Hier die Rezension zum zweiten Teil "Die Flucht"
384142144X - Achtung: Da dies der zweite Band der "Cassia & Ky" - Reihe ist, kann die Rezension Spoiler zum ersten Band "Cassia & Ky: Die Auswahl" enthalten.
KLAPPENTEXT:
Wie durch ein Wunder gelingt Cassia die Flucht in die Äußeren Provinzen. Sie will nach Ky suchen, ihrer großen Liebe.
Dort kämpft Ky als Soldat für die Gesellschaft und ist ununterbrochen brutalen Angriffen ausgesetzt. Als Cassia endlich auf eine Spur von Ky stößt, ist er bereits entkommen und auf dem Weg in die wilden Canyons in den Grenzgebieten.
Verzweifelt macht sich Cassia auf den lebensgefährlichen Weg. Was wird sie am Ende der ihr bekannten Welt finden? Zwischen steinigen Schluchten und staubigen Pfaden sucht Cassia nicht nur nach Ky – sondern auch nach sich selbst.
ZUR AUTORIN:
Ally Condie, die eigentlich Allyson heißt, unterrichtete mehrere Jahre lang Englische Literatur in New York, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane um "Cassia und Ky" werden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller.
EIGENE MEINUNG:
Ist es nicht wunderbar wenn man den zweiten Teil einer Reihe liest und von dieser genau so fasziniert ist, wie vom ersten Band?! Genau so geht es mir mit „Cassia & Ky: Die Flucht“ . Ich schlage das Buch zu und muss erst mal zu mir kommen, so sehr hat hat mich Ally Condie in den Bann gezogen. Langsam zurück kehren in meine reale Welt, in der jeder für sich selbst entscheidet, welchen Beruf und welchen Partner er wählt.
Ky lebt nun in den äußeren Provinzen, um dort gegen den Feind zu kämpfen. Täglich sieht er wie Menschen sterben, hilft dabei sie zu vergraben, ist dem Tod näher als jemals zu vor in seinem Leben. Ein Zustand, der für ihn kaum zu ertragen ist. Er flieht. Gemeinsam mit Vick, der eine Art Anführerstatus hat und Eli, der aussieht wie Cassias kleiner Bruder Bram.
Für Cassia gibt es nichts Wichtigeres als Ky zu finden. Auf ihrer Suche nach ihm landet auch sie in dem Lager in den äußeren Provinzen. Doch sie kommt zu spät. Ky ist bereits weg. Auf dem Weg in die Freiheit. Die einzige Chance ihn jemals wieder zu sehen ist, ihm zu folgen. Gemeinsam mit Indie, einem Mädchen aus dem Arbeitslager macht sie sich auf die Suche.
Ally Condies Schreibe ist einmalig und unverwechselbar. Mit zarten Worten, von denen man das Gefühl hat, dass sie nur hauchdünn, aber dennoch so kraftvoll sind, dringt sie tief unter die Haut. Ganz leise und ohne, dass ich es gemerkt drangen die Gefühle und Emotionen der Charaktere in mein Herz und umfassten dieses wie eine Hand, zogen mich mit voller Kraft in die Geschichte hinein. Sie schafft eine Atmosphäre, die so real wirkt, dass ich bald davon überzeugt war ebenfalls auf der Flucht zu sein und verfolgt zu werden.
Das Cover des Buches ist dem ersten Teil der „Cassia & Ky“ - Reihe angepasst, zeigt jedoch die Veränderung, die, vor allem Cassia durchlebt. Während „Die Auswahl“ ein Mädchen zeigt, das in einer Blase eingeschlossen ist, wie Cassia von der Gesellschaft eingeschlossen und kontrolliert wird, sieht man auf „Die Flucht“ wie eben dieses Mädchen ein Loch in diese Blase boxt und dieser damit schwere Risse und sogar ein Loch zufügt. Cassia flieht zwar vor der Gesellschaft, ist aber auf der Suche nach „der Erhebung“ einer Vereinigung von Rebellen, die sich gegen das System auflehnen. Was sie findet ist vor allem ein neue Cassia. Vielleicht sogar die wahre Cassia? „Cassia besitzt eine solche Stärke, gegen die selbst die Gesellschaft machtlos ist.“ (S.252)
Auch Ky hat sich verändert. Aus dem Jungen mit Idealen ist ein Mann geworden, der für Recht und Freiheit einsteht, und sich um Schwächere sorgt. Doch es ist nicht immer so einfach einzuschätzen, was Recht ist und wer auf der Seite der Guten steht. Für ihn steht es Erhebung vs. Gesellschaft. Wer von beiden interessiert sich wirklich für den individuellen Menschen? Oder haben beide nur ihre Ziele im Auge und können dabei ohne Probleme Opfer verzeichnen?
