Heißes Thema E-Books als illegaler download

  • Zitat

    Original von magali
    Und wie sehen im Vergleich dazu die Posten aus, die beim Erstellen von ebooks anfallen? Nämlich? In welcher Höhe?


    Gewaltig. Vor einiger Zeit (genauer: im 2. Halbjahr 2011) war im "Börsenblatt" ein Artikel zur Preisgestaltung von e-Books. Mit Kalkulation. Dummerweise habe ich den samt Heft nach dem Lesen weggeworfen, weil es mich weniger interessiert hat und (noch?) nicht betrifft. Ich entsinne noch, daß die Gesamtkosten, bezogen auf die gesamte Auflage und die Dauer der Lieferbarkeit bei einem eBook nicht wesentlich geringer sind als bei einer gedruckten Auflage. Es ist nämlich nicht mit der Dateierstellung getan. Kurzform: das Hosten und Bereithalten zum Download für längere Zeit verschlingt Unsummen, jedenfalls mehr als ein Palettenplatz in der Auslieferung.


    Leider habe ich trotz mehrfacher Suche den Artikel nicht auf boersenblatt.net gefunden; vielleicht habe ich auch die falschen Suchbegriffe verwendet.


    Insofern können eBooks nicht viel günstiger als die Printausgaben sein. Im Übrigen sei auf dieses Post von Delphin hingewiesen, in dem der Staat als ein Wucherer im Bezug auf den Preis entlarvt wird (um es mal richtig schon bösartig zu formulieren).


    Wo bleibt der Aufschrei?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von hef


    Stimmt. Dazu gibt es ein Urheberrecht. Sollte man meinen. Dennoch und gerade deswegen fühlen sich manche Leute berufen es mit kriminellen Machenschaften zu umgehen und ihren eigenen Reibach zu machen.


    Natürlich gibt es das Urheberrecht. Ich wollte jetzt mehr auf das "Empfinden" des Lesers verweisen, der den Wert des Buches ja scheinbar auf das Materielle (Papier, Einband etc.) reduziert und dabei vergisst, dass egal ob Ebook oder Print, doch eigentlich die erzählte Geschichte zählt.

  • Ein "richtiges" Buch kostet in der Herstellung gerade mal (Fensterkreuz mal Pi) zehn Prozent des Endpreises, also ein Taschenbuch ungefähr einen Euro, beim Hardcover sind es zwei bis drei Euro - bei Publikumsverlagen, wohl gemerkt, also abhängig von der Auflage. Sehr kleine Auflagen oder On-Demand-Bücher kosten allerdings wesentlich mehr. Dazu kommen noch die Kosten für Lagerhaltung und Logistik, die nicht exemplarbezogen abgerechnet werden; dieser Posten macht je Buch noch zwanzig bis fünfzig Cent aus, oft weniger. Vom Endpreis sind es also um die zwölf Prozent, die man für den "Gegenstand" Buch bezahlt, und in etwa diese Differenz findet sich auch in der eBook-Kalkulation wieder. Den größten Anteil am Erlös erhalten übrigens in aller Regel die Buchhändler, dicht gefolgt von den Verlagen. Autoren bekommen zwischen sechs und zwölf bis fünfzehn Prozent (Megaseller), bei eBooks ist die Autorenmarge in der Regel deutlich höher (25 Prozent und mehr), weil sie am geringeren Aufwand des Verkäufers partizipieren.
    Was man nie vergessen sollte: Wenn man ein Buch kauft - auf welchem Medium auch immer- , erwirbt man hauptsächlich das Recht, dieses Buch zu lesen. Das Buch ist nicht vollständig Eigentum des Besitzers; das gilt bei "physischen" Büchern höchstens für den Materialanteil, also Umschlag und Papier. Dasselbe gilt bei Musik und allen anderen Formen von gewerblicher Kunst: Das Kunstwerk selbst bleibt (urheber)rechtlich im Besitz seines Schöpfers. Man kann mit dem Kunstwerk - also dem Text - nicht einfach machen, worauf man Lust hat.
    Genau dieser Umstand wird von jenen, die meinen, durch Raubkopien entstünde kein direkter Schaden, argumentativ/inhaltlich verdreht. Nicht das gedruckte Buch ist das geschützte Objekt, sondern der darin enthaltene Text. Das gilt für alle Darreichungsformen dieses Textes, also auch für digitale Kopien, die es möglicherweise vor dem Raub überhaupt nicht gab, weil Texte gescannt wurden. Und auch jede Diskussion über die Preispolitik bei eBooks versandet an dieser Stelle, weil der Endpreis ohnehin wenig bis nichts mit dem Wert des physischen Guts zu tun hat. Man bezahlt, wie gesagt, nicht für die zweihundert Gramm Papier, sondern für den Text, mit dem sie bedruckt sind - und auch hier nur für das Recht, ihn zu konsumieren.


