Niemals würde ich auf die Idee kommen mir die Lebensgeschichte eines Autors durchzulesen, von dem ich vorher kein Buch gelesen habe. Mich interessiert es tatsächlich nicht einmal. Falls das Buch mich dazu anregt, ein weiteres Werk des Autors zu kaufen, dann kommt es schon einmal vor, dass ich das olle google anwerfe und etwas über den Autor recherchiere.
Aber beim besten Willen: nein, es juckt mich nicht, ob dieser nun Hobbysegler ist oder die Pyramiden besucht hat.
Beeinflusst die Autorenvita eure Kaufentscheidung?
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Na ja draper, diese Empfehlungen sind ja nachvollziehbar, wenn es stimmt was die Welt über den Autor schreibt.
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Original von beowulf
Na ja draper, diese Empfehlungen sind ja nachvollziehbar, wenn es stimmt was die Welt über den Autor schreibt.Nachvollziehbar Ich würde meinen Namen jedenfalls nicht gerne auf der Rückseite eines Buches lesen wollen, dass zwar grottig ist, das ich dort aber über den grünen Klee lobe. Wegen ein paar Kröten
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Original von DraperDoyle
ich habe es soeben auch zum Glück verschenkt gekriegtMeine Beschenkte weiß, was sie tut
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Draper, wenn der Autor der ist, den die Welt behauptet, dann geht es nicht um Geld, sondern um Macht.
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Original von beowulf
Draper, wenn der Autor der ist, den die Welt behauptet, dann geht es nicht um Geld, sondern um Macht.Vielleicht bin ich naiv, denn ich halt's mit Brecht: ich will unter mir keine Sklaven sehn und über mir keine Herrn. Ich kann mit dem Begriff Macht nicht viel anfangen.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang Macht? Die Macht, den gesamten deutschen Literaturbetrieb dazu zu bringen, in Lobhudeleien über ein wahrlich nur sehr mäßiges Buch auszubrechen? Die Macht, einen Bestseller zu generieren kraft seiner Verbindungen? Was ist daran mächtig, sein eigenes Credo (anspruchsvolle Literatur verlegen zu wollen) ad absurdum zu führen, in dem man so einen Mist in die Bestsellerlisten bringt? Es ist nur fast nur Mist in den Bestsellerlisten, das st nun wirklich keine Kunst. Und die auf den ersten Blick positive Resonanz im Feuilleton ist alles, aber nicht nachhaltig.Also sorry, mir wäre das einfach nur peinlich, nicht viel besser, als die zu Guttenberg Geschichte
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Na ja, wenn sich das Buch gut verkauft, dann ist höchstens die Steuerlast peinlich.
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Nee, das ist mir zu einfach. Barbara Cartland verkauft sich prima, will ich dieses Image haben, vor allem, wenn ich finanziell ausgesorgt habe? Geht's also doch ums Geld und nicht um Macht? Will ich, wenn alle Lobhudler zurückrudern, als der Verleger zurückbleiben, der es nicht mal schafft, einen einigermaßen ordentlichen Regionalkrimi zu schreiben? Der freudig in jedes Klischee-Fettnäpfchen tappt, das sich ihm bietet? Der sich jemanden kauft, der ihn auf eine Stufe mit Maigret stellt (wobei ich sagen muss, Maigret ist weit von jeglicher Genialität entfernt, hier ist lediglich die Entwicklung spannend)?
Ich versteh das einfach nicht. Der gute Mensch soll sich einfach mal einen Bretonen suchen und den dann übersetzen lassen. Ich warte seit Jahren auf ein Buch, in dem steht, wie Bretonen die Bretagne sehen.
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Original von Salonlöwin
Werden die Blätter für ihre Meinungen inzwischen von den Verlagen bezahlt [...]?Indirekt. Der Verlag schaltet Anzeigen in der Zeitung. Ohne Anzeige keine Rezension. Zumindest laut diesem Interview.
Auf diese Art und Weise bleiben manchmal auch gute, durchaus rezensionswürdige Bücher vom Feuilleton völlig unbeachtet. Dazu gab's kürzlich eine Art verspätete Abbitte an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg ..." im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.
Was mich fasziniert, DraperDoyle, ist ja, daß du ganz von allein den Verdacht hattest, da müsse etwas faul sein. Kam zwar zu spät, um den Kauf zu verhindern, aber trotzdem: Alle Achtung, Adlerauge! Und danke für die Warnung, ich hatte mit dem Buch schon geliebäugelt. Obwohl ich Regionalkrimis auch mäßiger Qualität durchaus lese, wenn mir danach ist, und ich womöglich, da mir die Bretagne völlig unbekannt ist, mit den Klischees gar kein Problem hätte. Zuminest rutscht das Buch erst mal wieder weiter nach hinten auf der Wunschliste.
Eigentlich bin ich kein Freund dieses "Authentizitäts-Wahns". Mir ist es völlig schnuppe, ob der Inhalt des Romans einen persönlichen Bezug zum Leben des Autors hat. Es ist Fiktion. Eine gute, glaubwürdige Geschichte über die Bretagne zu erzählen, sollte einem Deutschen ebenso möglich sein wie einem Franzosen oder Südafrikaner.
Allerdings scheint es in diesem Fall ja gerade die Qualität das Problem zu sein. -
Der Autor oder die Autorin interessiert mich nicht. Und wenn die 10 Mal barfuß durch die Hölle gelaufen sind, ein Buch wird davon auch nicht besser.
Ein guter Titel lockt mich an und wenn der Inhalt interessant zu sein scheint, greife ich zu. -
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Original von Josefa
Eigentlich bin ich kein Freund dieses "Authentizitäts-Wahns". Mir ist es völlig schnuppe, ob der Inhalt des Romans einen persönlichen Bezug zum Leben des Autors hat. Es ist Fiktion. Eine gute, glaubwürdige Geschichte über die Bretagne zu erzählen, sollte einem Deutschen ebenso möglich sein wie einem Franzosen oder Südafrikaner.
Allerdings scheint es in diesem Fall ja gerade die Qualität das Problem zu sein.Das Argument, ein Roman sei ja schließlich nur Fiktion, zieht für mich nicht. Kein Autor erschafft aus sich selbst heraus Geschichten, er ist immer durch seine Erfahrungen, seiner Kultur und auch seiner bisherigen Lektüre beeinflusst. Und in den Köpfen deurscher Leser und Autoren, die die Bretagne als Schauplatz wählen, herrscht eben immer das gleiche Bild: tolles Licht, die Urgewalten des Meeres, kauzige Bewohner. Das ist spätestens nach dem dritten Buch stinkelangweilig, dabei hat die Bretagne noch unglaublich viele spannende Aspekte zu bieten. Da hätte ich bei einem Bretonen gehofft, dass die vielleicht mal berücksichtigt werden.
Ein Beispiel: Die Bretonen sind ein Genießervolk, die hocken gerne in der Brasserie, essen frische Meeresfrüchte und schlürfen dazu ihren Rosé. Das kommt in praktisch jedem Bretagne-Roman aus deutscher Feder vor.
Tatsächlich hat gefühlt die Hälfte der bretonischen Landbevölkerung keinen Führerschein mehr, und gurkt deshalb mit den Sans-Permis (Mini-Autos, die man ohne Führerschein fahren kann) durch die Gegend.
