Titel: Haus der Löcher
OT: House Of Holes
Autor: Nicholson Baker
Übersetzt aus dem Englischen von: Eike Schönfeld
Verlag: Rowohlt
Erschienen: Januar 2012
Seitenzahl: 316
ISBN-10: 3498006711
ISBN-13: 978-3498006716
Preis: 19.95 EUR
Nicholson Baker hat ein außergewöhnliches Buch geschrieben, ein Buch dessen Beschreibung nicht so ganz leicht fällt. Ein durchgeknalltes Buch, wobei „durchgeknallt“ nicht unbedingt negativ gemeint ist. Nein, dieses „durchgeknallt“ ist uneingeschränkt positiv gemeint. Ein Buch über Erotik, ein Buch über hemmungslosen Sex, ein Buch aber auch mit surrealen pornographischen Szenen. Ein Buch aber auch bar jeglicher dümmlicher Schlüpfrigkeit – eben ein Buch in welchem der Spaß am Sex, der Spaß am Außergewöhnlichen im Vordergrund steht.
Beeindruckend ist die Ideenvielfalt des Autors. Da spielt Rimsky-Korsakow eine Symphonie auf dem Oberschenkel einer sensiblen Frau oder man sanft wird durch eine Peniswaschanlage geleitet. Niemand muss sich hier für seine sexuellen Wünsche entschuldigen geschweige denn sich dafür schämen. Masturbation ist so normal die wie Tagesschau um 20 Uhr in der ARD.
Das Haus der Löcher ist auch der Ort, an welchem man seine ausgefallensten sexuellen Wünsche äußern darf, der Ort an dem sie dann auch erfüllt werden. Und es werden auch die Wünsche erfüllt, von denen man gar nicht wusste, dass man sie überhaupt hatte.
Was ist das aber nun für ein Buch? Ist es ein erotisches Buch? Ist es ein pornographisches Buch? Vielleicht könnte man dann von einem pornographischen Buch sprechen, wenn man Pornographie mit „Alles ist Sex“ definieren würde. Es ist vielleicht auch ein Buch der ganz besonderen Erotik. Eines ist dieses Buch aber ganz gewiss nicht: Es ist nicht alltäglich. In diesem Buch wird das Absurde zur Normalität und echte Schönheit liegt ausschließlich im Auge des Betrachters, Ekstase findet nicht im Verborgenen statt.
Wie kommt man nun in dieses Haus der Löcher. Da gibt es ganz unterschiedliche Wege und Eingänge. Man kann durch das Loch in einem Trockner in dieses Haus gelangen oder auch durch den Strohhalm des Cocktails den man gerade vor sich stehen hat. Oder auch durch die kleinen Öffnungen in einem Pfefferstreuer kann man unter Umständen dieses Haus der Löcher erreichen.
Baker schreibt in einer klaren Sprache. Er nennt die Dinge so wie sie gemeinhin genannt werden und da macht er auch vor dem Jargon der Straße nicht halt. Natürlich fehlt in diesem Buch nicht das freundliche Augenzwinkern, denn verbissen sollte das Buch ja nun nicht daher kommen. Bakers leichter und immer gegenwärtiger Humor machen dieses Buch zu einem echten Lesevergnügen. Insofern ist auch Ungezwungenheit des Autors hervorzuheben.
Was nimmt man nun mit aus diesem Buch? Vielleicht dieses:
Sex macht Spaß und Sex ist kein Wettkampf. Und es nichts Ehrenrühriges wenn man zur eigenen Sexualität steht, wenn man eben auch seine Wünsche und Vorlieben äußert und sie auch lebt.
Nicholson Baker wurde 1957 geboren und wurde bekannt durch seine Bücher „Vox“ und “Die Fermate“. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Maine.
Ein wirklich lesenswertes Buch, ein Buch der etwas anderen Art.