Carl Weissner - Manhattan Muffdiver

  • Titel: Manhattan Muffdiver
    Autor: Carl Weissner
    Verlag: Milena Verlag
    Erschienen: Februar 2010
    Seitenzahl: 162
    ISBN-10: 3852861896
    ISBN-13: 978-3852861890
    Preis: 17.90 EUR


    Carl Weissner ist – oder leider muss man sagen war – nicht irgendwer. Er war nicht nur der Übersetzer der Texte von Charles Bukowski, er hat auch alle Liedtexte von Bob Dylan und Frank Zappa übersetzt. Weissner der 1940 geboren wurde, starb am 24. Januar 2012 in Mannheim. Natürlich dürfen auch Weissners Übersetzungen der Texte von William Burroughs nicht vergessen werden.


    Ist dieses Buch jetzt ein „Email-Roman“ oder ist es einfach nur ein Tagebuch? Offen gesagt: Keine Ahnung. In jedem Falle aber ist es ein „durchgeknallt geiles Buch“.


    Carl Weissner hat sich während eines zweimonatigen Aufenthalts in New York täglich in irgendeinen McDonald gesetzt und dort den halbstündigen freien Zugang ins Internet (den man übrigens nur bekommt wenn man eine Portion Chicken McNuggets verzehrt) für sich ausgenutzt. Täglich schickte er eine Mail ab. Und irgendwie lasen sich diese Mails wie ein Fortsetzungsroman.


    Er schrieb über chinesische Models, über usbekische Killer, Food Porn, Totenkulte, Verbrecher im Weißen Haus, Janis Joplin, Heroindealer, Sean Penn und natürlich über Charles Bukowski. Carl Weissner, der übrigens in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Underground-Zeitschrift herausgab, hat diesem Metier offensichtlich nie abgeschworen – manche seiner Texte lesen sich wie typische Undergroundtexte. Dabei ist er schon mal sehr polemisch, intolerant, herrlich ungerecht und verteilt so manch ordentlich klatschende Ohrfeige.


    Wenn ich mich recht entsinne, dann hat der ORF diese Texte als „genialen Scheiß“ bezeichnet, eine Titulierung die durchaus zutreffend ist. Weissners Texte sind durchgeknallt, aber aufgrund ihres sehr hohen Wahrheits- und Authentizitätsgehaltes ein wahres Lesevergnügen. Weissner ist nicht witzig – er ist direkt, macht vor nichts und niemand halt, er ist ätzend und bis zur Penetranz ehrlich. Mit wenigen, aber sehr treffend Worten beschreibt er immer wieder die aussichtlose soziale Lage vieler Menschen. Auch hier ist er ein unbestechlicher Zeitzeuge.


    Es sind Texte die sich nicht einem bestimmten Zeitgeist unterordnen. Sie atmen die Underground-Luft der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, sie atmen aber auch die gegenwärtige Luft.


    Es ist ausgesprochen traurig und schade, dass Carl Weissner nun auf Dauer am Schreiben gehindert wird.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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