    Wer Texte, Musik und Filme klaut, schadet sich letztlich selbst. So, wie kaum jemand arbeiten gehen würde, wenn er dafür kein Geld (mehr) bekäme, dürften auch die Hersteller von Unterhaltung darauf verzichten, diese herzustellen, wenn das Geschäft nichts mehr abwirft. Und es geht hier in erster Linie um ein Geschäft, weniger um eine für alle Welt unverzichtbare Kultur, wie gerne behauptet wird. Das Leben wird nicht besser oder schlechter dadurch, dass man den neuesten Song von Lady Gag oder die x-te Sherlock-Holmes-Verfilmung nicht konsumieren kann. Und es gibt beides nur, weil sich (bisher noch) damit Geld verdienen lässt, aus keinem anderen Grund.

  • Was wie viel und warum kostet, ist in diesem Zusammenhang müßig.


    Wenn eine Putzfrau fristlos entlassen wird, weil sie eine Frikadelle vom Kundenbuffet gegessen, oder eine Kassiererin 0,10 € Pfand einbehalten hat, ist das ein Strafbestand unabhängig vom Warenwert.


    Auch hier sind die Softwarehersteller emsig an der Arbeit illegale downloads, die man nicht verhindern wird, so doch den/die Täter zu kennzeichnen. Und in naher Zukunft kann sich ein Datendieb nicht mehr sicher sein, ob seine illegale software einen "Knopf im Ohr" hat und im Hintergrund schreit...Hilfe, ich bin geklaut worden und befinde mich auf IP XYZ

  • Zitat

    Original von Tom
    Wer Texte, Musik und Filme klaut, schadet sich letztlich selbst. So, wie kaum jemand arbeiten gehen würde, wenn er dafür kein Geld (mehr) bekäme, dürften auch die Hersteller von Unterhaltung darauf verzichten, diese herzustellen, wenn das Geschäft nichts mehr abwirft. Und es geht hier in erster Linie um ein Geschäft, weniger um eine für alle Welt unverzichtbare Kultur, wie gerne behauptet wird. Das Leben wird nicht besser oder schlechter dadurch, dass man den neuesten Song von Lady Gag oder die x-te Sherlock-Holmes-Verfilmung nicht konsumieren kann. Und es gibt beides nur, weil sich (bisher noch) damit Geld verdienen lässt, aus keinem anderen Grund.


    Dem stimme ich bedingt zu.
    Ich bin der Meinung, dass es bei den Konsumenten im Bereich der illegalen Raubkopien eine Unterscheidung zwischen den ernsthaft interessierten Kosumenten und den Gelegenheitskonsumenten gibt. Die Gelegenheitskonsumenten haben sich das Medium kopiert, weil sie es halt bekommen konnten. Hätten sie es nicht kostenlos bekommen können, hätten sie es auch nicht gewollt. Da geht es vielleicht mehr darum, ein "E-Book" zu haben, als es zu lesen. Insofern kann man die Anzahl der Raubkopien nicht mit dem daraus entstandenen Umsatzverlust gleichsetzen. Ein Problem ist es dennoch allemal.


    Es stellt sich vielleicht auch die Frage, wo beim Konsumenten die preisliche Akzeptanzschwelle ist. Also der Preis, zu dem man die vielleicht umständliche und strafbare Raubkopie auch gerne sein lässt (jetzt auf den wirklich am Produkt interessieren Konsumenten bezogen).


    So sehr es sich auch logisch erklären lässt, warum E-Books nur unwesentlich billiger sind und auch sein können, als HC´s oder TB´s, so darf man trotzdem nicht ignorieren, dass die Akzeptanz dafür anscheinend nicht da ist.


    Das Problem ist nur: Was darf´s denn kosten, damit die wirklich Interessierten das Produkt lieber auf ehrlichem Wege kaufen? Mit Sicherheit ist dieser Preis nicht realisierbar, auch deswegen, weil die potentiellen Verluste aus den Raubkopien bereits im Preis kalkuliert sind. Ein Teufelskreis...


