Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich mich kaputt lachen

  • QUelle: http://www.subway.de/content/lebensraum/content.php?cid=ZY6mFQa7fis&cat=CAT40c6eff027987&referrer=lebensraum


    EL KURDI spricht deutsch

    Hilfskolumnist auf Ein-Euro-Basis gesucht

    Der Irrsinn greift um sich. In Niedersachsen sollen auf Wunsch von Innenminister Uwe Schünemann bald Amateure als Hilfspolizisten patrouillieren und gegen „Lärm, aggressives Betteln, Verschmutzung und Graffiti“ eingesetzt werden. Aber da Schünemann – vermutlich zu Unrecht – befürchtet, dass er nicht genügend psychopathische Freiwillige findet, die Spaß daran haben, andere Leute zu schikanieren, indem sie „Ausweise kontrollieren“ und „Platzverweise aussprechen“ (so die Arbeitsplatzbeschreibung), erwägt er auch schon, Langzeitarbeitslose im Rahmen von Ein-Euro-Jobs für die Straßenstasi-Tätigkeit zu verpflichten. Klar, denkt man, tolle Idee: Arbeitslose auf Bettler hetzen, darauf muss man erst mal kommen! Da wird dann der angeborene menschliche Reflex, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten, bedenkenlos ausgenutzt, nur damit ein Politiker sich als strammer Sicherheitsmaxe profilieren kann. Das ist eine moralische Verluderung die selbst aus rechtskonservativer Richtung überrascht. Mal abgesehen davon, dass man bei Menschen, die seit Jahren ohne Arbeit und deswegen vollkommen zu Recht von diesem Gemeinwesen enttäuscht sind, nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass sie unter Zwang loyal staatliche Hoheitsaufgaben wahrnehmen.
    Während unser offensichtlich von jeglicher Wirklichkeitswahrnehmung verschonter OB Hoffmann die Idee aber selbstverständlich „großartig“ (O-Ton) findet und in freudiger Erwartung der Umsetzung wahrscheinlich schon in Hilfspolizistenuniform in seinem Rathausbüro auf und ab paradiert und dabei Blaskapellengeräusche mit dem Mund macht, rauft sich die Polizei die Haare. Da sich aber in Braunschweig inzwischen niemand Offizielles mehr traut, Hoffmann öffentlich zu widersprechen, druckst der Sprecher des Braunschweiger Polizei-Präsidenten herum: „Für ländliche Regionen mag das hilfreich sein“ und „Das dürfen nicht irgendwelche Rambos sein.“ Die Gewerkschaft der Polizei ist da schon etwas deutlicher und warnt vor einem Verlust an Professionalität der Inneren Sicherheit: „Die Polizei ist sehr wohl in der Lage, Sicherheit zu bieten.“ Hoffmann hingegen aber desinformiert schwärmerisch und sich dabei selbst bloßstellend: „Dadurch kann gerade in einer Großstadt wie Braunschweig mindestens das persönliche Sicherheitsgefühl unserer Bürger gestärkt werden“. Und betont damit einmal mehr, worum es ihm geht: Um Virtualität, Fake, Politiksimulation, So-tun-als-ob. Wichtig ist nicht etwa, dass die Stadt sicher ist, wichtig ist vielmehr, dass das „Sicherheitsgefühl“ gestärkt wird. Als im letzten Jahr Braunschweig durch eine rein politisch motivierte Polizeireform sage und schreibe 150 Polizisten (!) verlor und die Kommissariate im Heidberg und in Querum zu Dienststellen degradiert wurden (was unter anderem bedeutet, dass man es dort bei Problemen nachts mit Notrufsäulen statt mit lebenden Polizisten zu tun hat), äußerte der um die Sicherheit seiner Bürger besorgte Hoffmann, er gehe davon aus, dass es dadurch für Braunschweig keine Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit gäbe. Jetzt aber müssen plötzlich die Laien-Blockwarte ran, um genau diese Sicherheit zu gewährleisten? Das verstehe, wer will. Aber so funktioniert Braunschweig im Jahre 2005: Irrational, autoritär, und gefühlig. Jenseits aller überprüfbarer Fakten.
    So ist es zum Beispiel auch vollkommen irrelevant, ob Braunschweig realistische Chancen hat, Kulturhauptstadt zu werden oder was das überhaupt soll, wichtig ist nur, dass alle so tun, als wäre es schon so weit. Und sich dabei schon ganz hauptstädtisch fühlen. Die Jasperallee wird beflaggt als sei Reichsparteitag und täglich wird in der Presse mit Kulturprojekten, -preisen und Summen hantiert, als wären diese schon real und würden nicht bei Erfolglosigkeit der Bewerbung wieder komplett und kommentarlos in der Schublade verschwinden. Und Christoph Stölzl, Braunschweigs „Kulturhauptstadt-Kurator“ (die absurdeste und sinnloseste Existenzbezeichnung seit „Zahnarzt-Gattin“), lässt sich in Wolfenbüttel gniggernd mit blaugelben Schlips auf einer Harley-Davidson fotografieren und propagiert einen öden Motorradcorso als „rollende Heimatkunde“ mit dem man klarmachen könne, dass die Kulturhauptstadtbewerbung „nicht bloß ein Sackhüpfen für Oberbürgermeister“ sei. Ja, manchmal muss man die Leute einfach nur vor sich hinplappern lassen, dann nennen sie die Dinge schon beim Namen, auch wenn sie glauben, sie würden sie dementieren.
    Wenn man diese ganze Groteske vor dem Hintergrund von Hoffmanns Finanz-Sanierungs-Propaganda betrachtet, fragt man sich, warum eigentlich nicht der OB-Sessel und Stölzls Motorradsattel (und so manch andere Stelle im und ums Rathaus herum) mit engagierten Ein-Euro-Arbeitslosen besetzt werden. Wenn schon, denn schon! Es kann nur besser und billiger werden. Und fehlende Qualifikationen können ja problemlos, wie auch bei der Bürgerwehr geplant, in einem 60-Stunden-Kurs nachgeholt werden ...

  • Was für eine ausgezeichnete Idee !


    Endlich hat jemand den Mut Deutschland sicherer zu gestalten. Die Hilfspolizisten sollten zwingend mit Schlagstock und Reizgas ausgerüstet werden, nur so ist der Pöbel unter Kontrolle zu halten !



    Und überhaupt fordere ich das Recht für freie Bürger Waffen tragen zu dürfen. Ihr wisst ja: Wo Waffenbesitz illegal ist, tragen nur Illegale Waffen !




    Hossa


    "Weib, hol mir die Stiefel und den Patronengurt... und mach das Mittagessen fertig, aber zackig"

  • Iris
    Guido will doch nur alles besser für uns machen. Dazu müssen natürlich erstmal Neuwahlen her. Denn neue Besen kehren ja gut...nur leider sind die aktuellen Besen immer noch damit beschäftigt den Dreck der letzten 20 Jahre zu beseitigen.


    Gruss,


    Doc

  • Das haben andere Städte längst hinter sich. Versuche, diese Poliboys einzusetzen sind stillschweigend wieder aufgegeben worden. In unserer Stadt gab es sogar einen Namenswettbewerb. Mein obiger Vorschlag hat gegen die im schönsten Beamtendeutsch entstandene Kreation Ordnungspartner verloren. Die Jungs konnten einem nur leid tun.
    Sie wurden zwar nicht als Hilfssheriffs eingesetzt, sondern hatten weit weniger Kompetenzen (zu Recht) sondern im Ordnungsamt und patrollierten recht hilf- und ziellos durch die Stadt. Von keinem respektiert und dafür umso mehr belacht.


    Aus Frust haben sie sich dann auf vermeintliche Bausünden verlegt und sind mit Fotoapparat bewaffnet durch die Stadt gezogen und haben allerlei Unsinn zu Papier gebracht. Unter anderem flatterte mir mal eine Anfrage auf den Tisch, man hätte in einem Wohngebiet einen Taubenschlag ausgemacht, ob der denn baurechtlich zulässig wäre. Als Antwort bekamen sie dann die Aufforderung an drei Tagen eine Zählung der Tauben durchzuführen, da Taubenschläge erst ab einer Taubenanzahl von 50 Tieren in diesen Wohngebieten nicht mehr zulässig sind. Die international erfahrenen Taubenzüchtern haben mich danach mit ihren Kontrollzetteln in Ruhe gelassen. Eine voreilige Entscheidung, denn danach hatte ich nicht mehr so viel zu lachen. :grin

  • hm...gibts die nicht schon lange in Form der *Männer und Frauen* vom Ordungsamt? Hilfspolizisten gibts doch auch schon überall.


    Zieh irgendeinem Nixnutz eine Uniform an und er flippt regelrecht aus, mit seiner Möchtgern-amtsgewalt..Hilfe!!

  • Zitat

    Original von Alexx61
    hm...gibts die nicht schon lange in Form der *Männer und Frauen* vom Ordungsamt? Hilfspolizisten gibts doch auch schon überall.


    Klar, die Mitarbeiter der städtischen Ordnungsämter tun ihre Arbeit schon lange, aber dafür unauffällig. In einer Art Uniform hat man aber bisher nur Politessen in den Außendienst geschickt. Diese neue Masche, die BJ meint, soll relativ billig Arbeitslose von der Straße holen (weil die Agentur diese jobs sponsort) und gleichzeitig irgendwelchen profilierungssüchtigen Politikern Gelegenheit gibt, das Märchen von der inneren Sicherheit zugunsten einiger Wählerstimmen aufzupolieren.

  • Ich hab das schon verstanden, Idgie...Aber die Jungs vom Ordnungsamt sind auch oft nicht so schnell zu unterscheiden von den *Jägermeistern*


    Aber gerade in dem Fall von BJ beschriebn, bekäme ich mächtig ANgst vor diesen windigen Typen..möglich dass einige ihre Arbeit sogar gut machen würden..aber nee...wie gesagt Nixnutz in Uniform, nein Danke

  • Bei uns laufen die in Zivil rum, aber mit deiner Einschätzung liegst du schon nicht so verkehrt. Manche Leute werden in so einer schicken Verkleidung automatisch 5 cm größer und benehmen sich so großkotzig, dass man geneigt ist, ihnen die Luft rauszulassen. :lache

  • Vorschlag zur Neuwahl:
    Abschaffung der 5% Hürde, jeder wählt sich selber, genehmigt sich unverschämte Diäten, sitzt untätig in irgendwelchen Aufsichtsräten (auf dem Papier natürlich), und somit gibt es keine Arbeitslosen mehr. :grin
    Haben die bei der neuen Arbeitslosenzahl auch die Politiker, oder wären das dann 7 Mio?

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch