Die Außenseiter - Jaimy Gordon

  • KLAPPENTEXT:
    Tommy Hansels Plan ist der folgende: Lass vier Gäule laufen, die besser sind, als sie aussehen. Mach einen hübschen Reibach und dich schleunigst aus dem Staub. Aber schon im ersten Rennen siegt das falsche Pferd. Dann taucht aus dem Nichts ein Rappe auf, der des Teufels ist und das Schicksal aller wendet.
    Jaimy Gordons Roman ist voller Rhythmus, Originalität und Hingabe. Sie erzählt von Trainern, Jockeys und Kredithaien – verletzten, einsamen Bewohnern des amerikanischen Niemandslands. Doch so wie Tommys Freundin Maggie zu den geschundenen, aber schönen Pferden Zuneigung entwickelt, führt Gordon die ermatteten Hoffnungen jeder ihrer Figuren zum Ursprung allen Glücks zurück.


    Als Außenseiter gestartet, wurde dieses Buch in Amerika zur Sensation und als wichtigster Roman des Jahres ausgezeichnet. Brillant beschreibt Jaimy Gordon eine dunkelschöne Welt, die den amerikanischen Traum vergessen hat und in der das Menschenglück von einem einzigen Pferd abhängt.


    ZUR AUTORIN:
    (Quelle: Aufbau Verlag)
    Mit dem Gewinn des National Book Award wurde Jaimy Gordon zu einer viel beachteten Schriftstellerin. Bereits ihren Roman »Bogeywoman« hatte die Los Angeles Times auf die Liste der besten Bücher gesetzt. Gordon wurde u. a. von der American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet und ist Professorin an der Western Michigan University. Für „Die Außenseiter“ wurde sie auch für den Book-Of-The-Year-Award, den Indie Booksellers Choice Award und den Pen/Faulkner Award nominiert.


    EIGENE MEINUNG:
    „Die Außenseiter“ beende ich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite gibt es Passagen, die mir ausgesprochen gut gefallen haben, auf der Anderen aber auch welche, mit denen ich wenig anfangen konnte, oder deren tieferer Sinn mir nicht so recht erkannt habe.
    „Die Außenseiter“ spielt auf einer eher durchschnittlichen, eher unbekannten Rennbahn, auf der man Pferde laufen lässt, die ein bisschen Übung bekommen sollen, die mal eben „schnelles“ Geld verdienen sollen oder die man einfach möglichst zügig wieder los werden will, damit sie nicht noch mehr kosten. Das Leben auf der Rennbahn bzw. das Einsetzen von Rennpferden ist ein hartes Geschäft. Dafür muss man, so wie Medicine Ed, geboren sein. Man darf nicht zu feinfühlig sein, muss gerissen und teilweise rücksichtslos sein. Auch, wenn man glaubt dort schnell gutes Geld zu bekommen, steht der Satz „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ doch im Vordergrund.
    Diese Erfahrung muss auch Maggie machen, die den jungen Tommy Hansel begleitet, der das schnelle Geld wittert. Im Schlepptau 5 Rennpferde, vier jüngere und einen alten Hasen, der das Leben auf der Rennbahn ganz schön durcheinander bringt.Nicht nur das Leben der Rennbahnbewohner wird durcheinander gewirbelt, sondern auch Maggies Leben gerät durch ihre neue Arbeit auf der Rennbahn aus den Fugen.
    Jaimy Gordons Schreibe ist recht klar und flüssig. Dennoch kam sie leider wenig an mich heran. Wörtliche Rede wird nicht gekennzeichnet. Vermutlich ist dies als Stilmittel eingesetzt, hat mich aber eher verwirrt, da ich ganz oft nicht wusste, wer denn nun gerade redet. Die Sprache ist eher schnoddrig, was ich sehr passend finde und was den Flair der Rennbahn, mit all den Bewohnern, die schon lange nichts anderes im Kopf haben als ihr Leben dort, die Pferde, die Rennen, den Gewinn, und eigentlich, trotz der vielen Leute, die dort immer sind, ein Einsiedlerleben führen, sehr authentisch wiedergibt.
    Die Charaktere, an denen ich am meisten hängen geblieben bin, sind Medicine Ed und Maggie. Medicine Ed ist schon viele Jahre auf der Rennbahn. Sein Leben ist nicht vordergründig das Renngeschäft, sondern die Pferde an sich, was mich als Pferdebesitzerin natürlich am meisten begeisterte. Er ist zwar ein bisschen eigenbrödlerisch, aber gewitzt und sehr sympathisch. Maggie wird unterdrückt, handelt nur zum Wohle der Pferde und vergisst sich selbst dabei. Sie befindet sich in einer Opferrolle, aus der sie nur schwer heraus findet.