Die Liebe zwischen Cassia und Ky ist, wie Ally Condies Schreibe, sehr zart und poetisch, traumhaft schön und dennoch so kräftig. Etwas dramatisch und so aus tiefstem Herzen, dass man das Gefühl hat, die beiden müssen sich nur anschauen, und wissen was der Andere denkt. Klingt kitschig, ist es aber überhaupt nicht. Und auch in diesem Band wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt...
Ich habe mir oft die Frage gestellt: „Wie ist es wohl in solch einer Gesellschaft zu leben?“ Eine Gesellschaft, die uns vorgibt, wen wir heiraten, wann wir Kinder kriegen, welchen Beruf wir ausüben und sogar wann wir sterben. Individualismus ist ein Fremdwort. Für mich unvorstellbar. Ebenso wie die Tatsache, dass es kaum Bücher oder Musik gibt und die Menschen noch nicht einmal wissen was tanzen ist. Doch was tut man? Lehnt man sich auf? Nimmt man alles so hin, weil man es ja auch nicht anders kennt? Oder weil man Angst vor dem hat was dann mit einem passiert. Irgendwie werden die Menschen in dieser Gesellschaft wie Dinge behandelt. Eine Tatsache, die mir immer wieder Gänsehaut verschafft hat. Und obwohl mich das Buch sehr in seinen Bann gezogen hat musste ich es aufgrund der Intensität mit der einem Ally Condies Schreibe und die Ereignisse packen, immer mal wieder pausieren, da sich die Geschichte sonst sehr tief einbrennt. Was sicher auch daran liegt, dass alles so sehr nah an der Realität kreiert ist. Nah an unserer Leistungsgesellschaft, deren Paradigmen Macht, Geld und Kontrolle sind.
Anfangs kam ich manchmal mit der Geschichte nicht so ganz mit und hatte das Gefühl, dass mir Teile zwischen dem ersten und dem zweiten Band fehlen. Alles ist so geheimnisvoll. Doch Ally Condie lässt uns nicht im Verborgenen: die Geheimnisse klären sich nach und nach auf.
In „Die Flucht“ beschäftigt sich die Autorin sehr viel mit Tod. Immer wieder läuft er Cassia und Ky über den Weg und irgendwie ist der Tod ja auch eins der Themen, die sowohl in der Realität, als auch in der Gesellschaft im Buch Tabuthemen sind und trotzdem so polarisieren. Vor allem die Tatsache, dass die Menschen in der Geschichte an ihrem 80. Lebensjahr so zu sagen „eingeschläfert“ werden, war für mich ein großer Schock, denn das System erhebt sich so zu etwas Höherem und entscheidet über Menschenleben. Aber auch die Auslöschung der „Anomalien“ ist etwas, das doch stark an den Nationalsozialismus im zweiten Weltkrieg erinnert.
Und so stellt sich weiterhin die Frage: Was ist wichtiger: Ein perfektes oder ein individuelles Leben? Ein langes Leben oder ein Leben in Freiheit?
FAZIT:
Mit dem zweiten Band der Cassia und Ky Reihe „Die Flucht“ hat mich Autorin Ally Condie wieder einmal in ihren Bann gezogen. Voller Spannung habe ich Seite um Seite verschlungen, mitgefiebert um das Leben von Cassia und Ky. Mit leisen Worten hat sie mich gepackt und sehr bewegt, so dass ich mehr als einmal von Gänsehaut geschüttelt und zu Tränen gerührt war.