• Was die Qualität vieler Filme angeht läuft Asien dem verschnarchten westlichen Hollywood immer wieder den Rang ab! Auf unnachahmliche Weise verstehen es diese Filmemacher die Qualitäten der großen Filme der Vergangenheit - auch die Hollywoods - mit den Mitteln der Moderne zu verbinden und etwas Großes zu schaffen, was in der Tradition großer Filme ebenso wurzelt wie in der Moderne.


    "Warlords" ist so ein Film!


    Der General hat seine ganze Armee verloren, nur er ist am Leben geblieben, weil er sich, so gesteht er unter Tränen einer vollkommen Fremden, die ihn gesund gepflegt hat, tot gestellt hat.


    Er schließt sich einer Gangsterbande an, die sich mit Überfällen mehr schlecht als recht über Wasser hält. Um dem Hungertod endgültig zu entkommen überredet der General die Anführer der Gang - inzwischen seine Blutsbrüder - sich der Armee anzuschließen. Dort wird man verpflegt und bezahlt. Unter der rücksichtslosen Führung des Generals erkämpft sich die Truppe so manchen schweren Sieg, doch je erfolgreicher sie sind desto mehr entzweien sich die drei Brüder - darüber hinaus unterschätzen sie alle die Politiker, welche im Hintergrund die Fäden ziehen und sie verkennen total, das jeder von ihnen an einem solchen Faden hängt. Es ist jedoch der Bruderzwist, den die unausweichliche Katastrophe heraufbeschwört.


    Asien - das geheimnisvolle, exotische und fremde Asien -ist, zumindest was seine Filme angeht, gar nicht so fremd. Zwei große Wildwestfilme –„Die glorreichen Sieben“ aus Amerika und „Für eine Handvoll Dollar“ aus Italien - sind Remakes japanischer Filme von Akira Kurosawa, welcher seinerseits Shakespeares „King Lear“ auf seine Art neu verfilmte.


    Viele der Hongkong-Gangsterfilme sind visuell und thematisch eng mit den amerikanischen Pendant verwand, und das nur teilweise durch direkte Beeinflussung, auch wenn natürlich ein reger Austausch durchaus stattfand - so nennt John Woo immer wieder Sam Peckinpah als großen Einfluss. Beide Seiten nahmen die Inspiration durch das jeweils "Fremde" gerne auf, ohne dadurch ihre Individualität einzubüßen - diese Einflüsse gingen nahtlos in die schon vorherrschende Filmtradition über, wurde von ihr absorbiert und daraus wurde oft - nicht immer, wie zahllose Martial-Arts-Gurken beweisen - etwas atemberaubend schönes und gewaltiges. Wie hier:


    Das Drehbuch könnte von Shakespeare sein, die Regie von David Lean....


    Allein gegenüber den Massen- und Schlachtscenen wirkt ein Film wie „Bravehart“ oder „Gladiator“ wie fürs Sandmännchen produziert – sie wirken außerdem plump, effekthascherisch und einfallslos – sind sie es vielleicht sogar?


    Auch schauspielerisch muss sich Jet Li keinesfalls hinter Gibson und Crowe verstecken. Er ist nicht einfach ein Martial-Arts-Schlagetot, er ist ein Schauspieler, der eben auch die Kampfkunst meisterhaft beherrscht. Andy Lau und Takeshi Kaneshiro sind nicht einfach nur Teil eines Starvehikels – sie sind die Stars, ebenso wie Jet Li.


    Sorgfältig auch auf kleine, scheinbar unbedeutende, Details achten und dennoch offen für wirkungsvolle künstlerische Freiheiten drehte Peter Ho-Sun Chan eine epischen Historienfilm der den direkten Vergleich mit Werken wie „Ben Hur“ oder „Quo vadis?“ nicht zu scheuen braucht – spätere Filme des gleichen Genres müssen gar nicht erst antreten!


    Um diesen Film allerdings wirklich genießen zu können braucht man einen großen Fernseher!

  • Vielen dank für die Rezi. :wave


    Die DVD "The Warlords" hatte ich mir auch gekauft (aber bisher noch nicht geschaut ... wird bald nachgeholt), nachdem ich voriges Jahr "Red Cliff" von John Woo gesehen hatte, auch so ein Monumental-Epos.



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  • Bei mir steht "Red Cliff" noch ungesehen - ich bin echt gespannt.
    Insgesammt finde ich das asiatische Kino augenblicklich viel interessanter als die Amifilme.