Inhalt:
1949: Zwei kubanische Musiker, Nestor und Cesar, sind aus ihrer Heimat Kuba nach New York aufgebrochen, um die "Yankees" mit ihrer Musik zu erobern. Zu Beginn der Mambo-Ära müssen die beiden tagsüber noch kleinen Gelegenheitsjobs nachgehen. Aber dann kommt der Durchbruch in den Dance Halls. Mit ihrem Orchester - Nestor spielt Trompete, Cesar singt - spielen sie ihre berauschend sinnliche Musik, die ihnen den Titel Mambo Kings einträgt. Dies ist ihr großer Lebensaugenblick, an den sie sich noch dreißig Jahre später mit Wehmut zurückerinnern. Hijuelos beschreibt die Castillo-Brüder, ihre Familien, Freunde, Geliebten und Frauen, erweckt eine fast vergessene Epoche, wieder zum Leben. Ein Roman über Leidenschaft und Verlangen, Verlust und Sehnsucht - und vor allem über die Musik der frühen fünfziger Jahre.
Autor
Oscar Hijuelos wurde am 1951 als Sohn kubanischer Einwanderer in New York geboren. Er spielte bereits früh Gitarre in puerto-ricanischen Bands und studierte Literatur am New Yorker City College. Seine sechs Romane für Erwachsene wurden vielfach ausgezeichnet und zum Teil verfilmt. Für 'Die Mambo Kings spielen Songs der Liebe' erhielt Oscar Hijuelos 1990 als erster Latino-Schriftsteller den Pulitzer-Preis.
Meine Meinung
1980 in einem heruntergekommenden Hotel in New York. Mit ein paar Flaschen Whiskey und Rum an seiner Seite erzaehlt Oscar Castillo in Ruckblicken aus seinem Leben. Es ist ein Leben gepraegt von seiner Leidenschaft fuer Musik und Frauen und seiner Liebe zu seiner Familie. Er lebt fuer den Tag, trinkt, raucht, hurt .... ohne einen Gedanken ans Morgen. Man merkt als Leser sehr schnell, dass der alternde Oscar sich in dieser sentimentalen Nacht zu Tode trinken will.
Oscar Hijuelos hat mit seinem Buch sehr lebendige Figuren geschaffen. Es sind vor allem Oscar, ein Macho wie er im Buche steht, sein Bruder Nestor, dessen Melancholie sehr im Gegensatz dazu steht, und seine intelligente Frau Delores, die mit ihrer Liebe zum Lesen noch einen weiteren Gegenpol zu den beiden bringt. Doch auch die Nebenfiguren sind sehr detailliert gezeichnet und zeigen eine weite Breite von Charakteren vom jungen Neffen Oscars bis hin zum Mafiosi. Hijuelos hat vor allem Oscar als einen recht egoistischen Mann mit sehr menschlichen Schwaechen gezeichnet, ein Macho, wie ich ihn sicherlich nicht zum Mann haben moechte. Und dennoch kommt er als recht liebenswert rueber.
Viel Action bekommt man nicht zu sehen. Es sei denn man bezeichnet Oscars vielfache Frauenliebschaften und damit einhergehenden Sex als Action. Die Sprache ist dabei schon sehr deutlich, teilweise auch brutal.
Ohne grossen Plot bleibt sehr viel Raum fuer ausfuehrliche Beschreibungen des Milieus. Das ist sehr gut gelungen, ich kann die sinnliche, rauch- und alkoholgeschwaengerte Atmosphaere der Dance Halls foermlich vor Augen sehen. Der Schreibstil ist einfach voller Leidenschaft.
Das macht das Buch allerdings auch stellenweise etwas langatmig zu lesen. Hilft auch nicht, dass Oscars Erinnerungen nicht immer gradlinig verlaufen. Da geht es in der Chronologie mal vor, mal zurueck. Es ist fuer den Leser nicht immer einfach zu verstehen, wo man sich gerade befindet. Das hat mich aber nicht wirklich gestoert. Die Szenen aus seinem Leben, von der Zeit in Kuba, in New York, als erfolgreicher Bandleader, als Frauenheld, als Saeufer, als liebender Bruder, als gescheiterter Ehemann ... als das ergibt ein sehr lebendiges und ehrliches Bild.
Fazit: Dies ist ein langsames Buch voller Bilder und Gefuehle. Das wenige, was als Plot vorhanden ist, ist obendrein auch recht vorhersehbar. Wenn man sich darauf einlaesst, dann ist es ein ganz besonderes Leseerlebnis, das dem Leser die Leidenschaft der kubanischen Musik und Kultur sehr gut nahe bringen kann. Da kann ich auch ueber die kleineren Schwaechen des Buches hinweg sehen. Man haette durchaus etwas staerker editieren koennen, um einige der Wiederholungen in den Beschreibungen und die damit verbundenen langatmigen Stellen zu straffen.