Ewig Dein - Daniel Glattauer

  • Ewig Dein
    Daniel Glattauer
    Deuticke im Paul Zsolnay Verlag
    ISBN: 978-3552061811
    206 Seiten, 17,90 Euro


    Über den Autor: Daniel Glattauer, geb.1960 in Wien, Bücher (u.a.): Die Ameisenzählung, Darum, Die Vögel brüllen, der Weihnachtshund, Theo, Mama jetzt nicht! Mit seinen Romanen Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen schrieb er zwei Bestseller, die auf der ganzen Welt gelesen werden.


    Klappentext: Im Supermarkt lernt Judith, Mitte dreißig und Single, Hannes kennen, der ihr im Gedränge auf die Ferse steigt. Kurz darauf taucht er in dem edlen kleinen Lampengeschäft auf, das Judith, unterstützt von ihrem Lehrmädchen Bianca führt. Hannes, Architekt, ledig und in den besten Jahren, ist nicht nur der Traum aller Schwiegermütter – auch Judiths Freundeskreis ist restlos begeistert. Anfangs genießt es Judith, von diesem zielstrebigen Mann, der nur sie im Kopf zu haben scheint, auf einen Thron gehoben zu werden. Aber nach und nach empfindet sie seine ständigen Liebesbeweise als belastend, seine intensiver Zuwendung als erdrückend. Sie fühlt sich von ihm in die Ecke gedrängt, eingesperrt und kontrolliert. All ihre Versuche, ihn wieder aus ihrem Leben zu kriegen, scheitern; er verfolgt sie bis in ihre Träume, und wenn sie aufwacht, wartet er schon wieder auf sie, um ihr Gutes zu tun…


    Meine Meinung: Genau fünfzehn Phasen wird diese so verheißungsvoll begonnene Beziehung haben – fünfzehn Phasen, in denen man Judith mal schmunzelnd, mal erschrocken und meist voller Entsetzen begleitet. Daniel Glattauer wartet auch in „Ewig Dein“ mit seinem schon bekannten und beliebten Wortwitz auf und versteht durch seinen warmherzigen Schreibstil, diese ungewöhnliche Liebesgeschichte so zu erzählen, dass man wie gebannt dabei bleibt. Natürlich sieht man als Leser schon sehr bald, dass mit diesem Hannes etwas nicht stimmen kann, wohingegen Judith dann doch noch eine Zeit braucht, um zu erkennen, welches Spiel Hannes mit ihr, ihrer Familie und ihren Freunden da treibt.


    Immer beängstigender wird schließlich die Beziehung der beiden und je mehr Judith auf Distanz zu Hannes geht, desto näher scheint er ihr zu sein. Die Spannung nimmt mit jeder Phase der Handlung immer mehr Fahrt auf und trotzdem ahnt man nicht, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Durch den flüssigen Stil mag man nicht aufhören zu lesen, bis man das, meiner Meinung nach noch ausbaufähige Ende erreicht hat. Hier hat man leider das Gefühl, es fehle noch etwas, so plötzlich ist der Schluss da, der einen doch recht unbefriedigt wieder aus dem Buch entlässt – hat Glattauer doch die vierzehn Phasen der Handlung gut ausgearbeitet und sorgfältig auf sein Ende hin zulaufen lassen, so ist die Lösung die er anbietet zwar denkbar, aber sie kommt so plötzlich und es fehlt hier meiner Meinung nach ein gewisser „Cooldown“, um restlos begeistert von dem Buch sein zu können. Es schien, als habe der Autor keine Zeit mehr, oder genug von seinen Protagonisten gehabt.


    Zusammengefasst erwartet den Leser hier ein sehr gut geschriebener und spannender Roman in Glattauer-Manier, der mit einem guten Wortwitz und einem angenehmen Charme daher kommt, für dessen Schluss-Sequenz ich aber einen Punkt abziehe, weil der Autor seinen Figuren und seinen Lesern meiner Meinung nach, etwas mehr Ausführlichkeit geschuldet hätte…

  • ... auch wenn es zunächst den Anschein macht, dass Daniel Glattauer mit seinem neuen Roman „Ewig Dein“ an seine Bestseller „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ anknüpft. Irrtum! Denn die Geschichte zweier Menschen, die sich kennen und auf unterschiedliche Weise lieben lernen, nimmt einen dramatischen und nicht vorhersehbaren Verlauf und entwickelt sich langsam zu einem Psychothriller der besonderen Art.


