Der Autor: Don Winslow war Detektiv, Safariguide und Schmuggler überall auf der Welt bevor er sich dem Schreiben von Kriminalromanen widmete und sich schnell in die vordersten Ränge der Kriminalliteratur schrieb.
Das Buch: Ben und Chon haben sich ein gutgehendes und ausgesprochen lukratives Dopegeschäft aufgebaut. Alles läuft scheinbar wie von selbst, und die beiden genießen mit ihrer Freundin Ophelia – genannt „O“ – das Leben…
… und hin und wieder genießen sie auch Ophelia….
Alles cool, alles locker!
Bis der gierige Blick eines mexikanischen Drogenkartells auf ihr Geschäft fällt. Man macht den beiden ein Angebot: Alles läuft weiter, nur die Kohle geht nach Mexiko, minus einem kleinen finanziellen Obelix für die Mühe….
Die beiden Freunde entscheiden sich gegen dieses Angebot, woraufhin das Kartell kurzerhand Ophelia kidnappt und das in ihren Augen großzügige Angebot wiederholt.
Meine Rezension: Ok, zuerst die schlechte Nachricht: Wer schon einige Winslows hinter sich hat und nun etwas Adäquates erwartet wird sicherlich enttäuscht werden. Es ist sicherlich naiv ein weiteres Meisterwerk vom Range eines „Tage der Toten“ zu erwarten – dieses Buch als Vergleich heranzuziehen kann nur enttäuschen, was ein Vergleichsbuch betrifft – aber auch wer die Boone-Daniels-Romane oder Frankie Machine mit dem vorliegenden Werk vergleicht wird sicherlich in seiner Erwartung enttäuscht. Die moralische Tiefe und das, was man allgemein als „Anspruch“ bezeichnen könnte sucht man hier vergebens!
Die gute Nachricht ist für mich die folgende: Don Winslow legt hier einen echten Reißer vor, hart, schnell und ohne Gnade für den Leser, der bereit ist ihm zu folgen. Hier werden keine Gefangenen gemacht oder Rücksicht genommen auf etwaige zarte Gemüter, hier wird das Gaspedal durchgetreten und erst das Zuklappen des Buches betätigt die Bremse, wobei man durch die Trägheitsgesetze noch ein ganzes Stück weitergeschleudert wird.
„Bobby Z“, ein früheres Werk Winslows, wurde damals mit dem Werk Elmore Leonards verglichen – nun, es war ein trauriger und blasser Abklatsch der späten Leonard-Romane, der plumpe und uninspirierte Versuch einen lockeren und originellen Thriller zu verfassen.
Glücklicherweise hat Winslow dieses noch einmal versucht, und er überzeigt auf der ganzen Linie, ohne dabei allerdings einfach nur eine Actionscene an die nächste zu reichen.
„Zeit des Zorns“ besticht durch eine rasante Erzählweise, coolen Charakteren und einer gradlinigen Story, deren interessanter Teil die kleinen „Nebensachen“ sind.
Ein guter Fetzer für zwischendurch also, aber mir persönlich reicht ein Buch dieser Art von Winslow – den er kann definitiv mehr!