Renovierungs-Eulen

  • Ich fürchte, ich muß mich jetzt auch mal in diese Forumsregion begeben. Wir haben beschlossen, im nächsten Jahr umzuziehen. Da die Wohnung, in welche wir ziehen, seit etwa 17 Jahren leer stand und seither mehr ein "Museum" (also praktisch nix wurde verändert) war, besteht ein, ähm, gewisser Renovierungsbedarf. Wie ich uns kenne, werden wir - sind wir erst mal eingezogen - nie wieder etwas Renovieren (außer es gibt Gründe wie ein Schaden), was im Umkehrschluß bedeutet: vor dem Einzug muß alles gemacht werden. Also alle Decken, Türen, Fußleisten etc. streichen, Wände streichen oder tapezieren.


    Die Wasserinstallation sowie die Heizungsanlage wurden durch einen Fachbetrieb repariert bzw. geändert. Die neuen Stromleitungen ebenfalls durch einen solchen vom Keller hoch gezogen. Und die Löcher in Decke und Mauern sind auch wieder verschlossen. So weit so gut.


    Nun ist es so, daß ich Streichen und Tapezieren zwar schon des öfteren gemacht habe, das letzte Mal aber vor etwa fünfzehn (oder mehr?) Jahren. Und Türen habe ich, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, noch nie gestrichen.


    Jetzt bin ich dabei, mich theoretisch in die Thematik einzuarbeiten. Mittels Büchern natürlich. :grin Aber schon stehe ich vor dem ersten Problem: ich habe also verstanden, daß mit Faulheit nix is und ich die Türen sowie Türrahmen erst mal abschleifen muß. Da kamen dann aus den Tiefen meines Langzeitgedächtnisses Erinnerungen an meinen Zivildienst, wo wir auch eine Werkstatt mit angeschlossen hatten, in der Möbel restauriert wurden. Stichwort Abbeizen, habe ich damals gemacht. Aber in dem schlauen Buch steht, daß man wissen muß, welche Farbe drauf ist, um die richtige Abbeize zu nehmen.


    Womit für mich das erste Hindernis auftaucht: woran erkenne ich, mit welcher Art von Farbe die Ölsachen (Türen, Rahmen, Fußleisten) gestrichen wurden?


    Oder kann ich mir ein gründliches Abschleifen doch sparen und einfach alles Aufrauhen, bevor ich neu streiche? Gibt es vielleicht Erfahrungen, die mir hier weiterhelfen könnten? :help :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Du wirst es nicht hören wollen, aber um das gründliche Abbeizen kommst du nicht herum. Zumindest nicht, wenn das ordentlich werden soll und nicht wie mehrlagig drübergeklatscht.


    Hmm, wie schätzt du denn selbst deine handwerklichen Fähigkeiten nach so langer Pause ein? Und um wie viele Räume geht es denn? Ich habe vor 6 Jahren unser Obergeschoss in den Rohbauzustand zurückversetzt und musste am Ende der Handwerksarbeiten innerhalb recht kurzer Zeit 4 Räume mit Dachschrägen allein tapezieren und streichen. Obwohl ich das schon oft gemacht habe, war ich zwischendurch echt erledigt. Also plane genug Zeit, oder aber fachkundige Hilfe ein.


    Edith wünscht: toi toi toi! :wave

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Idgie
    Du wirst es nicht hören wollen, aber um das gründliche Abbeizen kommst du nicht herum. Zumindest nicht, wenn das ordentlich werden soll und nicht wie mehrlagig drübergeklatscht.


    Ich habe es befürchtet. :yikes ;-) Ordentlich soll es werden, weil das - wenn alles planmäßig läuft - unser letzter Umzug wird und wir hoffen, in diesem Haus bis zum Ende bleiben zu können.


    Bleibt nur noch die Frage: was für Abbeize.



