil ein solcher Tod, der in diesem Film thematisiert wird, für mich einen ganz normalen Tod darstellt, wie ich ihn seit Kindheitstagen gewohnt bin. In meiner unmittelbaren Umgebung sterben geliebte Menschen nicht nach einem langen, erfüllten Leben, nein. Sie sterben nach Diagnosen mitten im Leben, so grade eben angekommen. Noch vor den "besten Jahren". Die letzte Beerdigung ist keine 24 Stunden her. Jemand stirbt viel zu früh und verlässt Menschen. Kinder, Ehemänner - und Frauen. Und das tut so scheiße weh. Ob mit oder ohne diese Verabschiedungen. Man kann sich noch so sehr verabschieden- wenn es so weit ist, bleibt da ein Riesenloch mit Schmerz. Es ist ungerecht und es gibt noch nicht mal ein Gericht, das einem Recht gibt oder einen bestätigt. Man kann schreien und heulen, das nützt alles nichts. Es gibt keinen Ersatz für Jemanden, der einfach weg ist und niemals wieder kommt. Und Zeit heilt auch keine Wunden, sie hinterlässt nur Narben.


    Vielleicht sollte ich das jetzt alles nicht in die Tasten hauen, weil das so privat ist. FDalls das jetzt gleich wieder irgendwer schreibt. Ja, ich weiß, dass das hier das Internet ist. es ist mir völlig egal. Es macht sowieso irgendwann puff und wir sind alle weg.


    Ich brauche mal eine Pause und vor allen Dingen einen Themenwechsel. Sonst werde ich tatsächlich kirre im Kopf.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)