Vertrau mir nicht - Brooke Morgan

  • Originaltitel: Trapped (2010)
    Wunderlich Verlag 2012, 377 S.


    Über den Inhalt:
    Du willst neu anfangen, in einem einsamen Cottage am Meer. Aber dann bricht jemand in dein Haus ein. Jemand schickt anonyme Briefe. Ruft ständig an und legt wieder auf. Jemand, der genau weiß, was du damals getan hast …


    Über die Autorin:
    Brooke Morgan wurde in den USA geboren und lebt heute mit ihrem Mann und fünf Kindern in London. "Befleckt", ihr erster Roman, ist von der Presse hoch gelobt worden. Mit „Vertrau mir nicht“ legt sie jetzt einen ebenso starken zweiten Psychothriller in der Tradition von Joy Fielding vor.


    Meine Meinung:
    Es beginnt mit einem Blind Date, bei dem Ellie sich mit Daniel, den sie über ein Internet Forum kennengelernt hat, zum Abendessen trifft. Bevor sich daraus mehr entwickeln kann, muss Daniel beruflich nach London ziehen und Ellie setzt ihr Vorhaben in die Tat um, nach ihrer Scheidung zusammen mit ihrem 15-jährigen Sohn Tim in dem kleinen Ort Bourne ein neues Leben anzufangen. Sie freundet sich mit ihrer Nachbarin Louisa an und beginnt sich einzuleben. Nach anfänglichem Protest findet auch Tim Gefallen am neuen Zuhause und in Louisas erwachsenem Sohn Joe einen Freund. Doch dann geschehen seltsame Dinge, die Ellie an den Tag in ihrer Vergangenheit erinnern, den sie am liebsten aus ihrem Leben streichen möchte. Irgendjemand hat ihr gut gehütetes Geheimnis entdeckt und quält sie damit. Ihre Angst vor der unbekannten Bedrohung sorgt zudem für einige Missverständnisse und bringt ihre gerade errichtete neue Welt zum Einstürzen.

    Am einfachen Schreibstil habe ich nichts auszusetzen, daran liegt es nicht, dass mir das Buch so wenig gefallen hat. Eher daran, dass mich die Geschichte nicht gepackt hat. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Monaten, in denen die Protagonisten sich von A nach B und wieder zurück bewegen. Wenn etwas passiert, dann ist es eine Aneinanderreihung von Zufällen, das wirkt wie eine Abarbeitung von auf Notizzetteln notierten Szenen, die mehr schlecht als recht miteinander verknüpft wurden. Ich will dem Buch die Spannung nicht total absprechen, aber es ist einfach nicht genug Substanz da, um über 377 Seiten unterhaltsam zu sein. Die Auflösung war dann so wie das ganze Buch – einfach nur seltsam. Der Epilog ist das Einzige, was mir inhaltlich an dem Buch gefallen hat. Damit hat die Autorin mich wirklich positiv überrascht.

    Die wenigen Charaktere werden durch die Geschichte dirigiert, alles wirkt aufgesetzt und oftmals nicht nachvollziehbar. Die Perspektivwechsel lassen die Personen nicht wirklich lebendig werden. Ellie muss ein paar Panikattacken durchstehen, aber ansonsten passiert lange Zeit wenig, was Spannung in die Handlung hätte bringen können. Ich las zwar über die zunehmende Bedrohung ihr gegenüber, aber der Autorin gelingt es nicht, eine Stimmung zu erzeugen, in der sie greifbar werden konnte. Der Funke sprang einfach nicht über. Die Auflösung war auch nur deshalb eine Überraschung, weil das gesamte Buch über nicht zu erkennen war, wo das Motiv des Täters liegt und am Ende hat es mich auch nicht überzeugt.


    Von mir gibt es für dieses Buch keine Leseempfehlung. Einem Vergleich mit Joy Fielding hält die Autorin aus meiner Sicht nicht Stand.