    Zitat

    Original von Idgie
    Hmm, wie schätzt du denn selbst deine handwerklichen Fähigkeiten nach so langer Pause ein? Und um wie viele Räume geht es denn? Ich habe vor 6 Jahren unser Obergeschoss in den Rohbauzustand zurückversetzt und musste am Ende der Handwerksarbeiten innerhalb recht kurzer Zeit 4 Räume mit Dachschrägen allein tapezieren und streichen. Obwohl ich das schon oft gemacht habe, war ich zwischendurch echt erledigt. Also plane genug Zeit, oder aber fachkundige Hilfe ein.


    Für das, was wir vorhaben, sollten meine handwerklichen Fähigkeiten reichen, da ich alles - mit Ausnahme von Türen streichen - schon mehr oder weniger oft gemacht habe - incl. Deckentapezieren (wozu ich allerdings keine Lust mehr habe, zumal die neuen Räume 2,60 m hoch sind) und Wandschrägen tapezieren. Als ich damals damit fertig war, wußte ich wie es geht und was ich falsch gemacht hatte. :grin Aber Schrägen zu tapezieren steht nicht an, da ist zum Glück Rauhfaser, die nur neu überstrichen wird (bisher nur ein Anstrich drauf).


    Im 1. Geschoß, wo die Hauptarbeiten anfallen, sind es 3 Zimmer, Küche, Flur und Bad. Zum Glück müssen/können die Fenster nicht gestrichen werden und sind in prima (weil nicht zu alt bis teilweise neu) Zustand.


    Ich habe etwa fünf Monate Zeit für alles - bewußt so geplant, weil ich (mental) nicht am Stück auf längere Zeit "handwerken" kann, sondern dazwischen Pausen brauche. Die kniffligen oder gefährlichen Dinge lassen wir machen, wie die Paneelen in der Küche anbringen, Herd anschließen - Drehstrom verstehe ich einfach nicht - oder die Küchenschränke aufhängen.


    Wenns gar nicht geht, gibt es Möglichkeiten, jemanden zu fragen - hoffe ich jedenfalls. Und mein Schwiegervater ist eh dauernd dabei, daß er alles von Fremden machen lassen will (wogegen wir uns sträuben). Das wird aktuell, wenn wir hier ausziehen. Die alten Räume müssen nämlich in zu kurzem Zeitraum renoviert werden, was bei den schiefen Wänden (Fachwerkhaus) zusätzlich schwierig ist. Das will ich mir nicht antun, drum jeden Cent durch Eigenleistung in der neuen Wohnung sparen, damit das Geld für die alte da ist (für das, was wir lt. Mietvertrag - den wir schon, um Nachfragen vorzubeugen, von einem Rechtsanwalt haben überprüfen und kommentieren lassen - beim Auszug machen müssen).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Oh, dann hast du ausreichend Zeit. Das ist schon mal gut. :)


    Sieh mal, hier sind einige Informationen, die dir hoffentlich weiterhelfen:


    Abbeizen


    Die Abbeizer stinken meist sehr lange und enthalten mehr Chemie, als man eigentlich ertragen kann und alles kriegt man damit auch nicht runter. Auf alle Fälle sollte man die Türen aushängen und diese Arbeiten am besten draussen erledigen; die Arbeiten an den Zargen sorgen schon für genug Gestank im Haus. Ums nachschleifen (mehrmals, erst grob, dann immer feiner) kommt man nicht herum, auch nicht, wenn man die Farbe statt mit Beize mit Heißluft entfernt.


    Wir haben bei meiner Tochter noch das Abbeizen mehrerer Türen vor uns. Das werden wir wohl nicht selbst machen. Auch das Lackieren ist ja nicht ohne. Vermutlich werden wir das vom Fachmann mit der Lackierpistole machen lassen, damit es gleichmäßig wird. Wissen wir aber noch nicht so genau. Es kommt auch drauf an, was das kosten wird.

  • Also, ich würde folgendermaßen vorgehen:


    Du sagst, es handelt sich um ein Fachwerkhaus. Fühlt sich das auch so an, also hat man da das Gefühl, in einem „Denkmal“ zu wohnen, oder ist das schon so verbastelt, dass da nix zu retten ist?