    Durch die Großrazzia bei kino.to und vor Allem jetzt bei Megaupload werden die fileshare- hoster jetzt ziemlich vorsichtig und einige haben ihre Pforten dicht gemacht, bzw. wollen es demnächst tun. Vielleicht ist das der richtige Weg, um diejenigen Raubkopierer abzuschrecken, die das machen, weil es bequem ist. Einfach irgendetwas irgendwo herunterzuladen ist so einfach, dass es jeder kann. Gibt es diese Möglichkeiten nicht mehr, wird das Kopieren vielleicht wieder kompliziert genug, dass die Bequemen und ungeübten Benutzer doch lieber wieder kaufen.


    Dann noch das Medium: Ich kenne keine Zahlen, aber ich denke schon, dass bei E-Books der Raubkopie- Anteil deutlich geringer ist, als bei Musik oder Filmen. Denn Letztere lassen sich einfacher und beliebiger konsumieren. Ein Buch liest sich nicht so schnell. Da macht man sich schon eher Gedanken, ob man sich die Zeit für den Konsum auch nehmen will. Und wer wahllos was Kostenloses herunterlädt, kauft vielleicht auch eher irgendwo Mängelexemplare.


    Das mal so als ungeordnetes Gedankenpaket.


    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Zitat

    Original von hef
    Auch hier sind die Softwarehersteller emsig an der Arbeit illegale downloads, die man nicht verhindern wird, so doch den/die Täter zu kennzeichnen. Und in naher Zukunft kann sich ein Datendieb nicht mehr sicher sein, ob seine illegale software einen "Knopf im Ohr" hat und im Hintergrund schreit...Hilfe, ich bin geklaut worden und befinde mich auf IP XYZ


    Man bedenke auch, daß illegale Downloads bereits ein Straftatbestand sind. Soll heißen, wer sich heute sicher fühlt, kann in einem halben Jahr evtl noch für die heute noch nicht ermittelbaren Downloads verurteilt werden. Wie sind da eigentlich die Verjährungsfristen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Es liegt doch in der Natur des Mediums, dass illegal Bücher heruntergeladen werden. Bei einer Technologie, die es mir, laut amazon, erlaubt, innerhalb von Minuten aus einer Million (!) Bücher zu wählen und innerhalb von Minuten in deren Besitz zu kommen, ist die Hemmschwelle, das für Nasse zu tun, entsprechend niedriger.
    Zumal diese Selfpublishing-ebooks, wie Josefa bemerkte, den Markt ruinieren. Den Leuten scheint es ja offensichtlich egal zu sein, was für einen Schrott sie da lesen, hauptsache billig, oder eben besser umsonst.


    Bücher wurden schon immer geklaut, man gucke sich nur die leergeräumten Verlagsregale auf der Buchmesse an, nur musste man sich halt die Mühe machen, einen Buchladen dafür aufzusuchen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Vor allem scheinen viele illegal-Downloader diese Filesharing-Seiten ein bisschen so sehen, wie diese Probierstände im Supermarkt - Kostet nichts, warum also nicht einfach mal reinlesen/hören/schauen?


    Mich interessiert allerdings auch, wie das nun mit den Strafen und so weiter ist. Und wieviele Filehoster jetzt eigentlich einknicken, nachdem Megaupload und kino.to hochgenommen wurden.

  • Zitat

    Kostet nichts, warum also nicht einfach mal reinlesen/hören/schauen?


    Was man bei fast allen Anbietern auch kostenlos und legal tun kann. Zuweilen umfassen beispielsweise die Leseproben bei Amazon mehr als 30 bis 50 Prozent des Buchinhalts.


    Zitat

    Mich interessiert allerdings auch, wie das nun mit den Strafen und so weiter ist.


    Die Strafverfolgung hält sich bei Konsumenten bisher ziemlich zurück; vor allem (gewerbliche) Anbieter werden verfolgt, das ist auch einträglicher, plakativer und als Abschreckungsmaßnahme wirksamer. Hiervon unabhängig gibt es immer das Recht der Urheberrechte-/Verwertungsrechteinhaber, Schadenersatz zu fordern, was regelmäßig auch bei Privatleuten/Konsumenten geschieht. Vor diesem Schritt steht in aller Regel die strafbewehrte Unterlassungserklärung, die bereits mit Gebühren/Anwaltskosten in erheblicher Höhe ausgestattet ist.