    Judith, die Inhaberin eines Lampengeschäfts in Wien, trifft auf Hannes, den smarten Architekten, der sie sofort in sein Herz schließt. Judith hat die Hoffnung auf den für sie passenden Mann bereits aufgegeben und kann es kaum fassen, tatsächlich dem Mann begegnet zu sein, der alle positiven Eigenschaften zu vereinen scheint. Doch Hannes nistet sich immer mehr in ihr Leben ein, nimmt Einfluss auf ihren Bekannten- und Verwandtenkreis und lässt Judith im wahrsten Sinne keine Luft zum Atmen. Judith fühlt sich bedrängt und fremdbestimmt und entscheidet letztendlich, sich von Hannes zu trennen. Diese Entscheidung stösst nicht nur bei Hannes auf Unverständnis und hat schwerwiegende Folgen. Für Judith beginnt ein monatelanger, mit Höhen und Tiefen verbundener Kampf um sich selbst.


    Dass es sich bei „Ewig Dein“ nicht um einen Liebesroman dreht, wird recht früh deutlich. Die Handlung ist in Phasen aufgeteilt, Phasen eines Lebensabschnitts, Phasen einer Beziehung, das verheißt nichts Gutes. Daniel Glattauer schafft von Anfang an eine nahezu unheimliche Atmosphäre, die den Leser schnell an dem perfekten Glück von Judith und Hannes zweifeln lässt. Er richtet sein Augenmerk voll und ganz auf Judith und stellt ihre Gefühle, Ängste und ihre Zerrissenheit echt und ungekünstelt dar. Zusammen mit ihr begibt sich der Leser auf eine Gratwanderung zwischen Wahn und Wirklichkeit, wohingegen Hannes zwar agiert, trotzdem weitgehend im Dunklen bleibt. Sympathische Nebenfiguren, die mit ihren Aufgaben wachsen, vervollständigen das Personal einer ungewöhnlichen Geschichte, der es an Spannung nicht fehlt.
    In einer schnörkellosen, prägnanten Sprache, die sich vor allem in den Dialogen widerspiegelt, und einem eigenwilligen Erzählstil spannt der Autor den Bogen des Geschehens in gekonnter und bewegender Manier zu einem für mich überraschenden und schlüssigen Ende.


    Ein verblüffender Glattauer hat die Schublade, in die er spätesten seit seinen Welterfolgen von „Emmi und Leo“ gesteckt wurde, geöffnet und ein anderes Terrain betreten, was ihm meiner Meinung nach ausgezeichnet gelungen ist.

  • Danke euch Beiden für die Rezis. Nun werde ich mir das Buch kaufen. Ich war mir da etwas unsicher.
    Ich mochte "Nordwind" und "Alle sieben Wellen", aber noch ein Buch in der selben Art hätte ich dann nun doch nicht lesen wollen.

  • Hallo,


    auch ich habe das Buch bereits gelesen und @ Clare: Wenn du etwas anderes lesen willst als "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" bist du hiermit genau richtig... :grin


    Zum Inhalt hat Eskalina ja schon das Wichtigste geschrieben, sodass ich direkt mit meiner Meinung loslege:


    Meine Meinung:


    Bisher habe ich von Daniel Glattauer nur die zwei Bücher „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ gelesen, von denen ich ABSOLUT begeistert war.


    Die romantische Stimmung, die in den zwei Büchern so toll beschrieben wird, habe ich in diesem Buch vermisst…. Kein Wunder, da es sich nicht um einen „einfachen“ Liebesroman handelt… Da ich das aber doch irgendwie erwartet hatte, war ich zunächst enttäuscht.


    Als Judith Hannes kennenlernt, bin ich nicht (wie ich erwartet habe) dahingeschmolzen, sondern hatte als Leser schon von Anfang an ein komisches Gefühl… dieses verstärkt sich von Seite zu Seite und das machte es aus, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte….