  • Ellie versucht einen Neuanfang auf Cape Cod. Ihr Mann Charlie, den sie sehr früh und nach kurzer Bekanntschaft geheiratet hat, betrügt sie mit einer steinreichen High Society Schönheit. Eine schnelle Scheidung, und schon ist sie mit ihrem Sohn auf dem Weg nach Cape Cod, wo sie als Jugendliche mal einen traumhaften Urlaub erlebt hat. Glücklicherweise bekommt sie genau dort ein Cottage, wo auch sie zwei traumhafte Wochen erlebt hat, mit Blick auf ein ungewöhnliches Haus, dem Hexenhaus, welches aussieht, als hätte es einen Hexenhut auf. Dieses Haus ist leider auch so ziemlich das Einzige, was ihrem Sohn gefällt, ansonsten ist er gar nicht glücklich, aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen zu werden. Mit Louisa, der Bewohnerin des Hauses, freunden beide sich sehr schnell an, für beide wird sie bald zur besten Freundin und unersetzlich. Ihrem Sohn Joe fällt es schon schwerer, unverfänglich mit den neuen Nachbarn umzugehen, immerhin wohnen sie in dem Häuschen, in dem er mal mit seiner verstorbenen Frau sehr glücklich war. Zumindest mit Tim befreundet er sich und greift ihm verstärkend unter die Arme.


    Kurz vor ihrem Umzug trifft Ellie noch bei einem Blind Date den Arzt Daniel, den sie zwar nett, aber nicht als zukünftigen Mann in ihrem Leben sehen würde. Außerdem steht auch er kurz vor dem Aufbruch nach London, wo er erst einmal für zwei Jahre eine Stelle antritt. Aus welchen Gründen beide noch so kurz vor dem Auszug aus Boston sich noch für ein Blind Date verabreden, bleibt der Autorin überlassen, realistisch ist es irgendwie nicht. Beim Abschied tauschen sie noch ihre Addys aus, wobei Ellie der Freundschaft keine große Chance gibt. Sehr zu ihrem Erstaunen erhält sie schon bald nach ihrem Umzug eine E-Mail von Daniel und es entwickelt sich ein reger Gedankenaustausch zwischen den beiden. Immer wichtiger wird Daniel für sie, seine Aufmunterungen geben ihr Kraft, die beunruhigenden Ereignisse zu überstehen, die sie auf einmal überrollen. In ihr Haus wird eingebrochen, ihr Strand wird mit Müll übersät und Gegenstände tauchen auf, die sie an ein schreckliches Ereignis in ihrer Vergangenheit erinnern, was sie lange verdrängt hat.


    Brooke Morgan hat wieder einmal einen sehr ruhigen, leisen und einfühlsamen Thriller geschrieben. Die Charaktere wirken authentisch, besonders Tim, der Schwierigkeiten mit den Erwachsenen hat. Niemand fragt ihn, ständig wird er vor vollendete Tatsachen gestellt. Für einen Jugendlichen, der schon fast erwachsen ist, eine schwierige Situation. Ellie ist da aber auch wieder viel zu überbehütend, sie weiß zwar, dass er erwachsen wird, aber andererseits ist er für sie immer noch der kleine Junge, der geführt werden muss. Auch mit ihrer Beziehung zu Daniel, die lediglich in Emails besteht, wirkt sie sehr unbedarft, Hals über Kopf schlittert sie in etwas, was sie später nicht mehr wirklich kontrollieren kann. Kennt man sein Gegenüber wirklich? Reichen ein paar Gedankenaustausche für eine wirkliche Beziehung? Genauso gut kann man aber auch noch völlig unbekannte Seiten an jemanden feststellen, den man schon ewig lange kennt. Wieder einmal zeigt sich, dass ein gesundes Bauchgefühl sehr viel wert sein kann, genauso, wie über unangenehme Dinge zu reden. Die Autorin versteht es sehr geschickt, Andeutungen zu streuen und es völlig offen zu lassen, wer es denn nun auf Ellie abgesehen hat.


    Fazit


    Brooke Morgan beweist einfühlsam, wie wichtig es ist, auch über unangenehme Ereignisse zu reden. Verdrängen funktioniert auf Dauer nicht, irgendwann kommt alles an die Oberfläche. Richtig spannend wird das Buch dadurch aber leider nicht, gemächlich plätschert es so vor sich hin und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich nach langer Ehe in neuer Umgebung ein neues Leben aufbaut. Die fehlende Lebenserfahrung wird ihr dabei zum Verhängnis.