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regulär erscheint das Buch am 16.02.2012
Kurzbeschreibung
THANKS FOR THE HUNT Du bist fündig geworden. Rätselaufgaben, deren Lösung Koordinaten sind. In Plastikbehälter verpackte Leichenteile. Zeugen, die nach der Befragung sterben. Es ist eine blutige Version des Geocaching, eine grausige Jagd, auf die sich die Salzburger Ermittlerin Beatrice Kaspary einlassen muss. Der Fall scheint unlösbar. Und plötzlich wird sie selbst zur Beute ...
Über den Autor
Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universitäten und landete schließlich als Redakteurin bei einem medizinischen Fachverlag. Nach dem fulminanten Erfolg ihres Jugendromans "Erebos" widmet sie sich nun hauptsächlich dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.
Meine Meinung,
Eigentlich hat dieses Buch alles, um mich auf die Palme zu bringen. Ich lese Krimis kritisch, ärgere mich über Recherchefehler und habe wenig Spaß daran eine total abgehobene Handlung zu lesen.
So hätte es mir eigentlich jede Lesefreude nehmen müssen, daß in diesem Buch mit den heutigen technischen Möglichkeiten der Täter sehr viel schneller hätte gefaßt werden können und es somit gar nicht zu einer solchen Geschichte gekommen wäre. In den Danksagungen bedankt sich die Autorin bei einem österreichischen Polizisten für die Recherchearbeit, ich bedanke mich dafür, daß er über das, was mit der Telekommunikationstechnik mittlerweile so alles möglich ist, bewußt (das unterstelle ich ihm jetzt einfach mal) den Mund gehalten hat und Frau Poznanski somit eine gelungene Geschichte schreiben konnte, an deren kleinem technischen Mangel ich als jemandem, der weiß, welche Möglichkeiten es gibt, sich zwar stört. Der normale Leser wird aber dennoch sicherlich viel Spaß an dem Buch haben.
Allerdings war das nicht das einzige Manko, das mir eigentlich bei Krimis sauer aufstößt, auch gab es einen etwas blödsinnigen Alleingang der (natürlich) überlasteten Protagonistin und einen Täter, der am Ende alles unbedingt genauestens erklären muß, genau sowas mag ich eigentlich nämlich auch überhaupt nicht und kürzlich erst habe ich in einer Rezension geschrieben, wem es nicht gelingt, die Täterschaft über das ganze Buch hinweg plausible erscheinen zu lassen, der läßt den Täter am Ende seine Taten selbst erklären. Doch genau das trifft hier eben nicht zu, der Leser fahndet mit, kombiniert und hat eben die Möglich den Täter aufzuspüren und vorallem seine Beweggründe auch vorher schon selbst zu erahnen. Sein Eingeständnis am Ende, dient also weniger der Erhellung, als mehr der Bestätigung der schon selbst gezogenen Schlüsse und das hat mir hier außerordentlich gut gefallen. Denn ich, die ich sonst immer sehr rasch weiß, wer hier wen um die Ecke gebracht hat, habe es tatsächlich nur wenige Seiten vor der Ermittlerin geschnallt und zwar nicht, weil es zu wenige Hinweise gegeben hätte, sondern weil sie wirklich geschickt im Text verwoben und nicht zu offensichtlich waren. Chapeau, das gelingt wirklich nur wenigen.
Auch der Alleingang der Ermittlerin war entschuldbar, denn sie geht nicht, wie in den schauderlichen anderen Machwerken allein und ohne Waffe mit dem Täter in den Wald, sondern sie führt alleine eine Routineüberprüfung durch und diese läuft halt (ohne zu viel zu verraten) ein wenig aus dem Ruder, durchaus nachvollziehbar, realistisch und somit auch für mich Meckerziege kein Störfaktor.
Was mich allerdings gestört hat, war der Umstand, daß für mich erst auf Seite 49 klar wurde, daß wir uns in Österreich befinden. Erst dort meldet sich die Protagonistin am Telefon mit den Worten "Landeskriminalamt Salzburg". Da hätte ich mir bereits vorher einen Hinweis gewünscht, denn ich hab bereits auf den ersten Seiten Zeter und Mordio geschrien, weil in Deutschland für solche Fälle eben eher nicht die Landeskriminalämter zuständig sind, sondern die örtlichen Kriminalkommissariate und Mordkommissionen. Außerdem hat sich auf Seite 11 ein Fehler eingeschlichen, da wird die Protagonistin nämlich als Beamtin des Bundeskriminalamtes vorgestellt, während im Rest des Buches immer das LKA als ihre Dienststelle benannt wird. Wer Ermittlungsarbeit in Österreich durchführt, weiß ich nicht, somit konnte ich mich, nachdem mir dann klar war, daß wir uns nicht in Deutschland befanden auch mit diesem minimalen Makel abfinden.
Aber kommen wir zur Geschichte, die ist nämlich tatsächlich, grandios und das kann ich sagen, obwohl meine Erwartungen nach dem fantastischen Erebos wirklich enorm groß waren. Sie wurden übertroffen.
Frau Poznanski hat einen zeitgemäßen Thriller geschrieben, der den Leser in die Handlung saugt, der spannend ist ohne zu abgedreht zu sein, der realistisch ist und dessen ganz großes Plus die unheimlich gelungene Charakterzeichnung der Figuren darstellt. Man kommt den Figuren nahe, man versteht sie, man kann mit ihnen mitfühlen in jeder Situation und sie handeln durch das ganze Buch hinweg stringent zu ihren charakterlichen Merkmalen passend. Das ist etwas, was es gerade im Krimigenre leider nur äußerst selten gibt und somit ein ebenfalls großes Lob verdient.
Außerdem fühlte ich mich, als Mitglied der Geocachergemeinde natürlich von der Geschichte noch mehr angesprochen, aber auch für Menschen ohne Cacher-Erfahrung werden alle Schritte erklärt und erläutert, jedem wird das Geocaching nahegebracht und verständlich gemacht und hier wären wir dann wieder bei einem kleinen Kritikpunkt, für ein Buch der Erwachsenenliteratur erklärt sie mir ein bißchen zu viel. Bei sehr vielen Schritten der Ermittler, wird nicht nur gesagt, XY macht jetzt dieses oder jenes, sondern auch noch warum er das tut und mit welcher Zielrichtung, das hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein sollen.
Trotzdem dieses Buch ist unheimlich gelungen, spannend, passend, interessant und einfach nur gut.
Trotzdem kann ich mir für all meine Kritik einen kleinen Punkteabzug nicht verkneifen, ich hoffe dann auf einen weiteren Fall für Frau Kaspary und ihren schmucken Kollegen, in dem es dann auch für mich Meckerliese weniger zu nörgeln gibt.
Aber für weniger mäkelige Leser ist dieses Buch einfach nur ein Knaller!
Ach so, fast vergessen: Es handelt sich hier definitiv um Erwachsenenliteratur. Aufgrund der Brutalität der Morde würde ich dringend davon abraten, das Buch begeisterten Jugendlichen Lesern von Erebos zum Lesen zu geben. Aber das muß natürlich jeder selbst entscheiden.