    Ich wollte einfach wissen, was als Nächstes passiert… irgendwie war ich immer in Anspannung und empfand dieses Buch wie einen wirklich spannenden Thriller…
    ich habe teilweise die Luft angehalten und gelesen und gelesen und konnte das Finale nicht abwarten…


    Da das Buch nur 208 Seiten hat, wurde ich nicht so lange auf die Folter gespannt und hatte das Buch dann in zwei Tagen durchgelesen…


    Es war sehr spannend und ich kann es wirklich weiterempfehlen.


    Eskalinas „Kritik“, dass das Ende etwas zu kurz gekommen ist, kann ich bestätigen.... Auch ich hätte mir ein etwas ausführlicheres Ende gewünscht!! Obwohl dem Leser keine Fragen offen bleiben, wäre es trotzdem schön gewesen, die „Auflösung“ etwas ausführlicher lesen zu können….


    Das ist allerdings kein Grund, dieses Buch jedem zu empfehlen, der ein paar spannende Stunden erleben will….

  • Ich war von dem Buch nicht so begeistert. Ja, spannend war es schon. Aber dieses "stalking"- Thema eines abgewiesenen Geliebten ist nicht so ganz neu. Dennoch habe ich die Handlung mit steigender Spannung verfolgt, um dann am Ende etwas ratlos zurückzubleiben.
    Mir ging es dann alles zu schnell und so ganz schlüssig fand ich die "Lösung" letztendlich auch nicht.

  • Inhalt - in eigenen Worten
    Judith und Hannes lernen sich in einem überfüllten Wiener Supermarkt kennen. Wenige Zeit später besucht er Judith, die ein exquisites Lampengeschäft besitzt, im Laden. Und immer wieder kreuzen sich die Wege der beiden Singles, bis sich Judith schließlich auf ein Date mit dem sympathischen Architekten Hannes einlässt. Aus dem Date wird mehr und auch Judiths gesamte Familie und Freunde sind begeistert von dem wahrgewordenen Schwiegermuttertraum. Doch das Ganze endet für Judith, die sich von Hannes überschäumender Liebe erdrückt fühlt und dies ändern möchte, in einem nervenaufreibenden Albtraum...


    Meine Meinung
    Seit "Gut gegen Nordwind" bin ich ein großer Fan von Daniel Glattauers Romanen und so musste ich natürlich auch sein neuestes Werk "Ewig Dein" lesen. Die Geschichte, die sich in 15 Phasen gliedert, beginnt am Gründonnerstag und dauert bis zum Dezember desselben Jahres. Als Handlungsschauplatz hat der Autor größtenteils seinen Wohnort Wien gewählt, was mir besonders gefällt, da ich viele Orte bzw. Straßennamen kenne.


    Judith heißt die 36-jährige Inhaberin eines Lampengeschäfts im 15. Bezirk, das sie mithilfe ihres vorlauten Lehrmädchens (Anm: Azubi) Bianca führt. Von ihrer Familie -wie z.B. ihrem Bruder Ali und seiner Frau Hedi- hat sich die freiheitsliebende Geschäftsfrau entfremdet, dafür besitzt sie einen großen Freundeskreis, was ihr auch reicht, bis sie Hannes kennenlernt. Der 42-jährige smarte Architekt, der vorwiegend Apotheken umbaut, verliebt sich sofort in die attraktive Judith und betet sie an. Neben all diesen Vorzügen kommt jedoch auch eine hässliche Seite zum Vorschein und die schöne Fassade bekommt Risse... Alle Protagonisten, auch die reizvollen Nebenfiguren, sind wunderbar gezeichnete Charaktere mit jeder Menge Macken, Ecken & Kanten sowie einer beachtlichen Weiterentwicklung, wobei hier Judith eindeutig den Sympathiebonus erhält.


    Der Name Daniel Glattauer bürgt für schriftstellerische Qualität, wer hier allerdings (so wie ich) einen zarten Liebesroman im Stil von "Gut gegen Nordwind" erwartet, könnte von "Ewig Dein" eventuell ein wenig enttäuscht sein. Stattdessen entführt uns der Autor in die Welt einer verdrehten Liebe, die schon in Richtung Stalking geht. Auch wenn der Handlungsverlauf vorgegeben erscheint, so beinhaltet die Handlung genug ungeahnte Wendungen und Überraschungen, um den Leser an die interessant gestaltete Story zu fesseln.