Bei Veranstaltungen, sei es die Landwirtschaftsmesse in Brélidy oder Motocross in St. Clé, wird im Festzelt ausgiebig zu Mittag gegessen und zu jedem Menue gehört eine Flasche Wein. Später kann man an den Buvettes (kleine Trinkbüdchen) eine 0,3l Flasche Cola für 3,5€ kaufen, oder aber eine 0,7l Flasche (trinkbaren) Wein für 5 € Das hat zur Folge, dass spätestens um 14 Uhr die Hälfte der Zuschauer strack sind, was zu amüsanten, skurrilen aber auch peinlichen und entwürdigenden Szenen führt.Z.B. nahm meine Freundin ihren alleinstehenden alten Nachbarn Louis mit zum Grundschulfest der Kinder, damit er mal unter Leute kommt. Natürlich interessierte er sich kaum für die Tänze und Theaterstücke der Kinder, sondern eher für die Appéritifs, die es reichlich gab, Calvados. Es kam wie es kommen musste, am frühen Abend war Louis derart besoffen, dass er beim Kotzen gleich mal sein Gebiss mit ausgespuckt hat, und meine Freundin den Rest des Abends damit zubrachte, zuerst mal das Gebiss zu suchen, und dann den alten Kerl irgendwie nach Hause zu bugsieren.
Glücklicherweise hat Louis in sofern kein Alkoholproblem mehr, als die Bar, in der er früher mit der Schubkarre seinen Wein besorgte, mittlerweile geschlossen hat und er, seit sein Traktor kaputt ist, nicht mehr in die weiter entfernten Supermäkte kommt.Damit meine ich nicht, dass ein Roman, der in der Bretagne spielt, sich zwangsläufig mit der Alkoholproblematik befassen muss, ich trinke selber gerne Wein, aber ich es wäre einfach mal was anderes und nicht immer der gleiche Scheiß.
da fällt mir gerade eine wohltuende Ausnahme ein: Das dunkle Haus am Meer von Susanne Mischke. Auch die schildert wunderbar die beeindruckende Landschaft, schafft es aber wohltuend, sich von Bretagne-Traumbildern fernzuhalten.
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Die Lebensgeschichte des Autoren beeinflusst mein Kaufverhalten nur insofern, wenn ich ein (Fach-)Buch zu einem bestimmten Thema kaufen will.
Bei Romanen/Krimis ... usw. lasse ich mich von anderen Faktoren leiten.
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DraperDoyle :
an dem Roman stört Dich aber bitte nicht in erster Linie, dass dort keine Alkoholiker vorkommen?
Was Du schilderst könnte auch in Bayern spielen*gg*, nur dass man da den Wein gegen Bier austauscht.
Ich verstehe Deinen Ärger. Und sehe das auch so, dass ein deutscher Autor z.B. nicht sehr gut über Frankreich schreiben kann. Man gut nur das wirklich gut beschreiben, was man auch kennt.
Aber Dein Beispiel finde ich trotzdem sehr unpassend.Bedienst Du damit nicht erst recht ein Klischee? Der eine Nachbar ist so und das ist ne nette Geschichte. aber sind wirklich alle Bretonen so?
Was Du aufzählst ist in Deutschland genauso. Auch in Deutschland ist am Kiosk die Cola billiger als das Bier. Z.B. Der Wein zwar nicht, aber wird sind ja auch in Deutschland*g*.
Den Wunsch nach einem aufrichtigen Roman verstehe ich. Aber ich verstehe nicht, wie Du das festmachen kannst an solchen Sachen, die auch nur Vorurteile sind. Die saufen alle immer nur, weil.... -
Das war jetzt doch nur ein Beispiel, um die Diskrepanz zwischen dem "Kommissar hockt im Cafe und geniesst seinen Blanc de Blanc" und den nicht so prickelnden Saufgelagen auf Schulfesten, die ich so kenne. Ersteres findet sich in jedem Bretagne-Buch, letzteres in keinem.
Anderes Beispiel: ich kenne ganz viele seltsame und skurrile Menschen dort: Alteingessene Originale, wohlhabende Pariser, die in ihren Familiensitzen dort den Sommer verbringen, Aussteiger, junge Bretonen, die sich mangels ausreichend bezahlter Jobs so durchwurschteln, eine bunte Mischung, die sich zusammenrauft, irgendwie. Das finde ich spannend.