  • Okay, ich verstehe eure Argumente, besonders deine, Tom, aber wie soll man bzw. wie sollen andere Autoren mit Leuten umgehen, die zum Kopieren auffordern? Ignorieren und gar nicht erst besprechen, wie hier schon gefordert? Da würde ich sagen, dass das das Problem eher verdrängt denn löst und eine wirklich inhaltliche Auseinadersetzung verhindert.
    Ich meine, etablierte Autoren wie Cory Doctorow oder Paulo Coelho haben doch auch (einen Teil) ihres Erfolges durch die Aufforderung zum (Raub-)Kopieren bekommen. Sind die also - genau wie diese Quandary Novelists - Gift für alle anderen Autoren? Was denkt ihr?

  • Hallo, Romantester.


    Wenn ich irgendwo Raubkopien meiner Bücher entdecke oder darauf hingewiesen werde, informiere ich den Verlag. Der muss schließlich dafür sorgen, dass derlei unterbunden wird. Ist allerdings erst einmal passiert, und die fragliche Site war schon unter Beobachtung durch die Justiz.


    Doctorow und die anderen Exponenten werden immer wieder angeführt, wenn es heißt: Seht doch, so geht es auch. Die Piraten-Partei nennt das "neue Geschäftsmodelle". Ich sehe aber nicht ein, ein "neues Geschäftsmodell" praktizieren zu müssen, nur weil das alte missbraucht wird. Ich würde mein Einzelhandelsgeschäft auch nicht schließen, nur weil da viel geklaut wird. Ich würde dafür sorgen, dass a) die Diebe gestellt und zur Rechenschaft gezogen werden und b) nicht mehr so viel geklaut wird, idealerweise überhaupt nichts mehr. Interessanterweise fordert niemand, dass Klamotten "frei zugänglich" und "gegen freiwillige Spenden" erhältlich sein sollten, nur weil ziemlich viele Leute Ladendiebstahl begehen. Auch Kleidung ist Kultur. Vieles ist Kultur, nicht nur Pop und Belletristik.


    Coelho hat überwiegend ein konservatives Publikum, das sowieso Bücher kauft. Doctorow ist ein Thema für sich. Ich finde das gut, wenn Künstler andere Wege gehen und auch mal was ausprobieren, dieserart sogar Identifikation schaffen, wie etwa Radiohead, die neue Alben regelmäßig zum freien Download anbieten. Aber das beweist nichts. Vor allem aber ist es kein Argument dafür, dass nunmehr alle, die viel, viel Zeit und Arbeit in ihre Unterhaltungsprodukte stecken, ohne Entlohnung bleiben oder dem Gusto freiwilliger Spender ausgeliefert sein sollen. Die es in Einzelfällen geben mag, weil es noch schick und neu und hip, posh, cool oder was auch immer ist, aber schon bald nicht mehr. Unterhaltung ist eine Dienstleistung, die keineswegs konsumentenseitig mit einem Anspruch verbunden wäre; es gibt kein Recht auf Unterhaltung.


    Und nur, weil etwas - zum Beispiel das Raubkopieren - einfach geht, ist das kein Argument dafür, es zu praktizieren - oder eben zu legalisieren. Vieles ginge leicht, ist aber trotzdem aus gutem Grund verboten. Und auch dass die Kids schon mit zehn, zwölf Gewalt und Pornographie konsumieren, mag ein "Faktum" sein (Piraten), aber hinnehmen muss man das deshalb noch lange nicht. Ich werde das jedenfalls nicht tun. Nicht im Fall meines eigenen Kindes und in keinem anderen Fall, der mir begegnet.

  • wenn ein Autor seine Bücher zum Runterladen freigibt, ist das doch alleine seine Angelegenheit. Denn warum muss denn eine Leistung unbedingt mit Geld entlohnt werden.
    Ist es in unsrer durchkommerzialisierten Welt nicht denkbar, dass irgendeiner einfach zum Spaß schreibt, kein Interesse hat, Berufsschriftsteller zu werden und keine Lust hat, sich gleich mit dem Finanzamt abzuplagen, aber trotzdem sein "Werk" veröffentlichen?
    Womöglich gibt es Menschen auf dieser Welt, die schreiben können, sich aber trotzdem nicht in die Mühlen der Verlagsbranche begeben wollen?


    @ Tom: Romanleser vs Romantester, ist das ein Freudscher Versprecher :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von romaneleser
    Ich meine, etablierte Autoren wie Cory Doctorow oder Paulo Coelho haben doch auch (einen Teil) ihres Erfolges durch die Aufforderung zum (Raub-)Kopieren bekommen. Sind die also - genau wie diese Quandary Novelists - Gift für alle anderen Autoren? Was denkt ihr?


    Kurz zu Doctorow: das hat nichts mit Raubkopieren zu tun. Er stellt seine Texte unter eine Creative Commons Lizenz, was das Kopieren erlaubt, und das alles scheint mit den Verlegern seiner gedruckten Bücher abgesprochen. Scheint, in seinem Fall auch durchaus mehr reale Buchverkäufe zu produzieren. Der eine oder andere beginnt die elektronische Kopie zu lesen und wechselt dann doch zur Printausgabe. Das Ganze funktioniert aber wahrscheinlich vor allem deshalb, weil Doctorow bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad hat und er ein Vorreiter dieses Geschäftsmodells ist. Der x-te Nachahmer und weniger begnadete Autoren werden mit diesem Modell wahrscheinlich weniger erfolgreich sein.


    Doctorow und Raubkopieren. Also wirklich...

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    hef hat sich ja gerade darüber beschwert, dass das manche machen :kiss


    sorry, kann deine Aussage mit meiner nicht in Einklang bringen. Ich habe mich nicht beschwert. Ich habe kontastiert.
    Dass der ebook Markt seine eigenen Regeln hat, können wir getrost als gegeben sehen. Schwund wird es für Autoren und Verlage in der Branche geben. Darüber sind sich alle klar. Nur ist der Markt so neu, wir hinken fünf Jahre hinter den USA her, dass Erfahrungen gesammelt werden müssen und die Fehler, die der US-Markt inzwischen durch besser geschützte software und strengere Gesetze in den Griff zu bekommen scheint, auch bei uns zur Anwendung kommen.


    Ob oder wie Autoren ihre Werke kostenlos auf dem Markt anbieten, ist ihr Problem. Ich tu es nicht und werde gegen jeden vorgehen, der meine Werke als Raubcopy auf den Markt bringt. Einen haben wir schon am Wickel, der Die "Büßer" in Spanien anbietet. Dabei gibt es den Roman verlagsseitig nicht als ebook.
    Da muss sich jemand verdammt viel Arbeit gemacht haben, um das Ding von 600 Seiten einzuscannen. Totaler Schwachsinn, was kriminelle Energie für Wege geht.

  • Hallo, hef.


    Zitat

    Nur ist der Markt so neu, wir hinken fünf Jahre hinter den USA her


    <arrggh> :bonk


    Nein, tun wir nicht. Ein Hinterherhinken bei Technologien gibt es ohnehin nicht mehr, schon seit fast drei Jahrzehnten; die Technikaffinität ist in Europa möglicherweise sogar noch höher als "drüben". Also gäbe es höchstens ein kulturelles Hinterherhinken, aber der Buchmarkt in den U.S. of A. ist ein gänzlich anderer als der hierzulande. Und so neu ist der Markt auch nicht mehr. Das eBook ist übrigens in Deutschland erdacht worden, 1993 von der Uni Karlsruhe und IBM. (BTW: Das MP3-Format ist 1982 am Fraunhofer-Institut in Erlangen entwickelt worden. Dies nur am Rande.)

  • Hallo Ihr alle,


    ich habe den ganzen Thread mal verfolgt und muss einfach mal meine Meinung dazu abgeben.
    Es ist doch so: Ein Kreativer (Autor, Musiker, Maler, Programmierer, egal was) schafft ein Werk. Er tut es eigentlich, weil er kreativ ist, also nicht in erster Linie um des Profit willens. Er möchte, dass sein Werk "konsumiert" wird, weil er etwas Mitteilen möchte. Seine Gedanken, Gefühle, sein Innerstes! Seine Ideen, seine "Baby's".
    Ich bin Programmierer, auch wenn Ihr jetzt die Nase rümpft, auch ich bin ein Kreativer. Ich schaffe ein Stück Software, welches z.B. Euch ermöglicht, hier überhaupt zu posten. (Nein, so etwas schreibe ich nicht, ich bin für die "bösen" Banken tätig, damit sie Euer Geld noch besser "vergeuden" können!).
    Leider ist es für mich nicht möglich, meinen Code zu schützen, da der Softwareanbieter das nicht so vorgesehen hat. Ich bin also völlig ungeschützt, aber ich bin kreativ, d.h. ICH bin das, was der Kunde (Konsument) eigentlich braucht, denn ohne meine Kenntnisse ist auch mein Programm nicht effektiv nutzbar. Er braucht viel mehr Zeit zu verstehen, was ich aufgebaut habe, als dass es sich für ihn lohnt es einfach zu kopieren ohne mich zu konsultieren. Eine einfache Kopie würde da nur noch mehr Kosten verursachen.


    Ein Buch, Musikstück oder Film ist da etwas anderes. Es ist auch "konsumierbar" wenn ich keine Verbindung zum eigentlichen Author habe.
    Aber, wenn ich nicht bereit bin, dem Schaffenden sein Werk entsprechend zu vergüten, wird er keine weiteren Werke für mich schaffen. Meine Bindung zum Urheber (Author) ist also das Bindeglied, welches neue Werke entstehen lässt.
    Andererseits ist es aber notwendig, dass der "Konsument" auch versteht, warum er den Produzenten vergüten soll. Wenn jede kleine Anpassung meiner Programme beim Kunden jeweils noch mal den Gesamtpreis kostet, wird er es sich wohl 3 mal überlegen, ob er die Software nutzt.


    Ich liebe Bücher, also kaufe ich sie um sie zu lesen und mich an ihrer Gestaltung (illustration, Einband) zu freuen.
    Ich erwerbe mit dem Kauf eines Buches, das Recht, es zu "konsumieren", d.h. es zu lesen. Ich finde, da besteht das Recht es in "J E D E R" Form zu lesen, egal ob als ebook, TB oder HC.


    Bücher werden heutzutage digital zum Print vorbereitet. Die Printvorlagen liegen also schon als Datei vor, ohne dass ein nochmaliger Korrekturvorgang notwendig ist, da die Druckerei keine analogen Vorlagen mehr bearbeiten kann.
    D.h. für ein ebook sind alle relevanten Informationen v o r dem Druck bereits vorhanden! Es gibt genügend wirklich gute Software, welche ein super epub daraus erstellen kann.


    Für die Logistik des ebooks haben die Verlage und ihre angeschlossenen Destributoren bereits die entsprechende Infrastruktur eingerichtet. Diese Kosten (Backup, Hosting) sind also vernachlässigbar.


    Ein ebook müsste also von der Kostenstruktur den Preis eines TB abzüglich der Materialkosten, Lagerhaltung und Logistik, sagen wir mal 15-20% als ehrlicher Preis ausgeschrieben werden.


    Dem ist leider nicht so. Vor allem in D, wegen der "Buchpreisbindung", wird für ein ebook i.d.R. der Preis eines HC veranschlagt.


    Ich, als Konsument, würde folgendes Preismodell verstehen und akzeptieren:
    1. gekauftes HC, kostenloses ebook zum download
    2. gekauftes TB, ebook mit 20% Rabatt
    3. nur ebook, TB Preis - 10%
    Dabei ist er Vergütungssatz je verkauftem Exemplar an den Author immer gleich, egal, welcher Distributionskanal genutzt wird!


    Ich denke mal, 90% der (illegalen) Downloader würden das akzeptieren und ein entsprechendes ebook kaufen.


    Ein perverses Beispiel dazu: Ein Film auf dem "Grabbeltisch" kostet 5,99 EUR der entsprechende Soundtrack dazu kostet 15,99 EUR!!!! Da stimmt doch irgendwas nicht, oder?


    Ich habe über 7.000 Bücher gekauft.
    Ich habe mir ein iPad zugelegt. Warum soll ich alle meine gekauften Bücher noch mal zum selben Preis kaufen, um diese auf meinem Reader lesen zu können????


    Es wäre ein guter Service, z.B. gekaufte Bücher zu einem angemessenen Beitrag (z.B. 0,29 EUR), zm Download bereitzustellen.


    Da das leider nicht möglich ist, werde ich wohl doch lieber einen "illegalen" Service nutzen, um meine Lieblingsbücher immer bei mir zu haben.
    (Übrigens ist der Download nicht strafbar, nur der Upload!!!)


    Auch wenn Ihr mich jetzt steinigt, dass ist nun mal meine Meinung!


    Gruß


    G.Heim

    wer meinen Avatar nicht kennt: BOFH ;-)


    "A good book is a great companion."
    (Ein gutes Buch ist ein großartiger Gefährte.)

  • Zitat

    Ein ebook müsste also von der Kostenstruktur den Preis eines TB abzüglich der Materialkosten, Lagerhaltung und Logistik, sagen wir mal 15-20% als ehrlicher Preis ausgeschrieben werden.


    Kein Preis auf dieser Welt ist "ehrlich". Selbst wenn man im - sofern noch existierenden - Winterschlussverkauf Klamotten für 30 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises erwirbt, verdient der Laden noch immer daran. Man bezahlt niemals (nur) den "Wert" einer Ware, der sich aus Herstellungs-, Lagerhaltungs-, sonstwelchen Kosten errechnet. Manchmal zahlt man ein Vielfaches, etwa, wenn man "Tafelwasser" aus dem Hause Coca Cola kauft, namentlich "Bonaqa": Das ist schlicht Leitungswasser, gefiltert, mit ein paar Milligramm Mineralien je Liter und Kohlensäure versetzt. Das Massen-Lebensmittel mit der höchsten Gewinnspanne in Deutschland. Die Verpackung ist deutlich mehr wert, was übrigens für viele Produkte gilt - nur konsumiert niemand die Verpackung. Seltsam.


    Meinst Du tatsächlich 15 bis 20 Prozent des Preises für die Printausgaben? Jahu! Ich hab's weiter oben vorgerechnet; die Herstellung und Auslieferung eines gedruckten Buches kostet ungefähr 12 Prozent seines Endpreises. Damit zahlt man 88 Prozent für nichts - nach Deiner Rechnung. Blödsinn!


    Die Forderung nach "Bundles" ist nicht neu; zweitausendeins macht das inzwischen bei den Hausverlagen Haffmans und Roger & Bernhard, aber die anderen Verlage werden vorerst nicht nachziehen, weil Bücher am Massenmarkt Einmalprodukte sind: Die meisten Konsumenten lesen die meisten Bücher eben nur ein einziges Mal. Deshalb käme ein reduzierter oder kostenloser Downloadgutschein einem zweiten Exemplar gleich, also einem, das man "neuwertig" weitergeben könnte. Leute wie Du (auch ich würde beides kaufen, wenn es das im Bundle verbilligt gäbe) sind die Ausnahme. Außerdem lassen die Bestandsverträge mit den Autoren derlei nicht zu. Es ist für die Verlage ja schon schwer genug, nachträglich die Digitalrechte für Backlisttitel einzusammeln.


    Man zahlt beim Kinobesuch auch nur für das Recht, einen Film einmal anzusehen. Niemand kommt auf die Idee, an der Kinokasse Gutscheine für DVDs oder Downloads des soeben vorgeführten Films zu verteilen. Und die eBook-Preise sind in Ordnung. Sie liegen ungefähr 10 Prozent unter den Printpreisen, und damit reflektieren sie ziemlich exakt die Kostensituation. Alles andere sind Margen für Handel, Verlage und Autoren.

  • Zitat

    Original von gheim
    ich habe den ganzen Thread mal verfolgt und muss einfach mal meine Meinung dazu abgeben.
    Es ist doch so: Ein Kreativer (Autor, Musiker, Maler, Programmierer, egal was) schafft ein Werk. Er tut es eigentlich, weil er kreativ ist, also nicht in erster Linie um des Profit willens. Er möchte, dass sein Werk "konsumiert" wird, weil er etwas Mitteilen möchte. Seine Gedanken, Gefühle, sein Innerstes! Seine Ideen, seine "Baby's".


    Äh. Nein.
    Warum Menschen Autoren, Musiker oder Programmierer werden, ist individuell verschieden.
    Mein Innerstes mitteilen möchte in überhaupt nicht, danke, nein, mein Innerstes wird nicht mitgeteiltund meine Gefühle nur gezielt bestimmten Menschen gegenüber. Ich möchte mir Geschichten ausdenken und diese erzählen, weil das das einzige ist, was ich ganz gerne tu (meistens) und offenbar gut genug kann, um dafür Geld zu verlangen.
    Ich möchte mein Haus abbezahlen, meinem Hund Rindersteaks kaufen und meine Babys zum Tennis und zum Reiten schicken. :grin


    Zitat

    Original von gheim


    Aber, wenn ich nicht bereit bin, dem Schaffenden sein Werk entsprechend zu vergüten, wird er keine weiteren Werke für mich schaffen.


    Nein. Er wird auf Dauer arbeitslos. Verliert sein Haus, die Liebe seines Hundes, die Achtung seiner Brut.
    Schon tragisch.


    Zitat

    Original von gheim


    Ich erwerbe mit dem Kauf eines Buches, das Recht, es zu "konsumieren", d.h. es zu lesen. Ich finde, da besteht das Recht es in "J E D E R" Form zu lesen, egal ob als ebook, TB oder HC.


    Wenn ich einen Opel Astra in Blau kaufe, bekomme ich einen Opel Astra in Blau. Wenn ich zusätzlich nun noch Lust auf einen Opel Astra in Rot habe, zeigt Opel mir einen Vogel, wenn ich dein Argument vorbringe.


    Ein e-Book wird anders hergestellt, anders "gelagert" und anders verkauft als ein Buch. Andere Stellen verursachen Kosten und müssen bezahlt werden. Wenn ein Verlag nun sagt, wir geben zu jedem Buch ein eBook heraus, dann muss er die Kosten für das eBook auf das Buch draufschlagen. D.h. jedes Buch wird teurer, auch für die Leute, die gar kein Interesse am eBook haben.


    Zitat

    Original von gheim
    Bücher werden heutzutage digital zum Print vorbereitet. Die Printvorlagen liegen also schon als Datei vor, ohne dass ein nochmaliger Korrekturvorgang notwendig ist, da die Druckerei keine analogen Vorlagen mehr bearbeiten kann.


    Das stimmt nicht. Sie müssen u.a. umformatiert und in jedem Format nochmals Korrektur gelesen werden, sonst kommt es zu Problemen, die hier schon mal besprochen wurden: Falsch gesetzte Leerzeichen oder-Zeilen, mieses Layout, falsche Trennungsstriche, keine Möglichkeit, die Schriftgröße zu verstellen ...


    Zitat

    Original von gheim


    Ein ebook müsste also von der Kostenstruktur den Preis eines TB abzüglich der Materialkosten, Lagerhaltung und Logistik, sagen wir mal 15-20% als ehrlicher Preis ausgeschrieben werden.


    Dem ist leider nicht so. Vor allem in D, wegen der "Buchpreisbindung", wird für ein ebook i.d.R. der Preis eines HC veranschlagt.


    Du vergisst, dass das Autorenhonorar bei eBooks ein anderes ist, da kommen also 10-15% wieder drauf.
    Dann wären wir bei 10%, die das eBook günstiger sein sollte. Das ist soweit ich das überschauen kann fast immer gegeben. Ausnahmen gibt es, es gibt aber auch Verlage, die ihre eBooks *deutlich* preiswerter anbieten, womit sich das wieder relativiert.


    Ich mach mich mal Grün, das Zitieren ist so aufwändig.



    Ich, als Konsument, würde folgendes Preismodell verstehen und akzeptieren:
    1. gekauftes HC, kostenloses ebook zum download
    2. gekauftes TB, ebook mit 20% Rabatt
    3. nur ebook, TB Preis - 10%


    Bisschen aufwändig, meinst du nicht? Und wie verhindert man Missbrauch?


    Dabei ist er Vergütungssatz je verkauftem Exemplar an den Author immer gleich, egal, welcher Distributionskanal genutzt wird!


    Wie nett ...


    Ich denke mal, 90% der (illegalen) Downloader würden das akzeptieren und ein entsprechendes ebook kaufen.


    Nee. Solange sie was umsonst finden, klauen sie. Vom Grabbeltisch mit den Mängelexemplaren für 1-2 € wird im Buchhandel übrigens am häufigsten geklaut.


    Ein perverses Beispiel dazu: Ein Film auf dem "Grabbeltisch" kostet 5,99 EUR der entsprechende Soundtrack dazu kostet 15,99 EUR!!!! Da stimmt doch irgendwas nicht, oder?


    Was hat die Firma, die den Film produziert, mit der zu tun, die den Soundtrack macht. Sie sind meist nur Kollegen, manchmal Schwesternunternehmen.


    Ich habe über 7.000 Bücher gekauft.
    Ich habe mir ein iPad zugelegt. Warum soll ich alle meine gekauften Bücher noch mal zum selben Preis kaufen, um diese auf meinem Reader lesen zu können????


    Warum willst du ein Buch, das du als Buch hast, augenreizend auf einem iPod lesen?