    Leider zieht sich die Handlung trotz der geringen Seitenanzahl stellenweise dahin und bremst durch die ausführlichen Schilderungen manchmal ganz schön den Lesefluss. Obwohl es interessant zu lesen ist, wie sich Hannes in Judiths Leben einschleicht und welche Anstrengungen er dafür unternimmt, kommt in der Geschichte erst allmählich Spannung auf und lässt das Geschehen überaus gelungen enden. Erzählt werden die durchwegs fesselnden Geschehnisse aus der Sicht von Judith, die uns an ihrem Leben bzw. ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt, allerdings kann ich einige von Judiths Handlungen und Taten nicht ganz nachvollziehen.


    Der österreichische Autor beweist mit "Ewig Dein" unterhaltsamen Humor sowie Liebe zum Detail, was sich zeitweise in langatmigen, leidenschaftlichen Szenen äußert, und legt einen äußerst bildhaften Schreibstil an den Tag. Allerdings sind die Dialoge mit wörtlicher Rede sehr gewöhnungsbedürftig, wie ich euch hier mit einer Textstelle anschaulich machen möchte: "Und was hältst du von Hannes", fragte Judith. Ali: "Aufräumen kann er." Judith: "Und sonst?" Ali: "Ich weiß nicht, er ist irgendwie so ... unheimlich ... so unheimlich nett." Judith: "Ja, das ist er." Ali: "Und er gehört praktisch schon zur Familie." (Seite 53)



    Fazit
    "Ewig Dein" erzählt von der Liebe zwischen Judith und Hannes, einer zwanghaften Liebe mit Sonnen- und Schattenseiten. Diese etwas andere Liebesgeschichte überrascht mit falschen Fährten und Rätseln, reizvollen Charakteren und einem anschaulichen Schreibstil mit viel Wortwitz. Das Lesevergnügen wurde leider durch kleine Längen, allzu ausführlichen Schilderungen und einer gewöhnungsbedürftigen Dialogform etwas getrübt. Dafür vergebe ich bescheidene 8 PUNKTE.

  • Es war mein erster Glattauer, wird aber mit Sicherheit nicht mein letzter gewesen sein. Ich fand die Sprache so schön, wunderbar, ich musste manche Sätze oft noch einmal lesen, weil ich sie so toll, so treffend, so gut fand. ein wirklich tolles Buch, zwischen Roman und Thriller schwankend. Ich finde es wirklich absolut lesenswert.

  • Einleitung/ Info


    "Ewig Dein" ist nun der dritte Roman, den ich von Daniel Glattauer gelesen habe. Die beiden Bücher "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" haben mich damals sehr angesprochen und es hat mir gefallen, wie sehr der Autor die Hauptfiguren charakterisieren und mit Leben erfüllen konnte, obwohl es ja eigentlich "nur" E-Mails waren.
    Entsprechend hoch waren demnach meine Erwartungen an dieses Buch und ich muss sagen am Anfang war ich sehr skeptisch, ob sie erfüllt werden.
    Auch noch nach 30 Seiten war mir der Lesestil etwas zu eigenwillig (diese mühseligen Dialoge "Sie:" und dann "Er:", "Sie:" etc.). Ich hatte das Gefühl es muss sich hinsichtlich dessen noch etwas verändern und auch, dass es eine überraschende Wende geben muss, damit der Roman richtig interessant wird.
    Diese Wende kam dann auch und ab dem Zeitpunkt habe ich das Buch mit viel Interesse gelesen. Der Autor hat diese zwiespältigen Gefühle der Protagonistin gut differenziert und glaubwürdig herübergebracht.


    Handlung


    Die Handlung muss ich wohl nicht großartig erläutern, denke ich.
    Ganz kurz: Das Buch handelt von der Protagonistin Judith, die im Supermarkt einen charmanten Mann namens Hannes kennen lernt. Dieser Mann scheint "zu gut um wahr zu sein". Er ist lieb, aufmerksam, überschüttet sie mit Komplimenten, hilft ihr, tut etwas für ihre Familie, interessiert sich für ihre Freunde und merkt sich, was sie erzählt. Mit der Zeit stellt sich jedoch heraus, dass Männer, die zu gut sind um wahr zu sein meistens auch ihre Geheimnisse haben und so fragt sich der Leser nach einiger Zeit, ob Hannes wirklich so gut ist, wie er scheint.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Das Cover ist für meine Person relativ neutral. Das dominierende Blau gefällt mir und auch die Idee der Tür mit dem Schlüssel plus Anhänger in dem der Buchtitel steht ist einigermaßen originell. Den Buchtitel finde ich ziemlich gelungen, erst gegen Ende des Buches werden einem alle Facetten der Bedeutung deutlich.
    Fazit dazu: Das Cover gefällt mir ganz gut, aber nicht außerordentlich.