In den einschlaegigen Buechern tauchen immer nur zwei, drei Typen auf, so, wie sich Deutsche es sich dort vorstellen. Es gibt einen Markt dafuer, kann mir ja egal sein, aber wenn ich durch gefakete Vita getaeuscht werde, dass es sich um genau so ein Buch handelt, darf ich mich doch aergern. Ich hatte gehofft, hier neue Aspekte/Sichtweisen zur Bretagne zu finden, oder vielleicht aHinweise zu Dingen, die ich nicht versteheHier gab es kuerzlich eine Diskussion, als mir ein Krimi aus Thailand seltsam auf Klischees reduziert vorkam, obwohl der (amerikanische) Autor dort seit Jahren lebt. Eine gescheite Eule hat mir dann erklaert, dass der Autor damit seiner Zielgruppe, westliche Maenner entgegenkommt, damit die nicht ueber die Bilder in ihren Koepfen nachdenken muessen, sondern die bestaetigt finden.
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Original von Salonlöwin
... Werden die Blätter für ihre Meinungen inzwischen von den Verlagen bezahlt ... ?Ja! In unterschiedlicher Weise, meist zwar subtil getarnt, aber durchaus erkennbar.
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@ DraperDoyle:
Ich denke, ich kann ein bißchen nachvollziehen, was du meinst. Mir geht es manchmal ähnlich bei meinem bevorzugten Genre, historischen Krimis. Inzwischen bin ich fast versucht, nur noch Geschichten zu Epochen zu lesen, über die ich noch nie etwas gehört habe. Je detaillierter das Bild, das man sich selbst schon von einer Zeit, einer Gegend oder einem Thema gemacht hat, desto größer die Chance, daß es nicht mit dem Bild übereinstimmt, das der Roman vermittelt.
Aber das hat, vermute ich, weniger mit der Herkunft oder dem Kenntnisstand des Autors zu tun als mit einer (vielleicht auch nur postulierten?) Lesererwartung, die man mit einem Genre bedienen zu müssen glaubt. Bretagne = Idylle, kauzig bis wildromantisch. Mittelalter = Schwertkampf, macht- und auch sonst geile Kleriker, Aberglauben. - Ob dem wirklich so ist, ist nicht weiter wichtig, so lange es sich so verkauft. -
Hallo,
also bisher hat das meine Kaufentscheigung noch nie beeinflusst.
Es ist eher anderes herum, wenn mir ein Buch von einem Autor / einer Autorin gefällt, dann möchte ich mehr lesen und dann will ich auch mehr wissen über die Person die hinter den Büchern steckt. -
Eigentlich beeinflusst es meinen Kaufentscheid auch nicht. Ausnahme sind Sachbücher, da ich dort immer schaue, ob und welchen persönlichen Bezug die Autoren zu den Themen haben.
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ich lese nur bei ganz speziellen autoren die biographie nach, also meistens ist es mir egal, was für ein leben sie geführt haben.
aber was ich glaube: um über erfahrungen, gefühle, situationen, ideen authentisch schreiben zu können, so dass sie den leser tief ergreifen, muss man diese durchlebt selber haben;
niemand kann etwas so menschliches richtig erfassen, wenn er es nicht selber an eigenem körper und eigener seele erfahren hat.das glaube ich.
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Grundsätzlich beeinflussen mich Autorenviten eigentlich nicht.
Was mich beeinflusst ist, wenn an Viten "geschönt" wurde oder sie dem Reich der Fantasie entspringen. So wurden vor ein paar Jahren mal Liebesromane eines britischen Autors ins Deutsche übersetzt und hier hat man aus Paul dann einfach eine Polly gemacht, weil man dachte es verkauft sich so besser.
Habe die Bücher nie gelesen, kam mir veräppelt vor.Ebenso schreckt es mich ab, wenn Autoren Eigenwerbung machen und diese so verpacken, als wäre sie von Lesern gekommen. Auch von solchen Autoren lese ich grundsätzlich nichts.