    Ich wohne ja selbst in so einem alten Ding, überlege mir das also bei jeder einzelnen Renovierungsmaßnahme.


    Wände: ist unter den alten Tapeten womöglich noch Lehmputz? Dann würde ich gar nicht neu tapezieren, sondern die Wände mit Kalkfarbe (und evt Pigment zum Abtönen) direkt streichen. Prima fürs Klima und auch nicht teurer als hochwertige konventionelle Farbe.


    Türen: sind die alt oder „neu“. Falls neu, würde ich die nur leicht anschleifen und überstreichen.
    Falls sie aber alt, oder gar original sind, stellt sich die Frage: lasiert (schimmert die Holzstruktur durch) oder gestrichen (deckend).


    Lasuren ziehen weit ins Holz, die lassen sich schwer komplett rausschleifen, abbeizen und abbrennen auch nicht. In diesem Fall würde ich auch anschleifen und mit Farbe streichen
    Sind sie deckend gestrichen, kommt es auf die Oberfläche an. Ist die weitesgehend in Ordnung mit wenigen Löchern oder Nasen, würde ich wieder nur anschleifen, die Nasen abschleifen und größere Macken mit Holzkitt zumachen, dann streichen.
    Ist die Farbe sehr beschädigt, hilft nur Abbrennen oder Abbeizen.
    Ersteres mach ich total gerne, allerdings ist das für empfindliche Menschen vielleicht bedenklich, weil alte Farben oft Blei und anderen Krempel enthalten. Das sollte also bei guter Belüftung passieren.
    Abbeizen kann man mit reinem NaOH, das ist zwar erstmal ätzend, aber doch recht harmlos, weil man es einfach neutralisieren kann. Das ist allerdings an vertikalen Flächen ziemlich nervig, für diese (also den Türrahmen) würde ich eher Abbeizstrips empfehlen (auch wenn ich nicht so genau weiß, welche zusätzlichen Chemikalien da drin sind). Der Laugen-Farbenpamps muss dann aber in jedem Fall zum Sondermüll.


    Streichen würde ich mit Standölfarbe. Die ist biologisch, gibt eine schöne Oberfläche, hält sehr gut auf allen möglichen Untergründen und ist sehr einfach zu verarbeiten. Wir haben damit schon Gartenbank, Haustür, Innenfenster und Garagentor gestrichen, das Zeug ist großartig.


    Ansonsten finde ich, dass man einem alten Haus sein Alter durchaus ansehen darf. Da sind die Wände nunmal nicht so gerade wie in einem Neubau, alte Türen kriegt man selten so gut aufgearbeitet, dass sie so glatt wie neue aus dem Baumarkt sind, und ein alter Dielenboden wird nie so propper aussehen wir Laminat. Aber das mach ja das besondere aus...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @ Idgie
    Nochmals danke für Deine Hinweise.



    @ DraperDoyle
    Sorry, daß ich erst jetzt antworte; ich habe Deine Antwort erst heute gesehen.


    Wir wohnen derzeit in einem Fachwerkhaus zur Miete und ziehen in ein um 1935 erbautes Haus. Unsere Pläne haben sich dieser Tage völlig geändert, da wir nun plötzlich das ganze Haus zur Verfügung haben, jedoch der Umzugstermin fix ist (bedingt durch den Termin der Schulferien).


    Es sind einfache Türrahmen und Türen, nix besonderes, alles vor ewigen Zeiten in "normal weiß" gestrichen. Ein Großteil der Räume hat Rauhfaser, da streiche ich einfach neu, da derzeit jeweils der erste Anstrich drauf ist. Tapezieren werde ich wohl nur zwei Räume sowie einen Flur. Da bei der Heizungsinstallation die Tapete teilweise abgerissen werden mußte, weiß ich, daß die leicht abgeht und darunter ein (laienhaft ausgedrückt) normaler Putz zum Vorschein kommt.