    Positives


    Mir hat der Verlauf des Romans im Nachhinein sehr gefallen. Fand ich den Anfang beim Lesen noch langweilig und unaufregend sehe ich ihn rückblickend als gelungene Einleitung in die Geschichte.
    Man kann als Leser gut nachempfinden wie sich die Protagonistin langsam in die Endsituation hinein entwickelt, welche Gedanken sie umtreiben, was für Gefühle sie hat.
    Allgemein ist das Buch sehr auf Judiths Blickwinkel ausgerichtet ohne dabei die Eindrücke ihrer Freunde und Familie außer Acht zu lassen. Im Gegenteil wird sehr deutlich wie sehr für sie doch die Meinung der ihr nahestehenden Personen zählt.
    Ich habe die Lektüre des Buches sehr genossen und empfand es als kurzweilige, spannende und psychologisch interessante Belletristik.


    Negatives


    Ich muss zugeben, dass mich nach den ersten zwei, drei Malen diese anstrengenden Dialoge sehr genervt haben. Den ersten Dialog im Supermarkt, als sie sich endgültig verabschieden fand ich noch ziemlich erfrischend, weil dadurch das Gefühl der Situation deutlich wurde: Man trifft einen netten Mann, unterhält sich ein wenig und weiß dann nicht mehr, was man sagen soll. Er auch nicht. Also wird der Dialog etwas angestrengt, man fühlt sich unwohl, möchte das Gespräch einerseits schnell beenden, andererseits auch nicht so richtig, weil man die Begegnung ja sehr sympathisch fand.
    Das hat dieser Dialogstil sehr schön herausgestellt.
    Nachdem dieses Stilmittel aber häufiger vorkam hat es irgendwann begonnen mich zu ermüden und ich habe gehofft, dass das im Verlauf des Romans weniger wird bzw. verschwindet. Ich muss sagen es ist auch deutlich weniger geworden bzw. hat mich dann bei den Gelegenheiten am Ende nicht mehr so gestört. Aber meiner (subjektiven) Meinung nach hätte sich der Autor was das angeht früher schon etwas zurücknehmen können.
    Abgesehen von dieser Sache ist mir nichts negativ aufgefallen.


    Fazit


    Mir hat das Buch im Endeffekt sehr gut gefallen. Ich hab die Zeit während des Lesens genossen.
    Ich empfehle dieses Buch als gute Belletristik. Auch für Leute, die sich dafür interessieren, wie sich das Gefühlsleben einer Person sehr stark verändern kann bzw. durch welche Faktoren es beeinflusst wird.
    Vielleicht auch als kleine Fallstudie zum Thema Angst, Neurosen und ihre Entstehung, ohne das das Buch dabei sehr in die Tiefe geht. Es ist und bleibt eine Unterhaltungslektüre, was mich jedoch, da ich die entsprechende Erwartungshaltung hatte, auch nicht gestört hat.
    Was bleibt ist die Einsicht: Lass den Mut nie sinken und scheue dich nicht dir selbst zu trauen.

  • Inhalt:
    *********


    Judith ist Mitte Dreißig, Single und besitzt ihr eigenes Lampengeschäft. In einem Supermarkt tritt ihr im Gedränge ein gutaussehender Mann auf den Fuß. Wenig später trifft sie wieder auf ihn, er macht ihr Komplimente und lädt sie zu einem Kaffee ein. Erst ist sich Judith nicht so sicher, was sie von ihm halten soll, doch die Aufmerksamkeit tut ihr gut und so lässt sie sich auf eine Beziehung mit ihm ein. Ihre Freunde und Familie sind hellauf begeistert von Hannes und seiner zuvorkommenden, aufmerksamen Art. Nur Judith fühlt sich von ihm eingeengt und kann mit seinen ständigen Liebesbekundungen nichts mehr anfangen. Hannes erdrückt sie emotional und Judith zieht einen Schlussstrich. Doch Hannes will sie nicht kampflos aufgeben, immerhin ist sie ja die Liebe seines Lebens.
    Ihre Familie und auch ihre Freunde können nicht verstehen, wie sie so einen tollen Mann in den Wind schießen kann. Doch Judith merkt schnell, dass er nicht so toll ist, wie er vorgibt und sie fühlt sich von ihm verfolgt. Ständig muss sie an ihn denken, obwohl sie das Ganze nicht will. Selbst in ihren Träumen verfolgt er sie. Es macht Judith im wahrsten Sinne des Wortes krank und nur Hannes kann helfen.



    Meine Meinung:
    *****************


    Ich fand das Buch echt gut. Der unterschwellige Humor hat mich ab und zu zum Schmunzeln gebracht und hat der Geschichte eine gewisse Auflockerung verschafft. Der Autor schafft es die Stimmung gut rüber zu bringen und ich habe mit Judith echt mitgelitten. Man kann sich gut in sie einfühlen und ich finde es mehr als verständlich, wie sie sich von Hannes erdrückt gefühlt hat.


    Schematisch schleimt sich Hannes bei jedem ein und ich hätte schreien mögen, weil die anderen so verblendet waren. Als es zur Trennung kommt, versuchen sie Judith zu überreden es sich doch noch anders zu überlegen. Sie kreiden es ihr an, dass sie sich von so einem tollen Mann getrennt hat. Gerade Familie oder Freunde sollten zu der betreffenden Person halten. Schließlich ist es ja ihr Leben und wenn sie nicht mehr will, dann will sie nicht mehr. Die Versuche Judith zu bekehren sind mir sauer aufgestoßen und ich konnte mit Judith echt mitfühlen und gleichzeitig habe ich eine Abneigung gegen Hannes entwickelt. Das Buch hat mich emotional mitgerissen und so soll es beim Lesen auch sein.


    Der Abschnitt in dem Judith krank wird, hätte eventuell ein bisschen kürzer sein dürfen, war aber wieder mit Humor gespickt und wirkte daher nicht langweilig.


    Besonders der Schluss war gut eingefädelt und hat dem Buch einen krönenden Abschluss beschert.


    Ich glaube fast jede Frau musste schon mal einem unliebsamen Bewerber eine Abfuhr erteilen und man kann sehr schön aus dieser Geschichte sehen, wo es hinführen kann, wenn es einer nicht kapiert. Deshalb wird man von der Geschichte sofort angesprochen und man ist mittendrin, statt nur dabei. Von mir bekommt das Buch jedenfalls eine Empfehlung!

  • Auf Seite eins war ich mir ziemlich sicher, dass ich es auf Seite 30 abbreche. Auf Seite 30 wollte ich das dann auch machen, hab es dann aber doch bis zum Schluss gelesen. Nicht weil es mich dann plötzlich gepackt hat, dass Buch packt mich ehrlich gesagt an keiner Stelle, sonder weil ich nicht noch aich abgebrochenes Buch auf der Liste haben wollte.


    Die Geschichte an sich ist nicht so schlecht, aber mir gefiel die Umsetzung nicht so. Das lag zum einen an der Art wie die Dialoge geführt werden und an den ständigen Wiederholungen. Außerdem erschien mir die Redeweise von Bianca doch etwas zu krass für eine 16-jährige.


    Und dann dieser schleichende Wandel in die Psychose, die konnte ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Weil schleichend, wie der dargestellt wird, ist er ja nicht, ich finde der kommt so plötzlich und dass keiner von Judiths Freunden Hannes durchschaut, erscheint mir auch etwas merkwürdig.
    Vor allem setzt das ja auch erst ein, als Hannes quasi nicht mehr da ist und es keinen Anlass für ihr Verhalten gibt.


    Mir stellt sich also die Frage, kann man einen Menschen wirklich wahnsinnig machen, weil er immer an jemanden denken muss und sich verfolgt fühlt, obwohl man gar nix macht? Oder hat dieser Mensch nicht schon eine ohnehin labile Konstitution und früher oder später wäre wäre der Zusammenbruch ohnehin erfolgt?


    Alles in allem ist zu sagen, dass sich das Buch schon gut lesen läßt, ich habe nicht mehr wie eine Tag gebraucht, aber so wirklich mein Geschmack war es nicht. Und das Ende hat mich jetzt auch nicht unbedingt überzeugt.

  • "Volle arg", wer ist hier der Psycho?
    Zum Inhalt


    In einem Supermarkt lernt die Mittdreißigerin Judith, Single und Inhaberin eines Lampengeschäfts, den wenige Jahre älteren Architekten Hannes Bergtaler kennen. Hannes hat sich auf Anhieb in sie verliebt, Judith dagegen findet ihn zwar nett, aber wenig aufregend. Allerdings hat ihr Selbstwertgefühl seit der Trennung von ihrem letzten Freund wohl etwas gelitten, jedenfalls schmeichelt Hannes´ Werbung und allumfassende Liebe ihr zunächst sehr. Doch schon bald fühlt sie, dass sie zu schnell in eine Beziehung katapultiert wird, für die sie nicht bereit ist und die ihr die Luft zum Atmen nimmt. Hannes hat sich geschickt bei Judiths Familie und Freunden eingeschmeichelt, deshalb erfährt Judith keine Unterstützung, als sie sich von Hannes zu trennen versucht. Man versteht ihre Entscheidung nicht und Hannes selbst akzeptiert sie nicht, sondern belästigt sie mit weiteren Liebesbezeugungen, was Judiths Nerven auf das Äußerste strapaziert.
    Selbst als Hannes sich endlich aus ihrem Leben zurückzieht, kann Judith sich nicht entspannen und fühlt sich weiter verfolgt, bis sie schließlich an ihrem eigenen gesunden Menschenverstand zweifeln muss. In dieser Situation bleibt letztlich nur ein Mensch, der,von Hannes unbeeinflusst, an ihrer Seite steht: ihr sechzehnjähriges Lehrmädchen Bianca. Dieses junge Mädchen glaubt ihr und bietet gemeinsam mit ihrem Freund Basti praktische Hilfe an.


    Zum Aufbau


    "Ewig dein" umfasst nur gut 200 Seiten, die Hauptkapitel des Romans sind mit "Phase (1-15)" überschrieben und entsprechen den wechselnden Phasen der Beziehung von Judith und Hannes, sowie den Entwicklungen und psychischen Auf- und Abschwüngen von Judiths Zustand nach dem Ende der Beziehung.
    Die Erzählung ist in der dritten Person geschrieben und erlaubt so dem Leser eine relativ objektive Beobachtung aus der Perspektive eines unbeteiligten Zeugen.


    Meine Beurteilung
    "Ewig dein" ist kein typischer Liebesroman, obwohl der Titel diesen Eindruck erwecken könnte. Die Liebe spielt zwar eine große Rolle, aber es ist eine entstellte und verzerrte Liebe, die beängstigend und erdrückend ist. Der Sprachstil enthält eine Menge Sprachspiele und Wortwitz, besonders über die Äußerungen des vom Sprachcode "volle" eingeschränkten, aber "ur" großherzigen Lehrmädchens Bianca muss der Leser schmunzeln. Von der Thematik ist das Buch jedoch nicht humorig, sondern teils beklemmend, teils geradezu unheimlich und erinnert an raffinierte, unblutige Stalking-Thriller.
    Die Charakterisierung der Figuren erscheint mir sehr gelungen, mit der Protagonistin Judith kann man sich gut identifizieren und man möchte ihr selbst zu Hilfe eilen. Auch Hannes und Judiths von ihm intelligent manipulierte Mutter sind in der Realität gut vorstellbar. Erfrischend ist die Figur der Bianca, die immer wieder dafür sorgt, dass der Leser nicht selbst in eine depressive Stimmung abgleitet.


