"The Artist"

  • Ich komme gerade aus dem Kino und bin total begeistert


    Inhalt (von der Homepage des Films):


    George Valentin (Jean Dujardin) ist der Superstar des großen Hollywood-Kinos der 20er Jahre. Dem unvergleichlichen Charmeur und Draufgänger fliegen die Herzen des Publikums zu. Er genießt und zelebriert seinen Ruhm und entdeckt wie im Vorbeigehen das Talent der jungen Statistin Peppy Miller (Bérénice Bejo). Doch mit dem Wendepunkt vom Stummfilm zum Tonfilm stehen die beiden Schauspieler plötzlich zwischen Ruhm und Untergang: Valentin will nicht wahr haben, dass der Tonfilm seine Karriere zu überrollen droht. Für Peppy Miller aber bedeutet die neue Technik den Durchbruch: Das Sternchen wird zum gefeierten Kinostar!


    THE ARTIST erzählt die Geschichte zweier Schicksale: Von den Massen vergöttert und seinem eigenen Bild geblendet, ist ein Mann zu stolz sich in das Neue zu fügen – und fällt in das Nichts. Eine Tänzerin aus der dritten Reihe stürzt sich mit entzückender Begeisterung in diese neue Welt – und das Publikum liegt ihr zu Füßen.




    "The Artist" wurde in schwarz-weiss im Stil der musikalisch untermalten Stummfilme der 20er Jahre gedreht. Auch mit Zwischentiteln wird eher sparsam umgegangen, so dass ein Großteil der Handlung und Gefühle über die Filmbilder transportiert wird und man sich die meisten Dialoge aus der Mimik und Gestik der Schauspieler erschießen muss, was auch problemlos gelingt.


    Ich bin völlig hingerissen von "The Artist". Er zeigt, wie man einen spannenden, mitreissenden, traurigen, humorvollen, tragischen Film ganz ohne Farbe, ohne tolle Spezialeffekte und zu 99,99% ohne gesprochene Dialoge drehen kann. Ich hoffe auf viele Oscars.


    Es ist zwar etwas gewagt so Mitte Februar, aber ich glaube, der Film wird mein Highlight des Jahres 2012. :anbet
    .

  • Zitat

    Ich bin völlig hingerissen von "The Artist"


    Da kann ich nur zustimmen. Dieser Film hat so viel Charme und Esprit, dass man die Worte gar nicht vermisst. Und die beiden Hauptdarsteller spielen so liebenswerte Character mit so viel Kraft und Können, dass ich danach einfach nur beschwingt war.
    Nächsten Samstag kommt im Bayerischen Fernsehen eine Kömödie mit den zwei, die ich unbedingt anschauen will.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der Film läuft bei uns nirgends. Auch nicht in Regensburg.
    Das ist dieses Jahr schon der dritte Film, den ich gerne sehen würde, aber der nirgends läuft. :cry

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Bei uns ist es auch ganz problematisch, ein vernünftiges Kino zu finden, in dem der Film gezeigt wird.
    Auf meine Nachfrage und den Hinweis, dass der Film ein ganz großer Oscar-Favorit ist, teilte man mir in einem Kino mit, dass sei bei der Bestellung vom Verleih noch nicht bekannt gewesen. Es könnte allerdings sein, dass der Film noch nachträglich ins Programm genommen wird, wenn er ausgezeichnet wurde.


    Toll. Dafür zeigen sie dort nun den "Gestiefelten Kater" schon in der 8. Woche (!).


    Also bleibt nur die Pilgerfahrt in die Großstadt.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich will den auch unbedingt sehen. Ist irgendwie schon bedenklich, dass ein Film, der sich so beschränkt, mehr zu Herzen geht, als ein Film, der über ein Millionenbudget verfügt.

  • Zitat

    Original von Quidam
    Ich will den auch unbedingt sehen. Ist irgendwie schon bedenklich, dass ein Film, der sich so beschränkt, mehr zu Herzen geht, als ein Film, der über ein Millionenbudget verfügt.


    Viel Tamtam und ein großes Budget machen vielleicht viel Kasse, aber eben noch lange keinen guten Film.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Schon ärgerlich (wobei er hier bei uns sogar läuft, dafür aber musste ich z.B. auf Tree of Life verzichten :-(). Allerdings hat der Film selbst in Frankreich nur knappe 15 Mio. eingespielt, und in den USA läuft er trotz der 10 Oscar-Nominierungen auf nicht einmal 900 Screens (zum Vergleich: Blockbuster wie The Dark Knight laufen teils mit 9000+ Screens an, was sich je nach Spielfilmlänge auf etwa 3500-4500 Kinos verteilt).


    Vielleicht gibt es nach den diversen Oscars in knapp 2 Wochen nochmal einen Schub für den Film.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Packt Avatar, 3D und Digitaltechnik in die Mottenkiste. Hier kommt "The Artist".


    Dieser Film ist es wirklich wert, dass man dafür 50 km zum nächsten Kino, wo er läuft (oder auch weiter) fährt.


    Er ist einfach wundervoll und ein Hochgenuss für Cineasten und Menschen, die Stummfilme und Filme aus Hollywoods Golden Era schätzen.
    Es steckt eine unglaubliche Liebe zum Detail darin, die bezeugt, wie gut die Macher ihre Vorlagen kennen.