    Fenster sind nicht zu streichen, da im ganzen Haus relativ neue Fenster vorhanden sind. Mit den Türen mache ich es so, daß ich zunächst die für den Hobbyraum bearbeite; daran kann ich "üben", so daß ich es dann bei den anderen (hoffentlich) kann. Im Zweifel kann ich aber bei handwerkserfahrenen Nachbarn fragen. Installationsarbeiten an Wasser sowie Fußböden lassen wir machen, zumindest im Obergeschoß muß vermutlich erst mal ein richtiger planer Untergrund verlegt werden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Tschakka!
    Nach nur anderthalb Jahren Bauzeit habe ich heute zum letzten Mal Kayas Zimmertür gestrichen, das Projekt "Umbau Wintergarten in Kinderzimmer" kann also als beendet betrachtet werden. :anbet


    Am Wochenende wird umgezogen, und dann bewohnt das Kind das allerschönste Zimmer im Haus, was ich zwar übertrieben finde, aber leider nicht ändern kann ;-)


    Und dann heißt's: auf zu neuen Baustellen!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ha, endlich habe ich jemanden gefunden, der einigermaßen bezahlbar meinen riesigen Bauschutthaufen hinterm Haus entsorgt. Ich habe den ja mit meiner eigenen Hände Arbeit aufgetürmt und hatte nicht vor, auch nur einen Ziegelstein davon nochmal anzufassen.
    Jetzt buckeln gerade zwei Mannsbilder und ich kann schön im Warmen sitzen :-]

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Am Wochenende wird umgezogen, und dann bewohnt das Kind das allerschönste Zimmer im Haus, was ich zwar übertrieben finde, aber leider nicht ändern kann ;-)


    hmmm, irgendwann wird das Kind doch auch mal das Nest verlassen. Kann man da nicht auch ein bischen schupsen ;-)

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Wir haben letztes Jahr unser Haus renoviert. Bj, 1974 mussten doch neue Fenster her und das hat dann eine Riesenlawine kreiert mit neuer Außenverkleidung, neuen Gipswänden innen, neuen Fussböden, neuen Treppenstufen und -geländer und anderen "Kleinigkeiten". Geplant war dafür 10 Wochen lang bei der Schwiegermutter unterzukommen. Letztlich wurden daraus 5 Monate bis das Projekt fertig war. Ich hätte zwar manchmal am liebstem dem Bauunternehmer den Hals umdrehen können, aber für unser Traumhaus hat es sich dann doch gelohnt.


    Ich füge mal Bilder ein, damit ihr euch eine Vorstellung davon machen könnt, wie die Bauweise hier doch so ganz anders aussieht als in Deutschland. Eben typisch kanadisch (oder auch amerikanisch) mit der Holzständerbauweise.

  • Und hier noch die Aussenansicht. Erste Foto zu Beginn der Renovierungen, gerade als der Wetterbericht Rekordregen ankündigte (was zum Rekordhochwasser in unserer Region führte ...). Die ganzen Planen und Sperrholzplatten haben tatsächlich vor dem Regen schützen können. Das Ergebnis ist dann auf Bild 2 zu sehen.

  • Haus als auch Hund wirken beeindruckend :-)


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Tolles Haus!
    Ich kenne niemanden, der in so einem, ich weiß gar nicht wie ich es nennen soll, stylischem?, Haus wohnt :wow


    Der Hund sieht aus wie ein Großpudel, ich dachte, ihr habt einen Labrador :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wir haben einen Goldendoodle, in unserem Fall ist sie 3/4 Großpudel und 1/4 Golden Retriever.


    Leipzig hat ja auch eine ganz andere Geschichte und entsprechend andere Architektur als Calgary. In den 70er Jahren wurde eben dort doch anders gebaut. Und ich kenne hier niemanden, der in einem Haus lebt, das mehr als 80 Jahre alt ist (und das gilt schon als seeeehr alt) ... sieht an der Ostküste auch wieder anders aus.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich