'Das Geheimnis der Jaderinge' - Seiten 519 - Ende

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Liebe Tereza, darf ich dich fragen, was du erwartet hast, wie Viktoria bei den Lesern ankommt?
    LG :wave


    Hm, das ist eine gute Frage. So besonders viel nachgedacht darüber habe ich beim Schreiben nicht. Ich sah Viktoria so, wie etwa Suzann sie sieht: als ein Mädchen mit einigen Macken, aber grundsätzlich positiven Eigenschaften. Als reiches, verzogenes Töchterlein hätte sie ihre Zofe Magda zum Beispiel auch drangsalieren oder gar misshandeln können, anstatt ihr Schmuck zu schenken. Sie verliert ihre erste Stellung aus Hilfsbereitschaft gegenüber Annette. Und die zweite, weil sie Chuntian verteidigt (auch wenn das nicht gerade geschickt ist, wie ich zugebe). An dem Hickhack zwischen Jinzi und ihr ist er meines Erachtens ebenso schuld wie sie. Und die langjährige Trennung hätte auch er verhindern können, wenn er auf Dewei gehört und vorher versucht hätte, mit Viktoria zu reden. Er wusste ja, dass Shen Akeu bei ihr ein Reizthema ist. Vielleicht liegt es an der Perspektive des Romans, dass hier die meisten Viktoria die Schuld zu geben scheinen. Keiner weiß genau, was Jinzi denkt.
    Sehr positiv und für die damalige Zeit ungewöhnlich ist zudem Viktorias Interesse an der Kultur und den Menschen Chinas. (Das war es übrigens, was die Blogbetreiberin unrealistisch fand - doch wenn ich euch eine Vickie serviert hätte, die auch noch über dreckige Chinks die Nase rümpft, dann hättet ihr sie mir wahrscheinlich spätestens auf Seite 200 gesteinigt. :schlaeger)


    Also ich dachte eigentlich, die meisten Leser würden Viktoria ebenfalls so sehen. Aber jeder Mensch reagiert anders, das ist völlig in Ordnung. (Und jetzt sitze ich an meinem aktuellen Buch, dass auch eine manchmal etwas zickige Heldin hat, und frage mich, was die Leser wohl aus der machen werden. :wow)


    Liebe Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von LadyTudor
    Wie ich schon einmal an anderer Stelle erwähnt hatte, hat mich die spürbare Veränderung von Viktoria beeindruckt, die nicht abrupt und vollkommen war, sondern so realistisch und authentisch, dass ich wirklich ein großes Lob an die Autorin aussprechen muss. Viktoria hat sich nämlich definitiv verändert durch ihre Abenteuer in China, aber sie ist gleichzeitig auch immer das verwöhnte Mädchen aus Deutschland geblieben. Lob dafür, wie du das literarisch dargestellt hast! :anbet


    Diesem Lob möchte ich mich voll und ganz anschließen. :-)


    Zitat

    Nicht falsch verstehen, es war super, mehr über diese faszinierende Frau und die Taiping zu erfahren, aber ich hätte mir gewünscht, dass dieser Teil vielleicht zu Beginn des Buches steht oder noch besser als extra Buch, also als Vorgänger, erschienen wäre. So war es alles ein bisschen viel und man kann sich nicht so ganz auf das eigentliche Thema "Das Geheimnis der Jaderinge" einlassen.


    Na ja, birgt denn nicht Yazis Geschichte das Geheimnis der Jaderinge? Vikis Anteil daran ist doch vor allem die Aufdeckung desselben. :gruebel

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Mulle
    Highlight in diesem Abschnitt war für mich eindeutig Shen Akeu. Die fand ich einfach nur toll, ich würde auch ein Buch nur über sie lesen. Sehr starke Frau mit schwachen Momenten - grandios.
    Hat mich sehr berührt.


    :write Nach unserer ersten gemeinsamen LR muss ich feststellen, dass Mulle und ich uns Büchern ganz offensichtlich mit einer sehr ähnlichen Einstellung nähern. :grin

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • So, nun will ich auch noch meinen Senf zum letzten Abschnitt loswerden. :-) Nachdem fast alles geklärt ist, war ich höllisch neugierig auf das letzte Puzzleteil, nämlich Andrews Verschwinden. Ich finde, dass Tereza eine ebenso spannende wie überzeugende Auflösung gelungen ist. Damit hatte ich nicht gerechnet! Wie schon andere vor mir schrieben, fand auch ich es klasse, den weichen, guten Andrew noch von einer anderen Seite kennenzulernen. Schau mal einer an. Da zerbricht doch ganz wunderbar ein Klischee, und der Leser landet mitten im richtigen Leben. So mag ich das. :anbet


    Vi Kis Trennung von Jinzi nach seiner Nacht mit Shen Akeu hat mich ziemlich erstaunt. Verglichen mit ihrem eigenen Angebot, sich als Prostituierte zu verdingen, um den Liebsten zu retten (Hätte ich ihr nicht zugetraut - ich war positiv beeindruckt), scheint mir das Tolerieren einer weiteren Liebesnacht Jinzis mit Shen Akeu ein erträgliches Übel. Trotzdem kaufe ich Vi Ki ihr Verhalten ab, weiß sie doch nicht, ob es einmalig bleiben oder ein Arrangement für die Zukunft darstellen soll. Besonders unklug wäre es allerdings nicht gewesen, diese Frage zu klären, bevor sie sich aus dem Staub macht. Eben so realistisch und auch nachvollziehbar finde ich, dass Shen Akeu diese Nacht als Dank für Jinzis Rettung einfordert. Die Frau ist schließlich nicht in einem Mädchenpensionat aufgewachsen und sieht von ihrem Standpunkt aus betrachtet zu Recht wenig Veranlassung, um Vi Kis Willen darauf zu verzichten.


    An dieser Stelle im Buch sprang mich der ketzerische Gedanke an, wie es wohl wäre, die Geschichte in dieser Schwebe enden zu lassen. Ich hätte es nicht unplausibel gefunden, wenn sie als alte Jungfer bei den MacGregors geendet wäre, nachdem Jinzi und sie das Ding Millimeter vor dem Happy End verbockt haben. :chen Natürlich war mir klar, dass Tereza nicht die Herzenskälte besitzt, um ihre Protagonisten derart im Regen stehen zu lassen. Ganz davon abgesehen hätte es vom Lektor bis zum Leser wütende Proteste gehagelt. Nein, auch ich habe mir dieses Ende nicht gewünscht, aber rein theoretisch hätte mich die Überraschung aus den Schuhen gehauen.


    Insgesamt ist mir der Ausgang der Geschichte zu weichgespült ausgefallen. Dass einige der Protagonisten gegen jede Wahrscheinlichkeit ihr Glück finden, sei ihnen gegönnt, aber wirklich jeder, bis hin zur "bösen" zweiten Frau des Mandarins, die doch noch ein Kind bekommt und darüber sanft wird? Nee, für meinen Geschmack zu viel. Ein totales Happy End ohne Verlierer entwertet sich mMn selbst. Macht aber nichts, da ich mit dieser Ansicht wohl eher allein dastehe und es den Roman auch für mich keinesfalls ruiniert.


    Ein Wort zur Bloggerin, die Vi Ki als "unrealistische Idealfigur" bezeichnet hat. :yikes Diese Einschätzung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich kann die Geschichte nur funktionieren, wenn Vi Ki sich zumindest ein Stück weit auf China und die Chinesen einlässt, aber genau so und nicht anders baut Tereza ihren Charakter doch von Anfang an auf, mit allen Stärken und Schwächen! Ich mag vielleicht Vi Kis heftigster Kritiker in dieser Runde sein, doch fand ich sie an keiner Stelle unglaubwürdig. Ach ja, und langweilig übrigens auch nicht. Sie mag mir als Person weniger zusagen, als Romanfigur finde ich sie gelungen. Wenn ich Yazi noch spannender und emotional ansprechender fand, liegt dies mehr in ihrer Stärke denn in Vi Kis Schwäche begründet.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, wobei ich Yazis Geschichte mit dem Taiping-Aufstand als Hintergrund herausragend fand. Ich werde ganz sicher auch die Fortsetzung lesen und freue mich schon darauf. :-)


    Vielen Dank an meine Mitleser für viele interessante Gedanken und Anregungen - und selbstverständlich ganz besonders an Tereza für ihre hilfreiche und engagierte Begleitung der LR. :knuddel1


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Tereza
    Und die langjährige Trennung hätte auch er verhindern können, wenn er auf Dewei gehört und vorher versucht hätte, mit Viktoria zu reden. Er wusste ja, dass Shen Akeu bei ihr ein Reizthema ist. Vielleicht liegt es an der Perspektive des Romans, dass hier die meisten Viktoria die Schuld zu geben scheinen.


    Ich nicht! Ich fand ihre Reaktionen oft einfach nur menschlich. Keine Ahnung, wie ICH reagiert hätte, wenn mein Liebster im Nachbarzimmer mit einer Bordellchefin pimpert – wie viel auch immer ihr schulden mag. Die Vermutung liegt nahe, dass ich ziemlich angefressen wäre. Wie schreibt Tereza so schön: "Sie ahnte bereits, dass diese Nacht vielleicht die längste ihres Lebens werden würde." Hallo? Wer von euch Mädels kann das nicht nachvollziehen?


    Bevor ich es vergesse: @ ottifanta und salonlöwin: Danke für die ren li che- Erhellung. Interessanterweise hätte ich es sogar lesen können, wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, nach dem Wort zu suchen. Ausgerechnet diese drei Zeichen gehören nämlich zu jenen etwa 20 (30?), die ich erkenne und sogar aussprechen kann. Ein schöner Zufall! :chen

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Ich nicht! Ich fand ihre Reaktionen oft einfach nur menschlich. Keine Ahnung, wie ICH reagiert hätte, wenn mein Liebster im Nachbarzimmer mit einer Bordellchefin pimpert – wie viel auch immer ihr schulden mag. Die Vermutung liegt nahe, dass ich ziemlich angefressen wäre. Wie schreibt Tereza so schön: "Sie ahnte bereits, dass diese Nacht vielleicht die längste ihres Lebens werden würde." Hallo? Wer von euch Mädels kann das nicht nachvollziehen?


    Das ist doch wieder typisch! Der arme Kerl opfert sich, und ihr dreht ihm einen Strick daraus. :rofl Aber im Ernst: Natürlich will er nichts von Shen Akeu, so viel müsste auch Vi Ki begreifen. Geht ihr Angebot, für Shen Akeu im Bordell zu arbeiten, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet nicht wesentlich weiter? :gruebel

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Liebe Tereza,
    das ist ein tolles Buch! Mir hat es ausnehmend gut gefallen, denn du hast es – wieder einmal – geschafft, deinen Personen Tiefe und Lebendigkeit einzuhauchen, während du sie durch eine spannende und, in Yazis Fall, sehr aufwühlende Geschichte gehetzt hast. Mein Highlight war, wie schon vorher erwähnt, die Yazi-Geschichte, doch auch Vickis Geschichte hatte ihren ganz eigenen Reiz. Ich habe mich wunderbar unterhalten, habe mitgelitten und mitgefiebert – so soll das sein!


    Mir hat übrigens der weniger schöne Aspekt von Andrew auch gefallen. Da hast du ihn nach allen Regeln der Kunst vom Sockel gehauen!
    Na, und unsere dicke Anette wird zur mondänen Dame. Wer hätte das gedacht!


    Das Vicki am Ende als einfache Angestellte in Shanghai bleibt, hat mir richtig imponiert. Sie hat ihre Situation umarmt, und das macht sie für mich zur wahren Gewinnerin der Geschichte, allem Gezicke zum Trotz. Sagt mal, ist eigentlich niemandem dieser absolut gelungene Satz am Ende aufgefallen, als Vicki ganz cool ein Resumee zieht, sie und Jinzi betreffend. Ich habe jedenfalls herzlich gelacht. Hier ist der Absatz nochmal, zu finden auf Seite 635, Mitte. Vicki und Jinzi im Garten des McGregor-Hotels:


    "Ihr fiel auf, wie schön Jinzis Hemd aus der Nähe betrachtet aussah, denn es war mit feinen Phönixen bestickt. Auch seine Hose hatte einen höchst eleganten Schnitt. Ganz gleich, wie es um ihrer beiden Finanzen auch stehen mochte, sie würden stets eitle Pfauen bleiben."
    Großartig!


    Ich danke dir für die Begleitung der Leserunde, Tereza, und freue mich auf Nachschub aus deiner Feder! Die Rezi wird sicher ein bisschen auf sich warten lassen, ich kenne mich. Das dauert immer ....


    :wave SteffiB

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von harimau


    Das ist doch wieder typisch! Der arme Kerl opfert sich, und ihr dreht ihm einen Strick daraus. :rofl Aber im Ernst: Natürlich will er nichts von Shen Akeu, so viel müsste auch Vi Ki begreifen. Geht ihr Angebot, für Shen Akeu im Bordell zu arbeiten, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet nicht wesentlich weiter? :gruebel


    Nein, das finde ich nicht. Vicki hat mit der Annahme des Deals Jinzis Leben erkauft – hätte Shen Akeu auf Einhaltung der Verträge gepocht, hätte Jinzi mit Sicherheit auch einige äußerst unangenehme Nächte verbracht. Außerdem, was ist unangenehmer: Mit einer Frau zu schlafen, die man(n) ohnehin gut kennt und wahrscheinlich auch schätzt, als mit einer Legion unbekannter und wahrscheinlich ungewaschener Männer?