    FAZIT:
    „Die Außenseiter“ ist ein Roman über Glück, Lug und Trug, Geldgier und dem dazugehörigen Handel mit Lebewesen. Jaimy Gordon geht dabei sehr psychologisch vor, was dem Roman eine gewissen Faszination gibt und ihn lesenswert macht für Leser, die sich für Menschen und deren Lebensläufe interessieren.

  • Die Außenseiter – Jaimy Gordon


    Aufbau-Verlag, 2012, 328 Seiten


    Originaltitel: Lord of Misrule
    Aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke


    Rückseite:
    Riders on the Storm


    West Virginia, 1970, ein Jahr und vier Rennen. Die Hoffnungen von Maggie, Tommy, Dencey und Medicine Ed
    liegen auf dem Rücken ihrer Pferde. Doch dann taucht aus dem Nichts ein Rappe auf, der des Teufels ist und
    das Schicksal aller wendet.


    Über die Autorin:
    Jaimy Gordon – Professorin an der Western Michigan University in Kalamazoo – ist eine vielbeachtete Schriftstellerin.
    Sie hat mehrere Romane, Lyrik und Stücke veröffentlicht und viele Preise gewonnen.


    Über den Übersetzer:
    Ingo Herzke wurde durch die Übersetzung von A. L. Kennedys Roman Gleißendes Glück« bekannt. Er übertrug auch »Rausch« von John Griesemer und »Die souveräne Leserin« von Alan Bennett ins Deutsche sowie u. a. Bücher von Paula Fox, Jonathan Safran Foer, Gary Shteyngart. Zweimal wurde er mit dem Hamburger Förderpreis für Übersetzer ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:
    Jaimy Gordons Welt in „Die Außenseiter“ hat wenig mit der von dem Pferdesportexperten Dick Francis zu tun. Die Protagonisten sind keine Helden. Vielmehr sind die Außenseiter eine Mischung aus Unterschicht und Verlierer, die die Rennbahn und Pferdeställe in Indian Mound Downs in West Virginia, in den 70ziger Jahren, bevölkern. Sie verkörpern einen weniger oft beschriebenen Bestandteil der USA, wie man es sonst ähnlich fast nur aus den Büchern von Willy Vlautin (Lean on Pete) kennt.


    Mit Willy Vlautin hat Jaimy Gordon auch gemeinsam, dass sie die Figuren realistisch, aber nie respektlos behandelt. Vlautins emotionale Tiefe erreicht sie aber nicht.


    „Die Außenseiter“ ist ein Text, der es seinen Lesern nicht leicht macht. Dazu ist er zu unbehaglich, die Figuren werden nur sehr verhalten charakterisiert. Anfangs wirkt es manchmal, als wenn die Pferde Grizzly, Pelter, Little Spinoza oder der Rotfuchs The Mahdi mehr Persönlichkeit offenbaren als die menschlichen Protagonisten.


    Allerdings lernt man sie mit der Zeit besser kennen, wenn sich einem die Methode der perspektivischen Erzählweise erschließt.


    Da sind der alte Medicine Ed, der sich gut mit Pferden auskennt, der Stallleiter Suitcase Smithers, der Trainer Gus Zeno und die Pferdebesitzerin Deucy Gilbert., die aber nur ein Pferd hat
    Dazu stoßen der aggressive Tommy Hansel und seine Freundin Maggie, oft auch die Kraushaarige genannt.


    Der Roman ist streckenweise sehr hart, die Sprache rüde.


    Teilweise ist der Stil schon ungewöhnlich. Zum Beispiel sind die Tommy-Abschnitte in der zweiten Person gehalten. Manche Szenen sind bei aller Rohheit dennoch poetisch oder metaphorisch gehalten.


    Manche Abschnitte sind kein Vergnügen, aber es gibt auch wirklich gute Passagen, die den Roman lesenswert machen.