    Schon der Vorspann ist exakt im Stil der Filme der 30er gehalten.
    Die Kameratechnik, Settings, Kleidung und sogar Häuser nebst Einrichtung scheinen direkt aus diesen Filmen entliehen.
    Alles schwelgt in jenem klaren sauberen Art Deco-Look der die Filme vor über 80 Jahren auszeichnete und die Zuschauer zum Träumen brachte.


    Dazu lebt der Film von seiner grandiosen Bildsprache und den unvergleichlich guten Schauspielern, allen voran Jean Dujardin, der selbst wie aus einer anderen Zeit entstiegen wirkt. Er ist eine charmante Mischung aus Douglas Fairbanks sen., Warner Baxter mit einem Schuss Clark Gable.
    Berenice Beja ist eine hinreißende Peppy Miller, optisch nicht ganz typisch 20s/30s, aber dennoch absolut überzeugend. Eine Mixtur aus Ruby Keeler und Joan Crawford.
    Auch der Rest der Cast ist erlesen und entspricht (bis auf Missi Pyle) sowohl optisch als auch vom Schauspielstil her perfekt den damaligen Studio Filmen. Sogar die Statisten und Nebenrollen sind ungemein überzeugend, z.B. Valentins leading lady in seinem Film "Tears of Love". Tröstlich zu sehen, dass es solche Gesichter heute noch gibt. Man entdeckt sie nur nicht mehr in die Medien, weil dieser Typus heute (leider) nicht mehr gefragt ist.


    Selbst der Erzählstil der Silver Screen Movies wird geradezu genial aufgegriffen. Wenn man ein bisschen vertraut mit den alten Filmen ist, kann man ziemlich oft vorhersagen, was weiter geschieht bzw. wie die Figuren reagieren. Das ist einfach großartig.
    Und mit ganz wenigen Gesten, Blicken und Bildern werden ganz große Emotionen transportiert.


    Und dann natürlich das Score! Phänomenal. Zum Ende hin, nachdem George Valentin, aus Peppys Villa in seine eigene verwüstete Wohnung zurückkehrt, kommt interessanterweise das Love Theme aus Alfred Hitchcocks "Vertigo" zum Einsatz. Ein wunderschönes, ergreifendes Musikstück, das allerdings ein bisschen ablenkt, wenn man weiß, woher es stammt und dadurch immer auch Kim Novak und James Steward vor Augen hat. :-)


    Ich könnte diese Lobeshymnen noch endlos weiter singen. Der Film hat mich einfach r e s t l o s begeistert. So etwas Gutes habe ich seit Jahren nicht mehr im Kino gesehen (und ich sehe mir ziemlich viel an). :anbet :anbet :anbet :anbet
    "The Artist" hat den Academy Award für den besten Film mehr als verdient. Er steht für mich außer Konkurrenz, und es würde mich sehr wundern, wenn er diese Trophäe und noch ein paar andere nicht abräumt.


    Der Film ist eine einzige Hommage an die wohl größte Zeit des Kinos.


    Wer die Möglichkeit hat, ihn zu sehen, sollte es unbedingt tun, auch wenn es eine Stunde Fahrt oder mehr kostet. It's worth while!


    The Artist

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Was kann man alles wortlos ausdrücken, wenn man ein wahrer Artist ist?


    Alles! Wäre der Film ohne Worte abgedreht worden, man hätte es kaum bemerkt.


    Beim Genuss der Vorführung ist mir aufgefallen, dass der Stummfilm tatsächlich ein künstlerisches Genre war, das im Gegensatz zur Operette und zum Musical nicht überleben konnte. Ende der 20er waren plötzlich "Talkies" gefragt, aber nicht immer bedeutete die zusätzliche Zutat "Stimme" einen künstlerischen Zugewinn.


    Erfrischend neu, obwohl über hundert Jahre alt, war das Spiel mit Mienen und Gesten. Und ein simples "schwarz-weiß" kann besser sein als das vollfarbige Zuviel. Manchmal ist weniger mehr. Hier trifft es gewiss zu. Für mich war das der Film des Jahres, die Bilder lassen mich seit gestern abend nicht mehr los. France douze points!

  • Eine weitere nette Episode um "The Artist:


    Kim Novak, Star aus Hitchcocks "Vertigo" hat sich in einer ganzseitigen Anzeige in Variety beschwert, dass die Musik ihres Film in "The Artist" Verwendung findet.


    Zum Nachlesen: Kim Novak slams "The Artist"


    Auch wenn es nur ein geringfügiger Makel ist und der Qualität des Films keinen Abbruch tut, kann ich nicht umhin, Miss Novak Recht zu geben. Das Musikthema ist einfach felsenfest mit "Vertigo" verknüpft. Mich selbst hat es auch etwas vom Film abgelenkt und die Vertigo-Szene vor meinem Inneren heraufbeschworen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Hab den Film vor ein paar Wochen in Brighton in einem alten "Lichtspieltheater" gesehen. Das war der perfekte Ort für diesen Streifen, man kam sich direkt in die 20er Jahre zurückversetzt vor.


    Jetzt läuft er in meinem (belgischen) Bezahlfernsehen als video on demand: ich glaube, wenn mich meine Eltern demnächst besuchen, müssen sie den mit mir schauen :grin


    LG,
    Babs

  • Erstaunlich, wie wenig man im Alltag registriert, was man alles registriert. Nach diesem Film sieht man die Welt mit ganz anderen Augen und interpretiert Unterhaltungen, die man aus der Ferne sieht ohne sie zu hören.


    Die Handlung an sich ist banal, der Film jedoch sehenswert.