    Für mich war "Ewig dein" das erste Buch von Daniel Glattauer und ich empfehle es aus ganzem Herzen für Leser, die anspruchsvolle Romane mit unterschwelliger psychologischer Spannung lieben. Liebhaber von "Frauen- und Liebesromanen" werden allerdings weniger auf ihre Kosten kommen und auch passionierte Krimileser sollten keinen Stalking-Thriller der gängigen Art erwarten.
    9 Punkte

  • Wenn man begeistert „Gut gegen Nordwind“ und „ Alle sieben Wellen“ gelesen hat, greift man auch erwartungsvoll nach Glattauers nächstes Buch. So ging es mir und ich freute mich „Ewig Dein“ aus der Bib ausleihen zu können. Ich wusste, dass dies Buch anders sein sollte. Wenn mich auch auf den ersten Seiten bereits sprachlich einiges störte, kam ich doch gut ins Buch rein und habe es auch zuerst gern gelesen, irgendwann nur noch widerwillig und irgendwann der letzten Seite genervt entgegen sehend. Vielleicht ist es auch für mich das falsche Buch zurzeit. Ich bin froh es nur ausgeliehen zu haben. Zudem haben mich einige Mal Grammatik und die diversen Mundart-Begriffe des österreichischen Autoren gestört. Ich habe sie verstanden, doch als störend empfunden. Mir ist bewusst, dass ich als Nordlicht dies kritischer als andere sehe.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Dieses Buch hat mich vielleicht genervt. Habe ich "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" nahezu verschlungen, so richtig hunrig weggelesen, so kann ich von "Ewig Dein" das genaue Gegenteil behaupten.


    Die Story ist vorhersehbar und dazu noch absolut unglaubwürdig. Die Protagonisten erfüllen alle Klischees. "Judith", die Hauptfigur, ist ebenso blond wie nett und naiv, eine Mischung aus einem unschuldigen Mädchen mit braunen Rehaugen", das sich "Lavendelrosenholzbalsam auf die Lippen tupft" und willigem Sexspielzeug, nach dem sich jeder Mann die Finger leckt.


    Wirklich erzürnt hat mich der schreckliche Schreibstil. Vielleicht ist es dieser komische, österreiche Dialekt, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich glaube aber, es sind diese schrecklichen Dialoge, die mich wirklich auf die Palme getrieben haben.


    Hier ein Beispiel:
    Er fagte: "Wie geht es Dir?" Judith: "Keine Ahnung." Er: "Bist Du gut nach Hause gekommen?" Sie: "Wahrscheinlich." Er: Bist Du nicht allein?" Sie: Doch. Ich glaube schon."Er: Soll ich später anrufen?" Sie: "Nein."


    Und noch eins:
    Judith: "Du musst mich zart anfassen, ich bin aus Porzellan. Warum zitterst Du?" Er: " Ich begehre Dich so sehr." Sie: " Willst Du mit mir schlafen?" Er: "Ja." Sie: "Dann tu es." Er: Ja." Sie: "Aber das Licht bleibt an."


    :bonk :bonk :bonk


    Das Buch ist voll davon. Voll. VOLL VOLL VOLL mit dieser Art von Dialogen. Sowas halte ich nicht aus und der Rest des Buches ist leider auch nicht so, dass es diese Tatsache wieder ausbügeln würde.


    Nee!

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Am Anfang bin ich mit dem (so ungewohnten) Schreibstil gar nicht klargekommen.
    Dieses Drehbuch-Gehabe mit dem vorangestellten "(und) Er (dann so)", "Sie" etc., das hat mir nicht gefallen und daran gewöhnen konnte ich mich auch nicht.


    Gottseidank hat das ja irgendwann deutlich nachgelassen. Ich kann nur hoffen, dass das vom Autor absolut und 100%ig ironisch gemeint war.


    So richtig aufregend fand ich die Geschichte nun nicht, aber vom kritisierten mal abgesehen, ließ sie sich ganz gut weglesen. Vielleicht hätten 100 Seiten mehr der Geschichte nicht geschadet.


    Aber da erzähle ich ja auch nichts neues.


    Von mir gibt es gerade so 7,5 Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Eine Geschichte wie es viele Bücher schon darüber gibt, Frau verliebt sich in Mann, der stellt sich als Stalker heraus, Frau will ihn verlassen, Mann dreht durch.... Nein eben genau hier endet die 08.15 Geschichte. Der Mann dreht eben nicht offensichtlich durch, es wird komplexer. Diese Tatsache konnte den schrecklichen Schreibstil des Autors ein wenig ausbügeln. Was bei "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" so gut gepasst hat, passt nun mal nicht für alle Geschichten.