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Aber genau darauf wollte ich doch hinaus! Natürlich wäre es für sie viel schlimmer gekommen. Auch Jinzi bezahlt so - im Nachhinein - für sein Leben, und in der Summe (dessen, was beide deshalb ertragen müssen) kommen sie so besser davon. Es geht doch nicht nur darum, was der / die Abwesende erleidet.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Meiner Meinung nach wäre es für Victoria wesentlich leichter gewesen, wenn sie vor der Nacht gewusst hätte, was los ist. Hätte Jinzi nicht zwei Minuten zu ihr kommen können, um ihr die Lage zu erklären? Oder zumindest einen Diener losschicken? Das werfe ich ihm vor. Victoria werfe ich aber genauso vor, sich im Nachhinein nicht um Aufklärung bemüht zu haben. Nicht die sofortige Reaktion, die kann ich gut nachvollziehen. Aber so ein, zwei Wochen und viele Gedanken später hätte sie doch mal auf die Idee kommen könnne, Jinzi um ein Gespräch zu bitten. (Bei Anton hat sie es schließlich auch getan). So ungeklärte Sachen (egal wie es ausgegangen wäre) schwellen doch sonst lebenslang.


    Andererseits finde ich es gut, dass Victoria erstmal ihr eigenes Leben selbständig auf die Reihe kriegt. Für ihre persönliche Entwicklung empfinde ich es als großen Schritt, eigenständig und ohne Vermittlung durch Bekannte oder das Konsulat ihren Lebensunterhalt zu verdienen und einen Freundeskreis ohne Geschenke aufzubauen. Da wird sie endlich erwachsen. Hätte sie Jinzi an ihrer Seite, hätte sie nie so selbstständig werden können. Auch wenn sie ihr Alter nicht als selbstbewusste Einzelkämperin sondern als Anhängesl von Dewei plant (aber dafür finde ich es ca. 25 Jahren doch noch etwas früh).


    Das Shen Akeu so schnell von ihrer Abmachung abrückt, hätte ich nicht gedacht. Da hätte ich noch mehr Konfliktstoff gesehen.


    Weiteres später!


    Edit: habe gerade gesehen, dass beowulf und Mulle im Hinblick auf Victorias Entwicklung ähnliches geschrieben haben - da schließe ich mich also an!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Zitat

    Original von Tereza


    Hm, das ist eine gute Frage. So besonders viel nachgedacht darüber habe ich beim Schreiben nicht. Ich sah Viktoria so, wie etwa Suzann sie sieht: als ein Mädchen mit einigen Macken, aber grundsätzlich positiven Eigenschaften. Als reiches, verzogenes Töchterlein hätte sie ihre Zofe Magda zum Beispiel auch drangsalieren oder gar misshandeln können, anstatt ihr Schmuck zu schenken.


    Vielen Dank für deine Antwort, Tereza!
    So sehr ich mich während des Lesens auch mit Viktoria gestritten habe, so in sich stimmig ist dir dieser Charakter gelungen. Die Diskussion um ihre Person fand ich sehr lebendig und das zeigt doch, wie lebensnah Vi Ki beschrieben ist. Und dass ich es persönlich nicht so mit verwöhnten Damen habe, ist mein Problem. :lache

    Zitat

    Original von Tereza
    Keiner weiß genau, was Jinzi denkt.


    :write
    Du hast natürlich recht, dass an diesem Dilemma beide ihr Päckchen Schuld tragen. Beide sind stur und es fällt beiden schwer, den ersten Schritt zu tun.
    Trotzdem finde ich, dass sie gerade in diesem letzten Teil doch wirklich für Jinzis Recht kämpft und so einiges auf sich nimmt um dann so sang- und klanglos das Feld Shen Akeu zu überlassen? Wo Jinzi sich schon für sie entschieden hat und für sie sein Erbe antreten will? Nein, da mag ich sie immer noch innerlich schütteln. :-)


    Zitat

    Original von Tereza
    Sehr positiv und für die damalige Zeit ungewöhnlich ist zudem Viktorias Interesse an der Kultur und den Menschen Chinas. (Das war es übrigens, was die Blogbetreiberin unrealistisch fand - doch wenn ich euch eine Vickie serviert hätte, die auch noch über dreckige Chinks die Nase rümpft, dann hättet ihr sie mir wahrscheinlich spätestens auf Seite 200 gesteinigt. :schlaeger)


    Dafür bin ich dir sehr dankbar, dass Viktoria sich so für China interessiert, denn sonst hätte ich auch nicht dort hinreisen dürfen. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von harimau
    ...
    Insgesamt ist mir der Ausgang der Geschichte zu weichgespült ausgefallen. Dass einige der Protagonisten gegen jede Wahrscheinlichkeit ihr Glück finden, sei ihnen gegönnt, aber wirklich jeder, bis hin zur "bösen" zweiten Frau des Mandarins, die doch noch ein Kind bekommt und darüber sanft wird? Nee, für meinen Geschmack zu viel. Ein totales Happy End ohne Verlierer entwertet sich mMn selbst. Macht aber nichts, da ich mit dieser Ansicht wohl eher allein dastehe und es den Roman auch für mich keinesfalls ruiniert.


    Nein, mit damit stehst du nicht alleine da. ;-)

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von SteffiB


    Ich nicht! Ich fand ihre Reaktionen oft einfach nur menschlich. Keine Ahnung, wie ICH reagiert hätte, wenn mein Liebster im Nachbarzimmer mit einer Bordellchefin pimpert – wie viel auch immer ihr schulden mag. Die Vermutung liegt nahe, dass ich ziemlich angefressen wäre. Wie schreibt Tereza so schön: "Sie ahnte bereits, dass diese Nacht vielleicht die längste ihres Lebens werden würde." Hallo? Wer von euch Mädels kann das nicht nachvollziehen?
    ...


    Ich kann es nachvollziehen, dass sie wie ein verwundetes Tier im Zimmer herum läuft und die Nacht endlos erscheint.
    Aber: Was hat sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht schon alles für Jinzi in Kauf genommen? Jede Menge! Bis hin zu der Aufgabe ihrer gesellschaftlichen Stellung und sie hätte sich sogar um sein Leben zu retten prostituiert. Das finde ich schon echt enorm und mehr als ich je von ihr erwartet hätte. Dann kann sie wenigstens noch auf ihn warten, um ihm dann die Augen auszukratzen. Zumal Shen Akeu sie schon eine ganze Weile in ihrem Haus duldet und quasi damit zum Ausdruck bringt, dass sie Jinzi "frei gegeben" hat.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Aber so ein, zwei Wochen und viele Gedanken später hätte sie doch mal auf die Idee kommen könnne, Jinzi um ein Gespräch zu bitten. (Bei Anton hat sie es schließlich auch getan).


    Eben weil sie es bei Anton getan hat und sich dabei eine heftige Abfuhr abgeholt hat, macht sie es jetzt nicht mehr. Sie hat natürlich Jinzis Versprechen, dass er sich von Shen Akeu trennen will. Aber dann hält er schon die erste Vereinbarung nicht ein, denn er verbringt die Nacht mit der Bordellbesitzerin. Das sieht Viktoria als Verrat - und sie wurde ja schließlich schon einmal von einem Mann hängen gelassen. Sie ist eben nicht 100%-ig sicher, dass Jinzi nichts mehr von Shen Akeu will, weil sie weiß, dass die beiden einiges verbindet - und weil Shen Akeu nun auch nicht die Frau ist, die ein Mann entsetzt von der Bettkante schubst.


    Sie will sich eine neue Demütigung ersparen, deshalb haut sie einfach ab. Ich bin weiterhin der Ansicht, dass es eigentlich an Jinzi gewesen wäre, sie aufzusuchen und die Lage zu klären. Dazu braucht er ein paar Jahre, was aber auch gut ist, denn es schien mir durchaus wichtig für Viktoria, dass sie endlich lernt, auf eigenen Füßen zu stehen.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Zumal Shen Akeu sie schon eine ganze Weile in ihrem Haus duldet und quasi damit zum Ausdruck bringt, dass sie Jinzi "frei gegeben" hat.


    Es könnte auch einfach bedeuten, dass sie ihm eine lange Leine gönnt. Das Haus ist ja schließlich ein Bordell, doch ist sie darin die Herrin. So eindrucksvoll Shen Akeu auch ist, würde ich sie nicht ganz von dem Wunsch frei sprechen, Viktoria eins reinwürgen zu wollen. Die Botschaft ist doch klar: du kannst ihn haben, wenn ich es erlaube, aber sobald ich pfeife, kommt er wieder bei mir angerannt.
    Natürlich ist es in Wirklichkeit nicht so. Jinzi will tatsächlich gehen und Shen Akeu entlässt ihn. Aber davon bekommt Viktoria nichts mehr mit.


    Viele Grüße


    Tereza


  • Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es in der Fortsetzung mit diesen beiden Sturköpfen weiter geht. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von harimau


    Insgesamt ist mir der Ausgang der Geschichte zu weichgespült ausgefallen. Dass einige der Protagonisten gegen jede Wahrscheinlichkeit ihr Glück finden, sei ihnen gegönnt, aber wirklich jeder, bis hin zur "bösen" zweiten Frau des Mandarins, die doch noch ein Kind bekommt und darüber sanft wird? Nee, für meinen Geschmack zu viel. Ein totales Happy End ohne Verlierer entwertet sich mMn selbst. LG harimau :wave


    Na ja, für Yazi und Andrew gab's kein Happy End. Viktoria versöhnt sich nicht wirklich mit ihrer Mutter. Robert und Emily Huntingdon springen auch nicht gerade freudig durchs Leben.
    Ich wollte Chuntian einfach nicht bis an ihr Lebensende als verheiratete alte Jungfer bei einem alten Mandarin sitzen lassen, das hätte ich fies gefunden. Und irgendwie musste ich sie von da weg bekommen, daher das Kind von Meigui. Nach meiner Erfahrung werden auch biestige Menschen netter, wenn sie gerade besonders glücklich sind.


    Aber gut, das ist Geschmackssache. Ich habe wohl ein Faible für höchst harmonische Ausklänge. :-)


    Viele Grüße


    Tereza


  • Mein Gedanke war, dass diese Nacht ein letzter Test für ViKi war, wie es auch die Forderung war, dass sie für eine gewissen Zeit ihren Körper zur Verfügung stellen muss, damit Shen Akeu Jinzi hilft. Ich finde es sehr großmütig von Shen Akeu, dass sie von ihren sozusagen "älteren Rechten" an Jinzi zurücktritt und ihn einer jüngeren Konkurrentin überlässt, die sie eigentlich ohne großen Aufwand aus dem Weg räumen könnte. Aber das heißt nicht, dass sie es dem Paar leicht machen muss. Den ersten Test hatte ViKi bestanden, aber an dem zweiten ist sie dann jämmerlich gescheitert. Aber ich sehe es wie Tereza. Diese Jahre haben ViKi den Feinschliff gegeben und jetzt wird diese Beziehung vermutlich mehr Bestand haben, als wenn die beiden gleich zusammmengekommen wären.

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Das Shen Akeu so schnell von ihrer Abmachung abrückt, hätte ich nicht gedacht. Da hätte ich noch mehr Konfliktstoff gesehen.


    Das ging mir ebenso, aber unwahrscheinlich fand ich es im Nachhinein nicht. Shen Akeu hat wenig Grund, Vi Ki zu mögen, aber sie ist kein boshafter Mensch und lebenserfahren genug, um zu wissen, wann sie verloren hat. Im gleichen Licht beurteile ich ihre letzte Nacht mit Jinzi: Sie setzt noch einmal ein Ausrufezeichen - für die beiden, aber auch für sich selbst - dann lässt sie ihn gehen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Tereza
    Na ja, für Yazi und Andrew gab's kein Happy End. Viktoria versöhnt sich nicht wirklich mit ihrer Mutter. Robert und Emily Huntingdon springen auch nicht gerade freudig durchs Leben.


    Yazi und vor allem Andrew sind zu diesem Zeitpunkt seit Jahren tot, und dass die "Bösen" nicht glücklich weiterleben, ist ein integraler Bestandteil des Happy Ends. ;-) Die Mutter hatte ich zum Ende hin ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr auf dem Zettel. :wow



    Zitat

    Ich wollte Chuntian einfach nicht bis an ihr Lebensende als verheiratete alte Jungfer bei einem alten Mandarin sitzen lassen, das hätte ich fies gefunden.


    Das Leben ist fies! Womit ich nicht sagen will, dass ich Chuntian dieses Schicksal gegönnt hätte, denn das Mädel war mir sympathisch.


    Zitat

    Aber gut, das ist Geschmackssache. Ich habe wohl ein Faible für höchst harmonische Ausklänge. :-)


    Und dieses Faible will ich dir auch gar nicht madig machen. :knuddel1

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann